Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger (page 9 of 28)

ATEMNOT – 20 JAHRE PUNK LP/CD

(www.pukemusic.de) / (www.sn-punx.de) / (www.atemnot89.de.vu)

Nachdem ich kürzlich sehr viel HC und Metal gehört hatte und mir mal wieder der Sinn nach einer richtig schönen sog. „Deutschpunk“-Scheibe mit Melodie und Härte stand, flatterte mir prompt die neue ATEMNOT ins Haus. Früher eher ein Garant für Realsatire gewesen, war das sehr durchwachsene Vorgänger-Album „Uhrwerk 2006“ das erste, was ich an Post-Reunion-Material zu hören bekam und mich mit seinen abstrusen Texten doch arg zweifeln ließ. Im Vergleich dazu ist dieses Album eine eindeutige Steigerung. Streng genommen besteht ATEMNOT nur noch aus Einhorn, seine Begleitband setzt sich aus den ESA-ZECKEN zusammen. Zusätzlich hat er ein paar Gastsänger wie Rio von NO EXIT, Uwe von DAILY TERRORISTEN und Agnes vom Taugenix-Zine versammelt, von denen in erster Linie Letztere in den zwei, drei Songs mit männlich/weiblichem Wechselgesang auffällt und den Stücken eine ganz eigene Note verleiht. Diese Stücke „Ein Feuer brennt in mir“ und (Achtung, jetzt kommt’s) „Tribut an Zaunpfahl“, sprich: „Liebe ist tot“ sind daher auch meine Lieblingsstücke der Scheibe. Hätte nicht gedacht, dass ich einen Song von ZAUNPFAHL mal so gut finden würde, aber hier passt alles. Eine weitere Coverversion findet sich von HASS, wofür man leider nicht auf Material des ersten Albums, sondern auf schwächeres von einer der nachfolgenden Veröffentlichungen zurückgriff. „Tommy“ hat Einhorn meines Wissens schon mit seiner anderen Band KALTE KRIEGER gespielt, guter Song. Bei den übrigen zehn Songs handelt es sich aber m. E. um neues, eigenes Material. Und das fiel recht abwechlungsreich aus: Mid-Tempo, Up-Tempo, balladesk, melancholisch, kämpferisch… In „Der kleine Eddi“ wird CSU-Kasper Stoiber verhöhnt, „Ritchies Gang“ bezieht sich auf den Kult-Film „Verlierer“ und wurde mit Original-Zitaten von Ralf Richter unterlegt (klasse, ich liebe gute Songs über gute Filme) und „Tiere sind Lebewesen“ setzt sich für vegetarische Ernährung ein. Etwas ab fällt das leider nur aus einer Aneinanderreihung von Parolen bestehende „Kein Fuß breit…“, textliche Totalausfälle konnte ich diesmal aber keine ausmachen. Insgesamt ein ausgewogenes, überraschend solides und druckvoll produziertes Album. Da habe ich in letzter Zeit deutlich Schlechteres gehört. Die Vinyl-Version ist übrigens auf 500 Stück limitiert, davon 100 in orange. Schade nur, dass ich mir die Infos selbst aus Fanzines und der Band-Website zusammenklauben musste, da man mir nur eine Vorab-Version im Pappschuber ohne jegliche nähere Angaben schickte. Das Cover ziert Einhorn mit schönem Poser-Iro und nachdenklichem Blick. Der scheint übrigens gut abgenommen zu haben. Vielleicht schafft man es ja auch, die Rechtschreibfehler in den Songtiteln bei der regulären Veröffentlichung zu korrigieren. 😉 13 Songs in 35 Minuten. 2-3. Günni

JOE COFFEE – WHEN THE FABRIC DON’T FIT THE FRAME CD

(www.iscreamrecords.com) / (www.joecoffee.net)

