Günnis Reviews

Autor: Günni (page 86 of 104)

SLICK’S KITCHEN – HALF EVIL – HALF ALBUM Mini-CD

(www.redlionmusic.com) / (www.slickskitchen.com)

Schweinerock’n’roll mit Ausflügen in 08/15-Pop-Rock aus deutschen Landen, in englischer Sprache. Perfekt produziert und alles, aber irgendwie… gibt mir das nicht allzu viel. Nach sechs Songs und 18 Minuten war dann auch schon wieder alles vorbei und außer dem nervigen Ohrwurm vom Ende ist nichts hängen geblieben. Zu Glatt. 4. Günni

DIE BOCKWURSCHTBUDE – FÜR EINE HANDVOLL BOCKWURSCHT CD

(www.nix-gut.de) / (www.bockwurschtbude.de)

Diese Berliner Band, die offensichtlich keine Ahnung von guten Bandnamen hat, liefert hier eine Scheibe mit 18 feinen deutschsprachigen Songs ab; schön basslastig produziert mit deutlich in den Vordergrund gemischtem, sehr angenehmem Gesang, der die größtenteils unpeinlichen, teils ironischen/humorvollen, teils sehr direkten, kritischen Texte über Pennerpunks und weitere „Szeneinterna“, Mädels, Depriphasen und gesellschaftliche Missstände bzw. den Umgang mit selbigen darbietet. Wow, was für Satz. 😀 Die unaufdringlichen, aber stets vorhandenen Melodien kommen gut, eine gewisse wütende Grundstimmung herrscht vor und der eine oder andere Chor unterstützt die kraftvollen Refrains. Gefällt mir überraschend gut. Das Cover ist allerdings ziemlich langweilig bis hässlich. Apropos Cover, enthalten ist mit „Blackriding Underground“ eine gelungene Coverversion von FLUCHTWEG, an die mich die Band auch bisweilen erinnert. Kommt im Digipak mit Booklet mit allen Texten und kurzweiligen Linernotes. Immerhin ist man so ehrlich, zuzugeben, dass ein Song wie „Der Schnorrerpark bei Leipzig“ nur so heißt, weil er sich auf „gegenseitig“ reimt, haha. 17 Songs + Intro + verstecktem Bonustrack in 50 Minuten, Anspieltipp: „Der Schnorrerpark bei Leipzig“. 2. Günni

MIDDLE CLASS FANTASIES – F§%K DICH SELBST CD

(www.weirdsystem.de)

