Günnis Reviews

Autor: Günni (page 90 of 104)

SHUTCOMBO – HMM… CD

(www.holzhose.de) / (www.shutcombo.de)

Nach dem 2004 veröffentlichten Debüt, welches ich allerdings nicht kenne, gibt’s mit dem treffend „hmm…“ betitelten Album neuen Stoff der fünf „Emo-Punks“ (so nenne ich sie jetzt einfach mal; man verzeihe mir diese Bezeichnung) aus dem Osten der Republik. „Hmm…“ war auch meine Reaktion, denn statt voll auf die Zwölf gibt’s textlich mal mehr, mal weniger gelungene poetisch-philosophische Ausflüge und durch Worte gezeichnete emotionale Bilder mit Spielraum zur eigenen Interpretation, unterlegt mit „moll“iger Mucke, die vermutlich Richtung MUFF POTTER und Konsorten geht und in Kombination mit dem herausgepressten Brüllgesang mit den langgezogenen letzten Silben eine bedrückende Grundstimmung erzeugt. Mir gefällt’s eher dann, wenn man textlich konkreter und zynischer wird (wie in „Fordclubmassaker“ z.B.), der Rest ist nicht so meins. Wer mit diesem Stil, der durch mein etwas hilfloses Geschwafel hier hoffentlich einigermaßen klar wurde, aber etwas anzufangen weiß, wird diese Platte vermutlich lieben. Ich hör’ für so was nach wie vor lieber NIRVANA. Ins Konzept ein reiht sich in jedem Falle das liebevolle, in Grautönen und schwarz gehaltene zwölfseitige Booklet, das alle zehn deutschsprachigen Texte und stimmungsvolle Bilder enthält. 30 Minuten Spielzeit, Anspieltipp: „Fordclubmassaker“. Ohne Wertung. Günni

VOODOO GLOW SKULLS – SOUTHERN CALIFORNIA STREET MUSIC CD

(www.victoryrecords.com) / (www.voodooglowskulls.com)

Als ich vor zehn Jahren oder so erstmalig von den VOODOO GLOW SKULLS hörte, begeisterte mich ihr Skacore. So was hatte ich vorher noch nie gehört. Diese Begeisterung hielt aber genau bis zum zweiten oder dritten mal hören, da fingen sie auch schon an, mich mit ihrer Mischung aus Hardcore, Punkrock und Offbeats mit den hektischen Bläsern und dem monotonen Gesang zu nerven. So verhält es sich bis heute und ich laufe stets Gefahr, bei dieser Mucke schlimmere epileptische Anfälle als durch japanische Zeichentrickfilme zu bekommen. Mehr was für notorische Zappelphilipps und hyperaktive Crossover-Fetischisten denn für meine Wenigkeit. Freunde der SKULLS werden mit dieser sauber produzierten Scheibe aber sicherlich voll auf ihre Kosten kommen. Die Texte können alle im Booklet nachgelesen werden. Zwölf Songs in 33 Minuten. Auch hier ohne Wertung, sorry… Günni

PARASITES – RETRO-POP REMASTERS CD

(www.GoKartRecords.de) / (www.myspace.com/officialparasites)

Schon seit über zwanzig Jahren existiert (mit Unterbrechungen) diese US-Amerikanische Pop-Punk-Band, die es aber nie geschafft hat, einen ähnlichen Popularitätsgrad wie GREEN DAY und Konsorten zu erreichen. Mir liegt nun die aktuelle Best-Of-Zusammenstellung vor, die mir wenig Lust darauf macht, mir eines der acht regulären Studioalben komplett anzuhören… zu weichgespült und radiotauglich ist der Sound. Ich stehe Pop-Punk nun wirklich nicht generell ablehnend gegenüber, aber das ist hier ist mir letztendlich dann doch zu lasch. Habe die letzten zwei Dekaden also nicht wirklich was verpasst, wenn ich diese Band mit Nichtbeachtung strafte. Dann lieber die RAMONES oder QUEERS. Das als Booklet herhaltende Booklet verfügt leider auch über keinerlei abgedruckte Lyrics, Hintergrundinfos oder sonst irgendwas, was das Attribut „liebevolle Aufmachung“ verdient hätte. 14 Songs + versteckter Bonus-Track in 47 Minuten. Ohne Wertung… Günni

