Günnis Reviews

Autor: Günni (page 74 of 104)

KEIN HALT IN FREIMANN 2CD

(www.kein-halt-in-freimann.de)

Ein Punkrock-Hörpiel?! Was es nicht alles gibt, heutzutage… „Kein Halt in Freimann“ spielt im München der Gegenwart und dreht sich um den Protagonisten Fränk, der seine Jugend längst hinter sich hat, sich aber nach wie vor der Subkultur verbunden fühlt und dementsprechend vorhat, ein Konzert der Punkband GUMBABIES aufzusuchen, während der Hörer seine Biografie und seine heutige Einstellung zur Szene kennenlernt. Im Prinzip also genau das Richtige für uns alte Säcke hier, haha. Zwar wirken die Stimmen zunächst noch etwas aufgesetzt und dadurch gewöhnungsbedürftig, aber man ist schnell drin in der Geschichte um Fränk, der einen kritischen Blick zurück auf die Szene wirft und nicht nur positive Erinnerungen mit ihr verknüpft, mittlerweile aber sehr vernunftorientiert unterwegs ist und mit stumpfen „Assel-Punks“ so gar nichts anfangen kann. Das mag besonders Jüngeren oder Hardlinern vielleicht ziemlich spießig und bieder erscheinen, mir aber kommt vieles aus eigenen Erfahrungen heraus sehr bekannt vor, was letztendlich die Identifikation mit Fränk ermöglicht. Dieser befindet sich wie gesagt auf dem Weg zu einem Konzert, auf dem es zu einem Konflikt mit einem böse abgerutschten Ex-Kumpel kommt, der später in öffentlichen Verkehrsmitteln fortgeführt wird. Insbesondere der kritische Blick zurück dürfte so manchem Hörer etwas älteren Semesters aus der Seele sprechen, für junge Chaos-Punks ist „Kein Halt in Freimann“ auch mit seinem, naja, „Showdown“ (?) aber bestimmt zu unspektakulär. Nicht zuletzt die liebevolle Machart mit vielen eingespielten Songs trug aber letztendlich dazu bei, dass mich persönlich das Hörspiel gut unterhalten hat und ich mich über eine Fortsetzung nicht beklagen würde… Schade nur, dass eine ganz besondere Spezies Punk so gar nicht berücksichtigt wurde: Was ist denn mit Leuten wie mir, die nüchtern ähnlich vernunftbetont sind wie Fränk, besoffen aber trotzdem in die U-Bahn-Mülleimer pinkeln? CD 1 enthält das 63-minütige Hörspiel, CD 2 den kompletten Soundtrack mit vielen eher unbekannten Bands wie TAXGAS, GUMBABIES, BRAINBUCKS, POCK etc. und umfasst 13 Songs in 44 Minuten. Im stilvoll aufgemachten Booklet werden alle Interpreten kurz vorgestellt und sind alle Texte abgedruckt. Günni

GLEICHLAUFSCHWANKUNG – KOTZ IN SCHRANK DVD

(www.saalepower-records.de) / (www.gleichlaufschwankung.de)

