Dieser Samstag war eigentlich das Datum des „Umsonst & draußen“-Elbdisharmonie-Festivals, wo ich grundsätzlich auch aufschlug, es diesmal jedoch kein einziges Mal die Treppen herunter schaffte. In erster Linie war ich mit Konterbierchen und Vorglühen für SLAYER beschäftigt, die der Headliner des zweiten und letzten „Elbriot“-Open-Air-Tags waren – für den ich wie die Jungfrau zum Kinde zu zwei Gratis-Einlassbändchen gekommen war. Da die US-Thrash-Pioniere die einzigen des Billings waren, die mich elenden Ignoranten interessierten, plante ich, pünktlich zu SLAYER zu erscheinen und so lange mit Freunden und Bekannten an der Balduintreppe herumzulungern. Da die Dame, die ich für das zweite Bändchen auserkoren hatte, dankend abwinkte (unverständlicherweise; was gibt’s schließlich Romantischeres als ’nen SLAYER-Gig?!), nahm ich kurzerhand den guten Hannes mit und da nach kurzer Nachfrage auch noch ein dritter Freifahrtschein übrig war, konnten wir Martin, einem Gast aus Serbien, noch eine große Freude machen. Nun galt es aber Hackengas zu geben, zumal niemand von uns 100%ig mit dem Weg vertraut war. Je näher wir kamen, desto mehr Weichwürste kamen uns entgegen, die trotz teuren Eintritts bereits das Festival verließen. Am Einlass ging dann alles ganz schnell, doch lag noch ein verdammt langer Weg bis zur Bühne vor uns, währenddessen irgendwann bereits „Repentless“, das Titelstück des aktuellen Albums, erklang. Beim folgenden „Disciple“ aber befanden wir uns längst am Bierstand und zu „Postmortem“ hatten wir auf dem anscheinend 15.000 Menschen fassenden Gelände bereits einen okayen Stehplatz gefunden. Dank der Weitläufigkeit und der vielen bereits die Segel gestrichen habenden Süßwassermatrosen ging es auch ziemlich locker immer weiter vorwärts, während SLAYER eine Nummer nach der anderen spielten, mit der ich nicht sonderlich vertraut war – bin ich doch eigentlich ausschließlich Fan der ersten drei Alben (und den EPs jener Ära). Spaß machte das alles trotzdem, insbesondere für umme, mit zwei euphorisierten und trinkfreudigen Genossen an der Seite und in der Dämmerung eines für diese Saison ungewöhnlich warmen und trockenen Sommerabends. Richtig oldschool wurd’s schließlich im letzten Drittel: „Hell Awaits“ gefolgt von, ok, „South of Heaven“, aber dann das Schluss-Trippel „Raining Blood“, „Black Magic“ und „Angel of Death“, das noch mal diverse Schuhe auszog und mich auch endlich meine Nackenkraftreserven anbrechen ließ. Interessant übrigens auch, was man bei ’nem Gang zum Klo dann doch so alles an bekannten Gesichtern trifft. Eigentlich hatte ich noch mit einem zwei, drei Songs umfassenden Zugabenblock gerechnet und auf Höhepunkte wie „The Antichrist“, „Chemical Warfare“ oder „Kill Again“ gehofft, doch die von ein paar hippieesken Publikumslobpreisungen Arayas einmal abgesehen sehr maulfaule Band war nicht mehr zurückzubrüllen, dat war’s tatsächlich schon. Die Spielzeit dürfte ca. 80 Minuten betragen haben, King und der den leider viel zu früh verstorbenen Hanneman ersetzende EXODUS-Holt an den Klampfen hatten sich souverän durchgerifft und der Sound der großen Bühne mit ihrer zwischen höllenfeuerrot und nukleargrün wechselnden Lightshow gab kaum Anlass zur Kritik – so soll es sein. Also Absacker, weiten Weg zurück und noch mal aufs Elbdisharmonie, den Rest geben. Großes Dankeschön an den edlen Spender für dieses Privileg! War das doch tatsächlich erst mein zweiter SLAYER-Gig…
Schreibe einen Kommentar