true rebel 10 year anniversary 2013Das Hamburger TRUE-REBEL-Imperium blies zum Zehnjährigen und hatte sich BOLANOW BRAWL geladen, die Party zu eröffnen. Unser dritter Gig, diesmal im altehrwürdigen Hafenklang, wo ich schon unzählige großartige Konzerte gesehen hatte und nun erstmals dort selbst auf der Bühne stehen sollte. Also in der Firma auf pünktlichen Feierabend bestanden und direkt zum Hafenklang, um pünktlich um 18:00 Uhr dort zu sein. Die meisten Bandkollegen war schon seit ’ner knappen Stunde da, damit das ganze Equipment rechtzeitig vor Ort sein konnte. Dann hieß es aber erst mal entspannt der Dinge harren, die da kommen, und vorsichtig am ersten Bierchen nippen. Ehrlich gesagt ging mir ja doch so’n bischn die Flatter, erst der dritte Auftritt, direkt im Hafenklang, einer DER Adressen in Sachen Punkrock in Norddeutschland – und dann auch noch zusammen mit den in ihren jeweiligen Subgenres zur absoluten Spitze gehörenden Bands THE DETECTORS, ABSTURTZ und KNOCHENFABRIK. Die DETECTORS aus Neumünster waren als einzige weitere Band schon vor Ort und nahmen mit uns die köstliche vegane Bandverpflegung ein. Bald danach ging’s an den Soundcheck. Ich war noch ungewohnt heiser von der DISILLUSIONED-MOTHERFUCKERS-Probe am Vortag und meine Befürchtungen bestätigten sich: Beim Mic-Check bekam ich kaum einen geraden Ton heraus, so schnell, wie die Stimme kurz da war, war sie auch wieder weg. Umso froher war ich über den ausgiebigen Soundcheck, denn so konnte ich mich bischn warmsingen. Nachdem der Sound stand, trudelten nach und nach die ersten Leute ein, u.a. SMALL-TOWN-Timo, der uns unseren druckfrischen Bühnenbanner überreichte – fuck yeah!!! Die Rede war stets von einem knappen Zeitplan, pünktlich um halb neun sollten wir für unser halbstündiges, also um ein paar Songs gekürztes, Set auf die Bühne. Da man in Hamburg allerdings kaum jemanden überreden kann, am Wochenende bereits um 20:30 Uhr ein Punkkonzert aufzusuchen, sah es hinsichtlich zahlender Gäste noch eher mau aus. War dann aber doch kein Problem, das Ganze ’ne Viertelstune nach hinten zu verschieben und siehe da: Es fand sich tatsächlich eine erfreuliche Menge Interessierter potentieller Eskalateure ein. Also Abfahrt! Die ersten beiden Songs rausgerotzt, irgendwelche Ansagen improvisiert, ekstatisch gezuckt, Bierchen gezischt und unsere alkoholgeschwängerten Weisen weiter zum Besten gegeben. Dass unser Bühnensound gerade in Bezug auf die Gesänge nun doch irgendwie anders klang als zuvor, hatte ich zunächst uns bzw. mir selbst zugeschrieben, auf die Idee, um mehr Lautstärke zu bitten, kam ich im BOLANOW-Rausch gar, dafür geriet ich in meinem Gezappel immer wieder mit Stulles Bass aneinander, der sich ungewohnterweise rechts von mir platziert hatte – bis wir ’ne Zwangspause zwecks Nachstimmung einlegen mussten. Zwischendurch wurde wieder schön durcheinandergeplappert und der Bolanow-Verschnitt, ’ne Wodka-Blutorange-Mische, ins Publikum gereicht. Vor „Where Is My Hope“, dem vorläufig letzten Song, hatte ich das Publikum noch erfolgreich ein wenig angestachelt, was mit ein paar tanzenden Gestalten vor der Bühne gedankt wurde. Als Zugabe gab’s „Fame“ und auf dem Höhepunkt der Stimmung war dann auch schon wieder Schluss: Kurz, aber