Günnis Reviews

Autor: Günni (page 78 of 104)

FEINDKONTAKT #3

(www.myspace.com/feindkontakt)

Dickes Zine? Nee, eher dickes Papier. Was andere für ihren Heftumschlag benutzen, findet bei Gung aus Plauen gleich fürs ganze Heft Verwendung. Das FEINDKONTAKT versteht sich als nichtpolitisches Skinhead-Fanzine und interviewt die Dessauer Ska-Combo HÖRINFARKT (die spielen tatsächlich ONKELZ-Lieder im Ska-Sound? Muss ich hören!) und die italienische HC-Band PAYBACK. Der Rest besteht neben Reviews und sowas aus vielen Kolumnen und Konzertberichten, wobei mir vieles wie nur kurz angerissen, dabei durchaus Potential offenbarend, aber leider nicht weiter ausgeführt vorkommt. Konzertberichten gegenüber bin ich zwar im Gegensatz zu anderen nicht grundsätzlich abgeneigt, aber der eine oder andere scheint hier doch eher Füllmaterial zu sein. Das Layout ist aufgeräumt und von vielen s/w-Bildern in guter Qualität durchsetzt, manchmal aber ziemlich platzverschwenderisch. Warum man sich einerseits gegen braune Idioten ausspricht, es sich aber nicht nehmen lässt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen und auf Olaf von den STAGE BOTTLES verbal einzudreschen, wird mir ebenso wenig klar wie der Sinn des abgedruckten Horoskops (?!) oder das Angeben von Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis, wenn diese gleichzeitig auf allen Seiten fehlen. Durchschnittliches Zine, würd’ ich mal sagen, das mich jetzt nicht so begeistert hat, wie fast alle anderen kleinen Zines aber allein schon durch seinen regionalen Bezug natürlich seine Existenzberechtigung hat – weshalb ich hoffe, dass meine Kritik konstruktiv aufgefasst wird und sich das Teil entwickelt! Für 2 Panzerketten käuflich zu erwerben. Günni

DER TRINKER #3

(greif80@web.de)

Dieses Stuttgarter Skinhead-Fanzine scheint aus dem Umfeld der GEWOHNHEITSTRINKER zu stammen (wenn ich jetzt nicht völlig danebenliege!?). Autor und Ex-Waldorfschüler Greif hat im Schnipsellayout ein kurzweiliges, unterhaltsames Heftchen zusammengeschustert und mit Porno-Bildchen verziert, das sich betont international gibt und gleich einen ganzen Haufen ausländischer Bands und Szeneangehöriger interviewt. So beispielsweise die Spanierin Estrella von Camden Town Records, BASANEES 75 (F), die OFIZBOIS (Türkiye), FRANKY FLAME (GB), RAUFHANDEL (CH), GATANS LAG (DAN), GUVNORS (S), KALEVALAN VIIKINGIT (FIN), BATTLE SCARRED (S) und ANTIPATI (S), wobei die ganzen Bands im Rahmen seiner „Oi! Oi! Oi! Oi!ropa“-Reihe alle die gleichen Fragen gestellt bekamen, so dass man die Antworten alle im direkten Vergleich nachlesen kann. Was die allerdings teilweise so von sich geben, ist doch sehr fragwürdig. So gibt Franky Flame als Probleme seines Landes gleich an erster Stelle „Massive Einwanderung, Asylbetrüger und illegale Einwanderung“ an, was ich, auch ohne genauer über die Situation in England Bescheid zu wissen, ziemlich seltsam finde, und BATTLE SCARRED erzählen, wie verdammt geil doch Bands wie SKREWDRIVER wären. Ich finde es schade, dass Greif das alles so unkommentiert stehenlässt und solchen Ansichten damit eine Plattform bietet. Andererseits bietet das vermutlich einfach einen ungeschönten Einblick in die derzeitige europäische Skinhead-Szene, der möglicherweise gar nicht weiter kommentiert werden muss. Schließlich hat der Leser seinen eigenen Kopf und kann seine eigenen Schlüsse ziehen. Greif selbst ist ein begabter Schreiber, in dessen lesenswerten, witzigen Kolumnen auch seine zynisch-provokante Anti-Spießer-Haltung deutlich wird, die ich ganz bestimmt nicht rechtsaußen einordnen würde. Ein weiterer Schwerpunkt des Heftes ist der Interviewblock zum Thema „Konsumterror in der Oi!-Szene“, in dem sich Greif über den ganzen kitschigen, unnötigen Krimskrams auskotzt, der in zahlreichen Mailordern mittlerweile angeboten wird, und diverse Menschen hinter den Versänden dazu befragt (Sunny Bastards, KB, Bandworm, United Kids). Leider scheinen dabei einige von Meckos Antworten abgeschnitten worden zu sein, schade. Gute Themenwahl jedenfalls. Darüber hinaus werden die PRODUZENTEN DER FROIDE zum Rapport gebeten und einige Nachwuchsbands vorgestellt, so z. B. die Hamburger von IN VINO VERITAS (Tipp!). Die GEWOHNHEITSTRINKER haben ihre Kolumne und berichten vom aktuellen Bandgeschehen und das Übliche in Form von Reviews etc. gibbet natürlich auch. Das Heft schließt dann mit der Pornoabteilung, in der Greif von seiner Entjungferung in der Waldorfschule berichtet. Ob man ihm das so glauben kann? 😉 Sympathisches A5er, dem es noch etwas an Biss fehlt – wobei ich mit einigen Bands aber nichts anfangen kann und will. Kost’ 2 Oi!ro. Günni