Paul Shearer von BEER TERROR (oder so) zeichnet sich für diese Band verantwortlich, die er im Jahre 2000 gründete, 2004 das (mir unbekannte) Debüt-Album „As Bright As the Stars We’re Under“ veröffentlichte und drei Jahre später auf eigene Faust diesen Nachfolger präsentierte, der nun mit neuem Artwork auf I SCREAM wiederveröffentlicht wurde. NYHC gibt’s hier nicht auf die Ohren, stattdessen eine wilde Mixtur aus Streetpunk/-rock, Schweinrock und sogar souligen bis poppigen Anklängen, stets vorgetragen von Bearers derbem Organ und mit ganz viel Street-Credibility. Klingt interessant? Ist es auch. Hat sowas schön abgefucktes und ist trotzdem eingängig und auf seine Art geradlinig. Die Texte wirken mitunter ziemlich bluesig und handeln vom Überlebenskampf in der Gesellschaft, vom Scheitern und Verzweifeln, aber auch von Sehnsucht, Liebe und Sex. Die Platte wurde mit ausreichend Wumms produziert und macht nicht nur durch ihr Abwechslungsreichtum Laune. Wer beispielsweise auf MIKE NESS’ Solo-Zeugs steht, oder auch auf BRUCE SPRINGSTEEN (sorry, bessere Vergleiche fallen mir grad nicht ein), sollte ruhig mal JOE COFFEE antesten! Gecovert wird auch, und zwar die SMALL FACES mit „Get Yourself Together“. Das Booklet enthält Songtexte und ein paar persönliche Wort zum Song „I Don’t Want This No More“, der von Drogenmissbrauch bzw. -abhängigkeit handelt. Elf Songs in 33 Minuten, Anspieltipp: „Don’t Call Her A ‚Bitch’“. 2. Günni

DIE KURT COBAINS – DER TODESFLUCH DES ZIGEUNERKÖNIGS CD

(www.myspace.com/nebula5enterprises)

Die Band mit mittlerweile in CLUB DEJÁ VU geändertem, bescheuertem Bandnamen versucht, in eine ähnliche Kerbe wie Bands wie SUPERNICHTS und Konsorten zu schlagen und hat musikalisch auf hörbar poppigere Vertreter des deutschsprachigen Punkrocks wie z.B. WOHLSTANDSKINDER oder SCHROTTGRENZE geschielt – so würd’ ich den mir vorliegenden Tonträger mal grob umreißen. Das Songmaterial hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und wurde jetzt in D.I.Y.-Manier produziert und auf die Menschheit losgelassen. Das wird dadurch deutlich, dass die Scheibe etwas unterproduziert klingt und ich zunächst dachte, es mit dem Demo einer Schülerband zu tun zu haben. Bei genauerem Hinhören musste ich diesen Eindruck aber revidieren, denn zumindest musikalisch haben die’s mit ihren Fähigkeiten an den Instrumenten und dem Vermögen, einige feine Melodien zu kreieren, durchaus drauf. Im Gegensatz dazu steht allerdings der gewöhnungsbedürftige Gesang, der spätesten immer dann, wenn der Sänger mit seinem pubertären Organ anfängt, in höheren Frequenzen vollkommen schief herumzujaulen, nahezu unerträglich wird. Textlich bewegt man sich zwischen witzig-schräg und bemüht lustig, zwischen genial und erschreckend infantil. Ziemlich durchwachsen also, das Ganze. Glatte 1 hingegen das fette, liebevoll im Schnipsellayout illustrierte Booklet mit, ich glaube, allen Texten. Satte 21 Songs + einen versteckten Bonustrack gibt’s hier in 50 Minuten zu hören und das ist mir bei aller Kurzweiligkeit der knackigen, kompakten Songs dann doch etwas zuviel des Guten. Kommt übrigens inkl. STAHLNETZ-Coverversion „Der Seemann und die Stewardess“, inkl. weiblichem Gesang. Anspieltipp: „Mein kleines Alkoholproblem“. 3-. Günni

LOS KRACHOS – GEGENWIND CD

(www.bandwormrecords.de)

