Günnis Reviews

Autor: Günni (page 72 of 104)

THEKENPROMINENZ – AUF EIN WIEDERSEHEN CD

(www.kb-records.com) / (www.thekenprominenz.de.vu)

Aus der östlichsten Stadt Deutschlands, Görlitz, beehrt uns die THEKENPROMINENZ mit ihrem Debütalbum. Die vier Skins spielen typischen deutschen Oi!-Punk, dessen Texte sich um Themen wie Party, Freundschaft und Rache und Humoristisches drehen und die ich jetzt als nicht allzu gehaltvoll bezeichnen würde. Man hat aber viel Spaß bei der Sache und legt musikalisch ein souverän gespieltes Oi!-Punk-Brett härterer Gangart á la LOIKAEMIE hin. Der Gesang klingt mir allerdings etwas zu aufgesetzt hart. Wer immer noch nicht genug von prolligem deutschen Oi! hat, sollte ruhig mal reinhören. Die Band zählt zunächst nur lokal zur A-Prominenz, ist aber sicherlich noch steigerungsfähig. Das Booklet wurde mit seinen vielen Fotos und allen Texten grafisch sehr angenehm gestaltet, aber wie viele Plattencover mit am Tresen sitzenden Skins gibt es mittlerweile eigentlich…? Elf Songs in 36 Minuten, Anspieltipp: „Der Osten rockt“. 3-. Günni

JUNGE RÖEMER – DEKUBITUS PROPHYLAXE CD

(www.myspace.com/jungeroemeronline)

Von den österreichischen JUNGEn RÖEMERn mit der eigenartigen Schreibweise hatte ich bislang nur dann und wann was in Fanzines gelesen, wurde darüber hinaus aber nie mit ihnen konfrontiert. Diese musikalische Bildungslücke kann nun auch geschlossen werden, da mir der neue Tonträger der drei Jungs vorliegt. Gespielt wird ziemlich punkiger Streetrock, der sehr gut, aber nicht überproduziert wurde. Musikalisch ist das eigentlich ganz lecker, einige Refrains sind verdammt gelungen und ohrwurmtauglich und die angenehme Stimme des Sängers verfügt über Wiedererkennungswert. Textlich ist das aber alles ziemlich ernst und humorlos ausgefallen. Man versucht, poetisch zu klingen, stolpert mitunter aber ganz schön durch die Sprache. Inhaltlich gibt man sich gesellschafts- und systemkritisch, aber auch persönlich und nachdenklich. Ich weiß nicht, über wie viele Platten man genau das schreiben kann, aber so ist’s nun mal. Gewisse Allgemeinplätze hängen aber auch selbst mir Pathoserprobtem langsam aber sicher irgendwie zum Hals raus, solange sie sich nicht durch irgendwelche Besonderheiten von der Masse abheben. Ok, man merkt den nicht mehr ganz JUNGEn RÖEMERn schon an, dass sie sich Mühe gegeben haben, was sich allein schon an der Länge so manchen Textes bemerkbar macht – trotzdem setzen diese sich nicht wirklich fest und rauschen bei vielen Songs eher an mir vorbei. Am prägnantesten ist da sicherlich „Justitia“, ein Song, der zur Lynchjustiz an Sexualstraftätern aufruft. Je mehr so ein Song danach klingt, nicht wütend aus dem Bauch, sondern berechnend aus dem Kopf heraus zu kommen, desto skeptischer macht mich so etwas. Mit seinem musikalisch genialen Refrain ist „Justitia“ aber dennoch mein Highlight des Albums – so widersprüchlich das jetzt auch klingen mag. Ebenfalls sehr gelungen, wenn auch etwas poppig (hab ich da ein Keyboard rausgehört?) klingt „Wie früher“ und mit „Schlafe, wenn du tot bist“ gibt’s dann auch noch einen Text, der mir wirklich gut gefällt. Das Digipak im „Stempelcover“-Look ist sehr schlicht geraten und im Booklet sind alle Texte inkl. leider vieler Rechtschreibfehler abgedruckt. Elf Songs in 39 Minuten. 3. Günni

DROP OUT CHAOS – KALT UND DRECKIG CD

(www.burnout-records.net) / (www.drop-out-chaos.de)

