Günnis Reviews

Autor: Günni (page 82 of 104)

TAUGENIX #6

(www.taugenix-fanzine.de)

In Zusammenarbeit mit Nix-Gut-Jürgen schmeißt Chefredakteur und ALARMSIGNAL- bzw. CHRISTCORE-Musiker Steff eine neue Ausgabe seines Magazins zur Rettung des „Deutschpunk“ auf den Markt, in dem es diesmal Interviews mit den ÄRZTEN (ok), DIE BILANZ (ok), THE SECRETAREES (sehr interessant), MUFF POTTER (sehr kurz) und KNOCHENFABRIK (lustig), den uralt-Fun-Punks von RUDOLFS RACHE (auch recht interessant), NI JU SAN (Peinlich. „Für mich ist das Fräulein Roth mehr Punk als Campino es je sein wird.“ Jungs, ich glaube, wir haben grundsätzlich unterschiedliche Ansichten von „Punk“…) und außerdem die übliche Mischung aus guten bis weniger guten Kolumnen (gut ist alles, was Rübi schreibt), alten Bands/Platten (diesmal mit HIGHZUNG) Copy/Paste-Politik- und Tierrechtskram, Neuigkeiten/Terminen, unkritischen Reviews und komplett Überflüssigem wie Rezepten und Foto-Comics zu lesen gibt. Hervorheben möchte ich noch den interessanten Artikel zur Schwaben-Türkei-Connection der FORBIDDEN KINGS/PRODUZENTEN DER FROIDE, der in diesem Zine allerdings etwas fehl am Platze scheint. Wie üblich wird ein großer Teil des Hefts dafür aufgebracht, die größtenteils ziemlich belanglosen Bands der beigefügten CD vorzustellen/zu bewerben; darüber hinaus feiert man die eigene „Taugenix-Tour“ in einem ausführlichen, mehrseitigen Tourbericht ab, der von verschiedenen Mitgliedern der verschiedenen Bands geschrieben wurde, die sich allesamt gegenseitig Zucker in den Arsch blasen. 3.- Deutscheuro am Kiosk. Günni

BÖWLRIDER – BIG ROCK MOUNTAIN HIGHS CD

(www.risingrecords.co.uk) / (www.bowlrider.co.uk)

Schweinerock mit tiefen Gitarren, bollerndem Bass und erdigem bis überdrehtem Wechsel-Gesang verschrieben sich BÖWLRIDER aus Brighton und versuchen, jegliche Innovationen, die es seit den 70ern gegeben hat, geflissentlich zu ignorieren – zumindest laut Promo-Wisch. Trotzdem covert man mit „In ’N’ Out Of Grace“ einen Song von MUDHONEY und kommt meines Erachtens durchaus frisch und unverbraucht rüber. Die basslastige Produktion klingt dann für mein ungeübtes Ohr auch eher nach Moderne denn künstlich auf alte Kacke getrimmt. Keine verkehrte Platte, die sich für Fans solcher Mucke ganz bestimmt lohnen wird. Sowohl Fetthaarrocker- als auch Punk’n’Roller-kompatibel. Texte sind leider keine abgedruckt, dafür gibt’s Fotos und Infos zu den Bandmitgliedern. 13 Songs in ca. 58 Minuten inkl. eines mehr oder weniger versteckten Bonus-Live-Tracks, Anspieltipp: „Rhino Rhide“. Ohne Wertung. Günni

RAUMSCHIFF WUCHERPREIS 23

(www.scumfuck.de)