Die Rostocker LOS KRACHOS liefern hier ein schönes, derbes Punkbrett in (fast ausschließlich) deutscher Sprache ab, kurzweilig, humorvoll und mit dem richtigen Gefühl für mitgrölkompatible Refrains und kleine, feine Melodien, die im Ohr bleiben. Erinnert mich an Bands wie z. B. AGENT KRÜGER, die in eine ähnliche Kerbe schlagen. Der kehlige Gesang haut einem Texte um die Ohren, die zu verstehen man kein abgeschlossenes Germanistik-Studium an einer Hamburger Schule benötigt und mal mehr, mal weniger geschliffen negative Auswüchse des kapitalistischen Systems, Deutschtümelei und die Zwänge der Gesellschaft anklagen und die eigenen Lebensentwürfe gegenüberstellen, was dann z. B. im nihilistischen Opener „Scheißegal… jetzt!!!“ mündet und mit „Nichts-Nutz“ eine astreine Hymne für den Punk-Nachwuchs hervorbrachte. Solch sehr direkten Texten stehen aber auch der eine oder andere nachdenklichere Song wie z. B. „10 Sekunden“ gegenüber. Bei „Treibjagd in Gotham City“ und „Undine (weine nicht um deine schönen Pferde)“ wird man dann Zeuge des schrägen Humors der KRACHOS und mit „…sagen alle“ hat man eine Art inoffiziellen Nachfolger zu FUCKIN’ FACES’ „Hey! Hey! Hey!“ geschaffen, haha. Die Platte geht gut nach vorn, rockt und, und das ist das wichtigste: Sie macht Laune! Die Texte sind im mit Fotos versehenen Booklet allesamt nachzulesen und Cover und die restliche Gestaltung des Digipaks sind hier mal richtig gelungen! 16 Songs in 43 Minuten. 2. Günni

JOHNNIE ROOK – RABATZ CD

(www.ruegencore-records.de) / (www.johnnierook.de)

Aus Berlin kommt die fünfköpfige Combo JOHNNIE ROOK, die seit 2003 existiert und mit diesem Output bereits ihr drittes Album veröffentlicht, wobei “Rabatz” das erste ist, das ich zu hören bekomme. Als allererstes fällt mir da der ungewöhnliche Frauengesang von Frontfrau Franziska auf, der man ihre Gesangsausbildung sofort anhört: Hier wird richtig gesungen statt gekeift, gerotzt und gegrölt, was für eine Punkband nun ja nicht unbedingt Usus ist. Fast ebenso außergewöhnlich ist die abwechslungsreiche Mucke, deren filigrane Gitarrenarbeit nicht selten dem melodischen Metal-Bereich entlehnt zu sein scheint und dadurch gut zum professionellen Gesang passt, wodurch sich eine häufig pathetische Symbiose ergibt, die man entweder mag oder eben nicht und die hin und wieder die Grenze zum Schwülstigen kratzt, insbesondere bei den Liebesliedern oder auch beim selbstverliebten „Ikarus beim Klassentreffen“. Welchen Bezug die Songtitel zu den Texten haben, kann man manchmal allenfalls erahnen, aber das gehört wohl zum „Anspruch“, den die Band sich selbst attestiert. Die Produktion jedenfalls ist überaus gelungen, die Melodien sind klasse, das Schlagzeugspiel superschnell und zum Abwechslungsreichtum tragen die satten Chöre ebenso zusätzlich bei wie die gelegentlichen Offbeat-Einlagen und der mehrsprachige (deutsch/englisch) bzw. Wechsel-Gesang (weiblich/männlich). Bei „Gegen den Horizont“ holte man sich übrigens Wick von den BAMBIX als Gastsängerin hinzu. Schade, dass ich zur Aufmachung rein gar nichts sagen kann, da man mir nur eine Vorab-CD ohne jegliches Artwork zuschickte… 13 Songs in 40 Minuten. 2-3. Günni

PROPAGANDA NETWORK – ANTIEVOLUTION CD

(www.nix-gut.de) / (www.propagandanetwork.de)

Das Propaganda-Netzwerk schlägt wieder zu und präsentiert seinen zweiten Streich in Form eines neuen Albums voll wütendem, engagierten Polit-Punk in deutscher Sprache, der mal mehr, mal weniger zum Nachdenken anregt und mal mehr, mal weniger verklausuliert oder sperrig ist, aber in jedem Falle abseits von Klischees und Parolen durchdachte und reflektierte, auch mal persönlich-emotionale Lyrik in musikalisch fitte, treibende HC-Punksongs presst, die mir unterm Strich etwas besser gefallen als auf dem Vorgänger. Musikalisch besitzt die Band Eigenständigkeit, Talent und Wiedererkennungswert, wozu nicht zuletzt die markante Stimme des Sängers beiträgt. Ein interessantes Album auf einem gewissen Niveau, mit dem sich eine nähere Auseinandersetzung lohnen kann, wenn man Zugang zu den Texten bzw. deren Stil findet. Dabei helfen können die Linernotes, mit denen ein Teil der im schicken Booklet abgedruckten Texte versehen wurde. Großer Pluspunkt ist übrigens das tolle, zum Album passende, stimmige Cover, kleiner Minuspunkt hingegen für die Rechtschreibfehler im Booklet. Mit ihrem zweiten Album konnten sich PROPAGANDA NETWORK musikalisch noch mal steigern und untermauern, dass sie in ihrer Nische unserer Subkultur zu den besseren, interessanteren Bands gehören. 14 Songs in knapp 40 Minuten, wobei aus mir unbekannten der letzte Song als versteckter Bonus an Song 13 gehängt wurde. 2 (Mucke) bis 3 (Texte). Günni