Wie es scheint, haut heutzutage jede Punkband, die was auf sich hält, eine DVD raus. Klar, dass die stetig am Puls der Zeit agierenden ostdeutschen Trash-Könige von GLEICHLAUFSCHWANLUNG sich diesem Trend nicht verschließen und das Medium voll ausreizen, um mittels modernster Videotechnologie ihre intellektuellen Gassenhauer und hintergründigen Schenkelklopfer visuell zu untermalen und endlich auch in die Heavy Rotation bei MTVIVA zu gelangen. So kam es, dass man gleich 18 formidable Videoclips zu Hits wie „Devotchka nimm Pflasterstein“, „Punks Understand No Fun“, „Sex in Portugal“ oder „Atomeisbrecher“ produzierte, deren hollywoodartige und Regisseure wie Francis Ford Coppola oder John Landis in den Schatten stellenden Rohentwürfe aufwändig nachbearbeitet und retuschiert wurden, um den GLEICHLAUFSCHWANKUNG-typischen, charmanten Amateurgeist zu versprühen und das perfekte Äquivalent zum schrägen Trash-Punk der Combo zu bieten. Als Nebendarsteller rekrutierte man die schönsten Frisuren, die Torgau momentan zu bieten hat sowie die China-Skins von MISANDAO und arbeitete viel mit dem auf zahlreichen Reisen Toralfs und Tanja Trashs gedrehten Material aus Asien und sogar dem weit entfernten Bayern. Und als ob das nicht schon reichen würde, bekommt der Zuschauer auch die höchst romantische Punker-Hochzeit der beiden präsentiert. Meine Highlight sind aber „Vokuhila“ („Vorne kurz und hinten lang – ich bin der Vokuhila-Punk!“), die Anti-Oettinger-Hymne „Scheiß Bier!“ und der Todesstoß eines jeden Vegetariers, „Essen für den Weltfrieden“ („Mir woll’n keene Rassisten sinn, drum schieben wir uns alles rinn!“) inkl. Kotzgarantie. Wer alle 18 Attacken auf den guten Geschmack überstanden hat und zu cool fürs Fremdschämen ist, kann sich dann noch 21 Live-Videos lang die ausgeklügelte Bühnen-Performance der Gruppe ansehen, aufgenommen an verschiedenen Orten zwischen 2007 und 2009. Die ganz Hartgesottenen erwartet dann sogar noch eine Diashow, für die hatte ich aber keine Zeit mehr. Fazit: Gehört ins Heimkino-Regal gleich neben Michael Jacksons Greatest Video Hits! 1. Günni

23.10.2009, Trabrennbahn, Hamburg: HIGHSCHOOL NIGHTMARE + 5X0,04L + KLEINSTADTAUFSTAND (SMALL TOWN RIOT) + ABSTURTZ + KNOCHENFABRIK

war ’ne hammer party. auch dieses mal wieder spitzenmäßiger sound in der klasse location. highschool nightmare eröffneten den reigen und waren wie immer großartig, 5×0,04l spielten rumpeligen hc-punk mit vielen eingedeutschten exploited-covern (so z.b. einer ca. viertelstündigen version von „suff und punkrock“ alias „sex & violence“), small town riot brachten von einer zugabe mal abgesehen diesmal anlässlich des abends nur deutschsprachige songs, darunter coversongs von otto waalkes, brieftauben, toten hosen und ein ärzte-medley und brachten die hütte zum kochen, absturtz überzeugten ebenfalls vollends und knochenfabrik war dann natürlich der höhepunkt. ein denkwürdiger abend.

PUNKROCK! #10

(www.punkrock-fanzine.de)

Das, zumindest von der Aufmachung her, Juwel unter den A5ern feiert seine zehnte Ausgabe, die auf 100 Seiten viel Lesestoff bietet: Interviews mit LOS FASTIDIOS, MISFIT SOCIETY, People Like You Rec., THE REAL MCKENZIES, Oliver Maria Schmitt, KAMIKAZE QUEENS, PASCOW, ANTI-FLAG, einen DISTEMPER-Tourbericht, Festival-Berichte, Teil 3 der Skinhead-Historie und, und das ist meines Erachtens die eigentliche Stärke dieses Zines, persönlichen Kolumnen, Ansichten und Geschichten, die mir allesamt sehr sympathisch sind. Aus ihnen geht eine scheuklappenfreie Haltung der Autoren hervor, die auch gern mal gegen selbsternannte Szenepolizisten schießen oder ihre Erlebnisse im Knast mit dem Leser teilen. Positiv aufgefallen sind mir auch die ehrlichen, kritischen Reviews, insbesondere von Fanzines und Büchern. Starke Ausgabe, die auf die nächsten zehn Hefte hoffen lässt! Gleich zwei CDs liegen bei, nämlich ein Contra- und ein Mad-Butcher-Labelsampler. Sehr gut angelegte 3,- €. Günni