Gesundheitsbedingt erklärt Willi Wucher die Nummer 23 zur letzten Ausgabe seines Raumschiffes Wucherpreis – schade, aber durchaus nachvollziehbar. Wie üblich handelt es sich um eine Art aufgemotzte Scumfuck-Verkaufsliste, d.h., die erste Hälfte besteht aus dem redaktionellen Teil, die zweite Hälfte ist dann dem Kommerz gewidmet. Dafür ist das Raumschiff gratis zu haben und kommt diesmal, zumindest in Teilauflage, edel gebunden statt geheftet daher. In Willis persönlichen Beiträgen spielen natürlich seine Herzinfarkte und sein Umgang damit eine große Rolle und ich möchte ihm an dieser Stelle ausdrücklich alles Gute und noch ein langes, erfülltes Punkrock-Leben wünschen! Aber da mache ich mir keine Sorgen, schließlich schwor er ja Stein und Bein, dass es ihn und das restliche Gesocks ewig geben wird. Ansonsten gibt’s ein sehr interessantes, klärendes Interview mit Zoni bzgl. seines Ausstiegs bei den VERLORENEn JUNGS und der Gründung seiner neuen Band LOST BOYZ ARMY, Huesch von den ATOMSPIONEn berichtet Schauermärchen aus seinem Proberaum, der gleichzeitig Raum für die halbe Ruhrpottszene zu sein scheint, die BRIGADE S. plaudert über ihre neue Platte, HSV-Christian besuchte das RAZORS-Jubiläumskonzert sowie COCK SPARRER und die SEX PISTOLS in England (!) und nimmt den Song „If The Kids Are United“ amüsant auseinander, die PÖBEL-Crew war eingeladen zur Chaostage-Trailer-Release-Party (oder so) und es gibt natürlich reichlich Platten-, Zine- und DVD-Besprechungen. Würdige letzte Ausgabe eines Zines, das einige Höhen und Tiefen durchlebt hat und das ich eigentlich viel zu selten las. Günni

06.09.2008, Lobusch, Hamburg: KEIN HASS DA

samstag „kein hass da“, die bad-brains-coverband von karl nagel, inner lobusch. die darbietung der band und allen voran nagels war grandios! nagel hat die bad brains nicht nur gehört, er hat sie studiert – so hochwertig war die gesamte performance akustisch erfassen können, aber wie sie rübergebracht wurden, war frisch und definitiv kein alte-männer-punk. der nagel kann sogar richtig singen und agierte leidenschaftlich und fit. das publikum im gut gefüllten laden nahm’s dankbar an und verlautbarte zwischenzeitlich immer mal wieder sowas wie „besser als das original!“. auf diesem konzert verschwammen nicht nur die unterschiede zwischen jung und alt, sie wurden negiert. es gab nur noch leidenschaftlich oder eben nicht.

eintritt war übrigens frei, im anschluss des konzerts wurde lediglich um kleine spenden gebeten.

30.08.2008, Lobusch, Hamburg: 1982 + ORÄNG ÄTTÄNG

samstag oräng ättäng (als „aggro aus holland“) und 1982 inner lobusch. der beginn des konzerts hatte sich sehr nach hinten verschoben, aber oräng ättäng gingen gut ab und spielten klasse hc-punk mit stellenweise thrashigen riffs. 1982 dann der erwartete höhepunkt. einfach geil. und tommy hat DOCH gesungen. 😀

12.07.2008, Lobusch, Hamburg: FORBIDDEN KINGS + PRODUZENTEN DER FROIDE

zwei oi!-bands aus dem schwabenländle, forbidden kings dabei mit leuten der aufgelösten prolligans. und die kings waren RICHTIG GUT! in dreiköpfiger besetzung gab’s ein derbes brett bestehend aus superschnellen songs, bei denen sich filigran gespielte, hymnische melodien mit hochgeschwindigkeits-geschrammel (mind. 180 SchrPM – Schrammels pro Minute) abwechselten. ganz groß! hoffentlich kann auf der sich in der mache befindlichen split-scheibe diese power eingefangen werden.

anschließend die produzenten der froide mit prolligem schunkel-oi!, der einfach nur spaß gemacht hat.

geiles konzert, beide bands kamen sympathisch rüber – nur leider schien der gig kaum jemanden zu interessieren…?! waren höchstens 20 zahlende gäste da…

TAUGENIX #5

(www.taugenix-fanzine.de)

