Manchmal kann der Kiez doch noch wat! Aber der Reihe nach: Am letzten Abend vorm langen Oster-Wochenende stand eigentlich ‘ne DMF-Probe auf dem Plan. Kai jedoch gab zu verstehen, dass er unabkömmlich sei, weil er einen Gastauftritt im Silbersack habe – mit einem Flöten-Solo. Kurzerhand wurde also die Probe gestrichen und sich stattdessen im Silbersack, jener alteingesessenen Arbeiterkneipe auf dem Kiez, versammelt. Dort tummelten sich bereits angetrunkene Waliser, die irgendwann die Jukebox für sich entdeckten – und wenn ‘ne Gruppe Briten lautstark „Down Under“ oder „Look Back In Anger“ intoniert, muss ich natürlich mitsingen. Beste Stimmung also schon mal, die noch getoppt wurde, als das Kölner Kollektiv TURBOBOOST sich in der eigens für sie freigeschaufelten Ecke aufbaute und sich in eigenwilliger Instrumentierung – Melodica (so’n Miniklavier zum Reinpusten), Cajon, Akustik- und E-Klampfe etc. – quer durch die Populärmusikgeschichte coverte. Ob „My Sharona“, „How Bizarre“, „D.I.S.C.O.“, „Everything Counts“ oder „The Trooper“ – nichts war vor der Verwurstung durch die Kölner sicher, die sich schließlich sogar an Melodien aus TV-Serien und -Shows sowie Videospiel-Themen vergriffen und exotische Samba-Rhythmen ebenso beherrschten wie den Rock’n’Roll! Der Hauptsänger hatte ein kleines Drum-Becken an seinem Mikroständer montiert, das er regelmäßig zielsicher schlug, woraufhin Dr. Tentakel mutmaßte, dass das auch etwas für unsere Band sei – schließlich könne ich dann jeden Beckenschlag exakt dort verorten, wo ich ihn gern hätte. Eine exzellente Idee, über die es nachzudenken gilt. Kai saß derweil mit seiner Flöte im Publikum und harrte seines Einsatzes, den er endlich bei „Hardcore Vibes“ bekam und ein Solo flötete, das in die Musikgeschichte eingehen wird. Reihenweise flogen ihm die Herzen aus dem Publikum zu und die Band staunte, wie man ihr die Show stahl, während die Feuilletonisten im Geiste schon über ihren dieses Ereignis angemessen würdigenden Artikeln grübelten. Der aufgeheizten Stimmung musste die Band Tribut zollen, indem sie sich zu einer Reihe Zugaben verdonnern ließ, bevor Sense war. Nur Kai musste noch bis tief in die Nacht ein Autogramm nach dem anderen geben.
Fazit: Keine Probe, Kai bringt uns stattdessen jetzt Flötentöne bei und macht in Pop-Rave, viel länger in der Spelunke herumgehangen und mehr Bier verköstigt als geplant und trotzdem jede Menge Spaß gehabt. „TURBOBOOST – HARTE BAND“ – vielleicht auch bald in deiner Kneipe?
Schreibe einen Kommentar