Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger (page 13 of 28)

NI JU SAN – BESSER ALS SCHLECHT (LIVE IN REMSCHEID) CD

(www.nix-gut.de) / (www.nijusan.de)

Nach fünf Alben entschloss sich die Band aus dem Rheinland, ein Live-Album aufzunehmen, das von der Aufnahmequalität her nicht verkehrt ist, die Kapazität einer CD voll ausnutzt und mit seinen Live-Fotos und Grußworten im Booklet grundsätzlich eine runde Sache ist bzw. wäre – wäre da nämlich nicht die Musik, die sich größtenteils im schwülstigen, Bravo-kompatiblen Pop-Punk-Bereich bewegt, über die sich gewiss so manches pubertierendes Mädchen freut, bei mir aber eher Brechreiz verursacht. Erträglich wird’s jeweils nur dann, wenn die Band sich in metallerische, aggressivere Gefilde wagt, die aber ganz klar die zweite Geige auf dieser Scheibe spielen. Nee, der Mucke fehlen eindeutig die Eier. 5. Günni

TISCHLEREI LISCHITZKI – KOMMUNIKATION IST… CD

(www.tischlereilischitzki.de)

…DER ERSTE SCHRITT ZUM ABBAU DER EIGENEN PERSÖNLICHKEIT, so heißt das mittlerweile dritte Album nämlich mit ganzem Namen. Liebe Tischler, ihr mögt ja sicherlich ganz feine Kerle sein, wirklich eigenständige, klischeefreie Musik mit deutschen Texten machen, die zurecht ihre Anhänger hat, und und und… aber mir schlafen bei euer Mucke, ob nun live oder aus der Konserve, die Füße ein und ich verfalle in einen seltsamen Zustand der Lethargie bis zur totalen Ausdrucks- und Bewegungsunfähigkeit, weil sie mich langweilt, kalt lässt und runterzieht. Und tritt ein Song dann wirklich mal etwas Arsch, wie beispielsweise „Punk Rock Spirit“, wird er unmittelbar von den folgenden monotonen oder vertrackten Songs niedergebügelt und negiert. Sorry. Wer die Tischlerei schon immer mochte, wird auch dieses Album mögen, ich persönlich kann damit einfach nichts anfangen und warte weiter auf ein Gesellenstück. 16 Songs in 50 Minuten. Günni

FLIEHENDE STÜRME – LUNAIRE …SPIELT MIT DEM LICHT LP/CD

(www.nix-gut.de) / (www.fliehendestuerme.de)

Das ist tatsächlich schon das siebte Album der Gruft-Punks? Hut ab vor soviel Beständigkeit und Ausdauer. Allerdings verwundert mich etwas, dass man für die CD-Version ausgerechnet bei „Nix Gut“ gelandet ist – da hätte es doch sicherlich Labels mit einem qualitativ hochwertigerem und damit besser zur Band passendem Backkatalog gegeben, oder? Wie dem auch sei, der Sound der STÜRME hat sich über die Jahre hinweg von Düsterpunk á la CHAOS Z hin zu angepunktem Gothic Rock/Dark Wave entwickelt, der nun wirklich nicht zu meinen favorisierten Musikrichtungen zählt, mir bei den STÜRMEN aber mal mehr, mal weniger gefällt. Dieses Album läuft mir jedenfalls besser rein als die Split mit SUBSTANCE OF DREAM und sollte jeden Freund gotischer Düsterklänge zufrieden stellen. Die Texte bestehen größtenteils aus malerisch aneinander gereihten melancholischen, traurigen, depressiven und schwermütigen Zeilen, punkig-direkt wird’s nur bei „Bakterien“ („Die Uniform sieht nach Bulle aus / auf dem Weg zur Arbeit / eine Nazi-Sau (…) Bakterien und Gestalten / sie sind überall“). Mein Favorit ist „…mehr als mich“, ein herrlich trauriger Song über das Abschließen mit einem ungeliebten Lebensabschnitt mit einer ergreifenden Melodie. Alles in allem haben die FLIEHENDEN STÜRME mit „Lunaire…“ eine atmosphärisch dichte Platte geschaffen, den passenden Soundtrack zur nächsten Selbstmordparty. Viel Mühe gab man sich auch bei der Gestaltung des dicken Booklets, das alle Texte (und spanische Übersetzungen) enthält, wovon jeder einzeln mit anderen stimmigen Farben und Bildern untermalt wurde. Die LP kommt vom Major Label. Zehn Songs in 44 Minuten. Ohne Wertung. Günni

ENTWAFFNUNG – LIFE IS A KILLER CD

(www.toxxrecords.ch) / (www.entwaffnung.ch)

