Günnis Reviews

Autor: Günni (page 46 of 104)

20.11.2015, Monkeys Music Club, Hamburg: SHEER TERROR + ROUGHNECK RIOT

sheer terror + roughneck riot @monkeys, hamburg, 20.11.2015

Die 1989 mit ihrem Debüt-Album auf der Bildfläche erschienenen New-York-Hardcoreler SHEER TERROR hatte ich erst relativ spät für mich entdeckt, aber zumindest die ersten Platten hatten bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, dienten u.a. als Inspiration für meine eigene Band. Aufgrund ihrer Verarbeitung negativer persönlicher Erfahrungen wurde der Stil seinerzeit mitunter als Hatecore bezeichnet, lange bevor irgendwelche Fascho-Flachpfeifen den Begriff für sich zu annektieren versuchten. Besonders hatte es mir neben der Pöbel-Attitüde die Gitarrenarbeit angetan, die mich auf dem Debut „Just Can’t Hate Enough“ an eine punkige Variante von CELTIC FROST erinnerte. SHEER TERROR machten vieles sehr gut, was bei anderen später scheiße wurde: Sie reicherten ihren Hardcore mit metallischen Riffs an, ohne wie schlechte Metal- oder uninspirierte Metalcore-Kapelle zu klingen und Frontmann Paul Bearer übte sich in einzelnen Songs gern mal in Klargesang, ohne dabei zu nerven wie die unzähligen Trendbands heutzutage, deren schablonenhafte Songs aus harten Riffs mit Gebrüll und schwachbrüstig geträllerten Refrains bestehen. Nun war es mir bisher leider nie vergönnt, Bearer & Co. live zu sehen, doch seit einiger Zeit ist er mit komplett ausgewechselter Mannschaft wieder am Start und hat letztes Jahr das neue Album „Standing up for Falling Down“ veröffentlicht. Dank des Monkeys-Bookings bot sich nun die Gelegenheit in lokalen Gefilden und da gab’s natürlich nicht viel zu überlegen.

Im Monkeys angekommen sah ich mir im Pub-Bereich zunächst einmal an, wie die Dortmunder Borussia kläglich gegen den HSV versagte, DJ Mertens übertönte derweil den Kommentator. Tja, Dortmund ist eben nicht Schalke, wa? Der Blick auf die Nordrhein-Westfälische Slapstick-Darbietung verhindert dann auch, dass ich Zeuge des Beginns von ROUGHNECK RIOT wurde, zu denen ich mich noch vor Spielende dann aber doch gesellte. Die Briten spielten kompetenten Folk-Punk, bei dem sich zu den E-Klampfen Mandoline, Banjo und Schifferklavier gesellten, und legten sich mächtig ins Zeug, gingen voll in ihrer Musik auf. Das gab vom übrigens prima durchmischten Publikum von Bauwagen-Punks über St.-Pauli-Skins bis hin zu HC-„Kids“ mehr als nur Höflichkeitsapplaus, wenngleich sich noch niemand zum Tanz aufgefordert fühlte.

In der Pause besiegelte die Borussia endgültig ihren Untergang, zu dem SHEER TERROR nach einem weiteren DJ-Intermezzo schließlich den Soundtrack lieferten. Ei der Daus, ich wusste, dass Paul Bearer ein Pfundskerl ist, ein derartiges Schwergewicht hatte ich aber nicht erwartet! Was für ein ganzkörperlich zur Faust geballter Brocken, der da mit „Here to Stay“ losbretterte, und leck mich fett – der Sound war vom Allerfeinsten und bollerte mit demselben räudigen Tonfall wie von Platte, dafür aber um einiges wuchtiger! Es folgte der Hassbatzen „I, Spoiler“ und die vorderen Reihen kamen in Wallung, der Rest des gut gefüllten Ladens lauschte andächtig und verzückt. Gut möglich, dass schon jetzt das ironische „Don’t Hate Me ‚Cause I’m Beautiful“ durch die P.A. gezimmert wurde – bis hier hin ‘ne glatte Eins und das sollte sich auch nicht mehr ändern. Ich begab mich ebenfalls nach vorne, wo es sich dank völliger Abwesenheit irgendwelcher Bollo-Prolls oder Karate-Tänzer hervorragend durchdrehen ließ und die Band verstand es, nicht nur die Klassiker perfekt zu interpretieren, sondern auch neues Material gezielt einzufügen, so dass tatsächlich alles wie aus einem Guss klang. Kurioserweise kam der Gitarrist mehr ins Schwitzen als Paul, der, wie es anscheinend seit Jahr und Tag zu SHEER-TERROR-Konzerten dazugehört, die Pausen zwischen den Songs mit großer Klappe und losem Mundwerk für seine Rants, sprich: Pöbeleien in verschiedene Richtungen nutzte, aber auch ein paar Schwanks aus seiner Jugend heraushaute und Selbstironie bewies, wenn ich auch zugegebenermaßen nicht alles verstanden habe. Als charmant augenzwinkernd habe ich auch immer das genial-dreckig gegrowlte THE-CURE-Cover „Boys Don’t Cry“ empfunden, das Bearer & Co. als Zugabe servierten. SHEER-TERROR-Ticket: 16 Taler. Pulle Astra im Monkeys: Zweifuffzsch. Zusammen mit anderen Kaputten dem Bearer-Paule mit ausgestreckten Armen „Boys Don’t Cry“ ins Mikro grölen: Unbezahlbar.

Fazit: Ein weiteres Konzert-Highlight des sich seinem Ende entgegenneigenden Jahres – gerade auch Dank des glücklichen Umstands, dass man die New Yorker nicht im Rahmen eines Vier- oder Fünf-Bands-Pakets durch seelenlose Kommerzschuppen jagte, sondern sie die Bühne im stilvollen Ambiente des Monkeys unsicher machen ließ. In dieser Form und Qualität können Bearer & Co. übrigens gern mal ein Live-Album aufnehmen!

P.S.: Vielen Dank an Kevin Winiker von http://kevin-winiker.photography/ für die Genehmigung, auf seine fantastischen Livefotos zurückgreifen zu dürfen!

