Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger (page 14 of 28)

OIRO – VERGANGENHEITSSCHLAUCH CD

(www.flight13.com)

OIRO haben schon einige Platten veröffentlicht, diese ist allerdings die erste, die ich zu hören bekomme. Mir bisher nur von belanglosen Sampler-Beiträgen bekannt, ist mir diese Band eigentlich nur aufgrund des beschissenen Namens im Gedächtnis geblieben. Ich kann mit dieser Art von Musik, diesem Theatralischem bis Schleppendem, Monotonem, besonders durch den nervenden, besserwisserisch-studentisch klingenden Gesang bedingt, einfach nichts anfangen – auch wenn ich anerkennen muss, dass es dann doch ein, zwei Songs mit netten Melodien aufs Album geschafft haben. Genauso wenig mag ich diese Art, Texte zu schreiben, bei der nicht selten scheinbar zusammenhanglose Phrasen aneinandergereiht werden, man als Hörer aber spürt, wie die Band einem weiszumachen versucht, das sei alles enorm bedeutungsschwanger. Keine Ahnung, vielleicht würde es ja sogar Spaß machen, sich intensiver damit auseinanderzusetzen, wenn… ja, wenn es irgendetwas gebe, was Interesse für die Band wecken würde. Leider finde ich nichts. Ich schließe daher mit einem Zitat aus „Regenbogen, rot fehlt!“: „Was wollt ihr eigentlich sagen? Wem wollt ihr was eigentlich sagen?“ Das auf mattem Papier gedruckte Booklet enthält alle Texte in einer fürchterlichen Handschrift, Bilder der Band sucht (?) man vergeblich. 14 Songs in 37 Minuten. Anspieltipp: Alles und nichts. 4-. Günni

DIE SIFFER – VIEL NICHTS UM LÄRM CD

(www.nix-gut.de) / (www.diesiffer.de)

Unlustiger, ärgerlicher Fun-Punk mit obligatorischen Bläsereinsätzen und Gute-Laune-Melodien. Ist zwar fett produziert und kommt in sehr schöner Aufmachung mit Klapp-Digipak und professionell gestaltetem, dickem Booklet mit allen Texten und vielen Bildern daher, geht mir aber total auf den Sack. Könnten gut mit den wiedervereinten HBW auf Tour gehen. 16 Songs in 45 Minuten. 5. Günni

MR. BLUE – FREE BORN MAN CD

(www.sunnybastards.de)

Keinen Punk, sondern erdigen, dreckigen Country mit Bluesrock-Einlagen kredenzen uns hier MR. BLUE, die mir schon auf dem genialen „A Street Tribute To Bud Spencer & Terence Hill“-Sampler positiv auffielen. Hier nun also ein Longplayer, der vermutlich (bei vielen Songs weiß ich es einfach nicht) aus Coverversionen besteht, allerdings nicht irgendwelcher Punk- oder Pop-Songs, die in Country-Gewand gekleidet wurden, sondern bekanntere und weniger bekannte Klassiker traditioneller US-amerikanischer Musik aus den Bereichen Country (is klar), Rhythm & Blues und Rock’n’Roll von Johnny Cash, Charlie Walker, Elvis Presley, John Denver etc. Find ich nicht schlecht, macht live in einer verrauchten Kneipe aber bestimmt noch mehr Spaß als auf CD. Wer gut auf sowas kann, wird hier möglicherweise eine hochinteressante Platte für dich entdecken. Allerdings klingen die Höhen dann und wann produktionsbedingt etwas dünn. Das fette Booklet enthält viele Fotos, aber leider keine Hinweise auf die Ursprünge der Songs. 18 Songs in 50 Minuten. Einer Wertung enthalte ich mich mal, da etwas zu „exotisch“. 😉 Günni

SNIFFING GLUE – WE ARE… SNIFFING GLUE …FUCK YOU! CD

(www.risingriotrecords.com) / (www.myspace.com/sniffinggluepunk)

Geil! Englischsprachiger Oldschool-Hardcore-Punk in 2008, der von Sound, Texten, Attitüde und Aufmachung her aber genau so vor über einem Vierteljahrhundert in den USA hätte stattfinden können – zumindest fast, denn hier geht’s noch etwas heftiger zur Sache. Die ganze Platte ist überdeutlich von wüstem 80er-Ami-HC-Geprügel inspiriert, die Songs strotzen vor Energie und kommen glaubwürdig rüber. Der Sänger macht seine Sache sehr gut und dreht am Rad. Die Texte sind naturgemäß herrlich angepisst und gegen alles mögliche, so soll es sein. Können alle im Booklet im Schnipsellayout nachgelesen werden. Die CD enthält übrigens zusätzlich die „Suburban Suicide, Suburban Violence“-EP inkl. des CURE-Covers (!) „Lovesong“ (sehr gute Wahl). Spitzenscheibe, ich bin begeistert! 18 Songs in 32 Minuten – noch Fragen? Anspieltipp: „Pig Fight“. 2+. Günni

SLICK’S KITCHEN – HALF EVIL – HALF ALBUM Mini-CD

(www.redlionmusic.com) / (www.slickskitchen.com)