Drei Jahre nach ihrem Debüt „Lebenslänglich“ legen die Berliner um Profiboxer Dennis Rosendahl mit „Kalt und dreckig“ einen nach und das erste, das auffällt, ist die deutlich bessere, wenn auch zu basslastige Produktion, der allerdings auch etwas der ruppige Charme der alten Aufnahmen abgeht. Ebenfalls auffällig ist die musikalische Weiterentwicklung, die zwar immer noch voll und ganz in die Streetrock-Kerbe schlägt, aber klingt, als wären die Jungs noch souveräner im Beherrschen ihrer Instrumente geworden und hätten einen metallischeren Einschlag. Und, mein lieber Scholli, Dennis klingt noch stärker nach ONKELZ-Sänger Kevin Russell als zuvor, verhaut dafür aber das Intro von „Straße“ durch ziemlich schiefen Gesang. Textlich halten sich wie auch schon beim Vorgänger die prolligen Songs und die nachdenklichen, traurigen Inhalte in etwa die Waage, jedoch sind die auf textliche Härte getrimmten und pathosgetränkten Proll- und Gewaltsongs hier so dermaßen übertrieben ausgefallen, dass sie alle anderen in den Schatten stellen. Ich weiß nicht, ob sich die Band mit der Glorifizierung ihres „Streetfighter-Lifestyles“ mit Texten wie „Wir koksen, saufen, hauen dann alles platt (…) Hier gibt’s nichts für kleine Strapsboys“ (aus „Streetfighter“) oder „Einmal Hardcore, immer Hardcore (…) Ich knall Dich weg (…) Ich bin ein Junge von der Straße / Und ich hab hier viel gelernt / Wer Fotze spielt, der kriegt eine harte Strafe“ (aus „Ich knall Dich weg“) einen Gefallen getan hat. Ich möchte nämlich nicht wissen, welche Flachzangen so ein Zeug ernst nehmen und zugekokst durch die Gegend rennen, um Schwächere zu verprügeln. Am harmlosesten ist da noch das stumpfe Ficklied „Zier Dich nicht“ („Ficken, ficken, ist alles was ich kann / Ficken, ficken, ist alles was ich will“). Die persönlichere, sentimentale Schiene bei Songs wie „Anders als ihr“, „All meine Liebe“ oder „Auf der Suche nach dem Glück“ gehen da einfach unter – was aber auch daran liegt, dass nicht alle so gelungen sind wie z.B. „Warum ich mich hasse“ oder „Sterben gehen“ vom Erstling. Andererseits ist ein Song wie „Streetfighter“ offensichtlich eher als humoristische Reflektion der Reaktionen auf die Band gedacht, sozusagen ein Spiel mit dem Klischee – welches gleich im übernächsten Song aber selbst kräftig bedient wird. Am besten ist meines Erachtens „Hurrikan“ gelungen, ein starker Song über persönlichen Freiheitsdrang. Mein Fazit: Textlich ein zweischneidiges Schwert, musikalisch aber wahrlich nicht von schlechten Eltern – obwohl mir das raue Debüt mit seinem scheppernden Schlagzeug besser gefiel. Ein richtiger Griff ins Klo ist aber das schlimme Poser-Cover geworden. Würde ich die Band nicht kennen, würde ich allein schon wegen eben jenem die Platte niemals anrühren. Das Booklet inkl. aller abgedruckten Texte wurde hingegen wirklich ansprechend gestaltet. Elf Songs in 42 Minuten. 3. Günni

SCHARMÜTZEL – FORWARD INTO WAR CD

(www.bandworm.de) / (www.scharmuetzel.info)

