Günnis Reviews

Kategorie: Fanzines (page 2 of 4)

FEINDKONTAKT #3

(www.myspace.com/feindkontakt)

Dickes Zine? Nee, eher dickes Papier. Was andere für ihren Heftumschlag benutzen, findet bei Gung aus Plauen gleich fürs ganze Heft Verwendung. Das FEINDKONTAKT versteht sich als nichtpolitisches Skinhead-Fanzine und interviewt die Dessauer Ska-Combo HÖRINFARKT (die spielen tatsächlich ONKELZ-Lieder im Ska-Sound? Muss ich hören!) und die italienische HC-Band PAYBACK. Der Rest besteht neben Reviews und sowas aus vielen Kolumnen und Konzertberichten, wobei mir vieles wie nur kurz angerissen, dabei durchaus Potential offenbarend, aber leider nicht weiter ausgeführt vorkommt. Konzertberichten gegenüber bin ich zwar im Gegensatz zu anderen nicht grundsätzlich abgeneigt, aber der eine oder andere scheint hier doch eher Füllmaterial zu sein. Das Layout ist aufgeräumt und von vielen s/w-Bildern in guter Qualität durchsetzt, manchmal aber ziemlich platzverschwenderisch. Warum man sich einerseits gegen braune Idioten ausspricht, es sich aber nicht nehmen lässt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen und auf Olaf von den STAGE BOTTLES verbal einzudreschen, wird mir ebenso wenig klar wie der Sinn des abgedruckten Horoskops (?!) oder das Angeben von Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis, wenn diese gleichzeitig auf allen Seiten fehlen. Durchschnittliches Zine, würd’ ich mal sagen, das mich jetzt nicht so begeistert hat, wie fast alle anderen kleinen Zines aber allein schon durch seinen regionalen Bezug natürlich seine Existenzberechtigung hat – weshalb ich hoffe, dass meine Kritik konstruktiv aufgefasst wird und sich das Teil entwickelt! Für 2 Panzerketten käuflich zu erwerben. Günni

DER TRINKER #3

(greif80@web.de)

Dieses Stuttgarter Skinhead-Fanzine scheint aus dem Umfeld der GEWOHNHEITSTRINKER zu stammen (wenn ich jetzt nicht völlig danebenliege!?). Autor und Ex-Waldorfschüler Greif hat im Schnipsellayout ein kurzweiliges, unterhaltsames Heftchen zusammengeschustert und mit Porno-Bildchen verziert, das sich betont international gibt und gleich einen ganzen Haufen ausländischer Bands und Szeneangehöriger interviewt. So beispielsweise die Spanierin Estrella von Camden Town Records, BASANEES 75 (F), die OFIZBOIS (Türkiye), FRANKY FLAME (GB), RAUFHANDEL (CH), GATANS LAG (DAN), GUVNORS (S), KALEVALAN VIIKINGIT (FIN), BATTLE SCARRED (S) und ANTIPATI (S), wobei die ganzen Bands im Rahmen seiner „Oi! Oi! Oi! Oi!ropa“-Reihe alle die gleichen Fragen gestellt bekamen, so dass man die Antworten alle im direkten Vergleich nachlesen kann. Was die allerdings teilweise so von sich geben, ist doch sehr fragwürdig. So gibt Franky Flame als Probleme seines Landes gleich an erster Stelle „Massive Einwanderung, Asylbetrüger und illegale Einwanderung“ an, was ich, auch ohne genauer über die Situation in England Bescheid zu wissen, ziemlich seltsam finde, und BATTLE SCARRED erzählen, wie verdammt geil doch Bands wie SKREWDRIVER wären. Ich finde es schade, dass Greif das alles so unkommentiert stehenlässt und solchen Ansichten damit eine Plattform bietet. Andererseits bietet das vermutlich einfach einen ungeschönten Einblick in die derzeitige europäische Skinhead-Szene, der möglicherweise gar nicht weiter kommentiert werden muss. Schließlich hat der Leser seinen eigenen Kopf und kann seine eigenen Schlüsse ziehen. Greif selbst ist ein begabter Schreiber, in dessen lesenswerten, witzigen Kolumnen auch seine zynisch-provokante Anti-Spießer-Haltung deutlich wird, die ich ganz bestimmt nicht rechtsaußen einordnen würde. Ein weiterer Schwerpunkt des Heftes ist der Interviewblock zum Thema „Konsumterror in der Oi!-Szene“, in dem sich Greif über den ganzen kitschigen, unnötigen Krimskrams auskotzt, der in zahlreichen Mailordern mittlerweile angeboten wird, und diverse Menschen hinter den Versänden dazu befragt (Sunny Bastards, KB, Bandworm, United Kids). Leider scheinen dabei einige von Meckos Antworten abgeschnitten worden zu sein, schade. Gute Themenwahl jedenfalls. Darüber hinaus werden die PRODUZENTEN DER FROIDE zum Rapport gebeten und einige Nachwuchsbands vorgestellt, so z. B. die Hamburger von IN VINO VERITAS (Tipp!). Die GEWOHNHEITSTRINKER haben ihre Kolumne und berichten vom aktuellen Bandgeschehen und das Übliche in Form von Reviews etc. gibbet natürlich auch. Das Heft schließt dann mit der Pornoabteilung, in der Greif von seiner Entjungferung in der Waldorfschule berichtet. Ob man ihm das so glauben kann? 😉 Sympathisches A5er, dem es noch etwas an Biss fehlt – wobei ich mit einigen Bands aber nichts anfangen kann und will. Kost’ 2 Oi!ro. Günni

