Gut, dass ich am Vorabend noch mal geschaut hatte, was am nächsten Tag so los sein würde: Fischer, den ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte, feierte also zusammen mit ’nem Kumpel seinen Geburtstag nach und lud dafür ins Bergedorfer Flop, wo ich ebenfalls ewig nicht mehr gewesen war. Aufgrund der Vielzahl an Bands begann man leider recht zeitig, weshalb ich PETRI MEETS PAULI und VIOLENT INSTINCT verpasste. Um letztere tat es mir wirklich leid – noch den letztjährigen Auftritt im Headcrash im Vorprogramm der LOST BOYZ ARMY in sehr positiver Erinnerung habend, hätte ich mich sehr gefreut, die Band um die charismatische, talentierte Sängerin Agga mal wieder auf der Bühne zu sehen. Stattdessen nahm ich zunächst Vorlieb mit den Buffetresten, denn im Vorfeld wurde kräftig gegrillt. Als ich dazustieß, hatte ein nicht unerheblicher Teil des Publikums bereits einen beachtlichen Pegel vorzuweisen, den einzuholen schwerfallen sollte. Nachdem ich mir gerade die letzten Reste Nudelsalat zusammengekratzt hatte, stürzte der Buffettisch samt sämtlicher Auflagen zu Boden, als sich jemand ungeschickt angelehnt hatte. Aus der Geburtstagsparty wurde ein Polterabend und Scherben bringen bekanntlich Glück. TAKE SHIT aus Stuttgart war dann die erste Band, die ich mir ansah, nachdem ich den Eintritt ausgewürfelt (!) hatte. Die Platte, die ich mal zugeschickt bekommen hatte, konnte mich nicht sonderlich erwärmen, im Flop vor gut angeheiterter Meute kamen die Schwaben aber hervorragend an. Musikalisch eher, ähm… „rudimentär“ vorgehend, mischte man eigene Songs mit zahlreichen Coverversionen von SCHLEIM-KEIM, den ÄRZTEN und den GOLDENEN ZITRONEN, intonierte das APPD-Lied und grölte zwischen den Songs deren Parolen und stimmte immer wieder ein Geburtstagslied an. Irgendwie scheint bei den TAKE SHITern die Zeit stehengeblieben zu sein; die rockten, als wäre es 1998 und man selbst an die 20 Lenze. Klar, warum nicht, von mir aus – es kam jedenfalls super an und auch die Band hatte sehr offensichtlich verdammt viel Spaß bei der Sache. Mehr was für mich waren dann aber CREAM OF THE CRAP aus Hamburg, die sexy Punkrock/Rotzrock mit sehr cooler Sängerin darboten, der sofort zündete. Der Gitarrist (oder Bassist? Ich weiß es nicht mehr genau) beherrscht ein gewisses Posen jedenfalls aus dem Handgelenk, Riffs und Melodien wussten zu gefallen und veredelt wurde das Ganze vom abwechslungsreichen Gesang, der die englischen Texte mal eher clean, mal rotzig und frech, mal melodischer, mal härter schmetterte und gegen Ende sogar unter Beweis stellte, auch deathmetallisch growlen zu können. Die hymnenartigen, von Chören unterstützten Refrains manch Songs luden direkt beim ersten Hören zum Mitsingen ein, ohne dass man sich in poppige Gefilde anbiederte. Cooler Gig einer weiteren coolen Band, die ich kennenlernen durfte. Und auf hohem Niveau sollte es weitergehen: Als letzte Band des Abends kündigten sich STAHLSCHWESTER an, jene Band um ex-PERLEN-AN-DIE-SÄUE-Sängerin Pebbels, die mittlerweile auch schon seit geraumer Zeit ihr Unwesen treibt, die ich bisher aber stets konsequent entweder verpasst oder ablenkungsbedingt ignoriert hatte. Ein Sakrileg, wie sich herausstellen sollte, denn STAHLSCHWESTER zocken wirklich astreinen, quasi perfekten Hardcore-Punk der alten ’82-Schule mit deutschen Texten, ohne dabei antiquiert oder bemüht retro zu wirken. Zwar wird natürlich bereits im Bandnamen mit der weiblichen besetzten Gesangsposition kokettiert und natürlich ist Pebbels auch ein durchgestylter Augenschmaus, doch musikalisch werden keinerlei Kompromisse gefahren und gibt’s keinen Bullshit, sondern geradlinigen, dabei aber wunderbar abwechslungsreich strukturierten und auch in seiner Geschwindigkeit variierenden Hardcore-Punk mit Wiedererkennungseffekt. Pebbels ist eine fähige Frontfrau, die herrlich aggressiv und angepisst, dabei akzentuiert und kontrolliert singt und hin und wieder von ihren männlichen Kollegen unterstützt wird, woraus ein schöner Kontrast entsteht. Mittlerweile war auch ich in ordentlicher Feierlaune und ließ dies die Band auch spüren, indem ich mich ein wenig austobte, während Lars an den Drums den jeweiligen Hektikfaktor der Songs vorgab und batterieartig durchzog, der Bass seine dominanten Läufe unter die sägende Gitarre legte und der Gesang Songtitel wie „Arbeitslager BRD“, „Realität“ und „Lüge“ herausrotzte. Ich war schwer begeistert – was für ein Ausklang der Party (bei der klangtechnisch übrigens alles soweit prima war)! Danke an Fischer & Co. sowie die Bands für die gelungene Sause!
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