ZEPP OBERPICHLER – GITARRENBLUT

(www.801ruhrgebiet.de)

oberpichler, zepp - gitarrenblutZepp Oberpichler, einigen sicherlich bekannt von den KINSKIS, SCHLAFFKE & ZEPP oder JIMMY KEITH AND HIS SHOCKY HORRORS, ist ein auch als Autor tätiger Musik-Nerd und hat mit „Gitarrenblut“ seinen zweiten Roman veröffentlicht. Vermutlich höchst autobiographisch lässt er seinen Helden Will in loser Folge verschiedene Stationen seines Lebens Revue passieren, bei denen sich alles um Mucke und Mädchen dreht. Dabei werden Unmengen Künstler, Platten und Songs aus allen Dekaden der Rockmusik erwähnt, die für Will von Bedeutung sind und den Soundtrack seines Lebens liefern. Das erinnert stark an „High Fidelity“ von Nick Hornby, und wenn Zepp die Geschmackspolizei raushängen lässt, kratzt er gerade noch so die Kurve, nicht arrogant und von oben herab zu wirken. Zusammengehalten werden die Anekdoten von einem Anfall schlimmen Nasenblutens und der Absicht, das einer verstorbenen Freundin gewidmete Mixtape endlich fertigzustellen. Die rund 170 Seiten sind recht großzügig bedruckt und lesen sich schnell. Wer Spaß daran hat, Musik-Nerds zuzuhören, gut auf Ruhrpottcharme kann oder gerne den einen oder anderen Künstler abseits des Punkrocks für sich entdecken möchte, liegt mit „Gitarrenblut“ goldrichtig. Das herrliche, selbstironische Ende relativiert den Stellenwert von Zepps Musikgeschmack dann auch kräftig und stimmt auch diejenigen versöhnlich, die sich zwischenzeitlich evtl. mal auf den Schlips getreten gefühlt haben oder schlichtweg wenig bis gar nichts mit Musik von vor 1977 anfangen können. Kurzweiliges, sympathisches Lesevergnügen und hervorragend als Geschenk für Leute geeignet, deren musikalische Sozialisation ebenfalls in den 60ern begründet liegt. Dem Buch liegt übrigens eine Mini-CD mit vier von Zepp gesungenen Songs bei, die sich auf die Geschichte beziehen. Schade nur, dass man die Hülle so fest ins Buch geklebt hat, dass es unmöglich ist, sie zu lösen, ohne das Buch zu beschädigen. Kostenpunkt: 8,01 €. Günni

DER ENDGEGNER – REVENGE OF THE RETURN OF THE DAWN OF THE DOOM CD-R

(www.derendgegner.org)

Minimalistischer Lofi-Punkrock mit interessanten, guten, eigenständigen deutschen Texten auf ’ner selbstgebrannten CD. Wenn DER ENDGEGNER mal ein richtiges Studio aufsuchen würde, könnte das was werden, der schräge Humor jedenfalls kommt bei mir gut an. Viel aufregender als die Mucke ist aber das Artwork, das konsequent und liebevoll im Computerspiel-Retro-Look umgesetzt wurde. Fünf Songs in 13 Minuten. Ohne Wertung. Günni

PLASTIC BOMB #68

(www.plasticbomb.de)