ATEMNOT – 20 JAHRE PUNK LP/CD

(www.pukemusic.de) / (www.sn-punx.de) / (www.atemnot89.de.vu)

Nachdem ich kürzlich sehr viel HC und Metal gehört hatte und mir mal wieder der Sinn nach einer richtig schönen sog. „Deutschpunk“-Scheibe mit Melodie und Härte stand, flatterte mir prompt die neue ATEMNOT ins Haus. Früher eher ein Garant für Realsatire gewesen, war das sehr durchwachsene Vorgänger-Album „Uhrwerk 2006“ das erste, was ich an Post-Reunion-Material zu hören bekam und mich mit seinen abstrusen Texten doch arg zweifeln ließ. Im Vergleich dazu ist dieses Album eine eindeutige Steigerung. Streng genommen besteht ATEMNOT nur noch aus Einhorn, seine Begleitband setzt sich aus den ESA-ZECKEN zusammen. Zusätzlich hat er ein paar Gastsänger wie Rio von NO EXIT, Uwe von DAILY TERRORISTEN und Agnes vom Taugenix-Zine versammelt, von denen in erster Linie Letztere in den zwei, drei Songs mit männlich/weiblichem Wechselgesang auffällt und den Stücken eine ganz eigene Note verleiht. Diese Stücke „Ein Feuer brennt in mir“ und (Achtung, jetzt kommt’s) „Tribut an Zaunpfahl“, sprich: „Liebe ist tot“ sind daher auch meine Lieblingsstücke der Scheibe. Hätte nicht gedacht, dass ich einen Song von ZAUNPFAHL mal so gut finden würde, aber hier passt alles. Eine weitere Coverversion findet sich von HASS, wofür man leider nicht auf Material des ersten Albums, sondern auf schwächeres von einer der nachfolgenden Veröffentlichungen zurückgriff. „Tommy“ hat Einhorn meines Wissens schon mit seiner anderen Band KALTE KRIEGER gespielt, guter Song. Bei den übrigen zehn Songs handelt es sich aber m. E. um neues, eigenes Material. Und das fiel recht abwechlungsreich aus: Mid-Tempo, Up-Tempo, balladesk, melancholisch, kämpferisch… In „Der kleine Eddi“ wird CSU-Kasper Stoiber verhöhnt, „Ritchies Gang“ bezieht sich auf den Kult-Film „Verlierer“ und wurde mit Original-Zitaten von Ralf Richter unterlegt (klasse, ich liebe gute Songs über gute Filme) und „Tiere sind Lebewesen“ setzt sich für vegetarische Ernährung ein. Etwas ab fällt das leider nur aus einer Aneinanderreihung von Parolen bestehende „Kein Fuß breit…“, textliche Totalausfälle konnte ich diesmal aber keine ausmachen. Insgesamt ein ausgewogenes, überraschend solides und druckvoll produziertes Album. Da habe ich in letzter Zeit deutlich Schlechteres gehört. Die Vinyl-Version ist übrigens auf 500 Stück limitiert, davon 100 in orange. Schade nur, dass ich mir die Infos selbst aus Fanzines und der Band-Website zusammenklauben musste, da man mir nur eine Vorab-Version im Pappschuber ohne jegliche nähere Angaben schickte. Das Cover ziert Einhorn mit schönem Poser-Iro und nachdenklichem Blick. Der scheint übrigens gut abgenommen zu haben. Vielleicht schafft man es ja auch, die Rechtschreibfehler in den Songtiteln bei der regulären Veröffentlichung zu korrigieren. 😉 13 Songs in 35 Minuten. 2-3. Günni

