(www.true-rebel-records.com) / (www.smalltownriot.de)
Wie soll ich halbwegs objektiv über eine Platte schreiben, die von einer Band stammt, deren Wege ich seit ihrer Gründung begleite und auf der mir eine bewegende Hymne, schlicht “Günni” betitelt, gewidmet wurde? Ich versuche es einfach mal: Mit „Selftitled“ legt die aus Hamburg bzw. dem Hamburger Umland stammende Band ihren zweiten Longplayer vor, der sie abwechslungsreich wie eh und je, aber musikalisch weiter gereift und dadurch fast noch souveräner als zuletzt bereits auf der genialen „Skulls & Stripes“-EP und dem Kult-Split-Album „Let The Bombs Fall…“ präsentiert. In diesem Falle kann ich es tatsächlich nicht besser formulieren als der Beipackzettel, der die Songs als „irgendwo zwischen herzzerreißenden Melodien und dem Dreck von der Straße“ beschreibt. Der Sound des übrigens weitaus besser als der Erstling produzierten Albums lebt von seinem Variantenreichtum, ohne dabei das Wesentliche, nämlich ehrlichen Streetpunk mit reichlich Melodie, zu vernachlässigen. Ob nun das dreckige Intro, der pop-punkige Opener „Addicted To Authority“, der Punk’n’Roll-Dorfpunk-Hit „Working Class Family“, der HC-Kracher „No Unity“, inkl. von Bassist Rolf gebrüllter unmissverständlicher Ansage („Diese Modeopfer sollen sich wieder in ihr Studentenwohnheim verpissen!“), die bereits eingangs erwähnte melancholische Akustik-Ballade „Günni“ (einziger deutschsprachiger Song), das herrlich angepisste „Our Values (Once Again)“ oder der lupenreine Surf-Rock-Rausschmeißer „Elbstrand Rocker“ – hier reiht sich eine Perle an die andere und sie gewinnen von Durchlauf zu Durchlauf mehr an Glanz. Gesanglich ergänzen sich Lead-Gitarrist Norman und Drummer Timo ganz hervorragend, der mehrstimmige Gesang kommt besser denn je. Normans cleane Stimme, die auf dieser Platte sogar dann und wann in ungeahnte Höhen vordringt, ist ein klasse Gegenpol zu Timos kratzigem, aggressiverem Organ. Einige Songs, beispielsweise die der genialen „Lovesong Trilogy“, gehen ohne Pause ineinander über, was der Dichte des immerhin 17 Songs in nur 38 Minuten umfassenden Werkes gut tut. Musik wie Texte decken eine breite Palette an Emotionen ab: Aggression, Melancholie, Lebenslust und –frust, und das stets vollen Herzens – ganz gleich, ob es um zwischenmenschliche Beziehungen, Politik & Gesellschaft oder Spaß geht. Für ein Album, das es schafft, allem Abwechslungsreichtum zum Trotz ein so homogen wirkendes Gesamtwerk voller Spiellust und Seele abzugeben, kann es nur eine Wertung geben: ’Ne glatte 1! Die LP kommt in unschuldig-weißem Vinyl und mit bedruckter Innenhülle mit allen Texten und vielen Fotos und wurde auf 500 Exemplare limitiert. Zur CD im Digipak gibt’s ein fettes Booklet, in dem ebenfalls alle Texte nachzulesen sind, und ’nen witzigen Videoclip zu „Addicted To Authority“. Eine großartiges Platte! Günni