Von 1993 bis 2004 erschien im Braunschweiger Verlag Andreas Reiffer die Social-Beat-Literaturzeitschrift SUBH – die nie meine Wege kreuzte. Die Sonderausgabe Nummer 7 aus dem Jahre 1997 entdeckte ich jedoch in einem Hamburger Tauschschrank. Das wie ein DIN-A5-Fanzine aussehende, 48-seitige Heft trägt den Titel „Kreuzigungs-Patrouille Karasek – Neues aus der Braunschweiger Sonderschule“ und enthält Kurzgeschichten des Punk-Literaten Jan Off (offenbar seine dritte Veröffentlichung überhaupt) sowie Comics und Zeichnungen Knut Gabels. Die Geschichten sind sauber zweispaltig im Blocksatz gesetzt und wurden von Gabel mit großflächigen Schwarzweißzeichnungen eher groben Strichs illustriert. Offs „Deutschnationale Turnstunde“ greift die Obrigkeitshörigkeit von Neonazis auf und macht sich über sie in einer fiktionalen Farce lustig, während er in „Muttertag“ Besuch von der Schamhaar-Polizei sowie diverse Anrufe, u.a. von Bundespräsi Roman Herzog und seiner Mutter, erhält. „Fotze“ schreibt er mit „V“. Gabels Funny-Comic „Münster – Krone der Gastlichkeit“ lebt von Asi-, Ekel- und Gewalt-Humor, der eigentliche Kniff aber ist die bewusst angesetzte Schere zwischen dem Gezeichneten und dem seriös geschriebenen Erzähltext.

Michaela Seul füllt eine Seite mit einem Zwischenruf zu Offs damals aktuellem Buch, bevor dieser – einmal mehr fiktional – von seiner Lesereise durch die Schweiz berichtet. „Das ukrainische Bordell“ ist eine weitere ausgedachte Sex’n’Violence-Story Offs. Das liest sich alles schnell und kurzweilig weg und ist leider ebenso schnell wieder vergessen. Mir ist das alles ein bisschen zu belanglos, der Sarkasmus zu bemüht und in der jeweiligen Pointe zu schwach, als dass es mich wirklich packen würde. Trash und Punk-Pulp, der reichlich Klischees verwurstet, aber kaum wirklich etwas zu sagen hat. Wesentlich interessanter hätte ich es gefunden, hätte Off anstelle seiner ausgedachten Geschichtchen aus dem wahren Leben berichtet, in dem man als Punk doch eigentlich so einiges erleben oder erlebt haben sollte. Oder wäre wenigstens der Stil ein realistischerer, der einem etwas über das echte Leben zu erzählen hat und einem vielleicht ein bisschen was mit auf den Weg gibt. Mit diesen absurden, fast ausschließlich auf Geschmacklosigkeiten basierenden Inhalten und dem distanzschaffenden Humor macht er es sich meines Erachtens jedoch zu leicht.

Bevor es unfair wird: Es ist allem Anschein nach jener bewusst gewählte Stil, mit dem ich einfach nicht viel anzufangen weiß. Ich reagiere auch jedes Mal genervt, wenn ich in einem Punk-Fanzine eine ach so provokative, aber eben komplett ersponnene, nie selbst erlebte, dafür umso übertriebener geschriebene Geschichte entdecke und neige zum Überblättern (jüngstes Beispiel: die unsägliche „Dr. Frederik Berndt“-Reihe im ZAP). Gut möglich, dass mich spätere Off-Werke mehr ansprechen würden, ebenso gut möglich aber, dass das alles einfach nicht mein Ding ist.

Nichtsdestotrotz hege ich eine gewisse Sympathie für den Underground-Charme dieser SUBH-Sonderausgabe, die es damals für 3,50 DM zu erwerben gab, bzw. vielmehr das Konzept dahinter.