14.11.2015, Gun Club, Hamburg: RESTMENSCH + STAHLSCHWESTER

restmensch + stahlschwester @gun club, 14.11.2015

Eigentlich sollten die UGLY HURONS an diesem Abend zusammen mit RESTMENSCH den Gun Club beehren und eigentlich wollte ich, nachdem ich mich stundenlang als Umzugshelfer verausgabt hatte, nach Hause fahren und ‘nen Ruhigen machen, ganz uneigentlich wurd’s aber trotzdem ein geiler Abend! War ich überhaupt schon mal auf ‘nem Konz im Gun Club? Ich glaube nicht. Das Gute ist, dass die schummrige Bude direkt neben dem Menschenzoo derart klein und eng ist, dass sie sich dementsprechend schnell füllt und sich damit gerade für kleine Gigs anbietet. Gegen 22:00 Uhr begannen dann die für die ausgefallenen UGLY HURONS eingesprungenen STAHLSCHWESTER um Sängerin Peppels, die gerade ihr zweites Album veröffentlicht haben, das ich leider noch gar nicht kenne. Die Songauswahl war gut durchmischt aus altem und neuem Material, wobei auffiel, dass die neuen Songs anscheinend nicht mehr ganz so sehr auf das rustikale Pogo-HC-Punk-Prinzip setzen, sondern abwechslungsreicher, gereifter und etwas differenzierter klingen – was ihnen gut zu Gesicht steht! Peppels positionierte sich vor statt auf der Bühne, sang, brüllte und keifte die angepissten deutschsprachigen Texte heraus, dass es eine Freude war und wurde dabei wie üblich von einer gut Gas gebenden Saitenfraktion ebenso unterstützt wie von Lars‘ Krawalldrumming. Der Club war gut gefüllt, die Band kam prima an und der Sound war auch gut, lediglich der Gesang etwas übersteuert, so dass es trotz seiner Lautstärke schwierig war, die Texte zu verstehen. Ohne Zugabe ließ man STAHLSCHWESTER nicht davonkommen, dennoch habe ich ein bisschen meinen Lieblingssong „Arbeitslager BRD“ vermisst. Etwas schade auch, dass diesmal niemand das Tanzbein schwang, trotzdem war die Stimmung gut, was nicht zuletzt am anscheinend angenehmerweise äußerst idiotenarmen Publikum lag.

Und solch unkenntliche Fotos kommen übrigens dabei heraus, wenn ich mit irgendwelchen halbautomatischen Einstellungen herumspiele, statt einfach abzudrücken (wie beim RESTMENSCH-Foto, das dagegen aussieht wie geleckt).

Nach relativ kurzer Pause legten RESTMENSCH dann den besten Auftritt, den ich bisher von ihnen gesehen habe, aufs Parkett. Deutschsprachiger HC-Punk in schöner TOXOPLASMA- und RAZZIA-Tradition, schnörkellos und kompetent fehlerfrei gespielt sowie klasse rübergebracht von Sänger Alex. Ein besonderes Vergnügen war es auch diesmal, Drummer Philipp dabei zuzusehen, wie er seinen kräftigen Beat ganz locker aus dem Handgelenk zu schütteln scheint und dabei ein Pokerface sondergleichen aufsetzt. Zudem war der Sound diesmal derart gut, dass man sogar die Songinhalte weitestgehend verstehen konnte. Nachdem STAHLSCHWESTER so fulminant einen vorgelegt hatten, war die Stimmung nun auch noch etwas lockerer und ausgelassener. Die Coverversionen „BRD & Co. KG“ von RAZZIA und „Nazi Punks Fuck Off“ (DEAD KENNEDYS) besiegelten den klasse Abend und nach einem kurzen Absacker fuhr ich dann tatsächlich brav nach Hause und bettete mich endlich zur wohlverdienten Nachtruhe.

31.10.2015, Menschenzoo, Hamburg: P.I.Y. PUNKROCK-KARAOKE

punkrock-karaoke

Donnerstag Probe, Freitag Gig – um gar nicht erst aus dem Grölrhythmus zu kommen, fand ich mich am Halloween-Abend im Menschenzoo ein, wo es ein Wiedersehen mit der Dresdner Punkrock-Karaoke-Band gab, die erst wenige Wochen zuvor das Monkeys im Rahmen der KASSIERER-Aftershow-Party zum Kochen brachte. Zunächst sah’s aber sehr mau aus, es war schlicht noch keine Sau da. Der Beginn der Sause wurde also leicht nach hinten korrigiert und tatsächlich stolperten noch ein paar Leute herein und so langsam ging’s dann los. In reichlich ausgelegten Flyern konnte sich jeder aus dem schier unerschöpflichen Repertoire der Sachsen einen oder mehrere Songs aussuchen, die er oder sie mit der Band schmettern wollte. Doch wie das manchmal – gerade im Norden – so ist: Alle übten sich in Zurückhaltung, niemand traute sich. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich der erste war, der sich erbarmte oder ob ich lediglich die peinliche Stille nach dem Debütanten brach, jedenfalls nahm ich mich SLIMEs „Deutschland“ an und unterschlug die letzte Strophe, weil ich noch nicht kapiert hatte, dass die ausgehändigten Textblätter auch auf der Rückseite bedruckt sind – mal ganz davon abgesehen, dass man diesen Text eigentlich auswendig zu können hat – Grundlagen erstes Semester Punkrock. Boah ey… Mit glücklicherweise steigender Besucherzahl fiel mir auf, wie aufwändig viele aufgrund der Halloween-Feierlichkeiten geschminkt waren. Das scheint von Jahr zu Jahr mehr zu werden!? Nette Anblicke jedenfalls, die diversen Horrorfratzen (und JA, es war wirklich lediglich Schminke). Die Band jedoch hatte nach wie vor große Mühe, den jeweils nächsten Kandidaten zu finden, obwohl sie mit ‘nem Schnappo nach jedem Einsatz lockte. Zwischenzeitlich sprang der Fahrer, Ausschenker und Zettelverteiler der Band (sorry, Namen vergessen) immer mal wieder ein und gab bekanntes Liedgut zum Besten. Als Aktivposten erwiesen sich zwei Mädels, die mehrmals zum Mikro griffen und direkt zu Beginn eine klasse „Schrei nach Liebe“-Performance hinlegten. „All the Small Things“ wurde ebenso kompetent rübergebracht, eine andere Dame verdingte sich hörenswert an „Teenage Kicks“ und ließ gleich ihre Handtasche auf der Bühne liegen, „Bonnie & Clyde“ der TOTEN HOSEN gab’s im Duett, „Für immer Punk“ ging reichlich in die Hose, AGNOSTIC FRONTs „Gotta Go“ passte wieder und wenn zwischenzeitlich dann doch trotz mittlerweile respektablen Besucherandrangs und immer lockerer werdender Stimmung mal wieder gar nichts ging, hat die Band einfach selbst gesungen, z.B. „Born to Lose“ oder „Reach for the Sky“.

Zwischendurch gab’s auch mal ‘ne längere Pause, die die Band sich verdient hatte, spielte sie doch insgesamt mehrere Stunden! „Kopfschuss“ von WIZO kam ebenso zu Ehren wie „Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“ von der TERRORGRUPPE und das unsägliche „Punk und Polizei“ vom UNTERGANGSKOMMANO, also relativ „Deutschpunk“-lastig. Dass einige Leute mehrmals ranmussten/-durften, war längst obligatorisch, wurde jedoch immer wieder aufgelockert durch spontan reinschneiende, mittlerweile gern mal gut alkoholisierte verhinderte Chorknaben, wobei die beiden in Frauenkleider gewandeten Punks den Vogel abschossen und meine im ersten Block abgelieferte „Kneipe zur trockenen Kehle“-Version in Sachen Dreck und Authentizität locker in den Schatten stellten. Barfrau Iris zuliebe versuchte ich mich zusammen mit einer der Damen an „Should I Stay Or Should I Go“, was mit Abstand meine schwierigste Übung war, ansonsten mussten noch „Ace of Spades“ (bei dem ich schön über’s Solo sang…), „Last Caress“ und „Fotze“ (LOKALMATADORE), bei dem man mir versehentlich die letzte Strophe vorenthielt (die ich aber dennoch irgendwie hineinpresste 😀 ), herhalten, bis ich nach dem abschließenden kollektiven „Banned from the Pubs“-Refrain-Mitgegröle, bei dem gefühlt die ganze Kneipe mitsang, endgültig keine Stimme mehr hatte.

