Am Donnerstagmorgen gab IVV-Frontsau Ladde bekannt, dass er mit seiner Combo spontan für die ausgefallenen CATTY CLAW eingesprungen war und deshalb im Hafenbahnhof, einer kleinen Kneipe direkt an der Elbe, den ersten Gig in der neuen Besetzung spielen würde, gleichzeitig der erste seit einem satten Jahr. Ebenso spontan warf ich meine Abendplanung über den Haufen und fand mich rechtzeitig vor Ort mit einigen Gleichgesinnten ein. Erst einmal angekommen, klingelte es: Hier war ich doch schon mal vor Jahren und hatte die sympathische Hamburger Surf-Band TOD IM STRANDKORB gesehen! Ein unscheinbarer Laden mitten im Industriegebiet der Großen Elbstraße. Der Eintritt betrug 7 Taler, mich hatte Ladde netterweise auf die Gästeliste geschrieben. Danke! Den Anfang machten SUPERGLUT!, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Das klang nach ‘ner Mischung aus Alternative-Rock, Metal-Anklängen etc. und fällt mir schwer zu definieren. Als es gleich beim ersten Song im Refrain wiederholt „Ich muss kacken wie ein Elch!“ hieß, vorgetragen mit bedeutungsschwangerer Metal-Pathos-Stimme, musste ich doch sehr lachen und hatte die Band bereits abgeschrieben, doch die kommenden Songs waren zumindest teilweise durchaus hörbar, das Gaspedal wurde nie so richtig durchgetreten, stattdessen legte man Wert auf differenziertes Spiel und deutlichen Gesang. Not my cup of pee, aber auch nicht scheiße. Unglaublich aber: Angelockt durch die auch vor der Tür deutlich hörbaren Klänge kam der zufällig des Weges kommende UPPER-CRUST- und STAHLSCHWESTER-Drummer Lars mit Begleitung des Weges, entdeckte mich vor der Tür herumgammelnd und ließ sich darüber informieren, was hier heute Abend noch abgehen würde. Doch der Kerl am Einlass unterstellte ihm schnell, frecherweise hier draußen kostenlos der Musik lauschen zu wollen und scheuchte ihn unwirsch davon! So kann man sich auch seine Gäste vergraulen… Nach der Umbaupause tauschte sich recht schnell das Publikum aus, als IN VINO VERITAS mit ihrem räudigen Knüppel-aus’m-Sack-Oi!-Punk die Bühne enterten. Schon nach kurzer Zeit waren nur noch Anhänger der Band im Laden und wurden Zeuge, wie die Sause mit ‘ner Panne begann, als direkt beim ersten Song einem der beiden Gitarristen ‘ne Seite riss. Also alles wieder auf Anfang, Saite aufziehen, stimmen – und noch mal von vorn. Jetzt aber richtig! Das war wie gesagt das erste Mal, dass ich IVV in dieser Besetzung sah und man merkte ein wenig, dass die noch in einer der alten Besetzungen geschriebenen Songs mitunter noch nicht 100%ig saßen, jedoch nur in Details. Allzu viele gab’s von denen aber ohnehin auch gar nicht, denn Ladde gab an, nun seriös werden zu wollen und deshalb Songs wie „Holsten“ oder „Geschlechtsverkehr“ gestrichen zu haben; ja, er musste sich sogar erst bitten lassen, sich seines Hemds zu entledigen und oberkörperfrei zu agieren! Studentenpunk spielt man aber glücklicherweise noch immer nicht und so gab’s eine grobe deutschsprachige Kelle nach der anderen, wovon die neuen Songs absolut positiv herausstachen, sicher saßen und manch hymnische Refrains zu bieten hatten, die sich in Ohr schmeichelten – klasse! Wir ca. 20 Hanseln vor der Bühne machten das Beste draus und feierten IVV gebührend ab, denn das hat diese Band, die unverständlicherweise Probleme hat, in Hamburg Auftritte zu bekommen, echt mal verdient. Gitarrist Nummer 2 legte zwischenzeitlich seine Klampfe ab und übernahm den Gesang eines Songs, auch das kam gut und brachte zusätzliche Abwechslung. Generell gefällt mir, wie IVV mit Backgroundchören bzw. aus mehreren Kehlen gebrüllten Refrains arbeiten. Der Getränkeumsatz dürfte durchs IVV-Publikum zudem deutlich angekurbelt worden sein, Jever und Astra flossen durstige Kehlen hinunter, die immer wieder skandierten: „Wie, wo, was? IN VINO VERITAS!“ Großes Damentennis, Jungs, und ich freu mich auf unsere gemeinsamen Gigs mit BOLANOW BRAWL! Wooo!