TAUGENIX #8

(www.taugenix-fanzine.de)

Neueste Ausgabe der NIX-GUT-Hauspostille. Chefredakteur und „Jesus Freak“ Steff erzählt im Vorwort von seiner Abneigung gegen Glühweinbuden und Hickhack mit Behörden. Richtig interessant liest sich dann ausnahmsweise das Impressum, das Erscheinungsdatum und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe in die Vergangenheit zurückdatiert. Kann mal jemand überprüfen, ob am 15.05. letzten Jahres die Nr. 9 erschienen ist? Neu sind die Vorstellungen der TAUGENIX-Mitarbeiter, hier zwei an der Zahl. Interviewt werden die Fußballprolls EMSCHERKURVE 77 (gut), die m. E. etwas überbewerteten ANTIGEN (die aber eine verdammt hübsche Sängerin/Bassistin haben) und Einhorn von ATEMNOT, der recht Interessantes über die Hintergründe der aktuellen Besetzung ausplaudert, mich hier und da aber wieder mit dem Kopf schütteln lässt – auf die Frage nach Punkbands mit intellektuellen Texten (was hier aber nicht näher definiert wird – auf jeden Fall aber eine verdammt lustige Frage in einem ATEMNOT-Interview) antwortet der Herr beispielsweise: „Dafür kenne ich keinen Markt.“ Na und? Seit wann sollte ein vorhandener „Markt“ ausschlaggebend für die Gründung einer Punkband sein? Und nur weil der Gehörnte diesen „Markt“ nicht kennt, heißt es nicht, dass es ihn nicht gibt… Nun gut, des Weiteren werden PROPAGANDA NETWORK (intellektueller Punkrock?) befragt, die selbstironisch in basisdemokratisch beschlossenen Kollektivantworten sprechen und alles andere als humorlos wirken. Die bayrischen SPEICHELBROISS kommen ebenso zu Wort wie PUNK-IM-POTT-Veranstalter Alex, der auch mit einem Konzertbericht gewürdigt wird. Benni von SS-KALIERT steht Rede und Antwort und verkündet u. A. schier Unfassbares über die Oldenburger Antifa. Habe herzlich gelacht, haha. Momentan wieder ein paar Gigs spielt die Hannoveraner Uralt-Combo BLUT & EISEN, die hier auch mit einem Interview bedacht wurden. Interessant finde ich die Umfrage bei diversen Bandmitgliedern zum Thema „Punkrock und Fußball“. Ok, vielleicht hätte man dazu auch mal jemanden fragen sollen, der NICHTS von dieser Verbindung hält. So beschränkt man sich halt auf Fußballfans von WALTER ELF, P&G, GUMBLES, MISSBRAUCH, LAK und BILDUNGSLÜCKE, die auf die einzelnen Fragen durchaus vernünftiges Zeug antworten. Geht es aber um die Nationalmannschaft, wird’s sehr durchwachsen und teilweise wirklich albern. Wat für krampfartige Beißreflexe da bei einigen zum Vorschein kommen, geht mir schon lange auf den Sack und ist, wenn man gleichzeitig seinen aus aller Welt zusammengekauften Verein abfeiert, bigott und auf seine Art „typisch deutsch“. Zu den Kolumnen: Rübi hat zuviel ferngesehen („Frauentausch“ ist Punkrock!), Hauke und Bulli sowie der Rentnerpunk faseln