Meinen tiefsten Respekt hat übrigens die Band dafür, wie sie es schafft, trotz anfänglicher extremer Zurückhaltung seitens des Publikums animierend und motivierend zu wirken, dabei den Humor nie zu verlieren und sich auch von schrägsten und falschesten Interpretationen nicht aus dem Konzept oder Spielfluss bringen zu lassen. Im Gegenteil, die drei Jungs sind derart versiert, dass sie bei Unsicherheiten der jeweiligen Sangeskünstler auch mal helfend eingreifen oder zu improvisieren verstehen. Apropos, beinahe hätte ich’s vergessen: Eines der Mädels forderte vehement „Zombie“ von den CRANBERRIES, das die Band eigentlich überhaupt nicht im Programm hat, es sich nach der Pause aber kurzerhand selbst draufschaffte, ohne das Original im Vergleich hören zu können! Die anschließende Karaoke-Nummer war dann aber musikalisch wie gesanglich tip top, hatte sich also tatsächlich gelohnt. Und zu späterer Stunde kam noch jemand mit ‘nem gänzlich unbekannten Stück, teilte jedoch kurz die Akkorde mit und schon konnte auch das Ding gezockt werden – herrlich, wie simpel Punkrock manchmal sein kann! Soundmann Norman hielt die Nacht wacker durch und regelte immer wieder die Gesangskanäle nach, um diese auf die unterschiedlichen Stimmen einzustellen. Hut ab auch vor allen, die das Risiko eingingen, sich auf der Bühne zum Horst zu machen, denn das macht eigentlich niemand – außer denjenigen, die insgeheim eigentlich auch gern mal würden, sich aber einfach nicht trauen, unverrichteter Dinge irgendwann nach Hause gehen und sich dann über sich selbst ärgern. Hut ab auch deshalb, weil der Umstand, dass man evtl. gar nicht singen kann oder den Text ablesen muss, nicht die einzige Herausforderung bei dieser Form von Karaoke ist: In der Regel hat man weder alle Einsätze sofort korrekt parat noch die Songstruktur detailliert vor Augen und ein verpatzter Einsatz kann einen auch schon mal komplett aus dem Konzept bringen. Insofern Chapeau an alle, die sich davon nicht abhalten lassen, sich mal locker machen und diesen Spaß mitmachen!

Punkrock-Karaoke mit Live-Band – dieses Konzept hat Zukunft. Wenn dein Club dazu aufruft, geh hin und schnapp dir das Mikro!

30.10.2015, Kopernikus, Hannover: LES ORDURES IONIQUES + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS + CRACK IT!

ordures ioniques, les + disillusioned motherfuckers + crack it! @kopernikus, hannover, 20151030

Nachdem wir im Frühjahr bereits die Ehre hatten, in der legendären Hannoveraner Kopernikus u.a. mit OI POLLOI zu zocken, waren wir uns mit den Veranstaltern einig, gern mal wiederzukommen, beispielsweise fürs Sommer-Open-Air auf dem Hof des Gebäudes. Das hatte dann leider nicht geklappt, dafür standen wir aber Gewehr bei Fuß, als man uns im Oktober noch einmal einlud. Im Vorfeld wussten wir nicht genau, was uns erwarten würde; noch war man sich anscheinend uneins, ob man das Konzert in der Kopernikus oder im Stöcken-Wohnprojekt stattfinden lassen würde und wenn in der Kopi, ob im engen Konzertraum oder tatsächlich trotz längst wieder kühlerer Witterung an der mehr oder weniger frischen Luft. Letztendlich entschied man sich zu meiner Freude für letzteres. Vor Ort angekommen, konnten wir uns an schmack- und nahrhaftem „Reis mit Scheiß“ (wie man so zu sagen pflegt, ist nicht abwertend gemeint) stärken und erfuhren wir, dass ausgerechnet an diesem Tag die Hamburger Kollegen von ARGH FUCK KILL zeitgleich das Stumpf beehrten, eine andere Hannoveraner Konzert-Location, so dass sich das potentielle Publikum gewissermaßen aufteilte. Davon ließ sich aber natürlich niemand ins Bockshorn jagen und so wurde sich mit den bayrischen CRACK IT!, die sich gerade mit einem Aushilfs-Bassisten auf Tour befanden, bekannt gemacht und die Bühne aufgebaut. Das hochgelegene Gelände hat ein klasse Ambiente, es befindet sich quasi unmittelbar an den Bahnschienen und so sah man immer wieder Züge vorbeirauschen. Den Anfang machten dann CRACK IT! aus Altötting, die großartigen melodischen HC-Punk mit angepissten und kämpferischen englischen Texten, vorgetragen von heiseren, rauen Stimmen, in Vierer-Besetzung mit zwei Klampfen boten. Prägnante Songs, ’ne Extra-Portion Energie und teils mehrstimmige Refrains – passt! Geiler Scheiß und ich hoffe, dass man von der Band noch viel hören wird. Ich fand’s jedenfalls so gut, dass ich mir den bisher einzigen Tonträger, ’ne 7“-D.I.Y.-EP, mit nach Hause nahm.

Dann waren wir an der Reihe, nachdem wir der Bitte der mittlerweile eingetroffenen und von unserem Bekannten ANTI-CLOCKWISE-Fred kutschierten Frankokanadier LES ORDURES IONIQUES, mit uns den „Slot“ zu tauschen, nicht entsprochen hatten – schließlich hatten wir zu mittlerweile längst vorgerückter Stunde schon damit zu kämpfen, nüchtern genug für den Gig zu bleiben und halten uns eisern an unseren Schwur aus Ennepetal, uns nicht mehr ans Ende durchreichen zu lassen. 😉 Halb zwölf war’s, als wir unsere Hassklumpen herauszuspeien begannen und waren die Folgen des Alkoholkonsums bereits bei unserer Ankunft manch Besucher deutlich anzumerken, hatte ich das Gefühl, dass nun ein nicht ganz ungefährer Anteil gar nicht mehr so richtig wusste, was hier eigentlich los war, wer spielte und warum überhaupt. Draußen verstreut sich im Gegensatz zum Mini-Konzertraum das Publikum dann doch wesentlich stärker auf die verschiedenen Sitz- und Lieggelegenheiten und so war’s nicht ganz einfach, den Mob zu motivieren. Unsere Bemühungen dankte man uns jedoch beispielsweise mit einer Wrestling-Einlage auf der Bühne. Leider waren wir erneut nur zu viert, also mit nur einer Klampfe am Start, weil Eisenkarl ausgerechnet am kommenden Samstag wieder schwer malochen musste. Die verbliebenen Motherfucker machten ihre Sache aber ordentlich, lediglich bei „Elbdisharmonie“ haperte es zu Beginn, so dass der einfach noch mal angefangen wurde. Meine Stimme allerdings war noch etwas von der Probe am Abend zuvor angeschlagen, dafür bekam ich aber so gut Luft wie lange nicht mehr – die Vorteile eines Open Airs! – und musste mich trotz herbstlicher Temperaturen nach ein paar Songs meiner Jacken entledigen, kam also gut auf Temperatur. Als ich mir später allerdings Videomitschnitte unseres Gigs ansah, konnte ich nur hoffen, dass mein „Gesang“ nicht wirklich vor der Bühne so dermaßen furchtbar laut über allen Instrumenten lag…

ordures ioniques, les + disillusioned motherfuckers + crack it! @kopernikus, hannover, 20151031_000132

