Der Cinema-Verlag machte mit seinen fragwürdigen „Sex im Kino“-Jahrbüchern noch eine ganze Weile weiter. Nach den Bänden über die Jahre 1983 und 1984 nun also das Jahr 1985. Viel geändert hat sich auf den ersten Blick nicht: 132-seitiger Softcover-Band, Inhaltsverzeichnis und Vorstellungen derjenigen Filme mit nach Einschätzung der Redaktion mindestens höherem Erotikanteil, die 1985 in die Kinos kommen sollten – bzw. vielleicht hätten kommen können. Die titelgebenden „Höhepunkte“ sind es mit Sicherheit nicht, vielmehr mutet das Buch erneut wie ein Gesamtüberblick an. Immerhin scheint man diesmal glücklicherweise auf die Vermengung pornographischer Filme mit Erotik-/Softsex-Filmen verzichtet zu haben und lässt den Hardcore-Bereich außen vor. Die Vorstellungen von Filmen wie „Baby Cat“, „Geschichte der O., 2. Teil“, „Gegen jede Chance“, „Eine Liebe von Swann“, „Loft“, „Ekstase“ oder auch „Splash – Jungfrau am Haken“ sind wie gewohnt jeweils ein bis sechs Seiten lang ausgefallen, wobei der Großteil aus Fotos von Filmszenen besteht. Diese heben meist den Erotikanteil der quer durch die Genres ausgewählten Filme hervor und sind somit nicht immer unbedingt repräsentativ, aber zumindest häufig hübsch anzusehen.

Bei den Texten handelt es sich überwiegend um reine Promotion, manchmal wird auch die Handlung weitestgehend oder gar komplett gespoilert, hin und wieder findet sich auch eine Filmkritik dazwischen. Ein durchgehendes textliches Konzept lässt sich nicht ausmachen. Teilweise schienen die deutschen Verleihtitel noch nicht festzustehen, sodass sie falsch wiedergegeben oder die Originaltitel genannt werden. Aus Jess Francos Katja-Bienert-Heuler „Diamonds of Kilimandjaro“ wird hier beispielsweise „Liane – frei geboren“. Manche Filme, wie z.B. „Questo e quello“ von Sergio Corbucci mit Désirée Nosbusch, haben es hingegen leider nie nach Deutschland geschafft. Bei „Flamingo Kid“ wusste man nicht, wer der Regisseur ist (Garry Marshall wär’s gewesen), bei „Fear City“ ist von „sexueller Notdurft“ die Rede, was ekliger klingt, als es gemeint gewesen sein dürfte, und in „Le voyage“ „schiffen sich Thomas und Véronique auf einer Autofähre ein“. Ich mag solche Stilblüten. Die „Geschichte der O“-Erstverfilmung datiert man auf Mitte der Sechziger (1975 wäre korrekt) und aus Rob Reiner wird Bob Reiner. Beim Satz „Nichts wünscht er sich sehnlicher, als seine Jugendfreundin Maria heiraten zu Luftwaffen-Colonel beispielsweise, der können, die gerade stolze 15 Jahre alt war, als er ins Feld ziehen mußte“ frage ich mich dann aber doch, wie heiß genau die Nadel eigentlich war, mit der dieser Sex-sells-Cash-in zusammengestrickt wurde.

Mit „La France interdite“ findet sich interessanterweise eine Art obskurer französischer Mondofilm mit Brigitte Lahaie im Buch. Ansonsten irritiert aber die unter dem Buchtitel zusammengefasste Filmauswahl, die bis hin zu harmlosen Fantasy- und Familienkomödien reicht. Somit wiederhole ich mein Fazit bereits zum zweiten Mal mit angepasster Jahreszahl: Als hübsches Bilderbuch goutierbar, als journalistisch-kritische Reflektion des Themas Sexualität im Kinojahr 1985 hingegen vollkommen ungeeignet.