Neues TAUGENIX, neue „Deutschpunk“-Bibel. Aber der Reihe nach: Inhaltlich bietet das neue Pamphlet von „Nix Gut“-Betreiber Jürgen Kamm und ALARMSIGNAL- bzw. CHRISTCORE-Musiker Steff Interviews mit RAWSIDE (ok), den bayrischen POLKAHONTAS (Punk trifft Volksmusik, interessantes Interviews, besonders hinsichtlich der Probleme mit den Songrechten etc.), Lars von NORMAHL (völlig unkritisch und damit überflüssig – die haben neben einigem Guten auch soviel Mist verzapft, warum wird da nie näher drauf eingegangen?), KASA (genau die Spacken, die man hinter der Band vermutete), WILDE ZEITEN, Jan vom „Proud To Be Punk“-Fanzine (sehr ausführliche Antworten, tolles Interview), Andreas von CHAOS Z/FLIEHENDE STÜRME (ziemlich depri, der Gute – wer hätt’s gedacht?) und den Tierfreunden von den KAFKAS. Dazu natürlich die üblichen Kolumnen von Mad Jazz Morales, Rübi (gut!), dem Rentnerpunk (grenzwertig) etc., Politisches/Kritisches über Nazi-Aktivitäten in Sachsen (beigesteuert von „Proud To Be Punk“-Jan), vegane Propaganda, ein Erlebnisbericht von ein paar Kidpunks, die das „Rabatz“-Squat ins Leben riefen, den ich aufgrund der dem Alter der Jungs entsprechenden Schreibweise verdammt geil, weil authentisch, finde, paar Konzertberichte, Neuigkeiten und die üblichen unkritischen Reviews von allem, was mal irgendwie einen Pfurz in deutscher Sprache abgelassen hat und damit aus Sicht der Macher für dieses Heft prädestiniert scheint. Unvermeidbar auch die schrottige „Foto-Punk-Story“ und manch anderes dämliche Klischeegereite, aber das ist man ja mittlerweile gewohnt. Wenigstens ist das Cover diesmal nicht so hässlich wie sonst, dafür offenbart sich auf der CD neben den üblichen Promosongs, die sich generell auf aktuellen „Pay to play“-CDs befinden, der Bodensatz des deutschen Punk – ganz zu schweigen davon, dass man uns hier wieder ominöse Christenbands unterzujubeln versucht. Bemerkenswert übrigens diesmal, dass sowohl Steff als auch Jürgen Kamm sich zumindest teilweise mit der am Taugenix bzw. an Nix Gut geäußerten Kritik auseinandersetzen, beides aber m. E. am Kern zumindest MEINER Kritik vorbeigeht. Ein Heft mit Höhen und Tiefen und einem fragwürdigen Konzept. Gibt’s für drei Talerchen am Zeitungskiosk.

PANKERKNACKER #18

(www.pankerknacker.com)

Yeah, yeah, yeah, Baby, mein aktuelles Lieblingszine geht in die nächste Runde! Die High-Society-Punks um Stefano Stiletti schlafen sich immer weiter hoch und kredenzen uns Einblicke in die Trailer-Premierenparty des „Chaostage“-Films im dekadenten „Mövenpick“ (!), dazu passend ein Interview mit Filmemacher Tarek und den Schreiberlingen Jan Off („Vorkriegsjugend“) und Andi K. (div. Fanzines). Außerdem war man beim Boxen und besuchte eine Wrestling-Veranstaltung (mit anschließendem Interview). Bandtechnisch werden CUTE LEPPERS, LES HATEPINKS, MR. KEVIN K., KNOCHENFABRIK und EISENPIMMEL bedrängt, aber das hab ich mir noch gar nicht alles durchgelesen – denn viel interessanter sind hier wieder die ganzen Kurzgeschichten und Kolumnen von The Meia, Klaus N. Frick, Jess Jochimsen und wie sie alle heißen, die sich alle (bzw. zumindest die, die ich trotz notorischen Zeitmangels bislang geschafft habe, mir zu Gemüte zu führen) superlässig lesen und Lust auf mehr machen. Das alles eingebettet in ein spitzenmäßiges Layout (inkl. Titten) und gedruckt auf hochwertigem Papier, das in ein handliches Zwischenformat geschnitten wurde, macht die Angelegenheit auch optisch wie taktil zum Vergnügen und lässt mich den KNACKER zur aktuellen Lieblingslektüre neben alten Batman-Comics auf meinen Pendelfahrten werden. Apropos Comics: Ein „Magenbitter“-Comic fand auch wieder ins Heft, bei dem der Name diesmal Programm ist. 😉 Natürlich ist auch der übliche Kladderadatsch in Form von Platten-, DVD- und Zine-Kritiken, Konzertberichten und dem ganzen Pipapo enthalten. Politik bleibt allerdings außen vor und so manche Formulierung („Spast“) käme sicher nicht durchs AJZ-Plenum… 3 EUR, der Spaß. Günni

