Am Sonntag, 26.06.2011, verschlug es mich zur Matinee (= Nachmittagsshow) mit DOOM und CONFUSA ins Hamburger Hafenklang. Solche Sonntagnachmittag-Geschichten finde ich sehr angenehm, sollte man gerne öfter machen.

Ich bin ja nun wirklich nicht unbedingt das, was man einen „Crustie“ nennt , aber die britischen Crustcore’ler DOOM haben mich schon immer beeindruckt. Die „Fuck Peaceville“-Doppel-LP halte ich in Ehren und lasse mir den DOOM’schen Brachialsound und ihre in den kritischen Texten rausgerotzte Attitüde in unregelmäßigen Zeitabständen schmecken. Was ich allerdings weniger brauche, sind x Bands, die den gleichen Sound spielen, denn dazu ist mir das dann doch zu monoton. Was bei DOOM ein bewusst eingesetztes Stilmittel ist, nervt mich bei vielen Kopisten eher. DOOM aber genießen mir bei mir eine Art Originalitätsbonus, so dass ich mir die Gelegenheit nicht nehmen ließ, jetzt, da sie sich nach dem bedauerlichen Tod ihres Sängers mit einem neuen Frontmann zusammengetan haben, ihrer Tour beizuwohnen. Bei herrlichem Sonnenschein wurde also der faire Eintrittspreis von 7,- EUR gelöhnt und sich zunächst die Vorgruppe angesehen. Gleichzeitig fand das erste Spiel der Frauenfußballweltmeisterschaft statt, doch zu meiner Freude musste man an diesem Nachmittag nicht vor der Glotze oder im Stadion hängen, um selbstbewusste Mädels kicken zu sehen, sondern wurde vorzüglich mit der nicht ball-, sondern arschtretenden finnischen Band CONFUSA entschädigt, die mit zwei in Landessprache singenden Sängerinnen ein sehr ordentlich Punkfass aufmachten und jede Menge Energie und Spielfreude versprühten. Da tauscht man doch gerne den Platz an der Sonne bzw. vor der Tür mit dem düsteren Innenraum des Hafenklangs, das ordentlich gefüllt war. Eine überzeugende Darbietung.

Die Erwartungshaltung DOOM betreffend war durchaus gemischt, Gerüchte von einem miesen neuen Sänger machten die Runde. Doch die Band ballerte ein tiefgestimmtes Brachialriff nach dem anderen raus, der Sänger röchelte und grunzte einwandfrei und das Publikum schien befriedigt. Dazu bei trug der klasse Sound im Hafenklang, der es schaffte, die Band noch härter und derber als auf Platte klingen zu lassen, statt einen ärgerlichen Soundbrei zu produzieren. Das war schon sehr beeindruckend, die pure Zerstörung rollte durch den Saal und machte keine Gefangenen. DEN Klassiker der Band schlechthin, „Police Bastard“ grölten natürlich viele heisere Kehlen mit emporgestreckter Faust mit, allerdings dürfte dies wohl der einzige „Mitsingpart“ gewesen sein. Der Sänger machte seine Sache gut, wobei mir der Live-Vergleich mit vorausgegangenen Sängern fehlt. Lediglich seine Anti-Zigaretten-Ansage hätte er sich kneifen können – bin ich auf einem Crust-Gig oder auf einer von den Krankenkassen gesponserten Straight-Edge-Gesundheitsfanatiker-Veranstaltung?

Wie dem auch sei, ich fand, das war ein klasse Gig und auch das Drumherum war sehr angenehm: Ein sympathisches Publikum mit einigen netten Menschen, die ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. So wurde die Zeit nach de Konzert dementsprechend für einige Klönschnacks genutzt, bevor es dank des frühen Beginns immer noch sehr rechtzeitig nach Hause ging, um das Wochenende ausklingen zu lassen.