TAUGENIX #8

(www.taugenix-fanzine.de)

Neueste Ausgabe der NIX-GUT-Hauspostille. Chefredakteur und „Jesus Freak“ Steff erzählt im Vorwort von seiner Abneigung gegen Glühweinbuden und Hickhack mit Behörden. Richtig interessant liest sich dann ausnahmsweise das Impressum, das Erscheinungsdatum und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe in die Vergangenheit zurückdatiert. Kann mal jemand überprüfen, ob am 15.05. letzten Jahres die Nr. 9 erschienen ist? Neu sind die Vorstellungen der TAUGENIX-Mitarbeiter, hier zwei an der Zahl. Interviewt werden die Fußballprolls EMSCHERKURVE 77 (gut), die m. E. etwas überbewerteten ANTIGEN (die aber eine verdammt hübsche Sängerin/Bassistin haben) und Einhorn von ATEMNOT, der recht Interessantes über die Hintergründe der aktuellen Besetzung ausplaudert, mich hier und da aber wieder mit dem Kopf schütteln lässt – auf die Frage nach Punkbands mit intellektuellen Texten (was hier aber nicht näher definiert wird – auf jeden Fall aber eine verdammt lustige Frage in einem ATEMNOT-Interview) antwortet der Herr beispielsweise: „Dafür kenne ich keinen Markt.“ Na und? Seit wann sollte ein vorhandener „Markt“ ausschlaggebend für die Gründung einer Punkband sein? Und nur weil der Gehörnte diesen „Markt“ nicht kennt, heißt es nicht, dass es ihn nicht gibt… Nun gut, des Weiteren werden PROPAGANDA NETWORK (intellektueller Punkrock?) befragt, die selbstironisch in basisdemokratisch beschlossenen Kollektivantworten sprechen und alles andere als humorlos wirken. Die bayrischen SPEICHELBROISS kommen ebenso zu Wort wie PUNK-IM-POTT-Veranstalter Alex, der auch mit einem Konzertbericht gewürdigt wird. Benni von SS-KALIERT steht Rede und Antwort und verkündet u. A. schier Unfassbares über die Oldenburger Antifa. Habe herzlich gelacht, haha. Momentan wieder ein paar Gigs spielt die Hannoveraner Uralt-Combo BLUT & EISEN, die hier auch mit einem Interview bedacht wurden. Interessant finde ich die Umfrage bei diversen Bandmitgliedern zum Thema „Punkrock und Fußball“. Ok, vielleicht hätte man dazu auch mal jemanden fragen sollen, der NICHTS von dieser Verbindung hält. So beschränkt man sich halt auf Fußballfans von WALTER ELF, P&G, GUMBLES, MISSBRAUCH, LAK und BILDUNGSLÜCKE, die auf die einzelnen Fragen durchaus vernünftiges Zeug antworten. Geht es aber um die Nationalmannschaft, wird’s sehr durchwachsen und teilweise wirklich albern. Wat für krampfartige Beißreflexe da bei einigen zum Vorschein kommen, geht mir schon lange auf den Sack und ist, wenn man gleichzeitig seinen aus aller Welt zusammengekauften Verein abfeiert, bigott und auf seine Art „typisch deutsch“. Zu den Kolumnen: Rübi hat zuviel ferngesehen („Frauentausch“ ist Punkrock!), Hauke und Bulli sowie der Rentnerpunk faseln