nichtssagenden Unfug, Chris erzählt von seinen Erfahrungen mit den Bullen und – der absolute Höhepunkt dieser Ausgabe – „Critical Bill“ beleuchtet endlich einmal richtig kritisch den Krieg Israels gegen Palästina und schafft es dabei sogar, den Bogen zur Linkspartei und linken Demonstranten zu spannen. Richtig gut geschrieben, hochinformativ (sofern seine Quellen seriöser Natur sind) und damit diesmal sogar besser als Vascos „Wunderbare Welt der Propaganda“ im PLASTIC BOMB. In eine ähnliche Kerbe schlägt Mirko mit „Kurz mal nachgefragt: Was ist eigentlich ein Deutscher?“ Find’ ich gut, sowas dürfte der richtige Stoff für die junge Leserschaft sein. Der restliche politische Teil wird eröffnet von einem Bericht aus Erfurt über das besetzte Haus, ebenso streng „antisexistisch“ mit „-innen“ und „mensch“ statt „man“ formuliert wie der Argentinien-Reisebericht von Ut*, der dort bei Leuten hauste, die ihre Häuser aus ihren eigenen Fäkalien bauen. Jenny betreibt vegane Propaganda und Tierrechtler von NANDU kommen zu Wort. Olle Kamellen werden diesmal in Form von DREXSCHLEUDER ausgegraben, die Bands der Heft-CD werden vorgestellt (nimmt wie immer viel Raum ein), Neuigkeiten aufgelistet, ein wie üblich fürchterlicher, unlustiger Foto-Comic abgedruckt… und dann sind da natürlich noch die Reviews. Dadurch, dass mehr und mehr Reviews von Spike und Rübi geschrieben werden, fallen sie tatsächlich etwas kritischer aus als in älteren Ausgaben. Wenn Rübi allerdings zur unsäglichen Split-LP mit den religiösen Fanatikern FALLOBSTFRESSER schreibt, dass christliche Missionarsgedanken und Punk nicht zusammenpassen, die Platte aber dennoch als „absolutes Muss im Plattenschrank“ bezeichnet und anscheinend keinen Gedanken daran verschwendet, dass sein Chefredakteur (!) mit ALARMSIGNAL ebenfalls auf der Platte vertreten ist, der schon mit CHRISTCORE missionierend durch die Lande zog und besagte FALLOBSTFRESSER auf der Heftbeilagen-CD und sogar auf dem jüngsten „Schlachtrufe“-Sampler unterbrachte, also aktiv an der Verbreitung derartigen Materials beteiligt ist, kippe ich fast hinten über vor soviel Inkonsequenz. Den Vogel schießt aber Steffs Besprechung der aktuellen Ausgabe des UNDERDOG-Fanzines ab, das sich ganz dem Thema „Christentum und Punk“ verschreibt und beide Seiten zu Wort kommen lässt. So behauptet er allen Ernstes, „Punk und Religion, das passt nicht!“ und dass er das TAUGENIX zur religionsfreien Zone erkläre, ohne auch nur mit einer Silbe auf seine CHRISTCORE-Aktivitäten einzugehen. Das ist verlogene Heuchelei und wirft ein ganz schlechtes Licht auf diese ansonsten wesentlich gereifter und inhaltsstärker als die älteren Nummern erscheinende Ausgabe. Um NORMAHL zu zitieren: „Verarschung total“, und die kostet 3,- EUR. Günni

