Günnis Reviews

Autor: Günni (page 91 of 104)

TURBOLOVER – BROT FÜR DIE WELT CD

(www.pukemusic.de) / (www.turbolover.org)

Die Berliner Formation um ex-GOYKO-SCHMIDT-Brüllaffe Martini meldet sich mit diesem Longplayer zurück, deren zwölf Oi!-Punk-Ergüsse noch immer über diesen typischen Humor und die Attitüde der alten SCHMIDT-Platten verfügen und größtenteils mit Gröhlgesang im Mid-Tempo und in Landessprache dargeboten werden. Kann sich hören lassen, wenn auch nicht mehr ganz so kultverdächtig wie zu „Mitropa Meeting“-Zeiten. So wütet man sich durch Themen wie geheucheltes soziales Engagement, beschissene Jobs, das alte Leid mit dem Herzschmerz und von Bukowski inspirierte Aufklärung über die wahre Ursache allen Leidens dieser Welt. Mein Lieblingsstück der Platte aber ist die Abrechnung mit Pseudo-HC-Spacken, die Hardcore-Konzerte mit Foren für ihr armseliges faschistoides Männlichkeits-Getue verwechseln, über keinerlei Hintergrund außer der Großraumdisco verfügen, wo sie vor kurzem noch zu Techno zappelten und ebenso unwissend wie fehl am Platze und nervtötend sind („du wild gewordener Popper- Wochenend-Faschist / Geh zurück zum Techno, noch ist es nicht zu spät / hinfort aus meinen Augen – Zickenbart-Prolet“). Im Song „Es gibt so Dinge…“, der etwas an „Dinge von denen“ von den ÄRZTEN erinnert, lässt man darüber aus, welche Punk-, Skinhead- oder wasauchimmer-Klischees man bitte nicht mehr in irgendwelchen Songs hören möchte, was ich so nicht 100%ig unterschreiben würde („die Nazis müssen bluten oder wahlweise die Juden / doch ihr, ihr seid die Guten, lasst euch bloß nicht stör’n“), mich aber aufgrund der gelungenen Umsetzung doch zum Schmunzeln anregt. Mir geht’s in erster Linie um Glaubwürdigkeit und bei vielen Bands kann ich zum 10.000sten mal abgedroschene und ausgemolkene Klischees tatsächlich nicht mehr ertragen, bei wieder anderen finde ich’s aber nach wie vor geil. Müßig, darauf hinzuweisen, dass sich ggü. „früher“ nicht wirklich viel zum Positiven geändert hat… Die Texte gibt’s im Booklet nachzulesen, die Aufmachung stimmt und mich als Gegner jedwedes Kultur-Imperialismus’ freut besonders der Verzicht auf überflüssige Anglizismen und der feine Wortwitz, der immer mal wieder durchscheint. Kein Oberknaller, aber solide Scheibe. 41 Minuten Spielzeit. 3+. Günni

OXO 86 – BERNAUER BIERCHANSONS CD

(www.pukemusik.de) / (www.oxo86.de)

Deutschsprachiger Oi!-Punk mit Saxophon aus Bernau, bierselig und klischeebeladen, musikalisch aber fit, eingängig und mit angenehm rauem Gesang versehen. Man freut sich des Lebens beim Fußball und Saufen und geht nicht allzu gern zur Arbeit. Soweit also das volle Klischee-Brett. Richtig interessant wird’s aber, wenn man diesen enggesteckten Rahmen verlässt und bei „Bombenalarm“ fast schon in alten 80er-HC-Punk-Zynismus verfällt, sich für „Lauschangriff“ humoristisch der Ignoranz weiter Teile der Bevölkerung hinsichtlich der immer weiter eingeschränkten persönlichen Freiheitsrechte annimmt oder sich in „Körperkult“ über eben diesen auskotzt. Völlig daneben hingegen ist „Rotwein“, wo ich schon ganz genau hinhören musste, um festzustellen, dass das wohl mal eine Cover-Version des alten NEIL-DIAMOND-Songs „Red Red Wine“ bzw. wiederum dessen Cover von UB 40 werden sollte… alles in allem aber keine schlechte Platte. Das bebilderte Booklet birgt alle Texte in sich, 15 Songs in 47 Minuten. 3. Günni

V.A. – A STREET TRIBUTE TO BUD SPENCER & TERENCE HILL

(www.sunnybastards.de)

