(www.plastic-bomb.de)
Die neue Bombe beginnt mit einem langen, nachdenklichen und selbstkritischen Vorwort von Micha, der auf die neue Situation durch den Weggang von Swen Bock eingeht, Helge berichtet vom Fanziner-Treffen in Wermelskirchen, die engagierte Ronja liefert eine Art Blick hinter die Kulissen, fordert etwas selbstherrlich konstruktive Kritik am Zine ein und hat keinen Bock auf „die Grauzone“, hört aber trotzdem Republikaner ALICE COOPER und Häktor freut sich über den Aufstieg St. Paulis. Interviewt werden LEATHERFACE (gut und interessant), THE CAPACES aus Barcelona (mit einigen Fragen zur Szene Barcelonas, ebenfalls interessant), die Dänen von NIGHT FEVER, TEXAS TERRI BOMB (lang und ausführlich), die polnischen EYE FOR AN EYE, die deutschen LIGHTS OUT (ebenfalls sehr ausführlich, klasse!), die Amis THE FREEZE, die eigenwilligen HERPES, GRUPPE 80 aus Bremen und die Fotografin Lucja Romanowska. Das letztere Interview fand im Rahmen der „Herstory of Punk“ statt und hat mit am meisten meine Aufmerksamkeit erregt, geht es doch um das interessante Straßenpunk-Bildband-Projekt und um Grundsätzliches zum Thema Fotografien von Menschen und den verantwortungsvollen Umgang damit. DIE SCHWARZEN SCHAFE berichten von ihrer Polen-Tour, Micha war auf einem „Konterbox“-Konzert von OIRO und DRAMAMINE und stellt die seiner Meinung nach fünf besten Live-Scheiben vor, wobei mir wieder seine metapherreiche, emotionale Wortwahl ausgezeichnet gefällt, und „Anders leben“ heißt diesmal „Anders lesen“ und wird von Helge genutzt, um Informationsquellen zum Nationalsozialismus vorzustellen. Überaus gelungen sind diesmal auch Bastis „Geschichten aus der Gruft“, die sich diesmal der katholischen Kirche annehmen und u. a. vom tief verwurzelten katholischen Antisemitismus handeln Weitere Höhepunkte sind wie üblich Vascos „Wunderbare Welt der Propaganda“ zum Thema Steuersenkungen und Chris Scholz’ sarkastische, bissige Kolumne. Latti schreibt einen interessanten Konzertbericht übers „Battle Of The South“-Festival inkl. Stellungnahme vom Veranstalter. Darüber hinaus finden sich natürlich auch in dieser Ausgabe die üblichen Rubriken wie Stanley Heads Ska-Ecke, Plattenverrissen, Klein- und Kontaktanzeigen, reichlich Neuigkeiten und Terminen etc. Meines Erachtens ist die „Bombe 1 nach Swen“ überraschend stark geworden, wenn auch sehr interviewlastig. Dafür ist die Bandauswahl aber sehr international ausgefallen und bekanntere und unbekanntere Namen halten sich die Waage. Insgesamt wirkt diese Ausgabe irgendwie mehr wie aus einem Guss und weniger fehlerbehaftet als zuletzt. In dieser Form ist mit dem Plastic Bomb weiterhin als feste Fanzine-Institution zu rechnen. Kommt wie immer mit „Pay-To-Play“-CD und kostet in Deutschland 3,50 EUR.
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