schmerzhaft. Ein langhaariger Eskalateur fand lobende Worte und bat um die Setlist als Andenken – klasse, so was merkt man sich als junge Band, die noch ganz am Anfang steht. Als persönliches Fazit glaube ich, dass musikalisch das alles Hand und Fuß hatte und gröbere Patzer ausblieben, meine Gesangleistung empfand ich zuletzt in der Honigfabrik aber als stärker. Wie dem auch sei, wir hatten den Pflichtteil hinter uns gebracht und der Adrenalinpegel sollte noch für de Rest des Abends reichen. Die DETECTORS wurden sich noch eher „in Ruhe“ angeschaut, wobei diese aber einen genialen Gig hinlegten, großartiger, flotter, engagierter Streetpunk, der direkt in die Beine geht, wenn ich auch den einen oder anderen älteren Hit vermisste – vermutlich der knappen Spielzeit geschuldet. Schade, dass auch keine Zugabe mehr drin war, denn diesen Herren hätte ich locker noch ’ne Weile länger lauschen können! Was ABSTURTZ dann ablieferten, möchte ich so’n bischn als konsequente Fortführung und Herüberrettung des angemetalten „Deutschpunks“ der ’90er bezeichnen, den diese auf ein hohes Qualitätsniveau hievten und nur zu dritt deftig die Puppen tanzen ließen. Die zwischenzeitliche FREI.WILD-Abwatschung fand viel wohlwollenden Widerhall und die drei Norddeutschen bewiesen mir mal wieder, weshalb ich Konzerte, die mehrere deutlich unterschiedliche Spielarten des Punks berücksichtigen, so sehr schätze – die Abwechslung macht’s! Das Backstage-Bier floss literweise, manch einer, Berichterstatter keinesfalls ausgenommen, wies mittlerweile eine amtliche Breitseite auf – optimale Voraussetzungen also, um einen KNOCHENFABRIK-Gig in vollen Zügen genießen zu können! Das knackig gefüllte Hafenklang verwandelte sich in einen pogotanzenden und Claus’ Texte lauthals mitgrölenden Hexenkessel und ich stürzte mich mitten hinein – wie sehr, zeigte mir erst der folgende Tag, an dem sich manch Knochen und Muskel bemerkbar machte und die eine oder andere Schramme und Abschürfung vom vorausgegangenen Abend zeugte. Mittlerweile übertrieben hatte es dann auch die alkoholisierte Dame auf Krücken, die bei den DETECTORS damit begann, in unregelmäßigen Abständen mitten im Set egal welcher Band die Bühne zu erklimmen und ihrem Mitteilungsbedürfnis freien Lauf zu lassen. Als ihre Freundin sie irgendwann entnervt von der Bühne zog, gab’s sogar gegenseitig Haue, vollständig eskaliert ist die Situation aber nicht. Unfassbar aber der Typ, der von meiner Freundin Nadine dabei beobachtet wurde, wie er in der Kabine eines Damenklos auf der Kloschüssel stand und in die angrenzende Kabine herüberspannte – eben bis Nadine eingriff. Alter, geht’s noch?! Alles in allem war‘s aber mal wieder der absolute Wahnsinn, der mit der KNOFA aber noch nicht sein Ende gefunden hatte: Anschließend geriet unser Gitarrist Christian draußen noch in eine Prügelei mit schmierigen Yuppie-Affen und per Taxi ging’s auf ’nen Absacker ins Skorbut – wo mich erstmals der Schlaf übermannte. Wie üblich war es meine tapfere Lady, die mich sicher nach Hause brachte. Welch ein Abend! Es war uns eine Ehre und wir bedanken uns bei allen, die zum Gelingen beigetragen haben und natürlich ganz besonders bei TRUE-REBEL-Alex für die Einladung! „Bolanow Braaawl!!!“ und Prost!