Schweinerock’n’roll mit Ausflügen in 08/15-Pop-Rock aus deutschen Landen, in englischer Sprache. Perfekt produziert und alles, aber irgendwie… gibt mir das nicht allzu viel. Nach sechs Songs und 18 Minuten war dann auch schon wieder alles vorbei und außer dem nervigen Ohrwurm vom Ende ist nichts hängen geblieben. Zu Glatt. 4. Günni

DIE BOCKWURSCHTBUDE – FÜR EINE HANDVOLL BOCKWURSCHT CD

(www.nix-gut.de) / (www.bockwurschtbude.de)

Diese Berliner Band, die offensichtlich keine Ahnung von guten Bandnamen hat, liefert hier eine Scheibe mit 18 feinen deutschsprachigen Songs ab; schön basslastig produziert mit deutlich in den Vordergrund gemischtem, sehr angenehmem Gesang, der die größtenteils unpeinlichen, teils ironischen/humorvollen, teils sehr direkten, kritischen Texte über Pennerpunks und weitere „Szeneinterna“, Mädels, Depriphasen und gesellschaftliche Missstände bzw. den Umgang mit selbigen darbietet. Wow, was für Satz. 😀 Die unaufdringlichen, aber stets vorhandenen Melodien kommen gut, eine gewisse wütende Grundstimmung herrscht vor und der eine oder andere Chor unterstützt die kraftvollen Refrains. Gefällt mir überraschend gut. Das Cover ist allerdings ziemlich langweilig bis hässlich. Apropos Cover, enthalten ist mit „Blackriding Underground“ eine gelungene Coverversion von FLUCHTWEG, an die mich die Band auch bisweilen erinnert. Kommt im Digipak mit Booklet mit allen Texten und kurzweiligen Linernotes. Immerhin ist man so ehrlich, zuzugeben, dass ein Song wie „Der Schnorrerpark bei Leipzig“ nur so heißt, weil er sich auf „gegenseitig“ reimt, haha. 17 Songs + Intro + verstecktem Bonustrack in 50 Minuten, Anspieltipp: „Der Schnorrerpark bei Leipzig“. 2. Günni

MIDDLE CLASS FANTASIES – F§%K DICH SELBST CD

(www.weirdsystem.de)

Die MIDDLE CLASS FANTASIES waren Anfang der 80er neben den BÖHSEN ONKELZ die Aushängeschilder der Frankfurter Punkszene – und zugleich ihre einzigen nennenswerten Erzeugnisse. Die wenigen Songs, die sie veröffentlichten, waren mit ihrer textlichen Raffinesse und Radikalität und der dazu passenden musikalischen Umsetzung allerdings von hervorragender Qualität und landeten zum Teil auf den richtigen Samplern, weshalb sie bis heute (hoffentlich) noch vielen ein Begriff sind. „Helden“, „Party in der Gaskammer“, „Publikum“ usw. waren und sind provokante Kultsongs, die tatsächlich noch richtig aneckten und denen sogar eine „Veredelung“ durch die BPjS zuteil wurde, indem diese die Zensur des erstgenannten Stückes veranlasste (welches in dieser Version als bizarr anmutender Bonustrack enthalten ist). Nun wagte sich das Hamburger Weird-System-Label daran, das Gesamtwerk in Form dieser CD neu zu veröffentlichen. Enthalten sind die Stücke vom „Soundtracks zum Untergang“-Sampler, der „Tradition“-EP und der unter dem Namen „Killerpralinen“ veröffentlichten EP, welche experimenteller ausfiel und im direkten Vergleich etwas abfällt. Als besondere Überraschung wartet diese Kompilation zusätzlich mit fünf bisher unveröffentlichten seinerzeit von der Band gespielten Songs auf, die zusammen mit Leuten von (Rubber-)Slime neu eingespielt wurden. Als ich davon hörte, war ich zugegebenermaßen sehr skeptisch und befürchtete das Schlimmste – doch weit gefehlt: Christoph Schnees Stimme klingt noch immer Klasse und die neuen Songs besitzen zwar keinen Kultstatus wie das alte Material, brauchen sich aber nicht hinter ihm zu verstecken. Insbesondere „Zeitung“ ist ein Knaller und versetzt mich in Verzückung. Ich hätte nicht geglaubt, irgendwann noch mal „neues“ MCF-Material zu hören zu bekommen, schon gar nicht in dieser überzeugenden Qualität. Das Booklet kommt mit einer ausführlichen Band-Geschichte mit zahlreichen Hintergrundinfos, die allerdings von einem Schweizer geschrieben worden zu sein scheint – sie enthält kein einziges „ß“!? Ansonsten liest sie sich aber sehr gut. Details wie die Tatsache, dass Sänger Christoph jahrelang für die ONKELZ als Grafiker tätig war, scheint man mir aber absichtlich unerwähnt gelassen zu haben. Was der Seitenhieb in Richtung „Loud, Proud & Punk“-Records sollte, die im Rahmen der genialen Raritäten-Kompilation „Die Deutschen kommen zurück“ seinerzeit schon die „Killerpralinen“-EP wiederveröffentlichten, hier aber als „Ratten von der Bootleg-Front“, die das ohne Absprache mit der Band gemacht hätten, verunglimpft werden, erschließt sich mir nicht ganz. Ist da jemand neidisch, weil er nicht der Erste war? Darüber hinaus wurden alle Texte abgedruckt und die Profile vieler ehemaliger Frankfurter Subkulturangehöriger veröffentlicht, die dem „Prominenz“-Fanzine von 1981 entnommen wurden. Sehr geile Zeitdokumente, die den Ruf der damaligen Frankfurter Szene als Spontihassende Prolls unterstreichen und die Ausnahmestellung, die MCF dabei einnahmen, verdeutlichen. Aber wer zur Hölle hat sich eigentlich den Scheiß ausgedacht, die CD kopierzuschützen, so dass sie angeblich nicht im PC abspielbar wäre, dort bei mir aber wunderbar läuft und lediglich in meinem normalen CD-Player den Dienst versagt?! Weiß man bei Weird System nicht, dass a) jeder Kopierschutz heutzutage leicht zu knacken ist, b) Filesharer erwiesenermaßen mehr Originaltonträger kaufen als andere und c) ’nem Kumpel oder seiner Liebsten ’ne CD aufzunehmen kein Verbrechen ist? 0% Punkrock, das gibt Abzüge in der B-Note. JETZT ABER ALLE: „HELDEN! In blutigen Uniformen. HELDEN! Zum töten bereeeeeit!“ Ohne Wertung. Günni

