[Abt. „Klassiker“, mein drittältester Konzertbericht überhaupt (man beachte das Datum), meines Wissens nie irgendwo veröffentlicht – und das war wohl auch besser so. Danach war für mehrere Jahre auch erst mal Schluss mit Konzertberichten:]
Schon wieder Ahrensburg, schon wieder Small Town Riot, diesmal mit den HClern von Vindicator und den Alt-Punks von SS Ultrabrutal, die ihren zweiten Auftritt überhaupt seit 19 Jahren haben sollten! Und ohne Dodenhof, einer Cover-Band, die leider ausfiel. Aber von Anfang an: Beim ersten SSUB-Auftritt vor kurzem in Kaltenkirchen war schon lange vorher alles ausverkauft… um’s vorwegzunehmen: Da zeitgleich das „Punk & Disorderly“-Festival in Berlin über die Bühne ging, war’s diesmal nicht so, und auch, wenn der Laden gut gefüllt war, hätte trotzdem noch einiges mehr reingepasst. Viel Hamburger-Stammpublikum vergnügte sich halt gerade in Berlin. Bei „Minderheinz“ handelt es sich übrigens um niemand geringeren als Schraube, den Sänger von Razzia, der, nur mit ’ner Akustik-Klampfe bewaffnet, etwas eigenartige, sarkastische Stücke in Liedermacher-Manier trällerte. Aber das wirklich Besondere: Die Themen seiner Songs wurden auf der Bühne Theater-mäßig aufgeführt, während er dazu spielte! Die Mucke war natürlich nicht sonderlich Punk-kompatibel, aber als Opener fand ich’s gar nicht schlecht – halt mal was anderes. Natürlich mussten aber leider wieder irgendwelche… ähm, „eher einfach gestrickten“ Kammernossen ihre Missgunst durch lauthalses Rumgepöbel zum Ausdruck bringen.
Egal, dann gab’s erstmal knackigen, präzisen direkt-in-die-Fresse-HC von Vindicator auf die Ohren, der mich echt überrascht hat! Geile Band, geile Mucke, nix zu meckern. Über Vindicator wird einem ja auch ganz gerne mal einer erzählt, von wegen „HSV-Hool-Band“ und „Fascho-Alarm“ auf den Konzis… Zwar liefen tatsächlich ein paar wenige zwielichtige Gestalten [Edit 2015: Ach?] im 42 rum, aber Ärger gab’s überhaupt keinen. Die ebenso sinnfreien wie überflüssigen Schlägereien später hatten jedenfalls meines Wissens nix mit Vindicator bzw. ihrem Publikum zu tun. Ich muß zugeben, dass ich in der Vergangenheit auch gewisse Vorbehalte gegen diese Band hatte, die nun aber vollends beseitigt sind. Die Vindicators, die ich an diesem Abend kennen gelernt habe, waren auf jeden Fall supernett und korrekt drauf. Nicht immer auf Gelaber hören, sondern sich ein eigenes Bild machen heißt die Devise, liebe LeserInnen! [Edit 2015: Klugschnackeralarm…] Nun kamen SS Ultrabrutal, die ich kurz vorher noch erwischt hatte, wie sie zu dritt aus dem Scheißhaus kamen (tsts, was die da wohl gemacht haben?! …). Der Auftritt war gut, auf jeden Fall kein Reunion-nur-fürs-Geld-Schrott. „Terroristen“, „Bomben splittern“, „Hamburger Jungs“ etc. überzeugend und kraftvoll rübergebracht. Das Publikum dankte es – zwar kein Massenpogo, aber durchweg positive Reaktionen auf die immerhin zusammen fast 200 Jahre Punkrock auf der Bühne. Klasse fand ich vor allem den Sänger, der sich zwar optisch recht gut gehalten hat, dessen Stimme aber immer gleich klingt – ob er nun auf der Bühne rumbrüllt oder normal mit einem spricht. Alkohol- + Tabakkonsum lassen grüßen… nun wusste ich also, wie auch ich mich in absehbarer Zeit in etwa anhören würde und erblickte erstmal zwei sowas von dermaßen geil aussehende Punkrockgirls, dass irgendwelchen Hormonausschüttungen zufolge ich mich kurzzeitig nicht mehr auf die Band zu konzentrieren vermochte. „Samma, hast Du auch ´nen Macker hier irgendwo?!“ – soweit kam ich noch, dann fiel mir nichts mehr ein und sie war dann auch schon wieder weg. Hm. [Edit 2015: Welch wichtige Informationen und vor allem: welch grandiose Anmache! Die probier ich glatt mal wieder aus… nicht!] Egal, abgehakt und wieder zur Band geglotzt (Mit der anderen hat Arnold noch auf Dirty Dancing gemacht, kam aber auch nix bei raus). [Edit 2015: Wichtige Informationen, die Zweite…] Beim Pogo stieß meine Bratzbirne noch mit der eines Anderen zusammen – Cut an der linken Augenbraue (meiner), das rote, rote Kroffi lief über’s Gesicht… sah bestimmt geil aus, leider kein Foto von gemacht. [Edit 2015: Da fragt mich letztens jemand nach meiner Narbe an der Augenbraue und ich wusste keine Antwort… lohnt sich direkt, solch alte Aufzeichnungen mal zu lesen.] Nach SSUB sind einige Leute abgehauen, trotzdem waren noch genug für den Auftritt von Small Town Riot da. Wie immer geil ohne Ende, besonders die neueren Songs wie „Spirit of Rock’n’Roll“, „Creepin’“ und „Johnny Boy“ sind absolute Hits. Als letzte Zugabe gab’s wieder „Pöbel & Gesocks“, das diesmal sogar zusammen mit Schraube von Razzia intoniert wurde. Dann war erstmal Sense, trotzdem wurde natürlich noch weiter gesoffen, gebrochen, gerülpst und gefurzt bis in den nächsten Morgen [Edit 2015: Pfui!]. Als ich aufwachte und merkte, dass ich nicht zu Hause in der warmen Pfurzmulde, sondern im 42 im Backstageraum lag, gab’s erstmal Strohrum pur von Organisator Alex, mit dem ich mir die gerade abgebauten paar Promillchen doppelt wieder einbaute [Edit 2015: Alter!!!]. Draußen war’s schon wieder hell und man erzählte sich gegenseitig noch ein paar schlechte Witze und andere Albernheiten, bevor man die Heimfahrt antrat. David, Small Town Riot-Bassist, nahm sich sogar noch ´n Groupie mit. [Edit 2015: Wichtige Information again…]
PS: Vom SS Ultrabrutal- und vom Small Town Riot-Auftritt wurden sogar noch Livemitschnitte gemacht, so watch out, ob da noch irgendwas geiles kommt! [Edit 2015: Kam da wat?]