nichtssagenden Unfug, Chris erzählt von seinen Erfahrungen mit den Bullen und – der absolute Höhepunkt dieser Ausgabe – „Critical Bill“ beleuchtet endlich einmal richtig kritisch den Krieg Israels gegen Palästina und schafft es dabei sogar, den Bogen zur Linkspartei und linken Demonstranten zu spannen. Richtig gut geschrieben, hochinformativ (sofern seine Quellen seriöser Natur sind) und damit diesmal sogar besser als Vascos „Wunderbare Welt der Propaganda“ im PLASTIC BOMB. In eine ähnliche Kerbe schlägt Mirko mit „Kurz mal nachgefragt: Was ist eigentlich ein Deutscher?“ Find’ ich gut, sowas dürfte der richtige Stoff für die junge Leserschaft sein. Der restliche politische Teil wird eröffnet von einem Bericht aus Erfurt über das besetzte Haus, ebenso streng „antisexistisch“ mit „-innen“ und „mensch“ statt „man“ formuliert wie der Argentinien-Reisebericht von Ut*, der dort bei Leuten hauste, die ihre Häuser aus ihren eigenen Fäkalien bauen. Jenny betreibt vegane Propaganda und Tierrechtler von NANDU kommen zu Wort. Olle Kamellen werden diesmal in Form von DREXSCHLEUDER ausgegraben, die Bands der Heft-CD werden vorgestellt (nimmt wie immer viel Raum ein), Neuigkeiten aufgelistet, ein wie üblich fürchterlicher, unlustiger Foto-Comic abgedruckt… und dann sind da natürlich noch die Reviews. Dadurch, dass mehr und mehr Reviews von Spike und Rübi geschrieben werden, fallen sie tatsächlich etwas kritischer aus als in älteren Ausgaben. Wenn Rübi allerdings zur unsäglichen Split-LP mit den religiösen Fanatikern FALLOBSTFRESSER schreibt, dass christliche Missionarsgedanken und Punk nicht zusammenpassen, die Platte aber dennoch als „absolutes Muss im Plattenschrank“ bezeichnet und anscheinend keinen Gedanken daran verschwendet, dass sein Chefredakteur (!) mit ALARMSIGNAL ebenfalls auf der Platte vertreten ist, der schon mit CHRISTCORE missionierend durch die Lande zog und besagte FALLOBSTFRESSER auf der Heftbeilagen-CD und sogar auf dem jüngsten „Schlachtrufe“-Sampler unterbrachte, also aktiv an der Verbreitung derartigen Materials beteiligt ist, kippe ich fast hinten über vor soviel Inkonsequenz. Den Vogel schießt aber Steffs Besprechung der aktuellen Ausgabe des UNDERDOG-Fanzines ab, das sich ganz dem Thema „Christentum und Punk“ verschreibt und beide Seiten zu Wort kommen lässt. So behauptet er allen Ernstes, „Punk und Religion, das passt nicht!“ und dass er das TAUGENIX zur religionsfreien Zone erkläre, ohne auch nur mit einer Silbe auf seine CHRISTCORE-Aktivitäten einzugehen. Das ist verlogene Heuchelei und wirft ein ganz schlechtes Licht auf diese ansonsten wesentlich gereifter und inhaltsstärker als die älteren Nummern erscheinende Ausgabe. Um NORMAHL zu zitieren: „Verarschung total“, und die kostet 3,- EUR. Günni