Nachtrag/Korrektur (21.04.2009): Laut eigener Aussage ist TAUGENIX-Chefredakteur Steff mit seiner pro-christlichen Ex-Band CHRISTCORE zwar auf Veranstaltungen der „Jesus Freaks“ aufgetreten, war im Gegensatz zu anderen Bandmitgliedern selbst aber KEIN Mitglied der Sekte. Insofern ist meine Annahme, es würde sich bei Steff um einen „Jesus Freak“ handeln, anscheinend nicht richtig.

21.03.2009, Beatclub, Hamburg: DOGS ON SAIL

geiler gig bei freiem eintritt, bei dem im gut gefüllten, kleinen laden richtig stimmung aufkam. sänger stulle interagierte perfekt mit dem publikum, es wurde lauthals mit“gesungen“ und der eine oder andere missglückte songstart – ironischerweise z.b. ausgerechnet beim song mit dem refrain „i do it alright“ – lockerte das ganze zusätzlich auf.  😀 sowohl cover-versionen als auch anscheinend neue, weil mir unbekannte songs kamen klasse rüber.

danke auch für „no idea“ 😉

JOE COFFEE – WHEN THE FABRIC DON’T FIT THE FRAME CD

(www.iscreamrecords.com) / (www.joecoffee.net)

Paul Shearer von BEER TERROR (oder so) zeichnet sich für diese Band verantwortlich, die er im Jahre 2000 gründete, 2004 das (mir unbekannte) Debüt-Album „As Bright As the Stars We’re Under“ veröffentlichte und drei Jahre später auf eigene Faust diesen Nachfolger präsentierte, der nun mit neuem Artwork auf I SCREAM wiederveröffentlicht wurde. NYHC gibt’s hier nicht auf die Ohren, stattdessen eine wilde Mixtur aus Streetpunk/-rock, Schweinrock und sogar souligen bis poppigen Anklängen, stets vorgetragen von Bearers derbem Organ und mit ganz viel Street-Credibility. Klingt interessant? Ist es auch. Hat sowas schön abgefucktes und ist trotzdem eingängig und auf seine Art geradlinig. Die Texte wirken mitunter ziemlich bluesig und handeln vom Überlebenskampf in der Gesellschaft, vom Scheitern und Verzweifeln, aber auch von Sehnsucht, Liebe und Sex. Die Platte wurde mit ausreichend Wumms produziert und macht nicht nur durch ihr Abwechslungsreichtum Laune. Wer beispielsweise auf MIKE NESS’ Solo-Zeugs steht, oder auch auf BRUCE SPRINGSTEEN (sorry, bessere Vergleiche fallen mir grad nicht ein), sollte ruhig mal JOE COFFEE antesten! Gecovert wird auch, und zwar die SMALL FACES mit „Get Yourself Together“. Das Booklet enthält Songtexte und ein paar persönliche Wort zum Song „I Don’t Want This No More“, der von Drogenmissbrauch bzw. -abhängigkeit handelt. Elf Songs in 33 Minuten, Anspieltipp: „Don’t Call Her A ‚Bitch’“. 2. Günni

DIE KURT COBAINS – DER TODESFLUCH DES ZIGEUNERKÖNIGS CD

(www.myspace.com/nebula5enterprises)