Kai Motherfucker

Nach getaner „Arbeit“ floss das Herrenhäuser, wie sie dort ihr Bier nennen, schon wesentlich entspannter und vor allem besseren Gewissens die Kehle herunter und wir konnten uns LES ORDURES IONIQUES aus Montréal anschauen – und sahen uns bestätigt, dass diese unbedingt als Höhepunkt des Abends als Quasi-„Headliner“ spielen mussten: Die sich ebenfalls auf Tour befindende Band rüttelte mit ihrem schnellen und melodischen Street-/HC-Punk noch so manch einen wach und lockte den einen oder anderen hinter der Feuertonne hervor, denn was sie mit ihrem männlich-weiblichen Wechselgesang da auf der Bühne zelebrierte, war die pure Spielfreude und trat noch mal so richtig Arsch! Die französischsprachigen Songs kamen allesamt direkt auf den Punkt und setzten das letzte Adrenalin frei, so dass auch Kai und ich uns noch vor der Bühne herumschubsten. C’est fantastique!

 

Und als wäre das noch nicht genug gewesen, lud man alle Bands in Stöcken zur Aftershow-Party, wo man noch das eine oder andere Stündchen in großer Runde zusammensaß und sich den einen oder anderen Absacker inmitten eines heillosen Sprachwirrwarrs gönnte. Was die lokalen Punks da sonst noch so im Brauserausch trieben, werde ich hier nicht vertiefen, war aber amüsantes Küchengespräch beim und nach dem Frühstück nach für den einen kürzerer, für den anderen längerer Nacht. In der Stöcken-Küche ließe sich generell prima eine Art rustikale Doku-Soap drehen und wer neugierig geworden ist, muss beim nächsten Mal einfach selbst mitkommen. 😉 Noch mal danke für die Einladung und die fantastische Gastfreundschaft – Hannover war wieder mal ein klasse Abenteuer für große Buben! Grüße auch an beide Bands und ich hoffe, unsere Wege werden sich noch mal kreuzen!

24.10.2015, Störtebeker, Hamburg: ORÄNGÄTTÄNG + SCHROTZ + CRASS DEFECTED CHARACTER

orängättäng + schrotz + crass defected character @störtebeker, 24.10.2015HC-Punk-Gig im schwer sympathischen und altehrwürdigen Störtebeker und ich hatte a) es rechtzeitig vernommen und b) sogar Zeit! Natürlich war ich wieder viel zu früh, so dass ich noch in Ruhe etwas essen gehen und mit Valentin über Kitsch im Metal diskutieren konnte. Der Andrang war dann irgendwann groß, als die lokalen CRASS DEFECTED CHARACTER die Bühne betraten und, verdammt, derart souverän hatte ich die bisher noch nicht gesehen! An Selbstbewusstsein mangelte es dem Trio überhaupt nicht mehr und das zu Recht, bei den HC-Punk-Songs ihres vor einigen Monaten veröffentlichten Debüt-Albums „…an der Zeit“ saßen jeder Griff, jedes Break, jeder Fill. Die Soundqualität war zudem derart gut, dass die deutschsprachigen Texte der größtenteils vom Gitarristen mit reichlich Nachdruck dargebrachten Stücke prima zu verstehen waren und sich so jeder Anwesende vom gleichsam provokanten wie kapitalismuskritischen Inhalt überzeugen konnte. Da es keine klassischen „Vorbands“ gab, konnten CDC quasi ihr komplettes Set zocken und auch die Gesangseinlage einer jungen Dame, die leicht an selige RIOT-OF-RATS-Zeiten erinnerte (wenn auch nicht ganz so schrill), kam gut. Klasse Gig!

Die Rostocker SCHROTZ wiederum schlugen in eine musikalische etwas andere Kerbe, das aber brachial. Derbes Crust-Geballer und -Geröhre brachten das Störte zum Erbeben, wozu der Sänger durch die vorderen Publikumsreihen tingelte und mit Nachdruck Körperkontakt suchte. Der Auftritt polarisierte aber auch, so dass sich die Reihen etwas lichteten; die, die blieben, fanden’s aber richtig gut und feierten es auch gebührend ab, während ich mich ehrlich gesagt zwischendurch auf ein Bierchen und etwas Klönschnack vor die Tür und ins Onkel Otto verzog. War nicht so wirklich meine Mucke, zu kalkuliert auf pure Härte getrimmt und damit mir zu eindimensional, Anhänger des kompromisslosen Crust-Punks dürften aber auf ihre Kosten gekommen sein.

Das kam ich schließlich bei ORÄNGÄTTÄNG, die ich erst zwei Wochen zuvor so richtig im Rahmen des Hamburg-Inzest-Abstechers nach Kiel für mich entdeckt hatte. Pfeilschnelle HC-Punks-Riffs zerschnitten die stickige Luft im nun wieder eng gewordenen Club, hektischer und aggressiver Gesang stachelte die Meute an und das versierte Powerdrumming des Schlagwerkers dürfte locker zum Besten zählen, was in diesem Bereich gerade in der Hansestadt zu bekommen ist. Die Stimmung war ausgelassen und lud auch mich zum Tänzchen; erweitert wurde der Gig wieder um diesmal wegen der großen Nachfrage gleich zwei Gastgesangseinlagen eines Typen, der zum OÄ-Sound nasal bedeutungsvolle Texte von Notizzetteln ablas und zum aufmerksamen Zuhören riet, immerhin gehe es um medizinisch-psychologische Untersuchungen, die uns allen noch bevorstünden… Später sprangen noch zwei Mädels auf die Bühne und unterstützten das Trio mit Gesang und Tanz und nach dem ersten chaotischen Abgang der Band folgte der erste Zugabenblock, auf den sogar noch ein zweiter folgte. GG ALLINs „Don’t Talk To Me“ durfte dabei nicht fehlen und irgendwann war dann leider wirklich Schluss. Mich laust der Affe, ein grandioser Gig!

Ähnlich klasse übrigens das Publikum inkl. einiger alter Bekannter, denen ich auf dem Hinweg zufällig über den Weg lief, die meinen Konzerttipp dankend annahmen und ebenso wenig enttäuscht wurden wie ich. Schade nur, dass der Abend für eine junge Punkette reichlich unschön endete, als sie – wenn ich das richtig mitbekommen habe – mit einem Asthmaanfall vom Notarzt abgeholt werden musste, weil ihr Spray verschwunden war. Davon einmal abgesehen war der Heiermann bestens investiert und ich hoff e, dass sich bald wieder die Gelegenheit für einen Abstecher ins Störtebeker ergibt.