SHE-MALE TROUBLE – DOWN THE DRAIN Maxi-CD

(www.xno.net) / (www.she-maletrouble.com)

Neues Material der deutschen Band um Frontfrau Carola. Vier mal englischsprachiger, perfekt produzierter Punkrock, davon „Don’t You“ einmal als zusätzliche Akustik-Version und mit „Angelfuck“ ein MISFITS-Cover-Stück. Keine schlechte Mucke, passt. Aber wer zur Hölle braucht Maxi-CDs?! Zwölf Minuten Spielzeit. 2 (mit ’nem Minus wegen Abzügen in der B-Note :P). Günni
P.S.: Außerdem ist zum Titelstück ein Videoclip erschienen, der allerdings nicht auf der CD enthalten ist (warum nicht?) und mir über viel zu viele hektische Schnitte verfügt, damit bei MTVIVA aber vermutlich gut aufgehoben sein dürfte…

TRUSTGOD SIMON – PILS IN KOPP! CD

(www.scumfuck.de) / (www.trustgodsimon.de)

Ruhrpott-Schunkelrock-Kapelle, die gerne wie die heiligen LOKALMATADORE klingen würde, von denen sie aber in sämtlichen Kategorien auf die Plätze verwiesen wird. Textlich wie musikalisch können andere das einfach seit Jahren besser, diesen lauen Aufguss des Ruhrpott-Trinkhallen-Asi-Rocks braucht kein Mensch. Daran ändern auch die Coverversionen von LOIKAEMIE („Alles was er will“, sicherlich einer der besten LOIKAEMIE-Songs) und SUPERNICHTS („Wir haben uns total toll verstanden“) nichts, über deren Qualitäten ich besser mal die Harrington des Schweigens hülle… „Wir hauen uns die Kirsche zu“ – mit „Traugott Simon“-Billigbier. Macht mal, aber ohne mich. CD kommt im Digipack, Booklet mit Songtexten und Fotos. 13 Songs + In-/Outro in 40 Minuten. 5+. Günni

TURBOLOVER – BROT FÜR DIE WELT CD

(www.pukemusic.de) / (www.turbolover.org)

Die Berliner Formation um ex-GOYKO-SCHMIDT-Brüllaffe Martini meldet sich mit diesem Longplayer zurück, deren zwölf Oi!-Punk-Ergüsse noch immer über diesen typischen Humor und die Attitüde der alten SCHMIDT-Platten verfügen und größtenteils mit Gröhlgesang im Mid-Tempo und in Landessprache dargeboten werden. Kann sich hören lassen, wenn auch nicht mehr ganz so kultverdächtig wie zu „Mitropa Meeting“-Zeiten. So wütet man sich durch Themen wie geheucheltes soziales Engagement, beschissene Jobs, das alte Leid mit dem Herzschmerz und von Bukowski inspirierte Aufklärung über die wahre Ursache allen Leidens dieser Welt. Mein Lieblingsstück der Platte aber ist die Abrechnung mit Pseudo-HC-Spacken, die Hardcore-Konzerte mit Foren für ihr armseliges faschistoides Männlichkeits-Getue verwechseln, über keinerlei Hintergrund außer der Großraumdisco verfügen, wo sie vor kurzem noch zu Techno zappelten und ebenso unwissend wie fehl am Platze und nervtötend sind („du wild gewordener Popper- Wochenend-Faschist / Geh zurück zum Techno, noch ist es nicht zu spät / hinfort aus meinen Augen – Zickenbart-Prolet“). Im Song „Es gibt so Dinge…“, der etwas an „Dinge von denen“ von den ÄRZTEN erinnert, lässt man darüber aus, welche Punk-, Skinhead- oder wasauchimmer-Klischees man bitte nicht mehr in irgendwelchen Songs hören möchte, was ich so nicht 100%ig unterschreiben würde („die Nazis müssen bluten oder wahlweise die Juden / doch ihr, ihr seid die Guten, lasst euch bloß nicht stör’n“), mich aber aufgrund der gelungenen Umsetzung doch zum Schmunzeln anregt. Mir geht’s in erster Linie um Glaubwürdigkeit und bei vielen Bands kann ich zum 10.000sten mal abgedroschene und ausgemolkene Klischees tatsächlich nicht mehr ertragen, bei wieder anderen finde ich’s aber nach wie vor geil. Müßig, darauf hinzuweisen, dass sich ggü. „früher“ nicht wirklich viel zum Positiven geändert hat… Die Texte gibt’s im Booklet nachzulesen, die Aufmachung stimmt und mich als Gegner jedwedes Kultur-Imperialismus’ freut besonders der Verzicht auf überflüssige Anglizismen und der feine Wortwitz, der immer mal wieder durchscheint. Kein Oberknaller, aber solide Scheibe. 41 Minuten Spielzeit. 3+. Günni