HC-/Streetpunk-Band aus der Schweiz mit ihrem zweiten Longplayer, von der ich zuvor ehrlich gesagt noch nichts gehört hatte. Gehört aber sicherlich zu den besseren Schweizer Gruppen – flotte, ehrliche Mucke mit angepisstem Rotzgesang, Wiedererkennungswert und genug Melodie für ein abwechslungsreiches Hörvergnügen. Lyrisch halten sich die englische und deutsche Sprache in etwa die Waage. Es dreht sich, wen wundert’s, natürlich in erster Linie um die Wut auf gesellschaftliche wie menschliche Versäumnisse; peinliche Aussetzer konnte ich keine ausmachen. Kann im Booklet nachgeprüft werden. Leider ist das Cover potthässlich. Solide und kurzweilig! Elf Songs in 23 Minuten, Anspieltipp: „Bitte was“. 3. Günni

AMEN 81 / BUBONIX Split-EP

(www.matularecords.de) / (www.amen81.de) / (www.bubonix.com)

Je zwei mal HC-Punk aus deutschen Landen gibt’s hier auf die Löffel. Die Franken von AMEN 81 gingen mir mit ihrem elitären Gehabe und ihrer Nähe zu „antideutschem“ Abfall schon immer auf den Sack. Weder Attitüde noch Texte sprechen mich großartig an. Doch, halt, was ist das denn? Beweist man im Song „Paraphrasen“ etwa Humor, indem man klassische HC-Floskeln wie „Injustice System“ oder „We Gotta Know“ aufs Korn nimmt? Ich konnte mir zumindest ein Schmunzeln nicht verkneifen – auch wenn die Grundaussage vermutlich darin besteht, dass Bands wie SICK OF IT ALL oder die CRO-MAGS nur hohle Phrasen von sich geben, während AMEN 81 den HC neu erfinden. Ja nee, is klar. Trotzdem: Dieser Song hat was. Die BUBONIX aus Limburg machen ganz gut Krach, allerdings kann ich mit den Texten (englisch und deutsch) nichts anfangen. „Horizontale Stagnation“, „totally confused im Kurzurlaub“ und so’n Zeug. Nicht unerwähnt bleiben soll aber das coole Cover der A81-Seite mit ’nem pixeligen Gumba aus „Super Mario Bros.“. Sowas find’ ich ja geil. Ohne Wertung. Günni

CALAMITIEZ – URBAN LEGENDS CD

(www.crazyloverecords.de) (www.myspace.com/calamitiez)

Die CALAMITIEZ kommen aus Spanien, spielen flotten, punkigen Psychobilly mit englischen Texten, sehen aus wie aus der Addams Family und haben gerade ihr zweites Album veröffentlicht, das mir nun vorliegt und meinen Gehörgängen schmeichelt. Das Album macht genauso viel Spaß, wie es das Comic-Cover suggeriert und läuft mir gut rein. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass zwei der vier Bandmitglieder weiblichen Geschlechts sind. Der Gesangs verbleibt allerdings bei Sänger David, der weder röchelt á la DAG noch wie ein Elvis-Imitator klingt und seine Sache ganz gut macht – ebenso wie der Rest der Band, die auch höheres Tempo gehen kann, ohne breiig zu klingen oder in Geschrammel zu verfallen. Textlich fährt man natürlich passend zum Outfit die Horrorschiene, wie im Booklet nachzulesen ist, das zusätzlich mit Fotos und vier „urbanen Legenden“ zum Nachlesen aufwartet. Ein Stück wurde übrigens in Landessprache eingesungen und der RAMONES’sche „Pet Semetary“ musste mal wieder für eine Coverversion herhalten. Ob die Produktion ganz bewusst eher Lo-fi gehalten wurde, weiß ich nicht, wirkt sich jedenfalls nicht störend auf mein Hörvergnügen aus. Solide Punkabilly-Platte zwar ohne Überraschungen oder Aha-Effekt, die aber einfach Spaß macht. 13 Songs in 46 Minuten, Anspieltipp: Eigentlich alles. 2-. Günni

ATTACK OF THE MAD AXEMAN – GRIND THE ENIMAL LP/CD

(www.flowerviolene.de) / (www.attackofthemadaxeman.de.vu)