 

17.10.2015, Menschenzoo, Hamburg: NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN + MISSSTAND

notgemeinschaft peter pan + missstand

PETER PAN SPEEDROCK NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN sind ja auch so’n Phänomen, nämlich eines, das ich wie so manch Hamburger Band bisher konsequent, aber unabsichtlich verpasst hatte. Ist Hamburg einfach zu groß? Wie auch immer, an diesem Abend sollte ich die Band, die ich bisher nur vom Antesten des einen oder anderen Songs im Netz (Stichwort „Elbdisharmonie“, mit dem unser DMF-Song nichts zu tun hat – der entstand unabhängig davon, heißt aber witzigerweise genauso) und aus ‘nem Plastic-Bomb-Interview kannte, endlich livehaftig kennenlernen. Als ich den Menschenzoo betrat, war’s noch recht übersichtlich, doch als die Österreicher MISSSTAND zum Beginn bliesen, war die Hütte voll. Das Trio vom Wörthersee spielte flotten, deutschsprachigen HC-Punk mit plakativer Antifa-Attitüde, bezeichnet sich selbst als „politischen Deutschpunk“. Der Gig jedenfalls war musikalisch durchaus ansprechend, wobei dem Hauptgesang angesichts der Affenhitze im Zoo die Anstrengung bisweilen durchaus anzuhören war. Textlich ist sicherlich noch Luft nach oben, was sich mir jedoch erst erschloss, als ich hinterher mal per Bandcamp hineinhörte – ein Mitgrölrefrain wie „Ihr habt die Schwierigkeit unterschätzt!“ erscheint mir dann doch etwas seltsam. Die jugendliche anmutende Energie aber kam gut rüber und riss den Mob ordentlich mit. Am Schluss wurde dann noch „Grüne Haare“ von KNOCHENFABRIK gecovert, womit man dann doch auch etwas Humor bewies. Dann also die NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN, die sich dem Kampf gegen Faschismus, Sexismus und, nach Vorbild des Namensgebers, das Altern verschrieben hat. Seit einiger Zeit nun mit festem Drummer (den ich tatsächlich mal beim Saufen im Menschenzoo-Vorgänger Kraken kennengelernt und seine Band „leicht“ angedüselt permanent PETER PAN SPEEDROCK genannt hatte, haha…), seit Jahresmitte aber ohne den ehemaligen Sänger, der anscheinend auch für einen Großteil der Texte verantwortlich zeichnete. Als Trio macht man weiter – glücklicherweise, möchte ich meinen, denn der sehr eigenständige Sound zwischen ruppigem, kompromisslosem HC-Punk und Post-HC-Nummern (ich glaube, ich verwende erstmals diese Bezeichnung und bin mir nicht sicher, ob die hier wirklich greift) mit sehr nachdenklicher, melancholischer, bisweilen gar düsterer Note ließ mich aufhorchen. Vor den verdammt ausgefeilten deutschen Texten, die den Spagat zwischen deftiger Systemschelte und persönlichem Seelenstriptease problemlos beherrschen, ziehe ich ebenfalls meinen Hut, wenn ich auch nicht mit allem vorbehaltlos einverstanden bin: So halte ich es z.B. generell für problematisch, einzelnen Staaten ihr Existenzrecht abzuerkennen oder ein ganzes Volk über einen Kamm zu scheren. Als Punk-Provokation mag das aber noch durchgehen und soll an dieser Stelle auch gar nicht vertieft werden, deshalb zurück zum Gig: Der Gesang wurde hauptsächlich vom Gitarristen übernommen und das ziemlich gut, inklusive einiger Ausbrüche in richtig aggressive Gefilde, was für Monotonie erst gar keinen Platz ließ. Zusammen mit der melodischen Seite der Band ergab sich so für mich, der ich mich hier erstmals wirklich mit der Band befasste, ein spannendes, abwechslungsreiches Konzert, das den Nerv sehr vieler Anwesender traf, wie die Action vor der Bühne bewies. Sympathischer Auftritt und auch die D.I.Y.-Attitüde, mit der die NOTGEMEINSCHAFT unterwegs ist, weiß zu gefallen. Schönes Ding für alle verlorenen Jungs (und Mädchen) und solche, die es werden wollen und ich werde die mal im Auge behalten.

DJane Eddelbüttel sorgte im Anschluss dann noch für geschmackvolle Beschallung aus der Konserve, was noch das eine oder andere Stündchen lang zum Verweilen und manch Tänzchen lud…

10.10.2015, Alte Meierei, Kiel: Hamburg Inzest kotzt in Kiel

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Hamburg ist nicht nur eine Stadt der ebenso qualitativ hochwertigen wie schnelllebigen Punk- und HC-Bands, sondern auch eine des Band-Inzests: Seitdem dieses Phänomen vor einiger Zeit aufgefallen war, tourt ein Inzucht-Klüngel, der sich dadurch auszeichnet, dass alle Bands irgendwelche personellen Überschneidungen aufweisen, immer mal wieder durch die Lande und verursacht Angst und Schrecken. Bisher war es mir nie vergönnt, mir die Mischpoke selbst einmal reinzuziehen, was sich jedoch am 10. Oktober endlich änderte: Ich nahm Platz in einem der zwei gekaperten Reisebusse, die beide fast voll wurden und zum Spottpreis zur Fahrt ins gar nicht mal so weit entfernte Kiel luden. So traf man sich um 15:30 Uhr am Proberaumkomplex, drehte direkt wieder zum nahegelegenen Edeka um, weil der Kiosk gegenüber dichtgemacht hatte und versorgte sich mit Getränken, bevor es mitsamt allen Bands und all ihrem Krempel gen Kiel ging. Die Fahrt verlief überraschend gesittet und zwischenfallfrei, Organisator Flo hielt eine kurze Ansprache und legte anschließend guten alten Punkrock auf und während der einzigen – dann allerdings ausgiebigen – Pinkelpause reparierte unser topfitter Fahrer sogar noch die Bustoilette, so dass diese dann auch zur Benutzung freigegeben werden konnte. Superpünktlich trafen beide Busse vor Ort an der Alten Meierei ein, einem selbstverwalteten Veranstaltungszentrum, das keine Wünsche offen lässt. Gestärkt wurde sich in der Vokü an zur kalten Temperatur wunderbar passendem Kartoffelgulasch mit Fladenbrot und lecker 1312-Bier oder Astra floss die Kehlen hinunter. Am großen Merchandise-Stand konnte man sich mit Tonträgern und Klamotten aller Bands eindecken, während der ausgiebige Soundcheck mit den TRÜMMERRATTEN stattfand, jener Hamburger Nachwuchshoffnung, die, wenn ich das richtig mitbekommen habe, sich am Inzest zwar nicht beteiligt, also keine Bandmitglieder in Zweitprojekten involviert sind, musikalisch aber dennoch einwandfrei dazu passt. Die Zeit ließ sich prima zum Meet & Greet mit alten, teilweise länger nicht mehr gesehenen Bekannten nutzen (Grüße nach Barnstedt!) sowie zum Knüpfen neuer Kontakte.

Als es dann irgendwann losging, läuteten die TRÜMMERRATTEN den musikalischen Teil des Abends mit ihrem aufs Wesentliche reduzierten Pogo-Punk mit auf den Punkt gebrachten deutschen Texten ein, wie immer humorvoll und charmant. Lieder übers Schwarzfahren, die GEZ und die Bullen auf St. Pauli, bestechend unprätentiös und mit schöner „Leck mich“-Attitüde, kompetent dargereicht von drei Jungs und einer Dame, die die Schießbude verprügelte. Einer der Mitgereisten zog sich auch diesmal wieder sein Rattenkostüm über und verteilte Gratis-Pfeffi. Ein gelungener, feuchtfröhlicher Einstieg!