Die Band mit mittlerweile in CLUB DEJÁ VU geändertem, bescheuertem Bandnamen versucht, in eine ähnliche Kerbe wie Bands wie SUPERNICHTS und Konsorten zu schlagen und hat musikalisch auf hörbar poppigere Vertreter des deutschsprachigen Punkrocks wie z.B. WOHLSTANDSKINDER oder SCHROTTGRENZE geschielt – so würd’ ich den mir vorliegenden Tonträger mal grob umreißen. Das Songmaterial hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und wurde jetzt in D.I.Y.-Manier produziert und auf die Menschheit losgelassen. Das wird dadurch deutlich, dass die Scheibe etwas unterproduziert klingt und ich zunächst dachte, es mit dem Demo einer Schülerband zu tun zu haben. Bei genauerem Hinhören musste ich diesen Eindruck aber revidieren, denn zumindest musikalisch haben die’s mit ihren Fähigkeiten an den Instrumenten und dem Vermögen, einige feine Melodien zu kreieren, durchaus drauf. Im Gegensatz dazu steht allerdings der gewöhnungsbedürftige Gesang, der spätesten immer dann, wenn der Sänger mit seinem pubertären Organ anfängt, in höheren Frequenzen vollkommen schief herumzujaulen, nahezu unerträglich wird. Textlich bewegt man sich zwischen witzig-schräg und bemüht lustig, zwischen genial und erschreckend infantil. Ziemlich durchwachsen also, das Ganze. Glatte 1 hingegen das fette, liebevoll im Schnipsellayout illustrierte Booklet mit, ich glaube, allen Texten. Satte 21 Songs + einen versteckten Bonustrack gibt’s hier in 50 Minuten zu hören und das ist mir bei aller Kurzweiligkeit der knackigen, kompakten Songs dann doch etwas zuviel des Guten. Kommt übrigens inkl. STAHLNETZ-Coverversion „Der Seemann und die Stewardess“, inkl. weiblichem Gesang. Anspieltipp: „Mein kleines Alkoholproblem“. 3-. Günni

PLASTIC BOMB #66

(www.plastic-bomb.de)

Wie mittlerweile gewohnt auf Wegwerfpapier gedruckt, aber dafür mit schickem gezeichneten Comic-Cover präsentiert sich die Frühlingsausgabe der Bombe. Micha berichtet vom T5, dem neuen, selbstverwalteten Zentrum in Duisburg, für das ich an dieser Stelle alles Gute und viel Erfolg wünsche, Helge empfiehlt Bands, Ronja quatscht über dies und das und Swen scheint desillusioniert und kotzt sich aus. Von Atakeks gibt’s, welch Überraschung, eine lange politische Abhandlung. Interviewt werden GEWAPEND BETON, FAMILY MAN, KHATARINA, IAN STEWART (wer?), THE PORTERS in aller Kürze, BLUTTAT (klasse!), BRDIGUNG, Imre vom FORCE ATTACK und ABRISS WEST, Atakeks liefert sich eine Sexismus-Debatte mit „Quetschenpaua“-YOK, Ingo steuert einen ausführlichen Bolivien-Bericht bei, in der Rubrik „Anders leben!“ geht’s um die Kiefernstraße in Düsseldorf und Argentinien, Patti Pattex berichtet über Punk in Malta und interviewt die Band SUBCULTURE und im Rahmen der „Herstory of Punk“ geht man diesmal andere Wege und erzählt von grausamen Frauenmorden an der mexikanischen Nordgrenze. Micha verliert noch ein paar persönliche Worte und meine persönlichen Highlights sind mal wieder Vascos „wunderbare Welt der Propaganda“, die diesmal angesichts der Finanzkrise noch angepisster ausfiel als zuvor, und Chris’ Scholz satirische Kolumne. Ansonsten halt das Übliche: Tonnenweise Reviews und News, Stanley Heads Ska-Ecke, Termine, Kleinanzeigen etc… Ich konnte mir noch nicht alles durchlesen, unterm Strich ist’s aber eine inhaltsstarke, abwechslungsreiche, recht global ausgelegte Ausgabe, der mir nur ein wenig das Persönliche abgeht. Lohnt aber in jedem Fall, also für 3,50 EUR ruhig zugreifen! Wie immer inkl. Pay-To-Play-CD, die einen guten Überblick über aktuelle Tonträgerveröffentlichungen bietet. Günni