Nachdem der von Michael Schenker, böser Bruder des mittlerweile softrockenden Skorpionen Rudolf Sch., im gleichnamigen Song besungene Mad Axeman den Wald zerstört hatte, taten sich ein Eichhörnchen, eine Schnecke, eine Biene und eine Schildkröte (bzw. Männer verkleidet als selbige) zusammen, um per heftigstem Grindcore auf die Probleme der Fauna aufmerksam zu machen und Grenzen zwischen den verschiedenen Tier- und Menschenrassen einzureißen, unabhängig der Anzahl ihrer Beine. Klingt nach totaler Freakshow? Ist es auch. Vier Kerle in selbstgenähten Tierkostümen blasen zur Zerstörung unserer Gehörgänge und grunzen und prügeln sich durch Songs wie „Herrchen gesucht“, „Elefantophobia („Der Elefant im Prozellanladen, Horrorvision für Spießer und die Bosse da oben“) und „The Philosophy of Rüdiger Nehberg“; teils englisch, teils deutsch, aber das hört man eh nicht raus (kann man aber nachlesen). Das Bandkonzept wird bis ins Detail beibehalten und manifestiert sich nicht zuletzt in Grüßen an Künstler wie ALVIN AND THE CHIPMONKS, die DÖDELHAIE und die KASTELRUTER SPATZEN, während CARNIVORE, MAD BUTCHER, PIG DESTROYER etc. ein herzliches „Fuck you“ abbekommen. Witzig, detailverliebt und extrem. Wenn du auf Grindcore kannst und ein Herz für Tiere hast, greif zu – was auch immer du sein magst… 18 Songs in ebenso wenig Minuten. Ohne Wertung. Günni

I WALK THE LINE – BLACK WAVE RISING LP/CD

(www.rookierecords.de) / (www.iwalktheline.org)

Englischsprachigen Punkrock mit synthesizerbedingt teils überdeutlichen New-/Dark-Wave-Einflüssen aus Helsinki, Finnland kredenzen uns hier die Kölner von Rookie Records. Der Bastard kann durchaus als gelungen bezeichnet werden: Der klare Gesang kommt kräftig, die Melodien können reichlich Wiedererkennungswert aufweisen und die Mucke tritt trotz Gruftie-Kante ordentlich Arsch. Klingt für mich nach ’ner Mischung aus CHURCH OF CONFIDENCE und SHOCK THERAPY, um mal andere Vergleiche als die im Labelinfo genannten „CLASH meets MURDER CITY DEVILS“ oder „SOCIAL DISTORTION trifft ROCKET FROM THE CRYPT“ zu bemühen. 😉 Mir gefällt’s im Großen und Ganzen ganz gut, auch wenn es für meinen Geschmack bei den Wave-lastigeren Songs gerne noch ’ne Ecke finnisch-melancholischer hätte ausfallen dürfen. So ist der eine oder andere Song dann doch näher am Pop als am Dark Wave. Dazu passt auch die Cover-Version „The Metro“ der 80er-Pop-/Wave-Gruppe BERLIN… Zur Aufmachung sag ich nix, da ich nur ’ne Promo im Pappschuber hab. Elf Songs in 44 Minuten, Anspieltipp: “Words Like Knives”. 3. Günni

KONDOR – ILLUSION & REALITÄT CD

(www.nix-gut.de) / (www.kondor-punk.at)

RAZZIA-Klon aus Österreich. Sorry, aber diese Platte erinnert mich sowohl von den düsteren, kritischen Texten als auch von der musikalischen Untermalung selbiger so dermaßen an die alten Aufnahmen der Hamburger HC-Punk-Veteranen, dass mir spontan keine bessere Bezeichnung einfällt. Den 80er-Sound haben sie auf jeden Fall sehr authentisch hinbekommen. Schlecht ist das nicht, besonders eigenständig aber auch nicht. Andererseits kann es einen als Band wesentlich härter treffen, als mit den großartigen RAZZIA-Frühwerken verglichen zu werden. Die Aufmachung mit farbigem, alle Texte + Linernotes enthaltenem Booklet kann sich ebenfalls sehen lassen. 15 Songs in 49 Minuten, Anspieltipp: „Blauer Rassismus“. Solide 3. Günni

BOTOX – ROSEN CD

(www.nix-gut.de) / (www.botox-online.de)

Debüt-Album dieser jungen sächsischen Band. Deutschsprachiger, rockiger, melodischer Punk mit ziemlich belanglosen Texten über Liebe und Leben, vorgetragen von einer allerdings gar nicht so üblen, rauen Stimme. Letztendlich ist mir das aber alles zu wischiwaschi. Dafür stimmt aber (von einigen üblen Rechtschreibfehlern im Booklet einmal abgesehen) die Aufmachung im Digipak mit fettem Booklet mit allen Texten. Bei „Des Pudels Kern“ darf sich übrigens Rio von NO EXIT als Gastsänger beteiligen. 14 Songs (einer davon „hidden“) + Intro in 37 Minuten Nettospielzeit, als Bonus noch ein Videoclip. Anspieltipp: „Nett“. 3-4. Günni

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