Die MIDDLE CLASS FANTASIES waren Anfang der 80er neben den BÖHSEN ONKELZ die Aushängeschilder der Frankfurter Punkszene – und zugleich ihre einzigen nennenswerten Erzeugnisse. Die wenigen Songs, die sie veröffentlichten, waren mit ihrer textlichen Raffinesse und Radikalität und der dazu passenden musikalischen Umsetzung allerdings von hervorragender Qualität und landeten zum Teil auf den richtigen Samplern, weshalb sie bis heute (hoffentlich) noch vielen ein Begriff sind. „Helden“, „Party in der Gaskammer“, „Publikum“ usw. waren und sind provokante Kultsongs, die tatsächlich noch richtig aneckten und denen sogar eine „Veredelung“ durch die BPjS zuteil wurde, indem diese die Zensur des erstgenannten Stückes veranlasste (welches in dieser Version als bizarr anmutender Bonustrack enthalten ist). Nun wagte sich das Hamburger Weird-System-Label daran, das Gesamtwerk in Form dieser CD neu zu veröffentlichen. Enthalten sind die Stücke vom „Soundtracks zum Untergang“-Sampler, der „Tradition“-EP und der unter dem Namen „Killerpralinen“ veröffentlichten EP, welche experimenteller ausfiel und im direkten Vergleich etwas abfällt. Als besondere Überraschung wartet diese Kompilation zusätzlich mit fünf bisher unveröffentlichten seinerzeit von der Band gespielten Songs auf, die zusammen mit Leuten von (Rubber-)Slime neu eingespielt wurden. Als ich davon hörte, war ich zugegebenermaßen sehr skeptisch und befürchtete das Schlimmste – doch weit gefehlt: Christoph Schnees Stimme klingt noch immer Klasse und die neuen Songs besitzen zwar keinen Kultstatus wie das alte Material, brauchen sich aber nicht hinter ihm zu verstecken. Insbesondere „Zeitung“ ist ein Knaller und versetzt mich in Verzückung. Ich hätte nicht geglaubt, irgendwann noch mal „neues“ MCF-Material zu hören zu bekommen, schon gar nicht in dieser überzeugenden Qualität. Das Booklet kommt mit einer ausführlichen Band-Geschichte mit zahlreichen Hintergrundinfos, die allerdings von einem Schweizer geschrieben worden zu sein scheint – sie enthält kein einziges „ß“!? Ansonsten liest sie sich aber sehr gut. Details wie die Tatsache, dass Sänger Christoph jahrelang für die ONKELZ als Grafiker tätig war, scheint man mir aber absichtlich unerwähnt gelassen zu haben. Was der Seitenhieb in Richtung „Loud, Proud & Punk“-Records sollte, die im Rahmen der genialen Raritäten-Kompilation „Die Deutschen kommen zurück“ seinerzeit schon die „Killerpralinen“-EP wiederveröffentlichten, hier aber als „Ratten von der Bootleg-Front“, die das ohne Absprache mit der Band gemacht hätten, verunglimpft werden, erschließt sich mir nicht ganz. Ist da jemand neidisch, weil er nicht der Erste war? Darüber hinaus wurden alle Texte abgedruckt und die Profile vieler ehemaliger Frankfurter Subkulturangehöriger veröffentlicht, die dem „Prominenz“-Fanzine von 1981 entnommen wurden. Sehr geile Zeitdokumente, die den Ruf der damaligen Frankfurter Szene als Spontihassende Prolls unterstreichen und die Ausnahmestellung, die MCF dabei einnahmen, verdeutlichen. Aber wer zur Hölle hat sich eigentlich den Scheiß ausgedacht, die CD kopierzuschützen, so dass sie angeblich nicht im PC abspielbar wäre, dort bei mir aber wunderbar läuft und lediglich in meinem normalen CD-Player den Dienst versagt?! Weiß man bei Weird System nicht, dass a) jeder Kopierschutz heutzutage leicht zu knacken ist, b) Filesharer erwiesenermaßen mehr Originaltonträger kaufen als andere und c) ’nem Kumpel oder seiner Liebsten ’ne CD aufzunehmen kein Verbrechen ist? 0% Punkrock, das gibt Abzüge in der B-Note. JETZT ABER ALLE: „HELDEN! In blutigen Uniformen. HELDEN! Zum töten bereeeeeit!“ Ohne Wertung. Günni

MONSTERS OF LIEDERMACHING – SITZPOGO CD

(www.monstersofliedermaching.de)

Liedermacher. Aber nicht so Reinhard-Mey-mäßig, auch nicht wie Degenhardt, mehr Richtung Kabarett… oder auch Quatsch-Comey-Club. Komplett live vor Publikum aufgenommen, bemühen sich die sechs „Monsters“ um Humor mit etwas Provokation und ’ner Prise Gesellschaftskritik und schrammeln sich auf ihren Klampfen einen ab – leider ohne wirklich meinen Humor zu treffen, sorry. Fans des Genres werden aber wissen, was sie an den MOL haben. Ich kann auch nicht behaupten, dass das alles schrecklich unsympathisch rüberkäme. Trotzdem hab ich mich durch die 22 Songs in 77 Minuten Spielzeit mehr gequält, als dass ich sie genossen hätte. Puh… Das Booklet enthält ’ne Menge Fotos, persönliche Worte etc. Ohne Wertung. Günni

DÖDELHAIE – SCHWIMM LOS, WENN DU EIN HAIFISCH BIST! DVD

(www.impact-records.com) / (www.doedelhaie.de)