Die Baden-Württembergische Skinhead-Combo SCHARMÜTZEL treibt ja nun schon seit einiger Zeit wieder ihr Unwesen und mit ihrem neuen Werk „Forward Into War“ landet auch endlich mal ein Longplayer der Band bei mir. Der kommt im verdammt schicken Digipak mit 24-seitigem Booklet mit allen Texten und zahlreichen Illustrationen. Wie anscheinend im Hause SCHARMÜTZEL üblich wird sowohl auf deutsch als auch englisch gesungen und zudem viel Wert auf Abwechslung gelegt. Hier folgt ein metallischer, aggressiver Oi!-Song auf stampfendes Midtempo, ein punkigeres Stück auf ein balladeskes und sogar Folk-Einflüsse (z.B. mit der Schottenhymne „Flower of Scotland“) finden sich auf dem Album ein. Man legte Wert auf eine zeitgemäße Produktion, bei der zwar der Bass gut aus den Boxen bollert, das Schlagzeug aber für meinen Geschmack gerne etwas knalliger abgemischt hätte werden können. Textlich gibt man sich klassenkämpferisch (ich habe nicht mitzählen können, wie oft der Begriff „Working Class“ bemüht wurde) und sozialistisch, allerdings ohne in linke Klischees zu verfallen. Außerdem wird die eigene Szene (nicht nur positiv) besungen und auch persönliche Anklänge finden sich. In „The Invisible“ werden Verschwörungstheorien („WTC was an inside job“) wiedergekäut, was ich in dieser Form dann doch etwas befremdlich finde. Schlecht ist die Platte nicht, mir mit seinen 18 Songs (+ In-/Outro) in satten 59 Minuten Laufzeit aber zu lang. Das Weglassen einiger schwächerer oder thematisch sehr ähnlicher Songs hätte das Album gut straffen und ihm zu einem insgesamt besseren, homogenen Eindruck verhelfen können. Auf Balladen wie „Love Is Dead“ komme ich überhaupt nicht klar, aber die Schnulze „To Die For“ mit ihrem galoppierenden Rhythmus ist klasse und das folkige „Tribute To The Working Class“ ebenfalls großartig. So einen Sound hört man von einer deutschen Oi!-Band nicht alle Tage. Mein Anspieltipp aber lautet: „Having A Laugh“. 3. Günni

David Gilmour – Unser allerbestes Jahr

gilmour, david - unser allerbestes jahrEltern sind auch nur Menschen. Und was macht man mit einem Sohn, der nicht mehr in die Schule gehen möchte? David, der Vater, schlägt Jesse einen ungewöhnlichen Handel vor: freie Kost und Logis, aber drei Filme pro Woche. Von Truffaut über Hitchcock bis hin zu „Basic Instinct“. Nachmittage und Abende gemeinsam auf dem Sofa. Kein Kurs in Filmgeschichte, sondern viel Zeit zum Reden über falsche Freundinnen, die richtigen Fehler, verlorene und gefundene Liebe. Und darüber, wie lebenswichtig Leidenschaft ist.
Ein wahres und weises, zärtliches und urkomisches Buch über gebrochene Herzen und gelungene Beziehungen und darüber, dass Erwachsenwerden nichts mit dem Alter zu tun hat.

Bekam ich letztes Jahr geschenkt. Positiv: Das Anschauen von Filmen wird hier nicht als dämliche Zeitverschwendung dargestellt, sondern von einem leidenschaftlichen Film-Fan und -Kritiker als interessante und mitunter sogar lehrreiche Freizeitgestaltung beschrieben. Und im pubertierenden Sohn vermag man sich mitunter durchaus wiederzuerkennen, denkt man an seine eigene Jugend zurück. Darin liegt aber auch schon der Knackpunkt: Was diesem widerfährt, ist die meiste Zeit ziemlich unspektakulär. Er entspringt einer Mittelklasse-Familie, die sich gleich höchst besorgt zeigt und über jeden Scheiß mit ihm redet. Das offene Verhältnis, das er zu seinem Vater, der das Buch aus der Ich-Perspektive schreibt, hat, ist eines, von dem viele andere nur träumen können und mir persönlich viel zu weit ginge. Denke ich an meine eigene Jugend zurück, in der es wesentlich drunterer und drüberer ging, habe ich für die hier beschriebenen Problemchen nur ein müdes Lächeln übrig, und so plätschert die eigentliche Geschichte vor sich hin. Vielleicht müsste man auch selbst Vater sein, um dem Ganzen mehr abgewinnen zu können. Nichtsdestotrotz sind im Nachhinein betrachtet viele Tipps, die der Erzähler für seinen Sohn parat hat, sicherlich nicht verkehrt. Am interessantesten waren für mich aber die vielen Filmtipps, die man diesem Buch entnehmen konnte. Aufgrund des sehr einfach gehaltenen Schreibstils liest sich die Schwarte sehr schnell.