Als ich vor einiger Zeit zum ersten Mal davon hörte, dass Sunny Bastards die Veröffentlichung dieses Tribut-Samplers plant, ließ mich das verhältnismäßig kalt, da ich kein großer Freund der im TV bis zum Erbrechen rauf- und runtergelaufenen Blödel- und Prügelklamotten des Duos bin. Trotzdem habe ich sie als Kind natürlich alle gesehen und mich bei dem einen oder anderen Streifen doch königlich amüsiert. Je näher die Veröffentlichung dann rückte, desto höher wurde die Vorfreude, da die eingängigen Film-Soundtracks des italienischen Musiker-Brüderpaars „OLIVER ONIONS“ bis heute hängengeblieben sind und wohlige Kindheitserinnerungen wecken. Außerdem bietet das Thema eine hervorragende Ausgangssituation für witzige Trash-Songs- und Texte, auf deren Umsetzung man gespannt sein durfte. So bewiesen letztlich 21 Bands Humor und musikalisches Vermögen und widmeten sich dem gepflegten Italo-Trash und seinen Ohrwürmern. Die Bandbreite reicht hier von Punk und Oi! über Psychobilly bis Ska; MR. BLUE machen aus „In The Middle Of All The Trouble Again“ eine astreine Country-Nummer und PROJEKT KOTELETT überraschen mit einem genialen Surf-Stück („Mein Name ist Schulze“/“My Name is Zulu“). Mein persönlicher Überhit ist „Sphinx“ aus „Plattfuß am Nil“ von SMALL TOWN RIOT. Unglaublich, was die aus dieser ollen Schnulze rausgeholt haben. Weitere Gewinner sind die EASTSIDE BOYS mit dem eigens von Spencer geschriebenen „Grau Grau Grau“, ANGER MANAGEMENT LEAGUE, die sich „I’m The Sheriff“ annahmen, um es mit einem gepflegten Offbeat zu unterlegen, SPRINGTOIFEL mit einer mit vielen Filmzitaten gespickten Ode an die Helden ihrer Kindheit, EMSCHERKURVE 77, die das Kunststück vollbrachten, „Flying Through The Air“ zu verpunken, ohne zuviel vom Feeling des Originals einzubüßen, THEE FLANDERS, denen eine fiese Psychobilly-Version von „Six Ways“ zu verdanken ist und ZWAKKELMANN, der sein Leiden, mit einer intellektuellen, proletarischem Vergnügen nichts abgewinnen könnenden Freundin gestraft zu sein, schildert. Aber auch fast alle anderen Tracks von ANNEX 5, LOS PLACEBOS, den GUMBLES, EIGHT BALLS, AUSGELEBT etc. fügen sich prima ins Gesamtkonzept ein. Ein abwechslungsreicher, kurzweiliger Trip in die Vergangenheit, eine Hommage an die italienische Filmmusik und ein augenzwinkerndes Bekenntnis zum simplen Filmvernügen – nicht nur für Spencer/Hill-Fans! Das Fette Booklet mit Wendecover und einer Seite pro Band und teilweise sogar abgedruckten Originaltexten macht ebenfalls ordentlich was her. 69 Minuten Spielzeit. 2. Günni P.S.: Das Ganze ist zwar in Kooperation mit CRAZY UNITED entstanden, allerdings habe ich damit nicht das Geringste zu tun gehabt. Will sagen: Hätte mir das Teil nicht gefallen, hätte ich es gnadenlos verrissen. 😉

V.A. – RHEIN-NECKAR FUCK – DER SAMPLER CD

(www.nixgut.de) / (www.pogoradio.de)

Das Pogoradio präsentiert diesen Lokal-Sampler, der ausschließlich Bands aus der Rhein-Neckar-Region vereint. Dabei scheint es sich um die Ecke Mannheim/Darmstadt etc. zu handeln. Eine Ecke Deutschlands also, die mich bis auf die lustige Sprache eher weniger tangiert. Laut Rüdi vom Pogoradio handelt es sich bei den versammelten 28 Stimmungskapellen um die „besten Bands dieser Region“. Ich hingegen bin ob der dargebotenen Qualität(sschwankungen) eher geneigt, zu glauben, es handelt sich schlicht um ALLE Bands der Region. Bekanntere Namen sind hier LOADED (die den Reigen auch folgerichtig eröffnen dürfen) und WKZ, der Rest hört auf Namen wie „DER HÖFLICH UND DER KLAUS“, „KOMMANDO VOLLSAUFEN“, „STRESSFAKTOR“, „DON KANAKOS“, „ÜBERDOSIS GRAU“ oder ruhig auch mal „ACHTUNG SPITFIRE SCHNELL! SCHNELL!“. Die Songs wurden mal im Studio, mal live aufgenommen, einige klingen allerdings, als wären sie auf irgendwelchen halb verschimmelten Demo-Tapes in der letzten feuchten Kellerecke gefunden worden. Für ’nen guten Sampler ist mir das Teil viel zu durchwachsen. Weniger wäre hier mehr gewesen. Für Freunde der „Rhein-Neckar-Region“ (gibt es solche?), Sammler von Lokal-Samplern (gibt es solche?) oder Bewohner eben jener Region (die gibt es!) aber vielleicht interessant. Kommt im Digipak, das Booklet enthält einige Texte und viele Fotos. 74 Minuten Spielzeit. Ohne Wertung. Günni

