Hab mir natürlich im Rahmen des Hamburger Hafengeburtstags am vergangenen Wochenende paar kostenlose Freiluftgigs auf der Störtebeker- und Jolly-Roger-Bühne angesehen.

Freitag gab’s die Hamburger 5×0,04l, die auf der Störtebeker-Bühne ihr eingedeutschtes Cover-Set runterrotzten, Songs von den Troopers („Skorbut ist nicht angeboren…“), Body Count („Copkiller“), aber hauptsächlich Exploited wurden verwurstet. Spaßig, kurzweilig und ein netter Einstieg (für mich, vorher lärmten schon andere Bands). Anschließend bei LAK und den Bad Nenndorf Boys auf der Jolly-Bühne reingehört, druckvoller „Deutschpunk“ (bei einem Fußballsong mit Unterstützung durch Tommy Molotow) meets Ska-Punk inkl. „Sternenhimmel“-Coverversion, hmm… Dann folgte aber der Höhepunkt des Abends, die Eight Balls genial wie eh und je, ein Hit-Feuerwerk, das seinesgleichen sucht und entsprechend gut gefeiert wurde.

Samstag erschien ich rechtzeitig zu Molotow Soda, die auf der Jolly-Bühne einen obergeilen Auftritt ablieferten. Mittlerweile ja auch nicht mehr die Jüngsten, brannte die Band förmlich vor Spielfreude und legte ein geniales Best-Of-Set auf die Bretter. Der Soundmensch spielte auch mit und sorgte für perfekten Klang. Die Setlist war 1a, selbst einer meiner Favoriten, das traurige „Julia“ wurde gespielt, Hit folgte auf Hit. Die Band wurde gebührend gefeiert und Tommy ging zwischendurch in seinen Ansagen u.a. auf die beschämende Pleite des FC St. Pauli ein. Trotzdem war die Stimmung großartig. Ein liveplattenwürdiger Auftritt des ersten Samstagabend-Headliners.

Beim zweiten handelte es sich dann um die Punklegende Slime mit einem Heimspiel. Seit der Reunion habe ich bisher keinen ihrer Auftritte wahrgenommen, an diesem Abend sollte ich mir also eine Meinung bilden. Der Platz vor der Bühne war gerappelt voll, es war ein einziges Gedränge und Geschiebe, auf ein Bier an einem Astrastände, wo ich mich strategisch geschickt positionierte, musste man eine gefühlte Stunde warten, so groß war der Menschenandrang auf diesem Besucherrekords-Hafengeburtstag. Slime begannen mit der eher rockigeren „A.C.A.B.“-Version, die ich noch aus „Rubberslime“-Zeiten in Erinnerung hatte. Nicht geeignet, um meine Skepsis zu überwinden. Doch dann ging’s ab: Flotte, kämpferische Versionen der alten Hits inkl. „Bullenschweine“, „Polizei SA/SS“ und „Deutschland“, aber auch mit „Schweineherbst“ (Gänsehaut!), „Gewalt“ etc. eine sehr glückliche Songauswahl vom „Schweineherbst“-Album. Vermisst habe ich lediglich „Yankees raus“ und Material vom „Viva la muerte“-Album. Dirks Ansagen reichten von etwas daneben (Gelästere über den „neuen“ [sic!] AC/DC-Sänger) bis sehr treffend (Schelte für den FC St. Pauli für dessen Arbeitsverweigerung). Gelang es, bisweilen fragwürdig anmutende Umtriebe der Band, die in letzter Zeit durch die Punkmedien geisterten (z.B. den Rechtsstreit mit Force-Attack-Imre), auszublenden, war das eine klasse Auftritt einer fitten Band, die immer noch verdammt viel zu sagen hat und deren Inhalte nichts an Relevanz eingebüßt haben. Tja, mein erstes Mal Slime live, und ich wurde nicht enttäuscht.

Als ich mich irgendwann nach außen drängelte, um meine gefüllte Blase in die Elbe zu entleeren, wurde ich Zeuge einer wüsten, mit einiger Vehemenz geführten nonverbalen Auseinandersetzung, die kurzzeitig drohte, zu einer Massenschlägerei auszuarten. Nach Trennung der Streithähne und Von-Dannen-Ziehen der einen Partei war aber wieder Ruhe und worum’s eigentlich ging, weiß ich nicht. Einer meinte, „vermutlich um nichts und wieder nichts“, und so wird’s wohl auch gewesen sein. Ansonsten war glaub ich alles friedlich. Im Anschluss bin ich noch zur Störtebeker-Bühne getigert und hab mir einige Songs lang „La Fraction“ aus Frankreich reingezogen. Dort war’s auch deutlich voller als noch während meiner Stippvisite am Vortag und so zwischen hunderten Besuchern dazustehen, die kühle Nachtluft nach einem heißen Tag und den angenehm abkühlenden Wind der Elbe zu genießen, ein paar Schwätzchen zu halten und der musikalisch erhabenen Band mit im Gegensatz zu 5×0,04l am Vortag spitzenmäßigem Bühnensound zu lauschen, hatte verdammt noch mal Atmosphäre.

Hat sich also sehr gelohnt, auch wenn ich mir am liebsten noch ein paar mehr Bands auf der Störtebeker-Bühne angesehen hätte. Naja, beim nächsten Mal wieder.