HAGBARD CELINE – AM ENDE DIE GUTEN CD

(www.nix-gut.de) / (www.myspace.com/hagbardcelinepunk)

Mit der Titelmelodie der Kult-Jugend-Science-Fiction-Serie „Die dreibeinigen Herrscher“ als Intro punktet man bei mir schon mal. Und zu meiner Überraschung klingt das Album ganz anders als noch der Vorgänger, der mir als schlechter KNOCHENFABRIK/CHEFDENKER-Möchtegern-Klon in Erinnerung ist. Das ist hier glücklicherweise nicht mehr der Fall. Der Sänger grölt sich jetzt leicht schief und heiser durch zwölf deutschsprachige Songs mit zu einem großen Teil recht schwermütigen Texten, in denen viel Persönliches von Chris de Barg, dem Kopf der Band, steckt und mich vom Gesangsstil her an z.B. WEHRLOS erinnert. Dazu passend die vernünftig produzierte Mucke, die flotten, aber trotzdem getragenen, mitunter auch melancholisch wirkenden Punkrock souverän darbietet. Die Abwechslung bleibt dabei allerdings auf der Strecke und die immer gleiche Art des Vortragens kann durchaus ermüdend wirken. Wer aber Lust auf ein Album hat, auf dem sich jemand durch seine persönlichen Abgründe wühlt und dabei auch immer mal gegen System und Gesellschaft schießt, kann hier genau das finden, und zwar ohne aufgesetzte Attitüde oder Poser-Schnickschnack. Zum „Easy Listening“ gänzlich ungeeignet, weil irgendwie runterziehend und auf Dauer monoton, aber besser als der xte halbherzige Klischee-„Deutschpunk“-Aufguss. Letztendlich werden sich die Geister am Gesang scheiden, der alles andere als schön, dafür aber inbrünstig und energisch klingt. Mir persönlich fehlen aber einfach die Abwechslung, die Auflockerung und der Überraschungseffekt. Im farbigen und passend illustrierten Booklet lässt sich, stellenweise sogar mit Kommentaren versehen, nachlesen, was dem Sänger so auf der Seele brennt. Zwölf Songs in 40 Minuten. 3-. Günni

ATEMNOT – UNVERGESSEN CD

(www.myspace.com/atemnotband)

Schon wieder ein neues ATEMNOT-Album? So sieht’s aus. Diesmal leider ohne die ESA-ZECKEN, stattdessen fast allein von Einhorn mit Unterstützung von ein paar Freunden eingespielt. Während mir das letzte Album, das mit besagten ESA-ZECKEN zusammen eingezimmert wurde, überraschend gut gefiel, muss man hier leider wieder deutliche Abstriche machen. Die Mucke schwankt zwischen angezogener Handbremse und flotten Uffta-Attacken und kommt relativ überraschungsarm daher. Die Texte sind mal wieder sehr durchwachsen. Einige sind nicht verkehrt, andere aber Totalausfälle („TV Total“ – ein vernünftiger medienkritischer Song ist was anderes, „Zukunft/Fortschritt“ – stumpfe Technologiefeindlichkeit ausgerechnet von Leuten, die E-Gitarre spielen und selbst Webseiten im Netz haben) und viele sind verdammt holprig ausgefallen, reimen sich schlecht oder gar nicht… Naja, an ATEMNOT-Songs aber viel interessanter ist meines Erachtens, wie viel von Einhorns Persönlichkeit, der das Ganze ja anscheinend glücklicherweise noch immer mit viel Spaß und Herzblut betreibt (und gemäß Fotos in hervorragender körperlicher Verfassung zu sein scheint), durchschimmert und für den Hörer spürbar wird. Insofern gefallen mir die persönlicheren, sentimentaleren Anklänge auch hier am besten. Das Stück „Mein Kapitän“ wird übrigens von einer weiblichen Stimme (Agnes?) begleitet und sticht dadurch schön hervor, gefällt mir gut. Weitere Gastsänger sind Deutscher W., KELLERGEISTER-Karin, Michael von WILDE ZEITEN und Uwe Golz (DAILY TERRORISTEN), der das Album auch produziert hat. Die einzelnen Songs sind verdammt kurz ausgefallen und aus vielen hätte man wohl textlich und musikalisch noch mehr herausholen können, aber so richtig schlecht ist das nun alles auch nicht. Beim Lesen des Booklets, in dem alle Texte abgedruckt wurden, sind mir aber wieder verdammt viele Rechtschreibfehler wie „Argentur“ oder „Wehr’t euch“ aufgefallen, die doch echt nicht sein müssten, wenn man da noch mal jemanden drüberlesen lassen würde. Sowas macht auf mich immer einen unangenehm schludrigen Eindruck (und, nein, ich finde nicht, dass das Punk ist). Und macht die Frau aus „Spießer Revier“ wirklich „wieder willig“ die Beine breit oder doch eher „widerwillig“? Veröffentlicht wurde „Unvergessen“ übrigens auf dem bandeigenen Label und die auf 500 Exemplare limitierte Erstauflage enthält zwei Bonustracks, einer davon ist der Song „Unvergessen“ von Einhorn auf bayrisch eingesungen. Hat etwas gedauert, bis ich die Sprache erkannt hab, haha. 16 Songs in 36 Minuten. 3-4. Günni

