Um mir meine alten HC-/Thrash-Crossover-Helden D.R.I. endlich einmal live anzusehen, suchte ich am Abend des 19.03. erstmals das Headcrash auf dem Kiez auf. Ich traf um kurz vor 21:00 Uhr ein und musste feststellen, dass die auf meiner im VVK gesicherten Karte aufgedruckte Uhrzeit „20:30 Uhr“ keinesfalls der Einlasszeitpunkt, sondern der tatsächliche Konzertbeginn war. Nun gut, der frühe Vogel findet bekanntlich auch mal ein Korn und so war die Vorband bereits in Gange. Zu meinem Entsetzen musste ich aber feststellen, dass das keinesfalls SSS, sondern eine indiskutable lokale Langweiler-Metal-Combo namens LIQUID GOD war, da SSS ihren Auftritt abgesagt hatten. Dass das billigste Bier mit 2,50 EUR für 0,33 Liter zu Buche schlug, war dann das Tüpfelchen auf dem I eines vollkommen missratenen Konzertauftakts.

Der nicht sonderlich große Laden war aber schon ganz gut mit einem völlig gemischten Publikum gefüllt, obwohl sich ein größerer Teil der Leute verständlicherweise lieber vor der Tür aufhielt. Kurz, bevor D.R.I. loslegten hab ich dann auch endlich ein paar bekannte Gesichter entdeckt (bzw. sie mich) und mitbekommen, dass das Headcrash ausverkauft war. An der Kasse mussten mehrere Leute abgewiesen werden und der Laden war wirklich brechend voll, es war ein einziges Gequetsche und Gezwänge. Noch bevor die Band startete, fingen schon die ersten an, nervös herumzuhüpfen und mit dem Intro gab’s kein Halten mehr – das ja ganz gerne mal als etwas hüftsteif verschrieene norddeutsche Publikum ging sofort mit und hat durchgehend eine geile Party gefeiert – inkl. Stagediven, Crowdsurfen etc. Bei „Thrashard“ sah’s sogar aus, als wären locker Dreiviertel des Saals in Bewegung! D.R.I. spielten sich durch die Klassiker, beherrschten sowohl die alten Speedcore-Attacken als auch das thrashige Crossover-Zeug und hatten anscheinend genauso viel Bock auf das Konzert wie das Publikum. Der Sound war auch ziemlich gut, wenn auch verhältnismäßig leise. Natürlich wurde die Band nach dem ersten verlautbarten Ende des Konzerts lautstark zurück auf die Bühne gefordert, woraufhin ich im Zugabenblock eine völlig geile Version von „Five Year Plan“ hören durfte. Lediglich meinen alten Lieblingssong „Manifest Destiny“ habe ich schmerzlich vermisst. Sänger Kurt mit langen Haaren und Bart rief zwischendurch dazu auf, lokale HC-Bands zu unterstützen und lobte das D.I.Y.-Prinzip. Sympathisch.

Der Gig hat mich so sehr euphorisiert, dass der ganze Ärger vorher vergessen war. Meine anfängliche Skepsis hat sich als unangebracht gewiesen, D.R.I. haben’s nach wie vor drauf. Und da ich ein verlorengegangenes Handy seinem überglücklichen Besitzer zurückgeben konnte, wurde ich zudem mit lecker Freibier bedacht, was die eigenen Finanzen schonte. Ein geiles Konzert in einem etwas fragwürdigen Ambiente.

Anschließend ging’s ins Skorbut, wo ich noch ca. die Hälfte des Gratis-Gigs von HIGHSCHOOL NIGHTMARE mitbekam und bis zum nächsten Morgen bei Bier und Gesprächen verweilte.