„DIE WIEDERAUFERSTEHUNG“ der EIGHT BALLS sollte es werden, jene beste deutschsprachige Oi!-Punk-Band, die bis vor wenigen Jahren regelmäßig sämtliche Würste von allen Tellern zogen und es aufgrund ihrer Kompromisslosigkeit zu überregionaler Anerkennung brachten. Die Gründe des Splits will ich hier nicht vertiefen; jedenfalls reifte in diesem Jahr der Plan, noch einmal zu einem Konzert zusammenzufinden oder gar eine richtige Reunion durchzuziehen. Das Hafenklang war seit Wochen ausverkauft und nicht nur Leute aus Hamburg und dem Umland kamen – manch einer riss eine dreistellige Kilometerzahl herunter, um dem Spektakel beizuwohnen. Dementsprechend voll war’s im Club an der Elbe bereits bei der Vorband, den SHITLERS aus Bochum. Das soll wohl irgendwie ’ne Art Punk-Satire sein und nachdem mir jemand berichtet hatte, dass der deren Gig seinerzeit im Kraken eher unlustiger Natur gewesen sein soll, stand mir danach so gar nicht der Sinn. Erwartet und gefühlt unanhörbar begann die Band dann auch und nicht nur in meinem Gesicht fand sich eine Mischung aus Fragezeichen und Desinteresse. Während ich mich in diverse Sabbeleien vertiefte, die Toiletten konsultierte und Getränke nachorderte, wurde das Treiben auf der Bühne immer turbulenter, irgendwelche Gastsänger oder so tummelten sich auf ihr oder setzten sich schlicht auf ihren Rand und auf eine irgendwie dann doch neugierig machende Weise wirkte das alles recht chaotisch. Einzelne Songs wurden angespielt, für Gelaber unterbrochen, weitergespielt, Coverversionen mit neuen Texten versehen etc. Spätestens, als ich mir die Bande ein wenig schöngetrunken hatte und sie BILLY BRAGGS „To Have and to Have Not“ in der BASTARDS-Version anstimmten, hatten sie mich dann doch irgendwie und ich beobachtete das Geschehen mit einer gewissen Aufmerksamkeit. Spielen können die ja tatsächlich, auch über das EIGHT-BALLS-Cover, mit dem sie sich vermutlich als Vorgruppe empfohlen hatten, hinaus, und tatsächlich hatten sie’s geschafft, größere Teile des Publikums auf ihre Seite zu ziehen – bei einem Oi!-Konzert alles andere als selbstverständlich. Evtl. also doch keine studentische Pseudopunk-Nummer. Die Jungs mischten sich im Anschluss auch unter’s Publikum, Berührungsängste zeigten sie keine. Werde ich wohl weiter beobachten bzw. mich mal näher mit beschäftigen müssen. Über den Auftritt der EIGHT BALLS hülle ich aus Kollegialität und freundschaftlicher Verbundenheit des Mantel des Schweigens, nur soviel: Dass da etwas nicht ganz so war wie früher, dürfte ca. die Hälfte des feierwütigen, betrunkenen oder sich sonstwie in Stimmung gebracht habenden Publikums gar nicht bemerkt haben und natürlich ließ ich mir genauso wenig den Spaß verderben, sang kräftig mit und feierte die Band ab, die über 20 Songs spielte. Auch auf der Aftershow-Party ließ ich’s noch krachen, insofern ein gelungener Abend; da beißt die Maus keinen Faden ab.
Schreibe einen Kommentar