(R)OHRPOST #8

(www.myspace.com/rohrpostfanzine, T. Osterkamp-Koopmann, am Schützenplatz 18a, 26409 Wittmund)

Aus dem nördlichen Niedersachsen, genauer: aus Ostfriesland stammt das (R)ohrpost-Zine von TurboTorben, das ich nun zum ersten Mal in die Finger bekam. Im Vorwort des A5ers merkt dieser auch gleich an, dass er für diese Ausgabe wieder ca. ein Jahr gebraucht hat, so dass natürlich nicht alle Inhalte topaktuell sind. Muss ja auch nicht. Ein Konzertbericht aus dem Jahre 2007 ist dann aber vielleicht doch etwas überholt, oder? Oder hat diese Ausgabe auch schon ein paar Monate auf dem Buckel und wurde uns erst jetzt zugeschickt? Weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Wie dem auch sei, diese Ausgabe bietet ein ausgewogenes Potpourri aus teilweise sehr Persönlichem aus dem Leben Torbens und seiner Mitstreiter (z.B. einen sehr schönen Bericht über den steinigen Weg zum Punkerdasein auf dem Dorf und wie es dann so richtig losging – sehr geil!), Politischem und Kritischem (Schwerpunkt dieser Ausgabe: Hausbesetzungen) und natürlich Musik (Interviews mit PARADOX, der türkischen Punkband POSTER ITI und ein Kurzgespräch mit BEHIND ENEMY LINES). Es geht viel um Freiräume, um persönliches Engagement und seinen subkulturellen Weg zwischen Party feiern auf der einen und politischem Bewusstsein auf der anderen Seite, es geht um Solidarität untereinander, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist und was mir an der politischen Seite dieses Zines am besten gefällt: Torben und Co. sind auf dem Boden der Tatsachen geblieben und schreiben nicht arrogant von oben herab oder leiden unter Realitätsverlust. Insgesamt bietet das Heft einen prima Überblick über die Geschehnisse im hohen Norden der Republik Außerdem wird Mareike vom RANDGESCHICHTEN-Zine ebenso interviewt wie die „Cakekingmafia“, die Muffins auf Punkkonzerten verteilt. Dazu passend gibt’s Rezepte (kommt eigentlich noch irgendein Fanzine ohne aus?). Das Interview mit der „texanischen Oi!-Crust-Band Distroi!“ fällt wohl unter Satire und neben den obligatorischen Konzertberichten und Reviews weiß ein Frankreich-Reisebericht gut zu unterhalten. Etwas wirr, aber trotzdem interessant erscheint mir das Geschreibsel eines Seemanns auf Reisen, während die Piraten vor der afrikanischen Küste in aller Munde und Medien waren. Nicht so sinnvoll finde ich hingegen, seitenweise per Copy/Paste Berichte über Naziaktivitäten aus fremder Quelle einzufügen, wobei ich aber nicht beurteilen kann, wie wichtig das evtl. für die Region ist. Leider hat man es in der langen Erstellungszeit des Hefts auch nicht geschafft, es noch einmal auf die teilweise haarsträubende und den Lesefluss störende Rechtschreibung hin zu überprüfen. Und leider wird auch bei der (R)OHRPOST immer mal wieder auf linkes Dummdeutsch zurückgegriffen, was, vor allem bei halbherziger Anwendung und in Verbindung mit Rechtschreibfehlern erst recht nicht gerade der Lesefreundlichkeit dienlich ist. Beispiel gefällig? „Wenn einem da nach ist, macht Mann/Frau halt ein kleines Fanzine und beglückt den ein oder anderen LeserInn!“ Argh! Eher verzeihlich finde ich da den einen oder anderen Layoutpatzer, z.B. wenn die letzte Zeile einer Seite fehlt oder der Absatz erst auf der übernächsten Seite weitergeht… Schade allerdings, dass man die Seiten nicht konsequent durchnummeriert hat – die Nummerierung hört, warum auch immer, plötzlich auf!? Trotzdem ein wie gesagt interessant zusammengestelltes Fanzine von interessanten Leuten, in dem viel Persönliches und spürbar viel Herzblut steckt, nur eben mit Abzügen in der B-Note. 😉 Ca. 80 Seiten im Schnipsellayout, die mit einem lächerlichen Euro zubuche schlagen. Günni
P.S.: Da Torben im Vorwort auf einen etwas angeschlagenen gesundheitlichen Zustand hinwies, möchte ich an dieser Stelle einfach mal alles Gute wünschen. P.P.S.: Die (R)OHRPOST-Meute macht auch Punkrock-Radio, schaut mal unter rohrpostfanzine.blogsport.de!