OXO 86 – BERNAUER BIERCHANSONS CD

(www.pukemusik.de) / (www.oxo86.de)

Deutschsprachiger Oi!-Punk mit Saxophon aus Bernau, bierselig und klischeebeladen, musikalisch aber fit, eingängig und mit angenehm rauem Gesang versehen. Man freut sich des Lebens beim Fußball und Saufen und geht nicht allzu gern zur Arbeit. Soweit also das volle Klischee-Brett. Richtig interessant wird’s aber, wenn man diesen enggesteckten Rahmen verlässt und bei „Bombenalarm“ fast schon in alten 80er-HC-Punk-Zynismus verfällt, sich für „Lauschangriff“ humoristisch der Ignoranz weiter Teile der Bevölkerung hinsichtlich der immer weiter eingeschränkten persönlichen Freiheitsrechte annimmt oder sich in „Körperkult“ über eben diesen auskotzt. Völlig daneben hingegen ist „Rotwein“, wo ich schon ganz genau hinhören musste, um festzustellen, dass das wohl mal eine Cover-Version des alten NEIL-DIAMOND-Songs „Red Red Wine“ bzw. wiederum dessen Cover von UB 40 werden sollte… alles in allem aber keine schlechte Platte. Das bebilderte Booklet birgt alle Texte in sich, 15 Songs in 47 Minuten. 3. Günni

V.A. – A STREET TRIBUTE TO BUD SPENCER & TERENCE HILL

(www.sunnybastards.de)

Als ich vor einiger Zeit zum ersten Mal davon hörte, dass Sunny Bastards die Veröffentlichung dieses Tribut-Samplers plant, ließ mich das verhältnismäßig kalt, da ich kein großer Freund der im TV bis zum Erbrechen rauf- und runtergelaufenen Blödel- und Prügelklamotten des Duos bin. Trotzdem habe ich sie als Kind natürlich alle gesehen und mich bei dem einen oder anderen Streifen doch königlich amüsiert. Je näher die Veröffentlichung dann rückte, desto höher wurde die Vorfreude, da die eingängigen Film-Soundtracks des italienischen Musiker-Brüderpaars „OLIVER ONIONS“ bis heute hängengeblieben sind und wohlige Kindheitserinnerungen wecken. Außerdem bietet das Thema eine hervorragende Ausgangssituation für witzige Trash-Songs- und Texte, auf deren Umsetzung man gespannt sein durfte. So bewiesen letztlich 21 Bands Humor und musikalisches Vermögen und widmeten sich dem gepflegten Italo-Trash und seinen Ohrwürmern. Die Bandbreite reicht hier von Punk und Oi! über Psychobilly bis Ska; MR. BLUE machen aus „In The Middle Of All The Trouble Again“ eine astreine Country-Nummer und PROJEKT KOTELETT überraschen mit einem genialen Surf-Stück („Mein Name ist Schulze“/“My Name is Zulu“). Mein persönlicher Überhit ist „Sphinx“ aus „Plattfuß am Nil“ von SMALL TOWN RIOT. Unglaublich, was die aus dieser ollen Schnulze rausgeholt haben. Weitere Gewinner sind die EASTSIDE BOYS mit dem eigens von Spencer geschriebenen „Grau Grau Grau“, ANGER MANAGEMENT LEAGUE, die sich „I’m The Sheriff“ annahmen, um es mit einem gepflegten Offbeat zu unterlegen, SPRINGTOIFEL mit einer mit vielen Filmzitaten gespickten Ode an die Helden ihrer Kindheit, EMSCHERKURVE 77, die das Kunststück vollbrachten, „Flying Through The Air“ zu verpunken, ohne zuviel vom Feeling des Originals einzubüßen, THEE FLANDERS, denen eine fiese Psychobilly-Version von „Six Ways“ zu verdanken ist und ZWAKKELMANN, der sein Leiden, mit einer intellektuellen, proletarischem Vergnügen nichts abgewinnen könnenden Freundin gestraft zu sein, schildert. Aber auch fast alle anderen Tracks von ANNEX 5, LOS PLACEBOS, den GUMBLES, EIGHT BALLS, AUSGELEBT etc. fügen sich prima ins Gesamtkonzept ein. Ein abwechslungsreicher, kurzweiliger Trip in die Vergangenheit, eine Hommage an die italienische Filmmusik und ein augenzwinkerndes Bekenntnis zum simplen Filmvernügen – nicht nur für Spencer/Hill-Fans! Das Fette Booklet mit Wendecover und einer Seite pro Band und teilweise sogar abgedruckten Originaltexten macht ebenfalls ordentlich was her. 69 Minuten Spielzeit. 2. Günni P.S.: Das Ganze ist zwar in Kooperation mit CRAZY UNITED entstanden, allerdings habe ich damit nicht das Geringste zu tun gehabt. Will sagen: Hätte mir das Teil nicht gefallen, hätte ich es gnadenlos verrissen. 😉