Nachtrag/Korrektur (21.04.2009): Laut eigener Aussage ist TAUGENIX-Chefredakteur Steff mit seiner pro-christlichen Ex-Band CHRISTCORE zwar auf Veranstaltungen der „Jesus Freaks“ aufgetreten, war im Gegensatz zu anderen Bandmitgliedern selbst aber KEIN Mitglied der Sekte. Insofern ist meine Annahme, es würde sich bei Steff um einen „Jesus Freak“ handeln, anscheinend nicht richtig.

PLASTIC BOMB #66

(www.plastic-bomb.de)

Wie mittlerweile gewohnt auf Wegwerfpapier gedruckt, aber dafür mit schickem gezeichneten Comic-Cover präsentiert sich die Frühlingsausgabe der Bombe. Micha berichtet vom T5, dem neuen, selbstverwalteten Zentrum in Duisburg, für das ich an dieser Stelle alles Gute und viel Erfolg wünsche, Helge empfiehlt Bands, Ronja quatscht über dies und das und Swen scheint desillusioniert und kotzt sich aus. Von Atakeks gibt’s, welch Überraschung, eine lange politische Abhandlung. Interviewt werden GEWAPEND BETON, FAMILY MAN, KHATARINA, IAN STEWART (wer?), THE PORTERS in aller Kürze, BLUTTAT (klasse!), BRDIGUNG, Imre vom FORCE ATTACK und ABRISS WEST, Atakeks liefert sich eine Sexismus-Debatte mit „Quetschenpaua“-YOK, Ingo steuert einen ausführlichen Bolivien-Bericht bei, in der Rubrik „Anders leben!“ geht’s um die Kiefernstraße in Düsseldorf und Argentinien, Patti Pattex berichtet über Punk in Malta und interviewt die Band SUBCULTURE und im Rahmen der „Herstory of Punk“ geht man diesmal andere Wege und erzählt von grausamen Frauenmorden an der mexikanischen Nordgrenze. Micha verliert noch ein paar persönliche Worte und meine persönlichen Highlights sind mal wieder Vascos „wunderbare Welt der Propaganda“, die diesmal angesichts der Finanzkrise noch angepisster ausfiel als zuvor, und Chris’ Scholz satirische Kolumne. Ansonsten halt das Übliche: Tonnenweise Reviews und News, Stanley Heads Ska-Ecke, Termine, Kleinanzeigen etc… Ich konnte mir noch nicht alles durchlesen, unterm Strich ist’s aber eine inhaltsstarke, abwechslungsreiche, recht global ausgelegte Ausgabe, der mir nur ein wenig das Persönliche abgeht. Lohnt aber in jedem Fall, also für 3,50 EUR ruhig zugreifen! Wie immer inkl. Pay-To-Play-CD, die einen guten Überblick über aktuelle Tonträgerveröffentlichungen bietet. Günni

SHOCKSTAR #19

(www.pankerknacker.com)

