Der Franzose Thierry Maunier alias Téhem zeichnete von 1998 bis 2008 die neunbändige Comicreihe „Malika Secouss“, von der in deutscher Übersetzung leider nur zwei Softcover-Alben in den Jahren 2001 und 2002 im Hamburger Carlsen-Verlag (unter dem verkürzten Titel „Malika“) erschienen sind. Diese sind vollfarbig gestaltet und bringen es ganz klassisch auf jeweils 48 Seiten.

Die Jugend-Funnys spielen im Original innerhalb einer dunkelhäutigen Community einer Plattenbausiedlung in den französischen Banlieus, die die deutsche Bearbeitung kurioserweise in Deutschland verortet. Dort vertreibt sich die kesse, hübsche, sportliche Malika mit dem kräftigen Stiefeltritt zusammen mit dem coolen, adipösen Dooley und dem tumben Basketballer Jeff die Zeit. Sozialarbeiter und andere, die es gut mit den Heranwachsenden meinen, werden dabei häufig düpiert. Pro Seite mit flexibler dreizeiliger Panel-Struktur bekommt man im ersten Band eine (unbetitelte) Geschichte inklusive Pointe geboten.

Während ich mir zunächst noch dachte, dass der Humor zwar angenehm ist, für meinen Geschmack aber gern etwas deftiger ausfallen hätte dürfen, entwickelt er sich von Seite zu Seite tatsächlich in diese Richtung. Manch Pointe geht dabei auch auf Kosten Malikas oder ihrer Clique. Nicht jeder Gag sitzt, aber mir gefällt der Zeichenstil und am Ende ist mit dem Trio sowie den Vorstadt-Hooligans, der Bibliothekarin und dem Sozialarbeiter vertraut. Einige simpel anmutende Gags entpuppen sich als tiefgründiger, als es zunächst den Anschein hat, und setzen sich auf zwar humorige Weise, aber dennoch kritisch mit der Situation in den Banlieus zwischen Wohnghetto, Sportplatz und Supermarkt auseinander. Malika taugt trotz eigener Schwächen als Identifikationsfigur insbesondere für Teenagerinnen.

Im zweiten Band erhalten die kleinen Geschichten Titel – und Malika einen etwas zu jungen Verehrer, was zum Anlass mehrerer Gags wird. Eine Ausfahrt aufs Land mit dem Sozialarbeiter gerät gar zu einer längeren zusammenhängenden Abfolge pointierter Culture-Clash-Ereignisse. In die Falle, müde politisch korrekte Betroffenheitscomics zu zeichnen, tappt Téhem indes nie, denn er lässt sich seine Figuren wiederholt als ignorant und resistent gegenüber den gutgemeinten pädagogischen und sozialen Maßnahmen der Stadtverwaltung erweisen und sie zahlreiche Klischees bedienen. Dennoch findet er die richtige Balance zwischen mit ihnen und über sie lachen und karikiert sie auf liebevolle Weise.

Schade, dass Carlsen die Reihe nach nur zwei Alben eingestellt hat.