V.A. – RHEIN-NECKAR FUCK – DER SAMPLER CD

(www.nixgut.de) / (www.pogoradio.de)

Das Pogoradio präsentiert diesen Lokal-Sampler, der ausschließlich Bands aus der Rhein-Neckar-Region vereint. Dabei scheint es sich um die Ecke Mannheim/Darmstadt etc. zu handeln. Eine Ecke Deutschlands also, die mich bis auf die lustige Sprache eher weniger tangiert. Laut Rüdi vom Pogoradio handelt es sich bei den versammelten 28 Stimmungskapellen um die „besten Bands dieser Region“. Ich hingegen bin ob der dargebotenen Qualität(sschwankungen) eher geneigt, zu glauben, es handelt sich schlicht um ALLE Bands der Region. Bekanntere Namen sind hier LOADED (die den Reigen auch folgerichtig eröffnen dürfen) und WKZ, der Rest hört auf Namen wie „DER HÖFLICH UND DER KLAUS“, „KOMMANDO VOLLSAUFEN“, „STRESSFAKTOR“, „DON KANAKOS“, „ÜBERDOSIS GRAU“ oder ruhig auch mal „ACHTUNG SPITFIRE SCHNELL! SCHNELL!“. Die Songs wurden mal im Studio, mal live aufgenommen, einige klingen allerdings, als wären sie auf irgendwelchen halb verschimmelten Demo-Tapes in der letzten feuchten Kellerecke gefunden worden. Für ’nen guten Sampler ist mir das Teil viel zu durchwachsen. Weniger wäre hier mehr gewesen. Für Freunde der „Rhein-Neckar-Region“ (gibt es solche?), Sammler von Lokal-Samplern (gibt es solche?) oder Bewohner eben jener Region (die gibt es!) aber vielleicht interessant. Kommt im Digipak, das Booklet enthält einige Texte und viele Fotos. 74 Minuten Spielzeit. Ohne Wertung. Günni

THE SOUNDS OF ANIMALS FIGHTING – TIGER & THE DUKE CD

(www.equalvision.com)

Heilige Scheiße! Alternativ, progressiv und experimentell – und völlig zum kotzen! Die allerschlimmsten Stumpf-Oi!- und Schrammelpunk-Scheiben sind mir 10.000 mal lieber als diese dahingefrickelte Fabel in vier Akten, die sich über sage und schreibe 62 Minuten erstreckt. Wenigstens war man konsequent – nämlich im Verzicht auf Songstrukturen oder irgendwas etwas anderem, das die Band (?) dem Verdacht aussetzen könnte, in irgendeiner Weise eingängig zu sein oder mit bewährten Songwriting-Mustern zu kollaborieren. Das wäre vermutlich zu konservativ. Die schlimmsten Hippie-Ausflüge von Bands wie den GOLDENEN ZITRONEN sind dagegen 1-2-3-4-fuck-you-Punkrock. Mir kann niemand erzählen, dass sich das außerhalb der geschlossenen Abteilung jemand anhört. Kommt von irgendwo überm Teich im Pappschuber und die Story gibt’s zu „kunstvoll-abgespacten“ Bildern, die vermutlich während eines LSD-Trips entstanden sind, im Booklet nachzulesen. Frank, warum quälst du mich so?? 6. Günni

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