Auf die DVD der Haie hab’ ich mich richtig gefreut. Das ist ’ne klasse Liveband, die mittlerweile auf ein anständiges Repertoire an Hits zurückgreifen kann. Die DVD beschränkt sich aufs Wesentliche und liefert lediglich den Auftritt beim „Berlin Punk Attack“-Festival im Herbst 2007, wird dafür aber auch zu ’nem fairen Preis ’rausgehauen. Erwartet also keine inhaltsschwangere und detailverliebte DVD mit aus tausend Kameraperspektiven gefilmtem Liveauftritten, Videoclips, Bandhistorie, Dödelhai meets Hans Meiser und bislang unveröffentlichtem Skandalmaterial o.ä. – das komplette Konzert wurde aus nur einer Perspektive gefilmt und der Sound kommt nicht vom Mischpult… 13 Songs (+ Soundcheck) sind enthalten, von denen tatsächlich jeder einzelne ein Hit ist: „Heute Nacht“, „Spiegelbild“, „Stolz“, „Holzfällerlied“ etc… Schade, dass der Gig so kurz war und somit viele weitere Songs, die ich zu gerne auf dieser Veröffentlichung in Live-Versionen gesehen hätte, nicht berücksichtigt wurden. Verstehe allerdings nicht, warum man dann „Heute Nacht“ gleich doppelt spielen muss, statt einen weiteren Song aus dem großen Fundus darzubieten. „Alle Hits aus 22 Jahren Bandgeschichte“, wie es das Cover verspricht, sind nämlich mitnichten am Start. Insgesamt auf jeden Fall ein kurzweiliges Vergnügen, auch wenn ich zugeben muss, die Ansagen besoffen auf den Konzerten lustiger zu finden als nüchtern vor der Glotze, haha. 😀 Hätte aber lieber etwas länger auf die DVD gewartet und paar Talerchen mehr gelöhnt (ok, genau genommen hab’ ich jetzt natürlich gar nichts gelöhnt) und dafür eine professionelle DVD mit verschiedenen Aufnahmen aus verschiedenen Jahren und ein paar Extras bekommen. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend – und mit dieser blödsinnigen Floskel beende ich endlich diese Rezension. Songmaterial: 1. Bild/Ton: 3. Günni

DER ZWERGPIRAT #10

„Gestern auf dem ENDSTUFE-Gig warst du der Fahne treu, doch heute auf dem Punk-Konzert bist du nur noch Oi!“. Diese etwas abgewandelte Textzeile der VERSAUTEN STIEFKINDER beschreibt ganz gut die Klientel, mit der wir es in diesem kopierten bayrischen A5er-Skinhead-Fanzine zu tun bekommen. Keine Abgrenzung zu rechtsradikalem Scheißdreck, stattdessen wird bei Konzertbesuchen, Plattenkritiken und Anzeigenkunden auf allen Hochzeiten getanzt. Bei so einer beschissenen Attitüde könnte ich kotzen, da reißen auch die Piraten-, Dracula- und ONE-WAY-SYSTEM-Storys nichts mehr. Günni

BIG SHOT #4 – DEZEMBER 2007

(www.bigshotzine.net)

Sehr professionell gestaltetes Skinhead-A5er auf dickem Glanzpapier, das sich in erster Linie mit Reggae, Ska und Soul auseinandersetzt. Ist die erste Ausgabe, die ich in die Finger bekomme. Inhaltlich bekommt man Geschichtsunterricht über die Southall-Riots von 1979, Interviews mit Lord Helmchen, RHODA DAKAR, MAX ROMEO, RICO RODRIGUEZ, die Geschichte des Acid Jazz Teil II, sowie Kolumnen, Neuigkeiten, Platten- und Zine-Kritiken etc… Vieles davon interessiert mich ehrlich gesagt nicht wirklich und den Plattenkritiken nach zu urteilen kann die Redaktion mit vielem, was eher meinem Geschmack entspricht, nichts anfangen. Wer Skinhead und in erster Linie im Ska, Reggae und Soul denn im Punk/Oi!/HC zu Hause ist, wird sich aber ganz bestimmt 64 Seiten lang gut informiert und unterhalten fühlen. Kostet lächerliche 2,- EUR. Günni

