mandelbojo + swordwielder + lautstürmer @el dorado, hamburg, 20160825Die DMF-Probe war ausgefallen und was macht man mit so’nem angebrochenen Donnerstag, wenn man eh schon in Altona ist? Erst mal auf’m Gauß vorbeischauen und wenn dort ohnehin abends ein Konzert stattfindet, warum nicht gleich mal mitnehmen? Bei freiem Eintritt und kalten Bier ab 60 Cent gibt’s da nicht viel zu überlegen. Zunächst waren glaube ich nur die beiden schwedischen Bands angekündigt, später waren die Kolumbianer hinzugekommen. Eigentlich sollte es wohl schon um 19:00 Uhr losgehen, was sich jedoch erwartungsgemäß um einige Zeit verzögerte. Irgendwann eröffneten LAUTSTÜRMER aus Malmö den musikalischen Teil des Abends mit ihrem krassen Hochgeschwindigkeits-D-Beat, der nicht nur laut stürmte, sondern erwartungsgemäß klang, als würde ein Zug durch die Platzkneipe rattern. Bassist und Gitarrist teilten sich das Gebrülle, während der Drummer subgenretypisch vor allem Becken und Snare unaufhörlich durchprügelte, was durchaus beeindruckend anzusehen war. Was ich auf Platte oft zu monoton finde, befreite hier aus dem entspannten Sommerabend wie ein Atomschlag, zumal das eine oder andere rockigere Riff und hier und da gewitzte Breaks die Chose angenehm auflockerten und man (zumindest für meine in Sachen D-Takt etwas ungeübten Ohren) über genügend Eigenständigkeit verfügte, um nicht als der x-te DISCHARGE-Klon die rote Laterne des Originalitätswettlaufs fußlahm durchs Ziel zu tragen. Leider begannen die Gesangsmikros, Probleme zu machen: Mal verstummten plötzlich beide, mal war lediglich eines von beiden zu vernehmen. Ein Problem, das man bei sonst sehr gutem Sound nicht in den Griff bekam.

Die Bude war längst überraschend gut gefüllt, als er mit SWORDWIELDER aus Göteborg Einzug hielt: Der berüchtigte alte Crust-Sound, der noch zu großen Teilen auf Doom-Metal-Riffs fußt, vornehmlich im Midtempo walzt und neben Angepisstheit und Entfremdung zu transportieren dabei eine fast schon hypnotische Wirkung entfacht. Die Band war mit zwei Gitarren angetreten, um das maximale Brett zu fahren und beschränkte sich auf ein Gesangsmic, wodurch die technischen Probleme in Vergessenheit gerieten. Die Meute headbangte sich vor der Bühne in Trance und ließ die Schweden nicht ohne Zugabe ziehen. Auch mir rang die Darbietung Respekt ab, denn das Ganze hatte echt Atmosphäre – viel mehr kann ich als Crust-Laie dazu aber auch nicht sagen (außer vielleicht, dass der Drummer mit HJ-Scheitel und Popelbremse absolut verboten aussah).

So spontan, wie ich erschienen war, hatte ich mir den Flyer gar nicht mehr genauer angeguckt, war demnach hochgradig überrascht, was nach technikbedingter längerer Umbaupause die enge Bude nun noch mal zum Kochen bringen sollte: Astreiner Surf’n’Roll-Punk des kolumbianischen Trios MANDELBAJO, das nicht nur einen heftigen Kontrast zu den vorausgegangenen Bands bot, sondern auch das Flair dieses heißen Hochsommertags zurückbrachte. Angetrieben vom Beat der Drummerin wurden Genreklassiker à la DICK DALE ebenso zitiert wie Eigenkompositionen gezockt, immer mit ordentlich Hummeln im Arsch, Durchschlagskraft und entfesselter Spielfreude, was sich aufs Publikum übertrug. Inkl. meiner Wenigkeit wurde nun ausgelassen getanzt und gefeiert, denn glücklicherweise funktionierten diese Stücke auch instrumental: Die Gesangsmikros legten ihr Schweigegelübde leider nie mehr so ganz ab. Das war eventuell auch ganz gut so, als sich eine extrem aufgedrehte Dame aus dem Publikum als Sängerin versuchte und fortan eines der Mikros in Beschlag nahm. Das Mikro der Drummerin jedoch tat anscheinend noch seinen Dienst und so wurde sie für die Zugaben vom SWORDWIELDER-Trommler an der Schießbude abgelöst, so dass sie vorne noch ein paar Hits trällern konnte. Details verschwimmen jedoch in meiner nachlassenden Erinnerung.

Klasse, gut besuchter und dann doch recht langer Donnerstagabend, der kaum jemanden nüchtern zurückgelassen haben dürfte. Manchmal sind die spontanen Unternehmungen eben doch die besten!