An einem verdammt heißen Juli-Tag stieg das alljährliche antirassistische Fußballturnier auf dem Sportplatz vorm Ahrensburger Jugendzentrum Juki 42, im Anschluss daran sollte wie üblich ein Konzert im Inneren des Juz stattfinden. GANG CONTROL aus Schweden sowie die aktuellen Hamburger Streetpunk-Senkrechtstarter ARRESTED DENIAL standen schon länger als Bands fest und als True-Rebel-Alex im Juni fragte, ob wir mit BOLANOW BRAWL nicht ebenfalls dort spielen wollten, zögerten wir nicht lange und sagten zu. Was hatte ich nicht früher, als Alex noch vornehmlich in Ahrensburg seine Konzerte veranstaltete, für geile Partys dort gefeiert, welch geniale Bands dort erleben dürfen! Auch das letztjährige Antira-Konzert war mir noch in sehr guter Erinnerung und so freute ich mich derbe darauf, auch selbst einmal jene legendäre Bühne beackern zu dürfen! Am späteren Nachmittag trafen wir ein, sahen eine Menge bekannter Gesichter und bekamen noch den Schluss des Turniers mit. Um das Juki 42 waren Getränke- und Essensstände aufgebaut worden, zu geringen Preisen war für das leibliche Wohl gesorgt. Bühnenaufbau sowie Sound- und Linecheck gingen angenehm flott über die Bühne und unsere Ansprechpartner vor Ort zauberten uns rasch einen amtlichen Bühnensound zurecht. Die Schweden waren für nur zwei Gigs in Deutschland, am Tag zuvor bereits in Flensburg gewesen und mussten direkt nach ihrem Auftritt die Heimreise antreten. So ergab sich, dass wir zuerst, dann GANG CONTROL und am Schluss ARRESTED DENIAL spielen sollten. Damit alle problemlos noch eine Bahn in die Stadt bekommen können und um möglichst viele Leute vom Turnier noch zum Konzert zu locken, sollte der Gig recht früh beginnen. Doch als wir gegen ich glaube 19:30 Uhr die Bühne betraten, kann man nun nicht sagen, dass sich sonderlich viele Sportsfreunde für uns interessiert hätten. Gut 20 Leute werden es gewesen sein, die mit Anwesenheit glänzten, als wir unser zehn Songs umfassendes Set zum Besten gaben, das sich ziemlich gut anfühlte, spieltechnisch war alles im Lot und auch textlich/gesanglich zeigten sich bei mir keine Unsicherheiten. Der Beginn einer positiven Art von Routine? Jedenfalls machte der Auftritt Laune, den Anwesenden gefiel’s, es wurden sogar Mitsingversuche unternommen und mit Bier gespritzt. Alright! Doch anstatt dass nach uns als Nachzügler-Vorband nun ein paar mehr Leute die lumpigen 5 Taler löhnen und sich die schwedischen Gäste reinziehen, tat sich diesbzgl. nichts und GANG CONTROL spielten vor dem selben versprengten Haufen. Tja, wer sich die aus welchen Gründen auch immer hat entgehen lassen, hat definitiv etwas verpasst, denn GANG CONTROL spielten eine wilde Mischung aus Hardcore-Punk mit Offbeat-Einlagen, hart und schäbbig, immer wieder an Bands wie CHOKING VICTIM bzw. LEFTÖVER CRACK erinnernd. Die zotteligen Skandinavier kamen zudem sehr sympathisch rüber, das Gesamtpaket stimmte und wir hatten unseren Spaß. Einziger Wermutstropfen war der Sound VOR der Bühne, der nicht sonderlich differenziert klang… Was sich nach der Abreise der Schweden während des ARRESTED-DENIAL-Gigs allerdings für ein Bild bot, spottet eigentlich jeder Beschreibung: Nahezu JEDER zahlende Gast, der nicht mit einer der Bands gekommen war, war mittlerweile verschwunden, obwohl es noch immer für ein Punk-Konzert verhältnismäßig früh am Abend war. Da steht nun also eine Band auf der Bühne, die bereits zwei Alben draußen, überall positive Kritiken eingefahren und gerade erfolgreich eine Serbien-Tour absolviert hat, und niemanden interessiert’s?! Was war da los? Kann es einen größeren Beweis für eine offensichtliche Übersättigung eines verwöhnten Publikums geben, das Gigs wie diesen einer Band diesen Kalibers einfach links liegen lässt? Ich bin entsetzt! Tapfer spielten sich ARRESTED DENIAL durch ihr Set und ließen sich von weniger als einer Handvoll Leute, die mit dem Material recht gut vertraut waren, feiern, machten souverän gute Miene zum seltsamen Spiel. Der Sound war mittlerweile leider nur noch ein einziger Matsch, aber das änderte jetzt auch nicht mehr viel. Fazit: Ein schöner Abend unter fitten Leuten, aber vom Ahrensburger Publikum bin ich enttäuscht.
P.S.: Dafür gestaltete sich die nächtliche Rückfahrt in die Stadt per Regionalbahn, in der immerhin das Saufen noch erlaubt ist, noch sehr spaßig, inkl. Pimmelshow und genervter Schaffner. Man muss die Feste einfach feiern, wie sie fallen – merk dir das, Ahrensburg! 😉
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