SKELETON DANCE CLUB – WELCOME TO HELL CD

(www.skeletondanceclub.de) / (www.katakomben-rekordz.de)

Nanu, was’ das denn? Oldschool-Metal mit Thrash- und Punk-Anleihen und Klischeetexten über Tod & Teufel. Hab’ leider kaum Infos, handelt sich aber um eine deutsche Nachwuchsband. Die vorliegende CD hat jedenfalls eher Demo-Charakter, obwohl die Aufnahme sehr gut ist. Sieht halt sehr semi-professionell aus und kommt ohne Booklet o.ä. daher. Wer auf 80er-Metal steht, kann ja mal auf der Homepage der Jungs probehören. Mir ist’s insgesamt zu glatt und der Gesang ist mir zu clean. Das RAMONES-Cover „Pet Cemetary“ kommt aber ganz gut. 13 Songs in 52 Minuten. Ohne Wertung, da genrefremd. Günni

CHIP HANNA & THE BERLIN THREE – OLD SOUTH JAMBOREE LP/CD

(www.peoplelikeyourecords.com) / (www.chiphanna.com)

CHIP HANNA, seines Zeichens Drummer der US BOMBS und der ONE MAN ARMY, kam mal wieder nach Berlin, um mit den BERLIN THREE ein Country-Album mit Rockabilly- und leichter Punk-Kante einzuspielen bzw. einzusingen. Im Country und Bluegrass liegen nämlich seine musikalischen Wurzeln, da bereits seine Mami in Country-Clubs und im Lokalradio sang. Herausgekommen ist dabei eine tolle Platte, die, wenn ich das richtig sehe, ausschließlich Eigenkompositionen enthält. Diese sind mal flotter und rockiger, mal getragener und melancholischer, aber immer auf verdammt hohem Niveau. Da haben sich nicht ein paar Punks und Psychos durch etwas Country gerumpelt, weil es gerade angesagt wäre; nein, da waren Leute am Werk, die diese Musik seit Jahren oder Jahrzehnten im Herzen tragen und deren Leidenschaft in jedem einzelnen Song zu vernehmen ist. Wer auf diese Art Musik kann, wird hier gewiss nicht enttäuscht werden. Zu Aufmachung oder Texten kann ich aber nix sagen, da mir nur eine Vorab-Version im Pappschuber vorliegt. Insofern weiß ich auch nicht wirklich, was ich von einem Song wie „Jesus Ain’t Gone“ halten soll. Die LP kommt übrigens in fettem 180g-Vinyl. 14 Songs in 37 Minuten, Anspieltipp: „The Chosen One“. 2. Günni

V.A. – NEUE KLÄNGE FÜR DIE ENDZEIT CD

(www.impact-records.de)

Einer der interessanteren aktuellen Sampler mit deutschsprachigem Punkrock. Bands wie NEUE KATASTROPHEN, KOMMANDO KAP HORN, SUPABOND und DIE ANGST treten den Beweis an, dass es auch anders geht als auf „Es lebe der Punk Vol. 94342“ oder „Deutschpunk Krampflieder X“ . Jede Band ist mit zwei Songs vertreten, die Produktion ist durchgehend angenehm räudig ausgefallen und insgesamt sehr homogen. Sowohl auf stumpfe Politparolen als auch auf Party-Texte wurde dabei verzichtet und gängigen „Deutschpunk“-Klischees kaum Platz eingeräumt. Nicht nur Genre-Fans sollten das Teil daher mal antesten. Wie viele der Songs exklusiv für diesen Sampler eingespielt wurden, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Kommt im Digipak mit Booklet und allen Texten. Schickes Endzeit-Cover übrigens. 18 Songs in 49 Minuten. Günni

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