07.03.2009, Villa, Wedel: GRAF LUCKNER UND DIE LETZTE BEGLEITUNG + METAL WITCH + OVERDOSE

samstag graf luckner und die letzte begleitung (oder so), metal witch und overdose in der wedeler villa anlässlich lars‘ 30. geburtstages.

direkt, nachdem ich die moderaten 5,- € eintritt gelöhnt hatte, bekam ich netterweise den freibierstempel aufgedrückt, so dass einem gelungenen abend nicht einmal mehr finanzielle nöte im weg hätten stehen können. graf luckner (oder so) spielten bemüht witzigen schweinerock marke prollhead und co., war als opener, der nicht mal auf dem flyer stand, ok. metal witch spielten dann astreinen metal, kein thrash, kein death, sondern true (oder so), aber ohne falsett-gesang oder sonstige mitunter recht nervtötende metal-eigenarten. war richtig gut und obwohl’s auch beim publikum sehr gut ankam, wurden eigenartigerweise kaum rufe nach einer zugabe laut, weshalb der auftritt dann auch tatsächlich recht abrupt endete. overdose anschließend entpuppten sich als astreine ac/dc-coverband, die ich dann gut abfeierte. zwar sah der sänger oftmals etwas gelangweilt aus, hatte aber eine sehr geile stimme. etwas enttäuscht hat mich lediglich die setlist. hallo, was geht mit „t.n.t.“, „you shook me all night long“, „shotdown in flames“ etc.?!

unterm strich aber in jedem falle ein lohnenswerter besuch in der sympathischen villa. mal wieder.

LOS KRACHOS – GEGENWIND CD

(www.bandwormrecords.de)

Die Rostocker LOS KRACHOS liefern hier ein schönes, derbes Punkbrett in (fast ausschließlich) deutscher Sprache ab, kurzweilig, humorvoll und mit dem richtigen Gefühl für mitgrölkompatible Refrains und kleine, feine Melodien, die im Ohr bleiben. Erinnert mich an Bands wie z. B. AGENT KRÜGER, die in eine ähnliche Kerbe schlagen. Der kehlige Gesang haut einem Texte um die Ohren, die zu verstehen man kein abgeschlossenes Germanistik-Studium an einer Hamburger Schule benötigt und mal mehr, mal weniger geschliffen negative Auswüchse des kapitalistischen Systems, Deutschtümelei und die Zwänge der Gesellschaft anklagen und die eigenen Lebensentwürfe gegenüberstellen, was dann z. B. im nihilistischen Opener „Scheißegal… jetzt!!!“ mündet und mit „Nichts-Nutz“ eine astreine Hymne für den Punk-Nachwuchs hervorbrachte. Solch sehr direkten Texten stehen aber auch der eine oder andere nachdenklichere Song wie z. B. „10 Sekunden“ gegenüber. Bei „Treibjagd in Gotham City“ und „Undine (weine nicht um deine schönen Pferde)“ wird man dann Zeuge des schrägen Humors der KRACHOS und mit „…sagen alle“ hat man eine Art inoffiziellen Nachfolger zu FUCKIN’ FACES’ „Hey! Hey! Hey!“ geschaffen, haha. Die Platte geht gut nach vorn, rockt und, und das ist das wichtigste: Sie macht Laune! Die Texte sind im mit Fotos versehenen Booklet allesamt nachzulesen und Cover und die restliche Gestaltung des Digipaks sind hier mal richtig gelungen! 16 Songs in 43 Minuten. 2. Günni

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