SPEICHELBROISS – WENN IHR ES SO WOLLT… CD

(www.nix-gut.de) / (www.speichelbroiss.de)

Die bayrischen SPEICHELBROISS (was auch immer der Bandname heißen mag) gibt es nun auch schon länger als ein Jahrzehnt, wobei sie mein Interesse nie so wirklich geweckt haben. Insofern ist dies auch das erste komplette Album der Band, das ich zu Gehör bekomme. Geboten wird 11x Metal-Punk mit rotzigem Gesang und größtenteils deutschen Texten, die sich mit den üblichen Themen auseinandersetzen – und das in deutlicher, direkter Sprache, allerdings auch ein paar recht gezwungenen Reimen. Solider Stoff ohne Überraschungen, textlich und musikalisch nicht ganz mein Ding. Wer deutsches Punkzeug mit Metal-Riffs mag, z.B. DRITTE WAHL oder DÖDELHAIE, oder auch die ZUSAMM-ROTTUNG zu „Widerstand“ Zeiten, soll ruhig mal reinhören. Gus Backus’ alter Indianerhäuptling-Song wurde übrigens umgetextet und mit „Out on the streets“ ist ein zumindest textlich klassischer Oi!-Unite-Song enthalten. Kommt mit zwar gut gezeichnetem, aber recht klischeebehaftetem Cover und einem Booklet mit allen Texten und vielen Fotos. Elf Songs + Intro in ca. 35 Minuten. 3-4. Günni

THE REVERED PEYTON’S BIG DAMN BAND – THE WHOLE FAM DAMNILY CD

(www.sideonedummy.com) / (www.bigdamnband.com)

Ein dicker, stämmiger Typ mit Vollbart, Hosenträgern und Akustik-Klampfe, (s)eine dicke Frau mit Waschbrett und ein Weiterer, der sich um die Percussions kümmert – richtig, hier geht es nicht um Punkrock, sondern um Südstaaten-Country-Blues, der bemüht authentisch inkl. Südstaaten-Akzent etc. daherkommt, sich das eine oder andere Augenzwinkern aber nicht verkneifen kann – was wohl der Grund dafür ist, dass wir diese Scheibe zugeschickt bekommen haben und die Band mit vielen Punkbands auftritt… Ein Schelm also, wer das Ganze für ein Projekt hält, das seinen Ursprung in „unserer“ Szene hat. Aus der minimalistischen Instrumentierung wird jedenfalls einiges herausgeholt und die Songs besitzen verdammt viel Energie, so dass die Scheibe jedem, der grundsätzlich mit solcher Mucke was anfangen kann, viel Spaß machen dürfte. Die Liebe zum Detail ist auf jeden Fall gegeben und zieht sich durch die Gestaltung des Albums angefangen beim matten Digipak mit gezeichnetem, die Bandmitglieder abbildendem Cover, den irgendwie auf alt getrimmten Fotos bis hin zu den simplen, aber aussagekräftigen Texten, die dann schon mal wie folgt klingen: „Wal-Mart killed the Country Store / They discriminate by race and age / Won’t pay nobody a living wage“ oder auch „I want to thank y’all for the food that you made us / But it don’t hold a candle to Mama’s fried potatoes“. Hat was! 13 Songs in 40 Minuten. Ohne Wertung. Günni

NO EXIT – IHR NICHT! CD

(www.volksmusike.de) / (www.no-exit.de)