MONSTERS OF LIEDERMACHING – SITZPOGO CD

(www.monstersofliedermaching.de)

Liedermacher. Aber nicht so Reinhard-Mey-mäßig, auch nicht wie Degenhardt, mehr Richtung Kabarett… oder auch Quatsch-Comey-Club. Komplett live vor Publikum aufgenommen, bemühen sich die sechs „Monsters“ um Humor mit etwas Provokation und ’ner Prise Gesellschaftskritik und schrammeln sich auf ihren Klampfen einen ab – leider ohne wirklich meinen Humor zu treffen, sorry. Fans des Genres werden aber wissen, was sie an den MOL haben. Ich kann auch nicht behaupten, dass das alles schrecklich unsympathisch rüberkäme. Trotzdem hab ich mich durch die 22 Songs in 77 Minuten Spielzeit mehr gequält, als dass ich sie genossen hätte. Puh… Das Booklet enthält ’ne Menge Fotos, persönliche Worte etc. Ohne Wertung. Günni

SKELETON DANCE CLUB – WELCOME TO HELL CD

(www.skeletondanceclub.de) / (www.katakomben-rekordz.de)

Nanu, was’ das denn? Oldschool-Metal mit Thrash- und Punk-Anleihen und Klischeetexten über Tod & Teufel. Hab’ leider kaum Infos, handelt sich aber um eine deutsche Nachwuchsband. Die vorliegende CD hat jedenfalls eher Demo-Charakter, obwohl die Aufnahme sehr gut ist. Sieht halt sehr semi-professionell aus und kommt ohne Booklet o.ä. daher. Wer auf 80er-Metal steht, kann ja mal auf der Homepage der Jungs probehören. Mir ist’s insgesamt zu glatt und der Gesang ist mir zu clean. Das RAMONES-Cover „Pet Cemetary“ kommt aber ganz gut. 13 Songs in 52 Minuten. Ohne Wertung, da genrefremd. Günni

CHIP HANNA & THE BERLIN THREE – OLD SOUTH JAMBOREE LP/CD

(www.peoplelikeyourecords.com) / (www.chiphanna.com)

CHIP HANNA, seines Zeichens Drummer der US BOMBS und der ONE MAN ARMY, kam mal wieder nach Berlin, um mit den BERLIN THREE ein Country-Album mit Rockabilly- und leichter Punk-Kante einzuspielen bzw. einzusingen. Im Country und Bluegrass liegen nämlich seine musikalischen Wurzeln, da bereits seine Mami in Country-Clubs und im Lokalradio sang. Herausgekommen ist dabei eine tolle Platte, die, wenn ich das richtig sehe, ausschließlich Eigenkompositionen enthält. Diese sind mal flotter und rockiger, mal getragener und melancholischer, aber immer auf verdammt hohem Niveau. Da haben sich nicht ein paar Punks und Psychos durch etwas Country gerumpelt, weil es gerade angesagt wäre; nein, da waren Leute am Werk, die diese Musik seit Jahren oder Jahrzehnten im Herzen tragen und deren Leidenschaft in jedem einzelnen Song zu vernehmen ist. Wer auf diese Art Musik kann, wird hier gewiss nicht enttäuscht werden. Zu Aufmachung oder Texten kann ich aber nix sagen, da mir nur eine Vorab-Version im Pappschuber vorliegt. Insofern weiß ich auch nicht wirklich, was ich von einem Song wie „Jesus Ain’t Gone“ halten soll. Die LP kommt übrigens in fettem 180g-Vinyl. 14 Songs in 37 Minuten, Anspieltipp: „The Chosen One“. 2. Günni

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