Günnis Reviews

Autor: Günni (page 81 of 104)

V.A. – VOLKSPARK CALLING: SUPPORTERS UNDERGROUD SAMPLER VOL. 1 CD

(www.wendt-produkt.de) / (www.hsv-sc.de)

Wird mittlerweile in erster Linie der FC St. Pauli mit Punkrock in Verbindung gebracht, gibt es in unseren Reihen durchaus auch Anhänger des größten Hamburger Traditionsvereins, dem HSV. Somit entstand beim HSV Supporters Club der Plan, diversen Fußballsamplern anderer Vereine ein entsprechendes Pendant gegenüberzustellen und Punk- und HC-Songs, die sich des HSV in positiver Weise annehmen, auf ihm zu versammeln. Dafür fand man aber nicht genügend Beiträge (!), weshalb man das Spektrum um grauenvollen Hip Hop (ILLO THE SHIT), Schlager (HAMBURGER JUNGZ) und Disco (DISCOTIER) erweiterte. Für den punkigen Teil zeichnen sich dann u. a. ABSCHLACH! (natürlich), DIE GEFAHR, ROTZ & WASSER, die Schweizer VANILLA MUFFINS und (man lese und staune) SLIME verantwortlich, die hier mit ihrem alten Gassenhauer „Block E“ vertreten sind, was sicher dem einen oder anderen sauer aufstoßen wird, haha. Inhaltlich ist die Scheibe für so manchen HSVer sicher die Offenbarung, für alle anderen unerträglich. So ist das eben bei vereinsbezogenen Fußballsamplern. Positiv heraus stechen da für mich als Nicht-HSVer lediglich ABSCHLACH! mit „Herz des HSV“, die textlich etwas kritischere Töne anschlagen – von so etwas hätte ich mir anstelle von plumpem Abgefeiere mehr gewünscht. Die streng in den Vereinsfarben gehaltene Aufmachung hingegen kommt inkl. CLASH-Gedächtniscover (gezeichnete Interpretation des „London Calling“-Covers) in ihrem Digipak recht edel daher: Fettes Booklet mit allen Texten und Kurzinterviews mit jedem vertretenen Interpreten, bei denen ich mich aber spätestens, als DIE GEFAHR schildern, wie sie anscheinend ohne daraus irgendwelche Konsequenzen zu ziehen offensichtlich vom Verein verarscht worden sind, ernsthaft an den Kopp packe… Aber jedem das Seine. Ich persönlich finde Vereinsrivalitäten ja ohnehin etwas kleinlich. 18 Songs in 70 Minuten. Ohne Wertung. Günni

KALTFRONT – ZIEH DICH WARM AN CD

(www.teenage-rebel.de) / (www.kaltfront-dresden.de)

KALTFRONT ist ’ne alte Ossi-Kapelle, genauer gesagt aus Dresden, wo sie sich Mitte der 80er gründete und diverse Demo-Tapes veröffentlichte. Diese wurden vor zwei Jahren auf der LP-Version dieses Tonträgers wiederveröffentlicht, die wohl recht schnell ausverkauft war. Hiermit gibt’s das ganze jetzt angereichert mit sechs Bonustracks auf CD. Freut mich, dass der alte Kram, der natürlich nicht in Top-Quali vorliegt, aber in jedem Falle sehr gut hörbar ist, dadurch nicht in Vergessenheit gerät. Denn: Die Scheibe mit ihren durchdachten, häufig persönlichen, melancholischen, aber auch wütenden und direkten Texten und vor den tollen Melodien, denen man die Fähigkeit der Musiker anmerkt, ist besser als so mancher Schrott von heute, noch immer aktuell und somit keinesfalls nur für Ostalgiker und Komplettisten interessant. Ob angedacht ist, die Bonusstücke dieser CD für Vinyl-Sammler auch auf einer EP zusammenzustellen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, wäre meines Erachtens aber eine tolle Maßnahme für die Besitzer der LP. Im stimmig illustrierten Booklet gibt es alle Texte nachzulesen sowie Hintergrundinfos zur Band und zu den einzelnen Aufnahmen. 20 Songs in 72 Minuten. 2. Günni

