Dieses Buch ist eine ziemlich unausgegorene und halbseidene Angelegenheit. Für einen Fotobildband sind der Text zu dominant und die Bildauswahl nicht interessant genug. Unverständlich ist allerdings, warum in manchen Kapiteln mit „1000 Worten“ z.B. gewisse Gebäude beschrieben werden, man ein entsprechendes Foto aber vergeblich sucht. Als ein Geschichtsbuch gleichwohl würde dieses Werk auf ganzer Linie versagen. Insofern erschließt sich mir die Intention dieser Veröffentlichung nicht ganz. Der Textteil versucht den Alltag in der DDR abzudecken und zu erklären, spinnt dabei aber weiter das Märchen vom faulen und unproduktiven DDR-Arbeiter (ein Märchen, weil die DDR zu den stärksten Industrienationen gehörte, jahrzehntelang Handelsboykotten und anderen Angriffen im Zuge des Kalten Krieges trotze und keinen „Marshall-Plan“ o.ä. zur Verfügung hatte, sondern quasi im Alleingang die aus der deutschen Kriegsschuld resultierenden Reparationsleistungen an die Sowjetunion zu leisten hatte), verwickelt sich in Widersprüche und stellt zahlreiche Behauptungen auf, ohne diese zu belegen. Richtig peinlich wird’s, wenn der Autor sich einzelne Themen wie z.B. perfekt in DDR-Wohnungen passende, genormte Möbel herauspickt und zum Anlass seiner Kritik nimmt. Wer seine persönliche Individualität unbedingt an so etwas Profanem wie Schrankwänden festzumachen versucht, soll dies gerne tun. Mir allerdings sind Menschen lieber, die sich nicht über den Besitz von Luxusgegenständen definieren und glaube fest daran, dass es wichtiger ist, was sich IM jeweiligen Schrank befindet und nicht, ob x-Tausend andere das gleiche Modell besitzen. Pseudo-Individualität lässt grüßen… Wie sieht es denn heutzutage in Deutschland aus? Richtig, die Menschen rennen scharenweise zu „Ikea“ & Co. und erstehen zu günstigen Preisen genormte Möbelstücke… ein Phänomen des Sozialismus? So ein Quatsch. Weiter geht es mit einer angeblichen „Nostalgiewelle“ in der DDR, in der „antiquarischer Kitsch“ gesammelt worden wäre. Dass es sich dabei mitnichten um etwas DDR-typisches handelt und heutzutage in Gesamtdeutschland ausgeprägter ist denn je, um entweder der Schnelllebigkeit der Zeit etwas entgegenzusetzen, weil die Vergangenheit aufgrund der ungemütlichen Gegenwart verklärt wird oder man schlicht aus ästhetischen Gründen in gewissen Bereichen aktuelle Produkte ablehnt, weiß anscheinen jeder außer den Autoren. Ebenso klar dürfte sein, dass während in der DDR diejenigen, die mangelhaft vorhandene Konsumgüter besaßen, eine gewisse Macht inne hatten und horrende Preise für z.B. Schallplatten verlangen konnten (soweit korrekt von den Autoren wiedergegeben), diese Macht in der BRD den Besitzern von Wohnraum und Produktionsmitteln zukommt, die also nicht mit Konsumgütern handeln, sondern mit elementaren Bedürfnissen des Menschen spekulieren. Letzteres, was wesentlich schwerer wiegt, wird ebenso wenig mit einer Silbe erwähnt wie die Gründe für das mangelhafte Vorhandensein gewisser Konsumgüter in der DDR – Stichwort: Kalter Krieg. Generell wird das, was der Autor an der DDR kritisiert, nie in Relation mit der BRD und in den Kontext der Vorgänge und Außeneinwirkungen des Kalten Krieges gesetzt. Trotz wirklich schöner Aufmachung des Buches mit seinem hochwertigen Papier, das zum Blättern und Stöbern geradezu einlädt, war ich gegen Ende der Lektüre fast zu glauben geneigt, die Fotos wären nur deshalb in Schwarzweiß, um ein tristeres Bild der DDR zu schaffen, als es der Realität entsprechen würde. Letztlich ist „Die sanfte Rebellion der Bilder“ eine belanglose, erschreckend subjektiv und von oben herab formulierte Mogelpackung; ein tendenziöser, verklärender, kontraproduktiver Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Nachkriegsgeschichte.