Der neue PANKERKNACKER heißt jetzt SHOCK STAR, fragt mich nicht, warum. Im Editorial wird ein Rechtsstreit mit Walt Disney angedeutet, mehr vermag ich dazu aber nicht zu sagen. Dort wird erwähnt, dass die Ausgabe unter widrigsten Umständen zusammengeschustert und ziemlich mit der heißen Nadel gestrickt wurde. So fand vieles, was auf dem Titelblatt noch großspurig angekündigt wurde, dann doch nicht ins Heft und ich habe das Gefühl, dass es ein paar Rechtschreib- und Layoutfehler mehr als sonst geworden sind. Aber hinfort mit dieser elenden Pingeligkeit, widmen wir uns dem Inhalt: Dieser wird nach einem etwas wirren Vorwort von Opa Stiletti, der von irgendetwas leider nicht näher Beschriebenem ziemlich angefressen scheint, bestimmt von einem neuen Sardinien-Reisebericht exorbitanten Ausmaßes, der auch gleich die „heiße Nadel“ erklärt: Wer sich auf Sardinien durchsäuft, -vögelt und –schnorrt, hat halt nicht mehr so viel Zeit zum Heftmachen, haha. Die gesammelten Anekdoten lesen sich gewohnt kurzweilig und amüsant, auch wenn diesmal nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen zu sein scheint und man mittlerweile auch auf Sardinien mit Widrigkeiten in Form von Spießern und Bullen konfrontiert wurde. Ansonsten halt wieder gewohnt gute Prosa in Form von Kurzgeschichten von The Meia, Don Chrischan, Falk Fatal, Antje T., Mika, Klaus N. Frick usw., bei denen mir diesmal aber etwas der Überknaller fehlt, wie ich ihn aus den vergangenen Ausgaben irgendwo in der Demenzrübe gespeichert habe. Wobei, halt, da war doch die Geschichte vom Analverkehr und der toten Katze, die war geil – und meine Erwähnung dieser unter Zuhilfenahme der verwendeten Stichwörter dürfte für erhöhten Absatz sorgen, hehe. Interviewt wurden die PESTPOCKEN, die überraschend kluges Zeug von sich geben, die Macher des „Keine Zukunft war gestern“-Buchs, Sylvie Pussycat von SILENT MEOW (unterlegt mit leckeren Fotos), THE TONY MONTANAS, THE DETECTORS, KREATOR (!), THE STATTMATRATZEN, ROLANDO RANDOM & THE YOUNG SOUL REBELS, SKEPTIC ELEPTIC sowie eine Rollschuhfahrerin, wobei mich das nun wirklich nicht interessierte. Abel Gebhardt schildert seine Eindrücke vom diesjährigen Force Attack, T. Higgins tut es ihm gleich hinsichtlich des Back To Future 2008 und Dr. Satori will Hartz-IV-Empfänger härter rannehmen. Neu sind die Kleinanzeigen, bei denen ich mich frage, wer die in Zeiten von Internet und Co. noch braucht!? Obligatorisch die kurzen, rudimentären Reviews. Alles in allem auch mit Abzügen in der B-Note immer noch ein spitzenmäßiges Heft, das allein schon wegen des angenehmen Formats, Papiers und großartigen Layouts zu lesen Spaß macht, aber auch inhaltlich wieder einiges zu bieten hat. Und, mal Hand aufs Herz: Wer von uns will nicht die unendliche Geschichte vom großen Blonden mit dem leichten Knall auf Sardinien lesen, häh? (Nimm nächsten mal aber wieder den unglaublichen Sardinien-Peter mit!) Zu haben für immer noch 3,- verlauste EUR.

PLASTIC BOMB #64

(www.plastic-bomb.de)