Auf ORÄNGÄTTÄNG war ich besonders gespannt, da ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte, wann ich die das letzte Mal live gesehen hatte. Da scheint es wahrlich mit dem Teufel zuzugehen, ständig verpasse ich das Hamburger HC-Punk-Trio!? Dass das verdammt uncool ist, bewies die Band, die aufgekratzten, beinahe hyperaktiven HC-Punk mit Trash-Kante und stellenweise geil-fetten Riffs arschtight in den Mob peitschte, deren Shouter/Gitarrist und Bassist die englischen Texte gern mit archaischen Lauten abschmeckten und insgesamt an gute alte Bands erinnerte, die nicht länger als zwei Minuten pro Song brauchten, um Ekstase und Exzess zu entfachen und ihren Humor nicht im Backstage-Raum ließen. Zwischendurch betrat ein ein wenig neben sich zu stehen scheinender Herr die Bühne und freestylte zum ÄTTÄNG-Sound irgendetwas Unverständliches, ein herrlich bizarre Einlage. Insgesamt sehr knorkes Brett, so dass man auch die Großstadt-Orang-Utans nicht ohne Zugabe(n) davonkommen ließ; eine war die GG-ALLIN-Nummer „Don’t Talk To Me“. Fast an Nötigung grenzte es, wie vehement das NEUE-KATASTROPHEN-Cover „Reeperbahn“ gefordert wurde, das dann in einer besonderen Version, nämlich mit ex-NK-jetzt-RESTMENSCH-Sänger Alex, zur Befriedigung der Massen zelebriert wurde. Es lohnt sich definitiv, sich diese Band öfter anzuschauen.

In eine ähnliche, aber nicht ganz so ungestüme Kerbe schlugen dann die inoffiziellen NEUE-KATASTROPHEN-Nachfolger RESTMENSCH mit ihrem durchdachten, doch nicht verklausulierten deutschsprachigen HC-Punk, der erhöhten Wert auf seine textlichen Aussagen legt und dabei gern mit einem nicht ungefähren Sarkasmus spielt. An der Schießbude hat man mit FAUSTMÖRDER-Philipp jemanden, der das Ganze mit einem selbst für diese Mucke außergewöhnlich harten Punch unterlegt. Sänger Alex mit seinem energischen und akzentuierten Gesang erinnert angenehm an TOXOPLASMA und Konsorten und verleiht den Texten Ausdruck. Flo nimmt derweil ordentlich die Klampfe durch und so stimmt das Gesamtbild meist recht kurzer Songs, für die dann und wann zwecks Auflockerung aber auch mal das Tempo etwas gedrosselt wird. Am besten gefallen mir RESTMENSCH, wenn sie ihre Refrains mit kleinen Melodien zu wütenden Singalongs machen. Zu Recht eine der auf ihrem Gebiet hoch gehandelten Hamburger Combos zurzeit!

Reichlich Melodien bekam ich dann von S.O.S., die ebenfalls lange Zeit an mir vorbeiliefen, bis wir mit DMF mit ihnen auf dem diesjährigen Gaußfest die Bühne teilten. Eine Sängerin mit Ausstrahlung für zwei, doppelte Gitarre – an einer davon der ORÄNGÄTTÄNG-Gitarrero und der Basser derselben an der Schießbude, an der zweiten Klampfe eine weitere Dame und am Bass der RESTMENSCH-Tieftöner. Dieses Quintett rotzte in bester ’77-Tradition astrein tanz- und partytauglichen Punkrock durch die Kieler Gemäuer und scheute sich so gar nicht vor geilen Melodien und eingängigen Ooho-Chören, dass es die reinste Freude war. Ich bat darum, die Leadgitarre aufzudrehen und ergötzte mich fortan in ausgelassener Grobmotorik vor der Bühne am großartigen Sound und Stil dieser Band, die damit – ich nehme es vorweg – zu meinem persönlichen Gewinner des Abends wurde, eines Abends wohlgemerkt, der ausschließlich Gewinner hervorgebracht hat. Gecovert wurde – na klar – „S.O.S.“ von ABBA und wie es dieser Band gelang, Rotz und Feingeist miteinander zu kombinieren, muss man ihr erst mal nachmachen. Geile Scheiße, würde ich gern mal mit BOLANOW BRAWL mit zusammen spielen!

Mittlerweile war’s schon recht spät, dementsprechend machte sich der Alkoholpegel bei den meisten bemerkbar und viele schienen auf die THRASHING PUMPGUNS gewartet zu haben, um noch mal so richtig zu eskalieren. Der Raum vor der Bühne füllte sich nun am stärksten und auf den Hardcore-Punk/Thrash-Metal-Crossover-Sound konnten sich so ziemlich alle einigen. Wieder auf der Bühne fanden sich RESTMENSCH-Flo, der auch hier eine der Klampfen bedient sowie der ORÄNGÄTTÄNG-Drummer, um auch hier kräftig loszuknüppeln. Die kurzen Songs scheppern einen ordentlich durch – wo andere verpuffen, explodieren die PUMPGUNS grob im Stil ganz alter D.R.I. und Artverwandter. Frontsau Rolf, diesmal im Asi-Joggingbuxen-Look, ist dabei die Souveränität in Person und sorgt auch für einen ordentlichen Spaßfaktor. Dies tat auch jemand, der während des Sets auf die Bühne sprang, lauthals mitsang und sich per Stagedive wieder verabschiedete – was wohl nicht ganz verletzungsfrei vonstattenging. Weniger aus Sicherheitsgründen, vielmehr als Zeichen meiner Erschöpfung zu fortgeschrittener Stunde beobachte ich das Geschehen aus gewissem Abstand und ließ mir den hektischen „Krach“ ebenso schmecken wie mein Bierchen, bis dann irgendwann der offizielle Teil des Abends vorbei war.

Ironischerweise war bis auf die Organisatoren von ROTTEN SPROTTEN ENTERTAINMENT so gut wie kein Kieler anwesend, aber der Abend hat bewiesen, dass man im Prinzip auch keine braucht, wenn man mit zwei Reisebussen angekarrt kommt. Positiv hervorzuheben ist in jedem Falle der Top-Sound, den jede einzelne Band hatte, da verstand jemand sein Handwerk am Mischpult. Wermutstropfen waren, dass …AND THE RED BUTTONS, ‘ne recht neue Combo mit alten Bekannten, verletzungsbedingt ihren Gig absagen musste und dass gleich beide Mitmenschen, die die Reise mit mir zusammen antreten wollten, dann doch anderweitig eingespannt waren, wenn auch aus verständlich Gründen. Zurück in Hamburg wusste ich, dass diese etwas verpasst hatten, nämlich viele klasse Stunden mit fitten Leuten , und dass Hamburg noch nicht ganz verloren ist, solange es noch Bands wie diese hervorbringt – ob nun per Inzest oder sonstwie.

P.S.: Danke an ORÄNGÄTTÄNG + Freunde für den Großteil der Bilder!

