Die anthropomorphe Ratte Larry kannte ich noch aus der „Bravo“, wo sie eine Weile als eine Art Maskottchen fungierte und, wenn ich mich recht entsinne, ihre Comic-Geschichten Anfang der 1990er abgedruckt wurden. Diese stammen von Zeichner Ully Arndt und Texter Gunter Baars, die vor allem für ihre „Ottifanten“ bekannt sind. Die „Larry“-Abenteuer kompilierte der Kieler Semmel-Verlach im Jahre 1992 zu diesem ausgesprochen hübschen, vollfarbigen, rund 50-seitigen Hardcover-Album, das, wie die eingekreiste „1“ auf dem Titel verrät, eigentlich den Auftakt zu einer Reihe bilden sollte, zu der es aus mir unbekannten Gründen aber nie kam. Bei diesem Band handelt es sich um einen glücklichen Flohmarktfund.
Larry ist ein arbeitsscheuer Frauenheld, der auf laute Rockmusik steht und zudem die einzige anthropomorphe Figur in seiner Welt, worüber sich aber keiner der Menschen wundert. Die fünf wichtigsten Figuren – neben Larry sind dies dessen netter, aber auch langweiliger Mitbewohner Eberhard, der ein Medizinstudium absolviert, Larrys Freundin Babsie, Hausmeister Klotzig und Eberhards Mutter Frau Bockmüller – werden einführend vorgestellt. Bei den Comics handelt es sich dann um vergnügliche, einseitige, jeweils in sich abgeschlossene Funnys. Das Motiv des Babys, auf das Larry aufpassen muss, erstreckt sich jedoch über mehrere Seiten; Running Gags sind das leidige Treppenputzen, dem Larry eigentlich nachkommen müsste, es aber so gut wie nie tut, sowie der Umstand, dass er stets unabsichtlich wie ein Sittenstrolch erscheint, wenn Eberhards Mutter zu Besuch kommt.
Arndt zeichnete sich einen Gastauftritt und lässt Larry einmal die vierte Wand durchbrechen, aber alles spielt sich geordnet innerhalb einer sehr übersichtlichen Panelstruktur ab. „Larry“, als Jugendcomic konzipiert, karikiert typische Generationskonflikte und damit einhergehende Klischees auf unterhaltsame, sympathische Weise. Ein paar Rechtschreibfehler haben sich eingeschlichen und leider verzichtete der Verlag erneut auf Seitenzahlen, aber das sind nur Randnotizen.
Larry Konterfeit zierte ab der zweiten Hälfte der 1980er auch eine Tonträgerreihe, die sich jedoch auf aktuelle Pop- und Dancefloor-Charthits fokussierte und damit wenig zum in den Comics vermittelten Bild passt.