Die Herbstausgabe der Bombe, wieder im Recycling-Zeitungspapier, eröffnet mit einem genialen Erlebnisbericht von Micha, der ZWAKKELMANN auf seiner „Release-Marathon“-Tour durch diverse Züge und Bahnhöfe (!) begleitet hat. Da wird man glatt neidisch und wäre gern selbst dabei gewesen. Helge war auf Festivals unterwegs, portraitiert die holländische Band NEUROOT und quetscht den Betreiber des US-amerikanischen HC-Plattenlabels „No Way Records“ aus, Kuwe verarbeitet seine Midlife-Crisis mit TURBOSTAAT-Texten und Swen schimpft auf Autos, seiner Meinung nach verantwortlich für tausende Verkehrstote. Bettina besuchte die vierten Weltturbojugendtage in Hamburg und versteht es, mit durchaus kritischem Unterton davon zu berichten. Außerdem unterhielt sie sich ausführlich mit dem PROFANE-EXISTANCE-Imperium. Die dänischen ASSASSINATORS erklären im ausführlichen Interview überraschenderweise IRON MAIDEN zu ihrer Lieblingsband, HELLDRIVER bekommen ungewöhnliche Fragen von Swen gestellt und COCK SPARRER antworten ebenso kurz und lustlos auf einen anscheinend komplett vorgefertigten Fragebogen, was das „Interview“ ziemlich überflüssig macht. Chris Scholz’ klasse Kolumne scheint diesmal irgendwie unvollständig zu sein – wurde da evtl. ’ne Seite vergessen?! Schade! Das Interview mit den ADICTS ist recht persönlich und interessant ausgefallen, was darauf zurückzuführen ist, dass die Fragenstellerin eine langjährige Bekannte Monkeys ist. Mein persönliches Highlight der Ausgabe aber ist das tolle Interview, das Micha mit Deek von OI POLLOI führte. Immer wieder ein Genuss, die ebenso engagierten wie intelligenten Antworten des sympathischen Schotten zu lesen. Björn zerrte für ein Kurzinterview die britischen Altpunks von MENACE vors Mikro, außerdem gibt’s Intis mit CAPTAIN PLANET, BLACK FAG, TISCHLEREI LISCHITZKI, Sylvie von DIE BILANZ (Herstory Of Punk) und weiteres zum Thema „Punk in Wien“. Mit den KLEINS war man auf Tour, woraus ein Tourbericht entstand. In seiner Kolumne „Die wunderbare Welt der Propaganda“ widmet sich Vasco diesmal dem Thema „Arbeit ist scheiße“ und die üblichen Rubriken wie Zepp’s Zoom, Stanley Heads Ska-Ecke, zichfach Rezensionen und Verrisse, Neuigkeiten etc. pp dürfen natürlich auch nicht fehlen. Der Politteil besteht diesmal aus einem Interview mit den Machern der neuen „Let’s Fight White Pride“-Kampagne, einem Bericht von den Köpi-Aktionstagen und dem HOSPI 30 in Görlitz. Ordentliche Ausgabe, die auch Nörglern wie mir einiges an interessantem Lesestoff bietet. Kost’ immer noch 3,50 Flocken und kommt mit „Pay to play“-CD. Günni

TAUGENIX #6

(www.taugenix-fanzine.de)

In Zusammenarbeit mit Nix-Gut-Jürgen schmeißt Chefredakteur und ALARMSIGNAL- bzw. CHRISTCORE-Musiker Steff eine neue Ausgabe seines Magazins zur Rettung des „Deutschpunk“ auf den Markt, in dem es diesmal Interviews mit den ÄRZTEN (ok), DIE BILANZ (ok), THE SECRETAREES (sehr interessant), MUFF POTTER (sehr kurz) und KNOCHENFABRIK (lustig), den uralt-Fun-Punks von RUDOLFS RACHE (auch recht interessant), NI JU SAN (Peinlich. „Für mich ist das Fräulein Roth mehr Punk als Campino es je sein wird.“ Jungs, ich glaube, wir haben grundsätzlich unterschiedliche Ansichten von „Punk“…) und außerdem die übliche Mischung aus guten bis weniger guten Kolumnen (gut ist alles, was Rübi schreibt), alten Bands/Platten (diesmal mit HIGHZUNG) Copy/Paste-Politik- und Tierrechtskram, Neuigkeiten/Terminen, unkritischen Reviews und komplett Überflüssigem wie Rezepten und Foto-Comics zu lesen gibt. Hervorheben möchte ich noch den interessanten Artikel zur Schwaben-Türkei-Connection der FORBIDDEN KINGS/PRODUZENTEN DER FROIDE, der in diesem Zine allerdings etwas fehl am Platze scheint. Wie üblich wird ein großer Teil des Hefts dafür aufgebracht, die größtenteils ziemlich belanglosen Bands der beigefügten CD vorzustellen/zu bewerben; darüber hinaus feiert man die eigene „Taugenix-Tour“ in einem ausführlichen, mehrseitigen Tourbericht ab, der von verschiedenen Mitgliedern der verschiedenen Bands geschrieben wurde, die sich allesamt gegenseitig Zucker in den Arsch blasen. 3.- Deutscheuro am Kiosk. Günni