DIE PUCKS – NOCH MEHR GEILE SCHEISSE! CD

(www.rilrec.de) / (www.diepucks.de)

Falls die Dresdner sich nach Puck, der Stubenfliege, benannt haben, sind sie ähnlich lästig wie seine Artgenossen, denn nach meinem unmissverständlichen Verriss des Debüts vor zwei Jahren fühle ich mich tatsächlich belästigt, nun auch noch mit dem Folgewerk betraut zu werden. Aber was soll’s, Ohren zu und durch. Ich muss zugeben, die Texte überraschen mich diesmal positiv. Die sind aus dem Leben gegriffen, durchdacht, klischeefrei, trotzdem mitunter kritisch und nachdenklich. Wirklich nicht schlecht. Nur leider ist die Mucke nach wie vor unerträglich. Der Sänger lispelt immer noch wie die Sau, die Sängerin klingt ausdruckslos und schief und das Schlagzeug wirkt oft neben der Spur. Trotzdem ist ein Fortschritt erkennbar, ganz so mies wie die erste Platte ist das nicht mehr. Manche Melodie klingt gar nicht verkehrt. Alles in allem ist das aber immer noch viel zu harmlos und nix, was meiner Meinung nach als vollwertiges Album auf die armen Fanziner losgelassen werden sollte. Obwohl das von Frank Ludes (NONSTOP STEREO) gestaltete Cover witzig gestaltet wurde, der übrigens zusammen mit Dirk von den SMELLY CAPS als Gastsänger dabei ist. Vollfarbiges Booklet mit allen Texten, 14 Songs in 34 Minuten. Texte: 2, Mucke: 4-5. Günni

ABSTURTZ – ALLES RISKIERT CD

(www.nix-gut.de) / (www.absturtz.de)

Bereits mit ihrem letzten Album haben die Schleswig-Holsteiner ABSTURTZ mir bewiesen, dass sie ein ordentliches Metal-Punk-Brett mit viel Energie spielen können. Auch hier geht’s ziemlich flott und ungestüm mit aggressivem Gesang zur Sache, druckvoll produziert mit vielen hymnischen Mitgrölrefrains, sporadisch aufgelockert durch Offbeat-Parts u.ä. Die Musik, von der Band ganz bescheiden als „Deutschpunk Deluxe“ umschrieben, geht ab, keine Frage. Textlich fällt aber auf, dass man sich quasi gänzlich von Songs über Politik und Gesellschaft verabschiedet hat und eine mitunter etwas selbstverliebt anmutende persönliche Schiene fährt, die mich hier und da sogar an eine Frankfurter Kultband erinnert. Mit dem „Sankt Pauli Lovesong“ hat man noch eine echte Schunkelhymne geschaffen und mit „Mach was du willst“ ’ne Ballade ans Ende gepackt, nach der aber noch ein versteckter Track in Form einer derben Holsteiner Saufhymne folgt. Freunde der Band werden mit diesem Album gut klarkommen; wer sie vorher nicht mochte, wird es jetzt vermutlich erst recht nicht tun. Ich find’s geil. 16 Songs in 39 Minuten. 2. Günni

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