Günnis Reviews

Autor: Günni (page 80 of 104)

SHOCKSTAR #19

(www.pankerknacker.com)

Der neue PANKERKNACKER heißt jetzt SHOCK STAR, fragt mich nicht, warum. Im Editorial wird ein Rechtsstreit mit Walt Disney angedeutet, mehr vermag ich dazu aber nicht zu sagen. Dort wird erwähnt, dass die Ausgabe unter widrigsten Umständen zusammengeschustert und ziemlich mit der heißen Nadel gestrickt wurde. So fand vieles, was auf dem Titelblatt noch großspurig angekündigt wurde, dann doch nicht ins Heft und ich habe das Gefühl, dass es ein paar Rechtschreib- und Layoutfehler mehr als sonst geworden sind. Aber hinfort mit dieser elenden Pingeligkeit, widmen wir uns dem Inhalt: Dieser wird nach einem etwas wirren Vorwort von Opa Stiletti, der von irgendetwas leider nicht näher Beschriebenem ziemlich angefressen scheint, bestimmt von einem neuen Sardinien-Reisebericht exorbitanten Ausmaßes, der auch gleich die „heiße Nadel“ erklärt: Wer sich auf Sardinien durchsäuft, -vögelt und –schnorrt, hat halt nicht mehr so viel Zeit zum Heftmachen, haha. Die gesammelten Anekdoten lesen sich gewohnt kurzweilig und amüsant, auch wenn diesmal nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen zu sein scheint und man mittlerweile auch auf Sardinien mit Widrigkeiten in Form von Spießern und Bullen konfrontiert wurde. Ansonsten halt wieder gewohnt gute Prosa in Form von Kurzgeschichten von The Meia, Don Chrischan, Falk Fatal, Antje T., Mika, Klaus N. Frick usw., bei denen mir diesmal aber etwas der Überknaller fehlt, wie ich ihn aus den vergangenen Ausgaben irgendwo in der Demenzrübe gespeichert habe. Wobei, halt, da war doch die Geschichte vom Analverkehr und der toten Katze, die war geil – und meine Erwähnung dieser unter Zuhilfenahme der verwendeten Stichwörter dürfte für erhöhten Absatz sorgen, hehe. Interviewt wurden die PESTPOCKEN, die überraschend kluges Zeug von sich geben, die Macher des „Keine Zukunft war gestern“-Buchs, Sylvie Pussycat von SILENT MEOW (unterlegt mit leckeren Fotos), THE TONY MONTANAS, THE DETECTORS, KREATOR (!), THE STATTMATRATZEN, ROLANDO RANDOM & THE YOUNG SOUL REBELS, SKEPTIC ELEPTIC sowie eine Rollschuhfahrerin, wobei mich das nun wirklich nicht interessierte. Abel Gebhardt schildert seine Eindrücke vom diesjährigen Force Attack, T. Higgins tut es ihm gleich hinsichtlich des Back To Future 2008 und Dr. Satori will Hartz-IV-Empfänger härter rannehmen. Neu sind die Kleinanzeigen, bei denen ich mich frage, wer die in Zeiten von Internet und Co. noch braucht!? Obligatorisch die kurzen, rudimentären Reviews. Alles in allem auch mit Abzügen in der B-Note immer noch ein spitzenmäßiges Heft, das allein schon wegen des angenehmen Formats, Papiers und großartigen Layouts zu lesen Spaß macht, aber auch inhaltlich wieder einiges zu bieten hat. Und, mal Hand aufs Herz: Wer von uns will nicht die unendliche Geschichte vom großen Blonden mit dem leichten Knall auf Sardinien lesen, häh? (Nimm nächsten mal aber wieder den unglaublichen Sardinien-Peter mit!) Zu haben für immer noch 3,- verlauste EUR.

SHAM 69 – SERIOUSLY ULTIMATE CD

(www.baddogrecords.com) / (www.sham69.com)

Die “neuen” Sham 69 mit ohne Jimmy Pursey haben eine Best-Of-Scheibe eingespielt, angeblich weil so viele Fans die alten Hits in neuem Gewand hören wollten – alleine wäre man da schließlich nie drauf gekommen… Ja nee, is klar. Dementsprechend klingt die Platte wie ein von einer einzelnen Band eingespieltes Tribut-Album. Das zwar durchaus gekonnt, die Songs wurden also nicht total verhunzt, aber natürlich stark ihres alten Charmes beraubt. Mal im Ernst: Wer braucht sowas? Jemand, der die alten Songs mag, aber Jimmy Pursey nicht mehr zu hören erträgt? Ich weiß es nicht… Beim Booklet war Schmalhans Küchenmeister, außer ein paar Worten von Dave Parson gibbet nix zu sehen oder lesen. 23 Songs in 58 Minuten. Ohne Wertung. Günni