THE SOUNDS OF ANIMALS FIGHTING – TIGER & THE DUKE CD

(www.equalvision.com)

Heilige Scheiße! Alternativ, progressiv und experimentell – und völlig zum kotzen! Die allerschlimmsten Stumpf-Oi!- und Schrammelpunk-Scheiben sind mir 10.000 mal lieber als diese dahingefrickelte Fabel in vier Akten, die sich über sage und schreibe 62 Minuten erstreckt. Wenigstens war man konsequent – nämlich im Verzicht auf Songstrukturen oder irgendwas etwas anderem, das die Band (?) dem Verdacht aussetzen könnte, in irgendeiner Weise eingängig zu sein oder mit bewährten Songwriting-Mustern zu kollaborieren. Das wäre vermutlich zu konservativ. Die schlimmsten Hippie-Ausflüge von Bands wie den GOLDENEN ZITRONEN sind dagegen 1-2-3-4-fuck-you-Punkrock. Mir kann niemand erzählen, dass sich das außerhalb der geschlossenen Abteilung jemand anhört. Kommt von irgendwo überm Teich im Pappschuber und die Story gibt’s zu „kunstvoll-abgespacten“ Bildern, die vermutlich während eines LSD-Trips entstanden sind, im Booklet nachzulesen. Frank, warum quälst du mich so?? 6. Günni

TAUGENIX #1

(www.taugenix-fanzine.de)

„Deutschpunk-Fanzine“ steht auf diesem 68seitigen, 3,- € teuren Hochglanz-A4er, das auf dem Mist von Jürgen „NIX GUT“ Kamm gewachsen ist, der von einem gewissen Steff (etwa der Christ von CHRISTCORE/ALARMSIGNAL?) tatkräftig unterstützt wird. Im Vorwort stellt man erstmal klar, was man von Kritik am geliebten „Deutschpunk“ hält, nämlich nicht viel, und bemüht sich, so oft und penetrant wie möglich, jenes Unwort im Heft fallen zu lassen. Von den bemühten Kolumnen, Artikeln über Tierrechte und einen vermeintlichen „Kampf der Kulturen“ sowie veganen Rezepten (gääääähn…) mal abgesehen kommt mir das Ganze oft wie ein Werbeblättchen für NIX GUT vor; ähnlich wie seinerzeit das „Slam“-Magazin, als es noch mitsamt A.M.-Music-Katalog ausgeliefert wurde – der eine oder andere wird sich erinnern. Ich kenne nun zwar weiß Odin nicht das Labelprogramm aus dem FF, trotzdem erweckt sich mir der Eindruck, als würden in erster Linie hauseigene Bands interviewt (MOLOTOW SODA, LAK, FAHNENFLUCHT, DDP) und vorgestellt (ÜBERFLÜSSIG, KREFTICH, NI JU SAN, ÜBERDOSIS NICHTS und natürlich die 20 Songs umfassende CD-Beilage mit na ratet mal was für Bands?). Ausführliche Konzert-Berichte gibt’s von ALARMSIGNAL + T.B.C. und der „NIX-GUT-Dagegensein“-Tour, klar. Ok, RASTA KNAST und VKJ sind nun meines Wissens wahrlich keine Labelbands, wobei ich besonders das Interview mit ex-VKJler Micha sehr witzig fand’ – der hat mit Punk nämlich fast gar nichts mehr zu tun und hört RAMMSTEIN und ROBBIE WILLIAMS, kommt dabei aber wesentlich sympathischer rüber als ein großer Teil des NIX-GUT-Klientels. Der absolute Höhepunkt waren für mich aber die Tonträgerrezensionen. Man wies extra darauf hin, dass man wisse, wie viel Arbeit in so einer Platte stecke und dass man deshalb so fair wie möglich bleiben wolle – und fand’ einfach jeden einzelnen Tonträger toll! Herrlich, wie sich Steff für jeden einzelne Scheibe dafür eine neue Formulierung aus den Finger saugen musste, haha. Da lacht das Herz des Rhetorikers. Der Sänger der unsäglichen TAKE SHIT durfte dann noch über seine Ossi-Punk-Zeit berichten, „Alf + Cobi“ begaben sich auf Punkrock-Spurensuche in den Harz, Fred vom UNDERDOG-Fanzine wurde ausgequetscht und die Hakenkreuz-Affäre wurde nochmal beleuchtet. Obligatorisch die Neuigkeiten, Termine und ein paar dümmliche Comics. Ok, die Idee, unterbewertete „Deutschpunk“-Bands aus der Mottenkiste zu holen und posthum abzufeiern (in diese Fall AD NAUSEAM) ist ja wirklich ganz nett und mit den Beiträgen von COR, KONFUZ, WEHRLOS, PROPAGANDA NETWORK und FRUSTKILLER sind auch tatsächlich ein paar gute Songs auf der beiliegenden CD. Alles in allem ist das aber entweder ein NIX-GUT-Katalog mit Fanzine-Seiten oder ein Fanzine mit NIX-GUT-Katalog-Seiten, in jedem Falle aber weder das eine, noch das andere. Grenzwertig. Günni