Die neue Bombe lässt gleich im ersten Vorwort eine platzen – so muss Micha leider kundtun, dass das selbstverwaltete T5 in Duisburg quasi kurz nach Eröffnung schon wieder schließen musste, weil keine Live-Konzession erteilt werden konnte. Allerdings lassen sich die Betreiber anscheinend trotzdem nicht entmutigen, dafür meinen Respekt und Glückwünsche für die Zukunft! Helge beschreibt, was ihn zuletzt persönlich bewegt hat, Ronja berichtet von ihren Festival-Besuchen und kotzt sich über DEAN DIRG aus, Swen gesteht in aller Offenheit, wieder Fleisch zu essen und lediglich Veggie geworden zu sein, um einer Frau zu imponieren (!) und Atakeks gibt zumindest vorerst seinen Rückzug aus der Bombe bekannt. Interviewt werden die dolle Oldschool-HC-Combo SNIFFING GLUE, die sich momentan vor Lobhudeleien kaum retten können dürften, KOMMANDO KAP HORN, die sich u.a. wohlwollend über ihr Crazy-United-Review äußern (sowas freut einen natürlich zu lesen!), Peter vom CRUCIAL-RESPONSE-Label, das sich seit Jahren dem S.E.-HC verschrieben hat (liest sich sehr interessant) sowie Litti von PRÜGELPRINZ RECORDS, der sehr idealistisch rüberkommt, die Horrorpsychobillypunker von THE CREEPSHOW, die zurzeit schwer angesagt sind, Loll von GROWING MOVEMENT, der sehr persönlich über seine schwere Krankheit und seine Art, sie zu akzeptieren und zu verarbeiten spricht (mal was anderes als nur Gequatsche über Mucke, klasse Gespräch!), die „Chaos-Punks“ von OBSTRUSIVE, die bayrischen SPEICHELBROISS (die werden momentan auch von Zine zu Zine gereicht, haha), die wiedervereinigten STUPIDS und MURUROA ATTÄCK (endlich mal). Das ist auf jeden Fall schon mal ’ne amtliche Mischung. Schmerzlich vermisst habe ich wieder die Kolumne von Chefsatiriker Chris Scholz, für halbwegs ebenbürtigen Ersatz sorgt aber ein fiktiver FORCE-ATTACK-Konzertbericht, bei dem ich doch sehr schmunzeln musste, war ja schließlich selbst oft genug dort und kann ihm einen gewissen Wahrheitsgehalt daher nun wirklich nicht absprechen. Micha bringt uns sein neues Hobby Ornithologie (Vogelkunde, ihr ungebildeter Pöbel!) näher, Vasco beschäftigt sich in seiner „wunderbaren Welt der Propaganda“ mit der Bundestagswahl und spricht eine klare Wahlempfehlung zugunsten der LINKEN aus, es gibt eine Abhandlung über die Sinnlosigkeit der GEMA (bei der es aber heftig mit dem Fehlerteufel zuging, da sind gleich ganze Absätze doppelt abgedruckt worden), Dirk stellt seine Lieblingsfanzines vor und Basti versucht sich leider mal wieder an einer unlustigen Satire, diesmal zum Thema Michael Jackson (was auch sonst). Im „Anders leben“-Teil geht es um den Dortmunder „AK Freiraum“, den „Freiraum Neuss“ und das ehemals besetzte Haus in Erfurt. Die „Herstory of Punk“ ist diesmal eine „Hirstory“ und wem das komisch vorkommt, sollte sich den durchaus interessanten Bericht (richtig, diesmal kein Interview) von Tabea mal durchlesen, der sich ganz dem Thema „Geschlechter“ (neudeutsch: „Gender“) verschrieben hat. Keine Sorge, ist kein Emanzenscheiß und regt sicherlich den einen oder anderen zum Nachdenken an. Drei Seiten werden dem Thema Rechtsextremismus im benachbarten Österreich gewidmet und das Anti-Nazi-Bündnis „S5“ wird befragt. Ansonsten gibt’s natürlich die ganzen üblichen Kolumnen angefangen bei Stanley Heads Ska-Ecke über Kleinanzeigen, Exoten-Punk, Neuigkeiten, Termine bis hin zu natürlich wieder haufenweise Reviews, wobei sich Atakeks, der diesmal die Verriss-Ecke für sich allein gepachtet hat, vollkommen inkompetent über den meines Erachtens gelungenen „A Tribute To Slime“-Sampler hermacht, weil seinem beschränkten Weltbild zufolge gewisse Bands dort nichts zu suchen hätten. Unterm Strich aber eine inhaltsstarke, interessante und bisweilen streitbare Ausgabe. 3,50 € (3,70 € für Ösis) inkl. Pay-To-Play-CD. Günni

ZERFALL – 25 JAHRE BLAUEN MÖWEN CD

(www.pukemusic.de) / (www.myspace.com/zerfallostberlin)

Derber Ostzonen-Prügelpogopunk mit ebenso derbem, kehligem Grölgesang und aufs Wesentliche reduzierten Texten: „Komm wir knacken einen Shop / Komm wir brechen ein / Stellen alles auf den Kopf / Hau’n den Bullen die Fresse ein!“ („Shop“). Die Songs wurden zwischen 1983 und 1985 noch zu DDR-Zeiten in Ost-Berlin geschrieben und nun erstmals vernünftig eingespielt. Wat soll ich sagen? Ich find das höchst charmant und wohltuend primitiv. Schwer authentisches Zeug in überzeugenden Versionen eingezimmert, inkl. Cover-Version des heutzutage politisch schwer unkorrekten VOLKSFRONT-Kultsongs „Besatzer raus“, seinerzeit auf dem „Keine Experimente II“-Sampler erschienen. Mit Intro sind das insgesamt aber nur acht Songs, weshalb die CD mit 15 Live-Tracks, aufgenommen 1984, angereichert wurde. Klar, dass diese Aufnahmen nicht mit professionellen Live-Alben zu vergleichen sind. Da rappelt’s in der Kiste und scheppert’s im Karton… Alles in allem eine weitere interessante Veröffentlichung historisch wertvollen DDR-Materials. Das Booklet enthält Songtexte, Hintergrundinfos und viele Fotos. Am 24.10.2009 ist übrigens Record-Release-Party zusammen mit KNOCHENFABRIK und RASTA KNAST in Berlin! 23 Songs in 48 Minuten. Ohne Wertung. Günni

