(www.pankerknacker.com)
Geil, mal wieder so’nen Panknerknacker in der Hand zu halten. Als ich den zuletzt gelesen habe, war er gerade vom kopierten A5er zum kopierten A4er konvertiert – nu isses ein bonziges Zine mit hochwertigem Papier, gestochen scharfen Fotos und Mediengestalter-Prüfungsbester-Layout mit Farbcover. Respekt. Opa Knack nennt sich mittlerweile „Stefano Stiletti“ in Anlehnung an sein bevorzugtes Schuhwerk (Boots waren gestern!) und feuert mit seinen Mit- und Gastschreibern ein buntes Feuerwerk an Kurzgeschichten und Erlebnisberichten ab, der musikalische Teil in Form von Interviews und Reviews ist eher zweitrangig und nicht das Hauptaugenmerk der Postille. Und die Geschichten der Redaktion und von Leuten wie The Meia, Klaus N. Frick, Christoph Parkinson und Co. haben es so dermaßen in sich, dass ich fast alle gierig während meiner täglichen Bahnfahrten verschlang. Besonders Meias Schilderungen seines Englischunterrichts haben mich laut loslachen lassen, wodurch ich seltsame Blicke anderer Fahrgäste auf mich zog. Ganz zu schweigen von Parkinsons bin ins Detail geschilderten Koks-Exzessen auf irgendwelchen Möchtegernpromi-Parties. Neben Interviews mit eben jenem Meia, FRONTKICK, THE LURKERS (alle sehr gut) gibt’s in der #11 ein sehr ausführliches, mehrseitiges Gespräch mit L.C.N.-Sänger Jork, bei dem es nur sekundär um seine Band, primär aber um Sardinien, das um Unabhängigkeit bemühte Eiland Italiens geht, das offensichtlich Urlaubziel Nr. 1 der Pankerknacker-Redaktion ist. Allen, die sich für die Region interessieren, sei dieses Interview schwerstens ans Herz gelegt. Die 11er-Ausgabe umfasst 80 Seiten voll teilweise krass dekadentem Inhalt, der 100%ig SxE- und P.C.-untauglich sein dürfte. Den mahnenden Zeigefinger muss ich aber hinsichtlich des STREET-DOGS-Konzertberichtes heben: So war man zwar eigentlich gar nicht auf dem Konzert, meint aber zu wissen, dass es sich um eine chauvinistische „Conservative Punk“-Band handeln würde. Dass das absoluter Bullshit ist, hätte sich den Schreibern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erschlossen, hätten sie diesem Konzert beigewohnt.
Die #17, die nach meinen Berechnungen eigentlich #12 sein müsste (?!) kommt gleich in 108seitiger Stärke daher; neben meinem notorischen Zeitmangel einer der Gründe, weshalb ich sie erst zur Hälfte durch habe. Die erste Hälfte strotzt aber auch wieder nur so vor klasse geschriebenen Geschichten aus dem Alltag, lesenswerten Geschichten von Leuten wie Jan Off und The Meia und vor allem einem sacklässigen, ausführlichen Sardinien-Reisebericht, der Lust macht, sich „Florida-Rolf“ und dem unglaublichen „Sardinien-Peter“ anzuschließen, um Sardinien saufenderweise zu erkunden und auf alten Mopeds die sardische Polizei zur Verzweiflung zu treiben – wären da nicht die vielen schlimmen Fotos von Stiletti & Co. in unmöglichen Klamotten und/oder so gut wie nackt. Aber als ob das nicht schon genug Exotik wäre, kann man auf weiteren drei Seiten alles wissenswerte über Neuseeland nachlesen und dem Fernweh fröhnen. Ausgequetscht wurden diesmal DEAN DIRG (witziges Suff-Interview), Imre („Force Attack“-Organisator), die „Back To Future“-Organisatoren (zumindest die Überlebenden des letztjährigen Debakels), die Konstanzer HC-Newcomer CIVIL VICTIM, die TIGHT FINKS, HIROSHIMA MON AMOUR, darüber hinaus Konzertberichte, paar Reviews und und und… wie gesagt, hab’s noch nicht durch, ist einfach zuviel Lesestoff, an dem ich noch einige Pendelfahrten zur Arbeit lang meine Freude haben werde. Geniale Zines, vor allem, wer gut auf kurzweilige subkulturelle Kurzgeschichten und selbstironische Schilderungen des Alltäglichen Wahnsinns kann, MUSS das Teil abonnieren. (3,- Muscheln pro Ausgabe) Günni