INCOMING LEERGUT – ALCOHOLIDAYS CD

(www.rilrec.de) / (www.myspace.com/incomingleergut)

Ein Haufen junger Krefelder spielt hier Melodicore/Skate-Punk mit teilweise recht albernen deutschen und englischen Texten (alle nachzulesen im Booklet) und gibt sich ein Alkoholiker-Image, das ich ihm allerdings nicht so recht abnehme. So ackert man sich durch 19 Songs, von denen einige wirklich klargehen, andere aber eher Füllmaterial darstellen und nicht wirklich hängen bleiben. Der Gesang ist klar und melodisch und am Ende darf auch noch mal ’ne Dame ans Mikro. Für Fans von SATANIC SURFERS und Co., würd ich mal behaupten. Wer auf diese Richtung abfährt, sollte ruhig mal ein Ohr riskieren. Aber, sagt mal: Waren alle coolen Bandnamen tatsächlich schon vergeben? 46 Minuten Spielzeit, Anspieltipp: „Saufblockade“. 3. Günni

WILD GIFT – S/T CD

(www.plasticbombrecords.de) / (www.wildgift.de)

Die Plastikbomber haben mit WILD GIFT ’ne neue Band am Start, die mit rotzigem weiblichem Gesang und bedeutungsschwangeren, engagierten bis düsteren Texten in größtenteils deutscher Sprache auf irgendwie nach ’80er-HC-Punk klingender Mucke zu überzeugen versucht. Angenehm fällt dabei auf, dass man textlich auf gängige Schemata mit gezwungenen Reimen etc. verzichtete, ohne dabei in verklausulierten pseudointellektuellen Scheiß abzudriften. Bei Zeilen wie „Dass Mauern fallen und Herzen aufgehen, der Hunger vergeht und Friede einkehrt“ oder „Love ist the way to express yourself“ denke ich aber trotzdem eher an Waldorfschule als an Old School Punkrock. Die Platte läuft ohne wirklichen Ausfall, aber auch ohne jeglichen Aha-Effekt durch. Im Booklet gibt’s alle Texte nachzulesen. 13 Songs in 36 Minuten, Anspieltipp: „Funken zu Asche“. 3. Günni

DIE PROFIS – NEUE SENSATIONEN + ALTE GEHEIMNISSE CD

(www.teenage-rebel.de) / (www.myspace.com/dieprofis)

Scheiße, wer oder was ist DAS denn?! Eine völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratene Mod-Punk/Power-Pop-Band aus dem Düsseldorf zu Beginn der 80er Jahre, deren einzige LP „Neue Sensationen“ aus dem Jahr 1982 jetzt zusammen mit zwölf Bonustracks bestehend aus Sampler-Beiträgen, Demos und Aufnahmen der Vorgängerband STAIRS von Teenage Rebel Rec. ausgebuddelt und als CD neu aufgelegt wurde. Und das wurde angesichts der Qualität dieser Band auch verdammt noch mal allerhöchste Zeit, denn die fast ausschließlich deutschen Songs strotzen nur so vor Energie, Spielfreude und Kreativität inkl. unpeinlicher, direkter, GUTER Texte, die schon damals so manche Punkband alt haben aussehen lassen. Der perfekte Soundtrack zum Erwachsenwerden in einer spießigen Gesellschaft, die einem mit ihren Normen und Wertvorstellungen den letzten Nerv raubt, während man einfach nur zu guter Musik abfeiern und mit Mädels rumknutschen möchte. Erinnert mich teilweise an die alten ÄRZTE, nur reifer und mit mehr Pfeffer im Arsch. Das aber wirklich nur als GANZ grober Anhaltspunkt. Die Aufnahme der LP wurde großartig produziert, der Sänger hat ’ne tolle charismatische Stimme und die Songs machen einfach Spaß – da reiht sich Hit an Hit. Diese Platte ist ein großartiges Dokument einer sehr kreativen Periode deutscher Musikgeschichte, bei der Bands wie DIE PROFIS aufgrund der Borniertheit der Musikindustrie auf der Strecke blieben. Die hätten definitiv das Zeug zum Durchbruch gehabt. Richtig Mühe gegeben hat man sich auch beim Booklet, das neben den Texten alte Fotos und Bilder enthält. Richtig geile Veröffentlichung! 25 Songs in 79 Minuten, Anspieltipp: „Neue Sensationen“. 1. Günni