Oh je, NO EXIT… Um die Berliner hatte ich bislang eigentlich immer einen Bogen gemacht, waren nie so mein Ding, und nun erwischt es mich eiskalt mit ihrer neuen Platte. Um es vorweg zu nehmen: Auch dieses Album ist nicht mein Ding. Das ist mir alles viel zu durchschnittlich, austauschbar, abgedroschen und wenig originell. Deutschsprachiger, moderner Punkrock mit ein paar kämpferischen Texte für die nächsten „Schlachtrufe“ und „Punkinvasion“-Teile und Persönlicherem, um nicht darauf reduziert zu werden und dem jugendlichen Bahnhofspunker ein wenig Romantik zu vermitteln. Richtig scheiße wird’s bei „8Cola 8Bier“, als ob man „A.C.A.B.“ nicht einfach aussprechen könnte… das riecht mir alles zu sehr nach Berufsrevoluzzer, der es sich in seinem Image bequem gemacht hat. Für Hörer von ZAUNPFAHL und ähnlich gruseligen Bands vielleicht die Offenbarung, ich persönliche greife zu anderem Material, wenn ich guten deutschsprachigen Punk hören will. Negativ ins Gewicht fallen auch die viel zu basslastige Produktion, bei der der Viersaiter alles gnadenlos übertönt, das schaurige Cover mit möchtegerncool posierendem Sänger und weitere Schönheitsfehler wie eine falsch abgedruckte Trackreihenfolge. Und eines noch: Im Song „Argentina“ alle Spieler der argentinischen Fußballnationalmannschaft von 1978 aufzuzählen, die seinerzeit den WM-Titel holte, interessiert hier keine Sau, ist doch der großartige Sieg der deutschen Elf gegen Argentinien im WM-Finale 1990 unvergessen, als sogar ein Maradonna gegen einen Guido Buchwald noch kleiner wurde, als er ohnehin schon ist. 85. Minute, 1:0 Brehme, Weltmeister! Ganz zu schweigen vom Sieg im Viertelfinale 2006… aber ich schweife ab. Also, NO EXIT sind nichts für mich und daran hat auch dieses Album nichts geändert. Objektiv betrachtet ist es für einen Verriss dann aber eben doch nicht schlecht genug, weshalb ich mal „3-4“ sage… Kommt im Digipak, im Booklet gibt’s die Texte nachzulesen und Fotos zu begucken und insgesamt sind’s zwölf Songs in 40 Minuten. Günni

KOMMANDO KAP HOORN – DIE ZUKUNFT DER TIEFE CD

(www.impact-records.com) / (www.myspace.com/kommandokaphoorn)

Das KOMMANDO KAP HOORN stammt nicht etwa aus Südamerika, sondern aus Bremen und setzt sich aus Überbleibseln der Band FREE RANGE TIMEBOMB und neuen Leuten zusammen. Die Wahl des Bandnamens dürfte also weniger geographischen Ursprungs als mehr assoziativer Natur sein: Aus den deutschen Texten wird deutlich, dass man sich in dieser Gesellschaft mitunter fühlt wie an der berüchtigten Südspitze Amerikas, an dem „selbst der Teufel erfrieren“ würde, wie Charles Darwin einst konstatierte. Auf treibendem, leicht metallischem HC-Punk liegen von Hoffnungslosigkeit, Desillusion und Wut geprägte Texte, die mit „Der seltsame Baum“ etwas hippiesk starten, sich aber schnell zwischen direkten HC-Knallern und nachdenklicher, metaphorischerer Lyrik einpendeln und für Abwechslungsreichtum und Parolenfreiheit sorgen. Musik, Texte und die knackige Produktion erinnern mich noch am ehesten an DRITTE WAHL, um wenigstens mal grob die Richtung anhand eines Vergleichs vorzugeben. Im Zweifelsfall entscheidet sich die Band eher für Geradlinigkeit und Dynamik denn für filigrane Melodie, trotzdem hat es der eine oder andere Ohrwurm aufs Album geschafft. Als Beispiele seien „Asozial“ und vor allem „Raubtier Mensch“ genannt. Die CHAOS-Z-Coverversion „Alles grau“ fügt sich ebenso wie die kunstvolle, düstere Gestaltung des Booklets perfekt in das Gesamtkonzept dieses Debütalbums ein, das einen rundum positiven Eindruck hinterlässt, mit dem letzten Song „Euer Leben lang“ allerdings zumindest musikalisch einen Stilbruch begeht und sanfte Klavierklänge zu verzerrtem Sprechgesang, bedeutungsschwangere misanthropische Phrasen vortragend, ertönen lässt. Abzüge in der B-Note gibt es lediglich für die Rechtschreibfehler bei den abgedruckten Texten. Eine Vinyl-Version soll übrigens folgen! 13 Songs in 38 Minuten. 2. Günni

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