26.09.2015, Fabrik, Hamburg: DIE KASSIERER + EMSCHERKURVE 77

kassierer, dieDie mächtigen KASSIERER – früher war ich regelmäßig Gast ihrer Shows, doch wurde irgendwann das Publikum immer breiter, damit die Läden größer und teurer, dagegen die Shows recht repetitiv – bis auf Details eigentlich immer dasselbe Programm. Deshalb verlor das Ganze vor einigen Jahren seinen Reiz für mich, wenngleich ich den Wacken-Auftritt 2010 oder 2011 noch mitgenommen hatte – wenn man schon mal da ist… Nun jedoch stand ein Auftritt in der altehrwürdigen Hamburger Fabrik auf dem Plan und durch glückliche Umstände (danke, Katharina!) stand ich sogar auf der Gästeliste. Nachdem ich zuvor noch in einer netten Kneipe Zeuge wurde, wie der HSV dem FC Schalke unterlag, war eigentlich schon klar, dass der Abend ganz im Zeichen des Ruhrpotts stehen würde. So war die geräumige Fabrik dann auch komplett ausverkauft und das KASSIERER-typisch völlig durchgemischte Publikum tummelte sich in Massen vor und in der Bude, als EMSCHERKURVE 77 aus Oberhausen den musikalischen Teil des Abends eröffneten. Die hatte ich auch ewig nicht mehr live gesehen – hatte ich überhaupt schon einmal das Vergnügen? Ich erinnere mich eigentlich nur noch an den Akustik-Gig in der Bochumer Straßenbahn, damals noch mit Böhle am Gesang. Die aus dem RWO-Umfeld stammende Band hatte mit ihrem melodischen, deutschsprachigen Working-Class-Punkrock leichtes Spiel, denn das längst ordentlich angeheiterte Publikum war ein dankbares. Mit aus dem Leben gegriffenen, gern mal augenzwinkernden Texten wie dem Hit „Wir haben den Punk verstanden“ und der Absage an überpolitisierte Internet-Hetzer „Eure Szene“ heizten sie die gute Stimmung weiter an, den ins Set zurückgekehrten „König der Kneipe“ widmete man FAST-SLUTS-Sängerin Alex und der gute, satte Sound trug zusätzlich zum Vergnügen bei. Hier und da wurd’s mir dann vielleicht doch etwas zu schunkelig, aber alles in allem war’s ‘ne ziemlich unterhaltsame Nummer – auch dank Sänger Spiller, der richtig gut drauf war, viel Humor bewies und sich auch nicht von ‘nem herbeifliegenden Bierschwall irritieren ließ. Doch, hatte was, würde ich mir auch noch mal im Monkeys oder Menschenzoo angucken.

DIE KASSIERER aus Wattenscheid boten dann ihre intellektuell-künstlerische Auseinandersetzung mit Themen wie Arbeitslosigkeit, Genussmittelmissbrauch, Sexualanatomie, Pädagogik, Sexismus und Quantenphysik, was sich in Liedern wie „Mir ist alles piepe“, „Besoffen sein“, „Mein Glied ist zu groß“, „Sex mit dem Sozialarbeiter“, „Mach die Titten frei, ich will wichsen“ und, äh, „Quantenphysik“ widerspiegelte. Immer mal wieder wurde auch musikalisch wie optisch auf den besonders wohlgeformten Hodensack des seine Texte routiniert von Zetteln ablesenden Sängers Wölfi hingewiesen, „Ich fick dich durch die ganze Wohnung“ befasst sich im Subtext kritisch mit Wohnraumknappheit und eine lautmalerische Agitation wie „Kuckuck!“ kam sogar ohne Wölfi, der kurz zuvor beinahe Bochumer Bürgermeister geworden wäre, aus – ebenso der zur KASSIERER-Show wie das Amen in die Kirche gehörende Kabaretttheater-Block, in dessen Rahmen Drummer Volker Kampfgarten versuchte, mit seinem Schädel in den Anus des Gitarristen Nikolaj Sonnenscheiße einzudringen – wofür sich gleich beide untenherum freimachten. Dabei verwendete Utensilien landeten zur Freude desselben anschließend im verzückten Publikum, das seinerseits mittels lautstarker „Ausziehen! Ausziehen!“-Bekundungen immer wieder avisierte, sich entkleiden zu wollen, es letztlich aber schuldig blieb – wie Wölfi irritiert zur Kenntnis nahm, wenn er sich nicht gerade darüber freute, in der „Fabrik in Bochum“ spielen zu dürfen. Mich persönlich so richtig beeindruckt hat die Wattenscheider Avantgarde jedoch mit der von Bassist und Leichtmatrose Mitch Maestro fast schon prahlerisch eingeleiteten Zurschaustellung der Nacktkopfrechenkünste von Mathegenie Kampfgarten, der die komplexe Berechnung von 25 hoch 27 in Sekundenbruchteilen durchführte – folgerichtig quittiert von begeisterten „Mathegenie! Mathegenie!“-Ovationen des frohlockenden Publikums. Dass der eigene Horizont nicht an den Grenzen Bochums oder Deutschlands, nein, nicht einmal denen von Mutter Erde endet, bewies „U.F.O.“, das ein Szenario der Begegnung mit extraterrestrischer Intelligenz aufzeichnet, welches in bester „Akte X“- und Erich-von-Däniken-Manier nachdenklich stimmt – und mit gesungenen Bläsern das Improvisationstalent der Musiker unter Beweis stellte.

Ja, tatsächlich hatte man seit meinen letzten KASSIERER-Besuchen Show und Setlist soweit variiert, dass sie wieder spannend und unberechenbar wurden, das Gehirnvolumen aller Anwesenden spürbar vergrößerten und Hochkultur vom Feinsten boten. Diese Erfahrung sowie Katharinas Geburtstag wurden anschließend auf der Aftershow-Party im nur wenige Schritte entfernten Monkeys noch bis in die Puppen bei hochgeistigen Getränken und einer kreuzgenialen Punkrock-Karaoke-Band gefeiert, die eine Vielzahl an Stücken einstudiert hatte und mich zusammen mit UPPER-CRUST/STAHLSCHWESTER-Lars SLIMEs „Alptraum“ zum Besten (?) geben ließ. Ob der vielen intellektuellen und kulturellen Eindrücke verschwimmen da jedoch auch so langsam aber sicher die Details, doch eines ist gewiss: Das war mit Sicherheit eine der gelungensten Partys des da noch jungen Herbsts!

19.09.2015, Menschenzoo, Hamburg: IN VINO VERITAS + CURB STOMP

in vino veritas + curb stomp @menschenzoo, hamburg, 19.09.2015IVV-Mastermind Ladde feierte seinen Geburtstag nach und lud dazu in die neueste Punk-Spelunke Hamburgs, in der doch so viel beim Alten ist: Die Rede ist natürlich vom Menschenzoo, der Anfang des Monats die Nachfolge des Skorbuts und des Kraken angetreten hatte. Der Großteil der bereits geplanten Konzerte wurde schlicht übernommen und so auch diese schon lange feststehende Sause. Für’n Fünfer gab’s Einlass in die gute Stube und ich erschien pünktlich um 22:00 Uhr, wenige Minuten vor Beginn. Obwohl die IVV-Jungs sich vor der Pforte noch über mangelnden Andrang beklagten, bestand dazu kein Anlass, denn aus sämtlichen Himmelsrichtungen versammelte sich plötzlich das Volk vor der Bühne und füllte den Zoo beachtlich! Hatten wir bei unserem Auftritt noch einen, äh, „suboptimalen“ Sound und technische Probleme, hörte sich das heute schon ganz anders an: Die Instrumente waren differenziert wahrnehmbar und Laddes bellendes Shouting sogar zeitweise zu verstehen. So gab’s eine räudige Oi!-Punk-Splitterbombe nach der anderen, natürlich alle Stücke der EP bei Klabautermann Rec., dazu alte Weisen wie „Blackjack und Nutten“ und mittlerweile auch nicht mehr ganz so junge Schoten wie „Knospen“ oder Laddes Schlosser-Tribut, dessen Namen ich immer vergesse. Eine Zwangspause gab’s, als der gern mal fast im Stile eines Jazzdrummers frei nach Schnauze spielende Al das Snarefell durchhaute. Hier und da rumpelte es noch etwas, aber wie immer durchaus mit Charme. Ansonsten präsentierte sich die nach Klimpers Rückkehr wieder vollständige Band aus einem Guss, Gesangseinlagen Simons und Klimpers sorgen für Abwechslung. Schade nur, dass die Zugabenrufe unbeantwortet blieben, weil man all sein Pulver bereits verschossen hatte und ganz alte Gassenhauer wie „Mit ohne Stolz“ es wohl nie mehr ins Set schaffen werden.