ARGLISTIGE TOISCHUNG – OI! TO THE CORPSES CD

(www.asphalt-records.de) / (www.arglistige-toischung.de)

Arglistig getoischt wurde ich in jedem Falle von dieser jungen Münchener Band, spielt Sie doch gar keinen Stumpf-Oi!, wie der Name zunächst vermuten lässt, sondern eine herrlich erfrischende Mischung aus rotzigem, melodischem Punkrock und so ’billyzeugs mit geilem weiblichen Gesang und frechen deutschen und englischen Texten zwischen Persönlichem, Lebenslust, Selbstverständnis, System- und Szene-Kritik und Morbidem. So bekommt der Kapitalismus ebenso sein Fett weg wie heuchlerische Szeneangehörige, man schaut gerne mal tiefer ins Glas, kloppt sich für 1860 München, fährt auf blutige Romantik ab und macht aus Nancy Sinatras Wanderstiefeln „Riot Boots“. Hier und da wird auch die Neonazi-Vergangenheit der Sängerin bzw. die Verarbeitung jener textlich angeschnitten. Höhepunkt ist aber sicherlich die Hommage an sächsische Stecher: „Ja, Baby, sag ‚Sau’ zu mir auf sächsisch! Sag ‚fertsch’ wenn du fertig bist und gleich noch mal von vorn!“ Da dürfte selbst der Sachen-Paule ’ne rote Rübe kriegen. Der bayrisch-sächsische Kulturaustausch scheint also bestens zu funktionieren. Die Platte wirkt abwechslungsreich, unverkrampft und frei von Scheuklappen. Lediglich bei den deutschen Texten holpert es hier und da noch ein wenig, besonders beim Refrain des ersten Songs: „Wir, nur wir, sind arglistige Toi!schung, trinken literweise Bier und sind ’ne herbe Enttäuschung“ Mitgröhlkompatibel ist das nicht so wirklich und der Reim gibt mir auch zu denken (ähem…). Das Digipak der CD kommt übrigens mit gezeichnetem Cover im Tattoo-Stil und das dicke Booklet enthält neben allen Texten richtig gute Fotos, auf denen zwar kräftig gepost wird, die die Grenze zum Peinlichen aber nie überschreiten und verdeutlichen, dass die Band, vor allem mit Gitarristin Anna, durchaus auch was fürs Auge bietet. Das Album sollte sich verkaufen wie geschnitten Brot, nicht nur in Sachsen, haha. 😉 Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Ganze nicht irgendwann tatsächlich als „arglistige Toischung“ herausstellt und die talentierte Sängerin ihr Heil (wie zweideutig) wieder in politisch völlig verwirrten, gefährlichen, menschenverachtenden Kreisen sucht. 15 Songs in satten 54 Minuten. 2-. Günni

ALARMSTUFE RIOT – TOTE SZENE? CD

(www.rebellion-records.com) / (www.alarmstufe-riot.de)

„Alarmstufe Riot, dem Kult noch treu, Hardcore-Punk, Oi! Oi! Oi!“ Heftig klischeebeladen geht’s hier zur Sache. Metallischer Oi!-Punk, deutlich von den Onkelz beeinflusst, natürlich ohne deren Klasse zu erreichen. Dafür wirkt das Ganze mit seinen Texten über Verräter („Raus uns uns’rem Revier“), Penner („Deinen Iro, den stellst du niemals auf“) und Psychopathen („Knall ihn ab, knall ihn ab, ich knall ihn einfach ab“) zu aufgesetzt bzw. schlecht kopiert von anderen wütenden, pathosreichen Kombos und textlich irgendwie etwas neben der Spur. Interessanter wird’s da beim schweren, fast gothicartigen „Dein wahres ich“, bei dem sich der Gesang mit einer Dame geteilt wird. Apropos Gastsänger: DAILY-TERROR-Pedder darf bei „Suizid“ auch mal ans Mikro. Insgesamt ist mir das alles textlich wie musikalisch zu unausgereift. Die Texte können alle im Booklet nachgelesen werden, sind dort aber zum Teil etwas anders angegeben, als sie tatsächlich gesungen werden. Zehn Songs in 44 Minuten. 4-5. Günni

