PETER PAN SPEEDROCK NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN sind ja auch so’n Phänomen, nämlich eines, das ich wie so manch Hamburger Band bisher konsequent, aber unabsichtlich verpasst hatte. Ist Hamburg einfach zu groß? Wie auch immer, an diesem Abend sollte ich die Band, die ich bisher nur vom Antesten des einen oder anderen Songs im Netz (Stichwort „Elbdisharmonie“, mit dem unser DMF-Song nichts zu tun hat – der entstand unabhängig davon, heißt aber witzigerweise genauso) und aus ‘nem Plastic-Bomb-Interview kannte, endlich livehaftig kennenlernen. Als ich den Menschenzoo betrat, war’s noch recht übersichtlich, doch als die Österreicher MISSSTAND zum Beginn bliesen, war die Hütte voll. Das Trio vom Wörthersee spielte flotten, deutschsprachigen HC-Punk mit plakativer Antifa-Attitüde, bezeichnet sich selbst als „politischen Deutschpunk“. Der Gig jedenfalls war musikalisch durchaus ansprechend, wobei dem Hauptgesang angesichts der Affenhitze im Zoo die Anstrengung bisweilen durchaus anzuhören war. Textlich ist sicherlich noch Luft nach oben, was sich mir jedoch erst erschloss, als ich hinterher mal per Bandcamp hineinhörte – ein Mitgrölrefrain wie „Ihr habt die Schwierigkeit unterschätzt!“ erscheint mir dann doch etwas seltsam. Die jugendliche anmutende Energie aber kam gut rüber und riss den Mob ordentlich mit. Am Schluss wurde dann noch „Grüne Haare“ von KNOCHENFABRIK gecovert, womit man dann doch auch etwas Humor bewies. Dann also die NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN, die sich dem Kampf gegen Faschismus, Sexismus und, nach Vorbild des Namensgebers, das Altern verschrieben hat. Seit einiger Zeit nun mit festem Drummer (den ich tatsächlich mal beim Saufen im Menschenzoo-Vorgänger Kraken kennengelernt und seine Band „leicht“ angedüselt permanent PETER PAN SPEEDROCK genannt hatte, haha…), seit Jahresmitte aber ohne den ehemaligen Sänger, der anscheinend auch für einen Großteil der Texte verantwortlich zeichnete. Als Trio macht man weiter – glücklicherweise, möchte ich meinen, denn der sehr eigenständige Sound zwischen ruppigem, kompromisslosem HC-Punk und Post-HC-Nummern (ich glaube, ich verwende erstmals diese Bezeichnung und bin mir nicht sicher, ob die hier wirklich greift) mit sehr nachdenklicher, melancholischer, bisweilen gar düsterer Note ließ mich aufhorchen. Vor den verdammt ausgefeilten deutschen Texten, die den Spagat zwischen deftiger Systemschelte und persönlichem Seelenstriptease problemlos beherrschen, ziehe ich ebenfalls meinen Hut, wenn ich auch nicht mit allem vorbehaltlos einverstanden bin: So halte ich es z.B. generell für problematisch, einzelnen Staaten ihr Existenzrecht abzuerkennen oder ein ganzes Volk über einen Kamm zu scheren. Als Punk-Provokation mag das aber noch durchgehen und soll an dieser Stelle auch gar nicht vertieft werden, deshalb zurück zum Gig: Der Gesang wurde hauptsächlich vom Gitarristen übernommen und das ziemlich gut, inklusive einiger Ausbrüche in richtig aggressive Gefilde, was für Monotonie erst gar keinen Platz ließ. Zusammen mit der melodischen Seite der Band ergab sich so für mich, der ich mich hier erstmals wirklich mit der Band befasste, ein spannendes, abwechslungsreiches Konzert, das den Nerv sehr vieler Anwesender traf, wie die Action vor der Bühne bewies. Sympathischer Auftritt und auch die D.I.Y.-Attitüde, mit der die NOTGEMEINSCHAFT unterwegs ist, weiß zu gefallen. Schönes Ding für alle verlorenen Jungs (und Mädchen) und solche, die es werden wollen und ich werde die mal im Auge behalten.
DJane Eddelbüttel sorgte im Anschluss dann noch für geschmackvolle Beschallung aus der Konserve, was noch das eine oder andere Stündchen lang zum Verweilen und manch Tänzchen lud…
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