CURB STOMP teilten bereits öfter die Bretter mit IN VINO VERITAS, beide Bands verbindet eine Freundschaft und mit BOLANOW BRAWL zockten wir sogar schon mit beiden am selben Abend zusammen – womit ich sehr schöne Erinnerungen verbinde. Nun bekam ich endlich die Gelegenheit, die Dortmunder Skins wieder live zu erleben. Anfänglich gab es ein paar Soundprobleme, die man jedoch schnell in den Griff bekam. Unverständlicherweise hatten sich die Publikumsreihen ein wenig gelichtet, der Großteil jedoch wurde Zeuge eines klasse Gigs, bei dem neben den Songs von der EP weitere deutschsprachige Oi!-Punk-Kracher dargeboten wurden. Ernstere Songs gefolgt von spaßigen, obligatorisches Schalke-Bashing inklusive (was ich nicht unbedingt gutheißen kann), aber auch klare Bekenntnisse zur SHARP-Bewegung. Dazu passend hatte man anstelle eines Bandbanners ein großes „Refugees Welcome“-Transparent aufgehängt und bezog eindeutig Stellung. Daumen hoch dafür, wie auch für den gesamten Gig, der von der ersten bis zur letzten Sekunde Laune machte – so sehr, dass ich glatt vergaß, auch von den Ruhrpottlern Fotos zu machen. Am Schluss wollten die mitgereisten Curb-Stomperinnen sogar noch Unterwäsche für die Flüchtlingshilfe versteigern (?) … Endlich hab‘ ich mir dann auch die EP am Merch-Stand gekauft, natürlich in Schalke-Farben. 😛

Fazit: Ein gelungener Abend mit zwei sympathischen Combos, gern mehr davon, gern auch auf Vinyl! Auf der Aftershow-Party mit DJ Wasted Noise konnte ich leider nicht länger bleiben, dafür trat ich am nächsten Tag endlich meinen wohlverdienten Mittelmeer-Urlaub an – welch geniales Wochenende!

12.09.2015, Wohlwillstraßenfest, Hamburg: FISCHMARKT

fischmarkt @wohlwillstraßenfest, hamburg, 20150912_202915

Das Wohlwillstraßenfest in den Hinterstraßen des Hamburger Kiez gehört zu den sympathischsten seiner Art, und zwar aufgrund seines unkommerziellen Charakters – statt massenweise überteuerter Standard-Fress- und -Saufbuden bereitzustellen, stellen die Anwohner hier selbst etwas auf die Beine. Tagsüber ist der Flohmarkt das Herzstück, zu dem ich diesmal rechtzeitig kam, um reichlich in Sachen Tonträger fündig zu werden. Das Wetter war auch bestens und so war dies für diejenigen ein angenehmer „place to be“, die den Neo-Nazis, deren geplanter Hamburg-Aufmarsch an diesem Tag zum absoluten Debakel geriet, nicht mehr hinterher zu reisen versuchten, die von einer der Demos kamen oder die etwas später aufgestanden waren und aufgrund der Sperrung des Bahnverkehrs (immerhin das hatten sie erreicht) kaum noch eine Chance hatten, zügig zum Hauptbahnhof zu gelangen. Als ich am frühen Abend pünktlich zur Sportschau in mein Altonaer Wochenend-Domizil zurückkehrte und so nebenbei durchs Fratzenbuch scrollte, las ich glücklicherweise noch Arnds Nachricht, dass er gleich mit seiner Oi!-Punk-Combo FISCHMARKT auf eben jenem Straßenfest spielen würde. Also nach dem Abendessen wieder flugs rein in die Puschen und erneut dorthin. Ich hatte diese Band bisher nur einmal gesehen, und zwar auf genau diesem Straßenfest, seinerzeit in der B5. Der Auftritt war der absolute Hammer, doch seither habe ich die Gigs mit unschöner Regelmäßigkeit verpasst. Heute also endlich wieder einmal die Gelegenheit, erneut an der B5 – diesmal jedoch als Open Air, als Bühne fungierte ein umfunktionierter Anhänger. Reichlich Volk hatte sich dort versammelt, darunter viele übliche Verdächtige, die den Gig als Auftakt zum Konzertabend nutzten und anschließend noch weiterzogen. Erst mal stand der Soundcheck an, bei dem es etwas irritierte, dass man Arnd offenbar gebeten hatte, zu singen, obwohl sein Mikro noch gar nicht an war – was zu Erheiterung im Publikum sorgte. Nach einiger Zeit ging’s dann aber inkl. Stimme los, Lieder über Urlaub (in Barmbek), Fußball (FC St. Pauli), Subkultur (Skinheads, Ultras und Hooligans) Saufen (Bier) etc., proletarisch und feierwütig, kämpferisch und konsequent, schnörkellos und auf die Zwölf, heiser vorgetragen vom fäustereckenden Frontmann, dessen Stimme den gesamten Gig über leider etwas zu leise abgemischt worden war und die gegen Ende technisch bedingt sogar einmal komplett ausfiel. Trotz dieser Pannen war’s wieder ein großartiger Gig einer schwer unterhaltsamen Band, wenn auch die Leute angesichts des harten Aphalts und der hohen Bühne nicht so mitgingen wie seinerzeit in der B5, als es eng und drängelig war und man sich Auge in Auge gegenüberstand. Die Melodien gehen ins Ohr, Hennings rasantes Bassspiel ohne Plektrum ist klasse anzuschauen und Arnd beweist mit seinen Ansagen auch zwischen den Songs Entertainer-Qualitäten. Als Zugabe gab’s noch mal „Europapokal“ und ich glaube, im Gegensatz zum letztjährigen Gig hatte man keine TESTOSTERON-Coverversionen mehr im Programm, vermutlich, weil man mittlerweile genügend eigenes Material hat, oder? Die anschließende Metal-Band verfolgte ich beim letzten Bierchen des Abends nur noch mit halbem Ohr, kann daher im Prinzip lediglich zu Protokoll geben, dass sie ’nen etwas moderneren Stiefel spielten und eine Sängerin hatten. Es hat sich gelohnt, sich noch einmal auf den Weg gemacht zu haben – am witzigsten war aber, dass ich mich in Begleitung einer Rostockerin befand, die überhaupt nicht wusste, was sie erwartet… 😛

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