DIE ARBEITSLOSEN BAUARBEITER – HEIMSPIEL Maxi-CD

(www.pukemusic.de) / (www.diearbeitslosenbauarbeiter.de)

Chemnitzer Funrock-Kapelle mit einer Maxi-CD über Fußball. Vier deutschsprachige Songs, die größtenteils vom Chemnitzer FC bzw. dessen Lokalrivalitäten handeln und somit ausschließlich für Chemnitzer Regionalligafußball-Begeisterte von Interesse sein dürfte. Außerdem lispelt der Sänger. Läuft knapp zwölf Minuten, in denen auch der Stadionsprecher aus Karl-Marx-Stadt und die Südkurve mal zu hören sind. Ohne Wertung. Günni

10.10.2008, Skorbut, Hamburg: SMALL TOWN RIOT

freitag small town riot live & unplugged im skorbut

zum einjährigen bestehen des skorbuts spielten small town riot unplugged. war natürlich sehr geil, der laden wieder drängelvoll, die stimmung bestens. getrübt wurde der spaß nur durch eine technische panne, deren beseitigung reichlich zeit in anspruch nahm. anschließend griffen abwechselnd noch timo, norman und eight-balls-pierre zur klampfe und schmetterten weitere weisen. großartige party!

03.10.2008, Skorbut, Hamburg: DOGS ON SAIL

freitag dogs on sail live & unplugged im skorbut. sehr geil. die songs kamen großartig rüber und das „kids in america“-cover war ein kracher! hat richtig spaß gemacht und die band sah’s anscheinend ähnlich. 🙂

PLASTIC BOMB #64

(www.plastic-bomb.de)

Die Herbstausgabe der Bombe, wieder im Recycling-Zeitungspapier, eröffnet mit einem genialen Erlebnisbericht von Micha, der ZWAKKELMANN auf seiner „Release-Marathon“-Tour durch diverse Züge und Bahnhöfe (!) begleitet hat. Da wird man glatt neidisch und wäre gern selbst dabei gewesen. Helge war auf Festivals unterwegs, portraitiert die holländische Band NEUROOT und quetscht den Betreiber des US-amerikanischen HC-Plattenlabels „No Way Records“ aus, Kuwe verarbeitet seine Midlife-Crisis mit TURBOSTAAT-Texten und Swen schimpft auf Autos, seiner Meinung nach verantwortlich für tausende Verkehrstote. Bettina besuchte die vierten Weltturbojugendtage in Hamburg und versteht es, mit durchaus kritischem Unterton davon zu berichten. Außerdem unterhielt sie sich ausführlich mit dem PROFANE-EXISTANCE-Imperium. Die dänischen ASSASSINATORS erklären im ausführlichen Interview überraschenderweise IRON MAIDEN zu ihrer Lieblingsband, HELLDRIVER bekommen ungewöhnliche Fragen von Swen gestellt und COCK SPARRER antworten ebenso kurz und lustlos auf einen anscheinend komplett vorgefertigten Fragebogen, was das „Interview“ ziemlich überflüssig macht. Chris Scholz’ klasse Kolumne scheint diesmal irgendwie unvollständig zu sein – wurde da evtl. ’ne Seite vergessen?! Schade! Das Interview mit den ADICTS ist recht persönlich und interessant ausgefallen, was darauf zurückzuführen ist, dass die Fragenstellerin eine langjährige Bekannte Monkeys ist. Mein persönliches Highlight der Ausgabe aber ist das tolle Interview, das Micha mit Deek von OI POLLOI führte. Immer wieder ein Genuss, die ebenso engagierten wie intelligenten Antworten des sympathischen Schotten zu lesen. Björn zerrte für ein Kurzinterview die britischen Altpunks von MENACE vors Mikro, außerdem gibt’s Intis mit CAPTAIN PLANET, BLACK FAG, TISCHLEREI LISCHITZKI, Sylvie von DIE BILANZ (Herstory Of Punk) und weiteres zum Thema „Punk in Wien“. Mit den KLEINS war man auf Tour, woraus ein Tourbericht entstand. In seiner Kolumne „Die wunderbare Welt der Propaganda“ widmet sich Vasco diesmal dem Thema „Arbeit ist scheiße“ und die üblichen Rubriken wie Zepp’s Zoom, Stanley Heads Ska-Ecke, zichfach Rezensionen und Verrisse, Neuigkeiten etc. pp dürfen natürlich auch nicht fehlen. Der Politteil besteht diesmal aus einem Interview mit den Machern der neuen „Let’s Fight White Pride“-Kampagne, einem Bericht von den Köpi-Aktionstagen und dem HOSPI 30 in Görlitz. Ordentliche Ausgabe, die auch Nörglern wie mir einiges an interessantem Lesestoff bietet. Kost’ immer noch 3,50 Flocken und kommt mit „Pay to play“-CD. Günni