V.A. – VOLKSPARK CALLING: SUPPORTERS UNDERGROUD SAMPLER VOL. 1 CD

(www.wendt-produkt.de) / (www.hsv-sc.de)

Wird mittlerweile in erster Linie der FC St. Pauli mit Punkrock in Verbindung gebracht, gibt es in unseren Reihen durchaus auch Anhänger des größten Hamburger Traditionsvereins, dem HSV. Somit entstand beim HSV Supporters Club der Plan, diversen Fußballsamplern anderer Vereine ein entsprechendes Pendant gegenüberzustellen und Punk- und HC-Songs, die sich des HSV in positiver Weise annehmen, auf ihm zu versammeln. Dafür fand man aber nicht genügend Beiträge (!), weshalb man das Spektrum um grauenvollen Hip Hop (ILLO THE SHIT), Schlager (HAMBURGER JUNGZ) und Disco (DISCOTIER) erweiterte. Für den punkigen Teil zeichnen sich dann u. a. ABSCHLACH! (natürlich), DIE GEFAHR, ROTZ & WASSER, die Schweizer VANILLA MUFFINS und (man lese und staune) SLIME verantwortlich, die hier mit ihrem alten Gassenhauer „Block E“ vertreten sind, was sicher dem einen oder anderen sauer aufstoßen wird, haha. Inhaltlich ist die Scheibe für so manchen HSVer sicher die Offenbarung, für alle anderen unerträglich. So ist das eben bei vereinsbezogenen Fußballsamplern. Positiv heraus stechen da für mich als Nicht-HSVer lediglich ABSCHLACH! mit „Herz des HSV“, die textlich etwas kritischere Töne anschlagen – von so etwas hätte ich mir anstelle von plumpem Abgefeiere mehr gewünscht. Die streng in den Vereinsfarben gehaltene Aufmachung hingegen kommt inkl. CLASH-Gedächtniscover (gezeichnete Interpretation des „London Calling“-Covers) in ihrem Digipak recht edel daher: Fettes Booklet mit allen Texten und Kurzinterviews mit jedem vertretenen Interpreten, bei denen ich mich aber spätestens, als DIE GEFAHR schildern, wie sie anscheinend ohne daraus irgendwelche Konsequenzen zu ziehen offensichtlich vom Verein verarscht worden sind, ernsthaft an den Kopp packe… Aber jedem das Seine. Ich persönlich finde Vereinsrivalitäten ja ohnehin etwas kleinlich. 18 Songs in 70 Minuten. Ohne Wertung. Günni

KALTFRONT – ZIEH DICH WARM AN CD

(www.teenage-rebel.de) / (www.kaltfront-dresden.de)

KALTFRONT ist ’ne alte Ossi-Kapelle, genauer gesagt aus Dresden, wo sie sich Mitte der 80er gründete und diverse Demo-Tapes veröffentlichte. Diese wurden vor zwei Jahren auf der LP-Version dieses Tonträgers wiederveröffentlicht, die wohl recht schnell ausverkauft war. Hiermit gibt’s das ganze jetzt angereichert mit sechs Bonustracks auf CD. Freut mich, dass der alte Kram, der natürlich nicht in Top-Quali vorliegt, aber in jedem Falle sehr gut hörbar ist, dadurch nicht in Vergessenheit gerät. Denn: Die Scheibe mit ihren durchdachten, häufig persönlichen, melancholischen, aber auch wütenden und direkten Texten und vor den tollen Melodien, denen man die Fähigkeit der Musiker anmerkt, ist besser als so mancher Schrott von heute, noch immer aktuell und somit keinesfalls nur für Ostalgiker und Komplettisten interessant. Ob angedacht ist, die Bonusstücke dieser CD für Vinyl-Sammler auch auf einer EP zusammenzustellen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, wäre meines Erachtens aber eine tolle Maßnahme für die Besitzer der LP. Im stimmig illustrierten Booklet gibt es alle Texte nachzulesen sowie Hintergrundinfos zur Band und zu den einzelnen Aufnahmen. 20 Songs in 72 Minuten. 2. Günni

ARGLISTIGE TOISCHUNG – OI! TO THE CORPSES CD

(www.asphalt-records.de) / (www.arglistige-toischung.de)

