lokusbomber + fast sluts @linker laden, hamburg, 20.06.2015Ursprünglich sollten die rustikalen OI!SLUTS diesen Samstag mal wieder ‘nen Gig abliefern, wurden jedoch ausfallbedingt kurzfristig durch die namensverwandten FAST SLUTS ersetzt. Eigentlich wartete die Szene ja gespannt auf den 10.07., an dem die ausschließlich aus Mädels bestehende, brandneue Hamburger Oi!-Punk-Hoffnung im Vorprogramm von RASTA KNAST im Kraken ihre Feuerteufe bestehen sollte. Diese wurde nun also vorgezogen und in Hamburgs vermutlich kleinsten relevanten Konzertort mit Wohnzimmer-Ambiente verlegt. Dort versammelte man sich und genoss die ersten Kaltgetränke zum Ultraschmalkurs, bevor vier nervöse Deerns die „Bühne“ betraten. Eng war’s, denn kaum jemand wollte sich diesen historischen Augenblick entgehen lassen. Die Unterstützerinnen und Unterstützer entrollten ein schickes FAST-SLUTS-Transparent und die Mädels, die vor Bandgründung kaum bis gar keine Erfahrungen an ihren Instrumenten gesammelt hatten, legten los: „Wir sind nicht Oi!Sluts, wir sind nicht Fast Shit, wir sind die Fast Sluts und spielen Oi!Shit…“. Es folgten Lieder gegen Partypatrioten, die Großveranstaltungen wie Fußball-Weltmeisterschaften missbrauchen, um „endlich“ mal wieder ihre Nation abfeiern zu „dürfen“, eine Liebeserklärung an den FC St. Pauli und weitere Hits wie das bereits im Netz als Demo kursierende „Landgang“, angereichert mit drei Cover-Versionen: „Durstige Männer“ („…das seid IHR!“) von den DIMPLE MINDS, „Eure Art zu leben“ von den stilistisch den FAST SLUTS nicht unähnlichen SMEGMA und der alte Gassenhauer „Wir sind geil, wir sind schön“ von LOIKAEMIE. Klar rumpelte das noch an manch Ecke und Ende, das jedoch sehr charmant. Neben der dem Punk-Spirit entsprechenden Konsequenz, so’ne Band zu gründen und das ungeachtet musikalischer „Perfektion“ wirklich durchzuziehen, verdienen jedoch besonders die eigenen Songs Anerkennung, die allesamt nicht nur über klasse Texte mit gern mal augenzwinkerndem Humor verfügen, sondern mit ihren Ohrwurmmelodien bleibenden Eindruck hinterlassen; der St.-Pauli-Song hatte gar das Zeug zur Hymne! Gitarristin Pauline war übrigens kurzfristig eingesprungen, damit der Gig überhaupt stattfinden konnte und machte ihre Sache ebenso prima wie ihre Kolleginnen. Drummerin Rike vereint ’nen ordentlichen Punch mit Taktgefühl, Sängerin Alex hat eine für solche Mucke prädestinierende heiser-raue Stimme, die besonders zu gefallen weiß, wenn sie lautstarke Refrains schmettert und Bassistin Jule hielt ihre aufgeregte Band zusammen, indem sie souverän like a boss die Ansagen übernahm und durch den Auftritt führte. Zwischenzeitlich wurde sogar ein zweites Transparent entrollt und ohne Zugabe ließ man die Mädels nicht ziehen, die erste Nummer musste wiederholt werden. Ein östrogeniales Live-Debüt, das Hoffnung macht. Sicherlich, dieses fand vor Froinden statt und das wird zukünftig nicht immer so sein, bestimmt wird man sich von Neidern und Nörglern auch mal anhören müssen, von einem „Frauenbonus“ zu profitieren o.ä., doch davon sollten sich die FAST SLUTS nicht beeindrucken lassen und weiter proben, an ihren Songs feilen und Erfahrungen sammeln, denn das Potential ist da!

Nach kurzer Umbaupause kamen LOKUSBOMBER aus Schweinfurt zum Zuge. Angekündigt als „Brutalo D-Punk“ agierte das Trio irgendwo zwischen schnellstmöglich geschrammeltem HC-Punk und brutalem (Fast-schon-)Crust, gebrüllt in Landessprache und die üblichen Themen abdeckend. Das war schon amtlich und vor allem entsprechend deftig serviert, wenngleich ich in diesem Zusammenhang Songs über Anarchie und „Gegen den Staat“ dann doch etwas abgedroschen finde. Insgesamt knallte das alles recht ordentlich und die Band bewies zwischendurch Humor und Selbstironie. Inwieweit das originale Hippie-Outfit des Bassisten auch dazu zu zählen ist, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Zugaben gab’s dann gleich ein paar, die Jungs hatten Bock und sich u.a. BODY COUNTs „Copkiller“ vorgeknöpft. Nicht schlecht!

Am Tresen verweilte man dann noch bis nach Mitternacht, u.a. weil es noch einen Geburtstag zu begießen gab und die alten BROILERS-Scheiben aus der Anlage erschallten, bevor ich mich mitsamt meinen Gesprächspartnern ins Jolly Roger verlagerte. Ein rundum gelungener Abend – und ich freu’ mich auf die FAST SLUTS/RASTA KNAST-Double-Headliner-Show in ein paar Tagen! 😉