05.07.2008, Fährstraße 105, Hamburg: ATTACK OF THE MAD AXEMAN + SUNDOWN VALLEY + GENTLE ART OF CHOKIN‘

im keller eines zum großteil von punks bewohnten wohnhauses in der hamburger migranten-hochburg wilhelmsburg hat man initiative ergriffen und einen kleinen aber feinen konzertort geschaffen, wo für wenig geld regelmäßig veranstaltungen stattfinden. klasse sache. samstag war ich zum ersten mal da, um mir drei grind-baller-bands anzutun. da ich völlig verpeilt hatte, dass die da wegen der wohngegend schon um 20:00 uhr anfangen, hab ich „gentle art of chokin'“, zweitband von „axeman“-ralf, verpasst. „sundown valley“ konnte ich aber im mini-konzertraum, der die große eines proberaumes hat, beiwohnen, floh nach zwei oder drei songs aufgrund der unfassbaren lautstärke aber vor die tür, wo es immer noch laut genug dröhnte. ich bin ja echt nicht empfindlich, was lautstärke auf konzerten angeht und hab mir auch noch nie was in die ohren gestopft, aber DAS war einfach zuviel. dann auch noch gefühlte 50°C in der kleinen hütte, was mich endgültig zum tresen trieb. danach dann der eigentliche grund meines besuchs, „attack of the mad axeman“ als tiere verkleidetet und mit rüdiger nehbergs abenteuern als hintergrunduntermalung vom band. der sound war aufgrund der tiefgestimmten instrumente etc. erträglicher, trotzdem stopfte ich mir lieber taschentücher in die ohren und sah eingeengt im rappelvollen raum eine verdammt geile show. spitzenband, 1a entertainer.

dem laden weiterhin viel erfolg und durchhaltevemögen. meine ohren allerdings fangen nur bei dem gedanken an die zweite band schon wieder zu schmerzen an. hölle!

ABENTEUER WILDNIS – IRGENDWIE GLÜCKLICHER CD

(http://fizz-records.com) / (www.abenteuerwildnis.de)

Wäre diese Scheibe von „Nix Gut“ gekommen und mir als der neue Deutschpunk-Knaller angekündigt worden, hätte ich wahrscheinlich nach dem ersten Song ausgemacht. Glücklicherweise nimmt der Beipackzettel aber kein einziges mal das Wort „Punk“ in den Mund, denn mit der abenteuerlichen Wildnis sind mitnichten unsere subkulturellen Weiten oder das sich „Gesellschaft“ nennende Bootcamp gemeint, sondern vielmehr die zwischenmenschlichen Gefühlsebenen, über die untermalt von Indie-Pop/-Rock 15 Songs lang leicht nasal gesungen wird. Dieses geschieht in deutschen Texten, die mich stellenweise zum Schmunzeln brachten, auf einem gewissen sprachlichen Niveau auf unaufdringliche Weise, ohne pseudointellektuelles Geschwafel, aber auch ohne musikalische Ausflüge in härtere Gefilde. Radiotauglicher Pop-Rock mit dezenten Synthie-Einsätzen, der keinem wehtut, das aber auch gar nicht beabsichtigt und mir mit insgesamt 56 Minuten Spielzeit etwas zu lang geraten ist. Kommt mit einem nett gestalteten Booklet, das alle Texte enthält. Nur mit Subkultur, der Ausrichtung unseres kleinen Online-Fanzines, hat das Ganze nun wirklich nichts zu tun… Anspieltipp: „Mischen“. Ohne Wertung. Günni

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