seaside-rebels-violent-instinct-borderpaki-fanraeume-hamburg-20161104VIOLENT INSTINCT luden zur Release-Party ihres Debüt-Albums „Bis hierhin lief’s noch ganz gut“ und diesen freudigen Anlass mitzufeiern lasse ich mich natürlich nicht zweimal bitten. Steigen sollte die Sause in den Fanräumen des FC St. Pauli, in denen seit geraumer Zeit vornehmlich die St.-Pauli-Skins Konzerte veranstalten, doch den Eingang am Millerntor galt es zunächst einmal zu finden – bisher hatte es mich noch nicht dorthin verschlagen. Und nun war auch noch Winter-Dom-Eröffnung, jene überdimensionierte Hamburger Kommerz-Kirmes mit dem besonders hohen Nervfaktor, sprich: ein riesiges Spektakel auf dem Heiligengeistfeld, Menschenmassen, Zäune und Absperrungen. In Folge dessen war ich etwas orientierungslos und als wir schließlich doch nicht umhin kamen, den Dom zu betreten, fanden wir endlich das rettende Schlupfloch zum Ort des Geschehens. BORDERPAKI aus Neumünster hatten gerade mit ihrem deutschsprachigen Punkrock losgelegt, viele bekannte Gesichter waren vor Ort und das Bier gab’s ab 1,50 EUR – alles gut also, bis auf den zu leisen Gesang Rübis, der sich mit seiner Band ansonsten wacker durchs Set schlug und sich doch auf einige refrainsichere Gäste verlassen konnte, die gegen Ende auch mal kräftig mit einstimmten. Als Zugabe coverte man COCK SPARRERs „Watch Your Back“ und dann war Feierabend. Etwas mehr Wumms und Dreck hätten der Darbietung meines Erachtens aber sicherlich nicht geschadet.

In der Umbaupause zündete man auf dem Dom das Feuerwerk, als sei es für die nächste Band bestellt worden, was zusätzlich feierliche Stimmung erzeugte – war er also doch für etwas gut. Nun schlug also die Stunde von VIOLENT INSTINCT, die mittlerweile ja schon recht lange eine Konstante im hanseatischen Streetpunk darstellen und vor ein, zwei Jahren ein starkes Demo veröffentlicht hatten. Insofern ist es mehr als folgerichtig, dass sie endlich die Gelegenheit bekamen, ein Album zu veröffentlichen, dessen Songmaterial live wie immer eine gute Figur machte. Blickfang waren wie üblich Sängerin Aga sowie das Drummer-Tier mit seiner unvergleichlichen Show. Melodisch und deutschsprachig lautet die Devise und so folgte ein mitsingkompatibler Ohrwurm auf den nächsten, worauf das trotz x anderer subkultureller Veranstaltungen an diesem Abend durchaus zahlreich erschienene Publikum zunächst etwas verhalten reagierte und tendenziell eher interessiert und konzentriert zuhörte statt vor der Bühne auszurasten. Im Laufe der Zeit ging’s jedoch auch dort lockerer zu und ohne Zugaben ließ man die Band nicht davonkommen. An eine „herkömmliche“ schlossen sich zwei von Leadgitarrist Dennis gesungene Gassenhauer an, „Ultra Violence“ von THE OPPRESSED und das VERBAL-INCONTINENT-Relikt „Wochenende“. Überaschenderweise fand man sich daraufhin noch einmal komplett mit Aga auf der Bühne zusammen und intonierte gemeinsam einen berüchtigten SLIME-Klassiker. Wie üblich ein klasse Gig; Glückwunsch auch zur Platte!

Die SEASIDE REBELS betraten als Haupt-Act die Bühne und haben eine bemerkenswerte Historie vorzuweisen: Gegründet ursprünglich in Griechenland, lag die Band eine Zeitlang auf Eis und wurde nach diversen Übersiedelungen schließlich in London neu gegründet. Man hat sich melodischem, eingängigem Streetpunk verschrieben und dieser Gig war mein erster Eindruck, den ich von der Band bekam. Viele Chöre treffen immer mal wieder auf eine leicht melancholische Note. Spätestens hier fiel aber auch der allgemein für ein Punk-Konzert recht leise P.A.-Sound auf, wodurch leider etwas Druck verloren ging. Während vor der Bühne mittlerweile dauerhaft ein Pogo-Mob tobte, wussten mich die SEASIDE REBELS zunächst gut zu unterhalten, nutzte sich ihr Stil mit der Zeit jedoch auch etwas ab. Das STIFF-LITTLE-FINGERS-Cover „Tin Soldier“ machte natürlich Spaß, wenn es auch nicht die Emotionalität des Originals erreichte. Alles in allem aber ein gelungener Konzertabend in äußerst angenehmer Atmosphäre und ich hoffe, dass es irgendwann mal mit ‘nem BOLANOW-BRAWL-Gig dort klappt.