RAUMSCHIFF WUCHERPREIS 23

(www.scumfuck.de)

Gesundheitsbedingt erklärt Willi Wucher die Nummer 23 zur letzten Ausgabe seines Raumschiffes Wucherpreis – schade, aber durchaus nachvollziehbar. Wie üblich handelt es sich um eine Art aufgemotzte Scumfuck-Verkaufsliste, d.h., die erste Hälfte besteht aus dem redaktionellen Teil, die zweite Hälfte ist dann dem Kommerz gewidmet. Dafür ist das Raumschiff gratis zu haben und kommt diesmal, zumindest in Teilauflage, edel gebunden statt geheftet daher. In Willis persönlichen Beiträgen spielen natürlich seine Herzinfarkte und sein Umgang damit eine große Rolle und ich möchte ihm an dieser Stelle ausdrücklich alles Gute und noch ein langes, erfülltes Punkrock-Leben wünschen! Aber da mache ich mir keine Sorgen, schließlich schwor er ja Stein und Bein, dass es ihn und das restliche Gesocks ewig geben wird. Ansonsten gibt’s ein sehr interessantes, klärendes Interview mit Zoni bzgl. seines Ausstiegs bei den VERLORENEn JUNGS und der Gründung seiner neuen Band LOST BOYZ ARMY, Huesch von den ATOMSPIONEn berichtet Schauermärchen aus seinem Proberaum, der gleichzeitig Raum für die halbe Ruhrpottszene zu sein scheint, die BRIGADE S. plaudert über ihre neue Platte, HSV-Christian besuchte das RAZORS-Jubiläumskonzert sowie COCK SPARRER und die SEX PISTOLS in England (!) und nimmt den Song „If The Kids Are United“ amüsant auseinander, die PÖBEL-Crew war eingeladen zur Chaostage-Trailer-Release-Party (oder so) und es gibt natürlich reichlich Platten-, Zine- und DVD-Besprechungen. Würdige letzte Ausgabe eines Zines, das einige Höhen und Tiefen durchlebt hat und das ich eigentlich viel zu selten las. Günni

TAUGENIX #5

(www.taugenix-fanzine.de)