RADIO BADLAND NR. 24 + 25 – MAI + JUNI 2007 CD-Rs

(www.radiobadland.de)

Für die Mai-Sendung lud man sich diesmal die chaotischen Kollegen vom Radio MINDFUCK ein, die aus dem Nähkästchen plauderten, u.a. über Zensur und Hitler-Interviews, und die Sendung merklich auflockerten. An Mucke gab’s den gewohnt bunten Strauß aus vielen Bereichen unserer geliebten Subkultur mit den ÄRZTEN, den METEORS, PUNISHABLE ACT, MÖNSTER und sieben weiteren Songs. Natürlich jagte man darüber hinaus wieder Termine und anderes Wissenswertes durch den Bürgerfunk des Radios WMW und hatte nach einer kurzweiligen knappen Stunde eine weitere gute Ausgabe im Kasten.
Im Juni konnte man tatsächlich schon das zweijährige Jubiläum mit Sendung #25 feiern, was man bei (angeblich ;)) Kaffee, Kuchen und ’nem Schlückchen Sekt auch tat, dafür aber auf Gäste verzichtete. Diverse Bands gratulierten zwischen den dargebotenen Songs von STEAKKNIFE, den PORTERS, den RADIO DEAD ONES, JUPITER JONES und vielen mehr, insgesamt hätte ich mir das Ganze aber etwas feierlicher vorgestellt. Trotzdem natürlich eine gewohnt solide Sendung – auf die nächsten Zwei! Prost!!! Günni

DIE SCHON WIEDER – SCHLAND CD

(www.nix-gut.de) / (www.dieschonwieder.de)

Ach du Scheiße, was ist DAS denn für Mucke? Soll das Punk sein? Klingt nach eingeschlafenen Füßen bzw. ’ner ganz dünnen Diät-Suppe. Darüber Deutschpunk-Texte (nachlesbar im Booklet) zwischen schontausendmalgehört, reimdichoderduweißtschon und peinlich. Der Vogel abgeschossen wird letztendlich beim dümmlichen Laber-Intro und den gesprochenen (!) Grüßen als Outro. Gruselige Scheibe. 14 Songs + In-/Outro in 36 langen Minuten. 5. Günni

KOLLATERALSCHADEN – FLIEHKRAFT Mini-CD

(www.nix-gut.de) / (www.koscha.net)

„Außen hui, innen naja bis pfui…“, bin ich geneigt zu konstatieren. Sechs mal deutschsprachiger Punk der Sorte „Gääääähn…“ aus München mit bedeutungsschwangeren Texten. Dazu passend der kraftlose, irgendwie nervige Gesang. Nee, nix für mich. Dafür gab man sich aber bei der Aufmachung Mühe: Digipak inkl. illustriertem Booklet mit allen Texten. 20 Minuten Spielzeit. 4-. Günni

THE SILVER SHINE – DON’T TRUST THE GIRL WITH THE CHAINSAW CD

(www.crazyloverecords.de) / (www.thesilvershine.com)

Bekanntlich ist nicht alles SILVER, was glänzt – ob auch hier der SHINE trügt? Aber genug der albernen Wortspiele – die Band stammt aus Ungarn, ist (zumindest laut Info) „straight edge“, spielt punkigen Psychobilly und präsentiert ihr zweites Album, bis auf eine Ausnahme komplett in englischer Sprache und mit den üblichen Texten über Mucke, Mädels und den Leibhaftigen, nachzulesen allesamt im Booklet. Solider Stoff, nur leider vermisse ich etwas die Hits, die wirklich hängenbleiben. Wer seine DEMENTED-ARE-GO-und-Konsorten-Platten alle schon abgenudelt hat und nicht mehr hören kann, könnte hierin aber Nachschub finden. 15 Songs in 36 Minuten, davon zwei Coverversionen von den COLLINS KIDS und NYOLCVANNYOLCAS CSOPORT und zwei Instrumental-Stücke. Anspieltipp: „Hell Break“. 3. Günni

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