Nach „Irre Viecher aus dem All“ und „Was sabbert da unterm Bett?“ konnte ich auf einem Flohmarkt nun auch des (selbstbetitelten) ersten Softcover-Bands der in den Nullerjahren beim Hamburger Carlsen-Verlag erschienen elfbändigen Funny-Zeitungsstrip-Reihe habhaft werden. Im US-Original ist er bereits 1987 erschienen.

Über 130 Schwarzweiß-Seiten erstrecken sich die überwiegend aus vier Panels bestehenden Strips sowie die sonntags in den Tageszeitungen veröffentlichten Onepager. In seinem zweiseitigen Vorwort hebt „Doonesbury“-Schöpfer Garry Trudeau Wattersons Realismus in Bezug auf kindliche Erlebniswelten lobend hervor und beschreibt die Funktion dieser Comics für eine ausgewachsene Leserschaft:

„Dieses Gefühl des Ausgeschlossenseins verleitet viele Erwachsene zu dem Versuch, die Unbeschwertheit der Jugend wiederzuerlangen, das Unwiederbringliche zurückzuholen. Ein paar Verzweifelte greifen zu Mitteln, die über kurz oder lang in die Betty-Ford-Klinik führen. Wir anderen, etwas Vernünftigeren, lesen ,Calvin und Hobbes‘.“

Die Fantasiesituationen des sechsjährigen Einzelkinds Calvin, in denen sein Stofftiger Hobbes lebendig und ihm Spielkamerad und Familienmitglied zugleich wird, machen einen Großteil der Strips aus; ihre Pointe ist die jeweilige Auflösung in der Realität – ein Konzept, das Watterson hier noch sehr stringent verfolgt. Jedoch: Manchmal ist’s spaßigerweise auch umgekehrt. Watterson etabliert einige Running Gags und wiederkehrende Motive sowie Figuren wie die Mitschülerin, den Schulschläger, Raumfahrer Spiff (ein Alter ego Calvins, vergleichbar mit Snoopys Weltkriegsflieger-Ambitionen), Calvins Fernsehsucht und die Beurteilungen seines Vatis, als handele es sich um bei diesem um einen gewählten Politiker. Das ist mal niedlich, öfter frech, immer charmant und meist irre komisch.

Die deutsche Bearbeitung legte Calvin auf S. 110 Paul Kuhns „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ in den Sangesmund, die Reminiszenz an den Horrorklassiker „Die Fliege“ auf S. 114 wiederum ist international verständlich. Eigenartigerweise folgt in meiner Ausgabe auf Seite 72 die Seite 85, es scheinen also 12 Seiten zu fehlen. Nach einem Herausriss sieht’s aber nicht aus. Ein Fehldruck? Oder doch eine spurenlose Entfernung?

Wie auch immer: „Calvin und Hobbes“ würde ich gern irgendwann komplettieren, weitere Bände liegen schon bereit.