Neues TAUGENIX, neue „Deutschpunk“-Bibel. Aber der Reihe nach: Inhaltlich bietet das neue Pamphlet von „Nix Gut“-Betreiber Jürgen Kamm und ALARMSIGNAL- bzw. CHRISTCORE-Musiker Steff Interviews mit RAWSIDE (ok), den bayrischen POLKAHONTAS (Punk trifft Volksmusik, interessantes Interviews, besonders hinsichtlich der Probleme mit den Songrechten etc.), Lars von NORMAHL (völlig unkritisch und damit überflüssig – die haben neben einigem Guten auch soviel Mist verzapft, warum wird da nie näher drauf eingegangen?), KASA (genau die Spacken, die man hinter der Band vermutete), WILDE ZEITEN, Jan vom „Proud To Be Punk“-Fanzine (sehr ausführliche Antworten, tolles Interview), Andreas von CHAOS Z/FLIEHENDE STÜRME (ziemlich depri, der Gute – wer hätt’s gedacht?) und den Tierfreunden von den KAFKAS. Dazu natürlich die üblichen Kolumnen von Mad Jazz Morales, Rübi (gut!), dem Rentnerpunk (grenzwertig) etc., Politisches/Kritisches über Nazi-Aktivitäten in Sachsen (beigesteuert von „Proud To Be Punk“-Jan), vegane Propaganda, ein Erlebnisbericht von ein paar Kidpunks, die das „Rabatz“-Squat ins Leben riefen, den ich aufgrund der dem Alter der Jungs entsprechenden Schreibweise verdammt geil, weil authentisch, finde, paar Konzertberichte, Neuigkeiten und die üblichen unkritischen Reviews von allem, was mal irgendwie einen Pfurz in deutscher Sprache abgelassen hat und damit aus Sicht der Macher für dieses Heft prädestiniert scheint. Unvermeidbar auch die schrottige „Foto-Punk-Story“ und manch anderes dämliche Klischeegereite, aber das ist man ja mittlerweile gewohnt. Wenigstens ist das Cover diesmal nicht so hässlich wie sonst, dafür offenbart sich auf der CD neben den üblichen Promosongs, die sich generell auf aktuellen „Pay to play“-CDs befinden, der Bodensatz des deutschen Punk – ganz zu schweigen davon, dass man uns hier wieder ominöse Christenbands unterzujubeln versucht. Bemerkenswert übrigens diesmal, dass sowohl Steff als auch Jürgen Kamm sich zumindest teilweise mit der am Taugenix bzw. an Nix Gut geäußerten Kritik auseinandersetzen, beides aber m. E. am Kern zumindest MEINER Kritik vorbeigeht. Ein Heft mit Höhen und Tiefen und einem fragwürdigen Konzept. Gibt’s für drei Talerchen am Zeitungskiosk.

PANKERKNACKER #18

(www.pankerknacker.com)

Yeah, yeah, yeah, Baby, mein aktuelles Lieblingszine geht in die nächste Runde! Die High-Society-Punks um Stefano Stiletti schlafen sich immer weiter hoch und kredenzen uns Einblicke in die Trailer-Premierenparty des „Chaostage“-Films im dekadenten „Mövenpick“ (!), dazu passend ein Interview mit Filmemacher Tarek und den Schreiberlingen Jan Off („Vorkriegsjugend“) und Andi K. (div. Fanzines). Außerdem war man beim Boxen und besuchte eine Wrestling-Veranstaltung (mit anschließendem Interview). Bandtechnisch werden CUTE LEPPERS, LES HATEPINKS, MR. KEVIN K., KNOCHENFABRIK und EISENPIMMEL bedrängt, aber das hab ich mir noch gar nicht alles durchgelesen – denn viel interessanter sind hier wieder die ganzen Kurzgeschichten und Kolumnen von The Meia, Klaus N. Frick, Jess Jochimsen und wie sie alle heißen, die sich alle (bzw. zumindest die, die ich trotz notorischen Zeitmangels bislang geschafft habe, mir zu Gemüte zu führen) superlässig lesen und Lust auf mehr machen. Das alles eingebettet in ein spitzenmäßiges Layout (inkl. Titten) und gedruckt auf hochwertigem Papier, das in ein handliches Zwischenformat geschnitten wurde, macht die Angelegenheit auch optisch wie taktil zum Vergnügen und lässt mich den KNACKER zur aktuellen Lieblingslektüre neben alten Batman-Comics auf meinen Pendelfahrten werden. Apropos Comics: Ein „Magenbitter“-Comic fand auch wieder ins Heft, bei dem der Name diesmal Programm ist. 😉 Natürlich ist auch der übliche Kladderadatsch in Form von Platten-, DVD- und Zine-Kritiken, Konzertberichten und dem ganzen Pipapo enthalten. Politik bleibt allerdings außen vor und so manche Formulierung („Spast“) käme sicher nicht durchs AJZ-Plenum… 3 EUR, der Spaß. Günni

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