Arglistig getoischt wurde ich in jedem Falle von dieser jungen Münchener Band, spielt Sie doch gar keinen Stumpf-Oi!, wie der Name zunächst vermuten lässt, sondern eine herrlich erfrischende Mischung aus rotzigem, melodischem Punkrock und so ’billyzeugs mit geilem weiblichen Gesang und frechen deutschen und englischen Texten zwischen Persönlichem, Lebenslust, Selbstverständnis, System- und Szene-Kritik und Morbidem. So bekommt der Kapitalismus ebenso sein Fett weg wie heuchlerische Szeneangehörige, man schaut gerne mal tiefer ins Glas, kloppt sich für 1860 München, fährt auf blutige Romantik ab und macht aus Nancy Sinatras Wanderstiefeln „Riot Boots“. Hier und da wird auch die Neonazi-Vergangenheit der Sängerin bzw. die Verarbeitung jener textlich angeschnitten. Höhepunkt ist aber sicherlich die Hommage an sächsische Stecher: „Ja, Baby, sag ‚Sau’ zu mir auf sächsisch! Sag ‚fertsch’ wenn du fertig bist und gleich noch mal von vorn!“ Da dürfte selbst der Sachen-Paule ’ne rote Rübe kriegen. Der bayrisch-sächsische Kulturaustausch scheint also bestens zu funktionieren. Die Platte wirkt abwechslungsreich, unverkrampft und frei von Scheuklappen. Lediglich bei den deutschen Texten holpert es hier und da noch ein wenig, besonders beim Refrain des ersten Songs: „Wir, nur wir, sind arglistige Toi!schung, trinken literweise Bier und sind ’ne herbe Enttäuschung“ Mitgröhlkompatibel ist das nicht so wirklich und der Reim gibt mir auch zu denken (ähem…). Das Digipak der CD kommt übrigens mit gezeichnetem Cover im Tattoo-Stil und das dicke Booklet enthält neben allen Texten richtig gute Fotos, auf denen zwar kräftig gepost wird, die die Grenze zum Peinlichen aber nie überschreiten und verdeutlichen, dass die Band, vor allem mit Gitarristin Anna, durchaus auch was fürs Auge bietet. Das Album sollte sich verkaufen wie geschnitten Brot, nicht nur in Sachsen, haha. 😉 Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Ganze nicht irgendwann tatsächlich als „arglistige Toischung“ herausstellt und die talentierte Sängerin ihr Heil (wie zweideutig) wieder in politisch völlig verwirrten, gefährlichen, menschenverachtenden Kreisen sucht. 15 Songs in satten 54 Minuten. 2-. Günni

ALARMSTUFE RIOT – TOTE SZENE? CD

(www.rebellion-records.com) / (www.alarmstufe-riot.de)

„Alarmstufe Riot, dem Kult noch treu, Hardcore-Punk, Oi! Oi! Oi!“ Heftig klischeebeladen geht’s hier zur Sache. Metallischer Oi!-Punk, deutlich von den Onkelz beeinflusst, natürlich ohne deren Klasse zu erreichen. Dafür wirkt das Ganze mit seinen Texten über Verräter („Raus uns uns’rem Revier“), Penner („Deinen Iro, den stellst du niemals auf“) und Psychopathen („Knall ihn ab, knall ihn ab, ich knall ihn einfach ab“) zu aufgesetzt bzw. schlecht kopiert von anderen wütenden, pathosreichen Kombos und textlich irgendwie etwas neben der Spur. Interessanter wird’s da beim schweren, fast gothicartigen „Dein wahres ich“, bei dem sich der Gesang mit einer Dame geteilt wird. Apropos Gastsänger: DAILY-TERROR-Pedder darf bei „Suizid“ auch mal ans Mikro. Insgesamt ist mir das alles textlich wie musikalisch zu unausgereift. Die Texte können alle im Booklet nachgelesen werden, sind dort aber zum Teil etwas anders angegeben, als sie tatsächlich gesungen werden. Zehn Songs in 44 Minuten. 4-5. Günni

DIE ARBEITSLOSEN BAUARBEITER – HEIMSPIEL Maxi-CD

(www.pukemusic.de) / (www.diearbeitslosenbauarbeiter.de)

Chemnitzer Funrock-Kapelle mit einer Maxi-CD über Fußball. Vier deutschsprachige Songs, die größtenteils vom Chemnitzer FC bzw. dessen Lokalrivalitäten handeln und somit ausschließlich für Chemnitzer Regionalligafußball-Begeisterte von Interesse sein dürfte. Außerdem lispelt der Sänger. Läuft knapp zwölf Minuten, in denen auch der Stadionsprecher aus Karl-Marx-Stadt und die Südkurve mal zu hören sind. Ohne Wertung. Günni

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