ROTZENPLOTZ – FIGHT SOCIETY CD

(www.myspace.com/rotzenplotz)

Flotter Pogo-Punk mit überwiegend deutschen Texten der vier Jungs aus Fulda, im März aufgenommen und in Eigenregie rausgehauen. Die Band treibt schon einige Jahre ihr Unwesen und überzeugt durch ihren herrlich ungestümen Punkrock, der sofort in die Beine geht. Die Refrains sind kräftig und laden zum Mitgrölen ein, Sänger Alex Alzheimer verleiht den Songs durch seinen rauen Alarmgesang das passende Organ, ohne aufgesetzt hart zu klingen, und ein zweiter Sänger grunzt ab und zu mal was dazu – was verhindert, dass der Gesangspart auf Dauer dann vielleicht doch zu monoton klingt. Dennoch hätte man diesen gerne noch etwas weiter in den Vordergrund mischen dürfen, aber auch so kriegt man ’ne Menge von den szenetypischen und plakativen, aber unpeinlichen Texten mit. Titel wie „Die Nacht der Droogs“, „Nazi Wannabe“, „Krieg“, „Assel“, „Wut“, „Skins und Punks“, „Überwachung“ etc. sprechen wohl für sich. Insgesamt klingt das alles schön aus dem Bauch heraus und geradeaus und geht gut ab. Würde mich freuen, noch mehr von dieser Band zu hören. Zwölf Songs in 33 Minuten. ’ne 2 für dieses schnörkellose Oldschool-Vergnügen, das übrigens mit einem verdammt geilen, gezeichneten Cover versehen wurde (käme im 12“-Format natürlich noch besser). Günni

KOLLEKTIVER BRECHREIZ – HEILIG SCHEINT SCHEINHEILIG CD

(www.nix-gut.de) / (www.kollektiver-brechreiz.de)

Zumindest ursprünglich aus Ostdeutschland kommt diese Band, die angenehm schnörkellosen, rotzigen, flotten deutschsprachigen Punkrock spielt. Weder Dilettantismus noch die Metal-Axt regieren hier wie ja so oft heutzutage. Stattdessen werden unpeinliche, bodenständige Texte von Gossenromantik über Kritik und Verweigerung bis hin zu endzeitmäßigem Abgesang auf kantigen Punkrocksongs kredenzt, die durch die eine oder andere feine Melodie und Chöre aufgelockert werden. Der Sänger singt deutlich und aggressiv und trägt zur Authentizität des Ganzen bei. Das ist über weite Strecken richtig erfrischendes, unbekümmertes Zeug mit dem gewissen Etwas, das so vielen anderen Bands fehlt. Für Abwechslung sorgen das überraschende „Do The Halloween“, der einzige englischsprachige Song, im Horrorpunk-/Punkabilly-Gewand, der Mundharmonika-Einsatz bei „Wolfsblut“ und das Volkslied „Ich lieb’ den Frühling“, bei dem die Kinder der Bandmitglieder singen dürfen. Als Ausfall würde ich lediglich „Inkubus/Sukkubus“ bezeichnen, solche Songs würde ich dann doch lieber den KASSIERERN oder LOKALMATADOREN überlassen. Das reißen Hits wie „Enfant perdu“ oder „Mach’s gut“ aber locker wieder raus. Hervorheben möchte ich außerdem den Text von „Brennendes Herz“, Auszug: „Ich gebe keine Garantien und ich gehe, wie ich kam / erst wenn ich fort bin, merkst du, dass ich etwas mit mir nahm.“ Gefällt! Die meisten Texte sind im Booklet abgedruckt, das außerdem mit reichlich Fotos versehen wurde. 17 Songs + Intro in 49 Minuten. 2-3. Günni

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