27.09.2008, Skorbut, Hamburg: THE DETECTORS

freitag the detectors unplugged im skorbut. laden war proppenvoll, band war gut.

DIE PARASITEN – WAT FOTT ES, ES FOTT… CD

(www.dieparasiten.net) / (www.antirockstar-industries.com)

Obwohl nach drei EPs und einem Album schon die fünfte Veröffentlichung dieser Kölner Fast-All-Girl-Combo, höre ich mit der neuen Platte zum ersten mal von den PARASITEN – und bin überrascht! Supergeil produzierter, rockiger, poppiger deutschsprachiger Punkrock mit einer VERDAMMT GEILEN weiblichen Stimme! Sängerin rAff kann richtig gut und vor allem kraftvoll singen (besser als „Deutschrock“-Trullas á la Christina Stürmer und Konsorten), aber auch rotzig oder aggressiv klingen und variiert perfekt, jeweils passend zur Musik, die größtenteils recht flott, aber extrem eingängig ist und so manchen Ohrwurm zu bieten hat. Zusätzlich aufgelockert wird das Ganze mit vereinzelten Saxophon und Klaviereinsätzen. Und keine Sorge: Die trotz des Albumtitels glücklicherweise nicht in Mundart vorgetragenen Texte sind gänzlich unpeinlicher, meist persönlicher Natur und überschreiten eigentlich lediglich bei „Gefunden“ ein wenig die Grenze zum Kitsch. Ist aber nicht schlimm, denn gleich der nächste und damit letzte Song lautet „Kein Punk mehr“ und ist ein ganz schönes Brett, das auf ironische Weise Szeneregeln und –zwänge thematisiert, wobei der Ausbruch aus jenen ein Freiheitsgefühl ähnlich dem vom Ausbruch aus der Gesellschaft, der die meisten ja erst in die Punkszene trieb, erzeugen kann. Die Band scheint wenig Wert auf Etiketten zu legen und ich gehe davon aus, dass es ihr ziemlich Schnurz sein wird, ob man sie nach diesem Album dem Punkrock, dem „Deutschrock“ oder dem radiotauglichen Pop zuordnen wird. Die Texte sind im Booklet nachzulesen, aufgrund der lupenreinen Produktion aber sehr gut zu verstehen. Zehn Songs in 35 Minuten, Anspieltipp: „Kein Plan“. Tolle Band, tolle Platte! 2. Günni

Copyright © 2025 Günnis Reviews

Theme von Anders Norén↑ ↑