Der alljährliche ZAPPACUP auf dem Hamburger Gaußplatz, jenes berüchtigte Gratis-Punk-Open-Air, das den Wagenplatz hinter der Fabrik in eine große subkulturelle Partymeile verwandelt, war bereits seit Donnerstag in Gange. Donnerstag hätte ich mir gern die Kollegen von PROJEKT PULVERTOASTMANN angeschaut, die zusammen mit einer Handvoll weiterer Bands, die anscheinend gar alle nicht auf dem Flyer standen, die Sause in der Platzkneipe „El Dorado“ eröffneten. Leider ließ sich das mit meinen Arbeitszeiten nicht vereinbaren. Freitag gönnte ich mir ‘ne Auszeit, denn ich wollte Samstag fit sein, schließlich sollte ich mit den DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS auf der Bühne stehen. Doch, oh Graus: Samstagmittag klingelt das Telefon, Drummer Chrischan ist dran und berichtet von einem durch einen Sturz in Glasscherben defekten Arm, der im Krankenhaus behandelt werden musste und somit außer Betrieb war. Schöne Scheiße, den Gig konnten wir also vergessen. Selbstredend ging’s bei sonnigem, aber unbeständigem Wetter (ein urplötzlich tobendes Unwetter verhinderte meine pünktliche Anreise) trotzdem gen Gaußplatz, wobei ich den Opener KACKREIZ leider verpasst habe. Doch die folgenden Bands auf der Freiluftbühne vermochten unsere Laune ein wenig zu steigern: SEASICK spielten Grindcore, der immer wieder mit unvermittelten, witzigen Falsettgesangseinlagen aufgelockert wurde. Die Band bestand nur aus drei Leuten, auf den Bass verzichtete man komplett. Klang heftig und gut, nutzte sich aber irgendwann dann doch bischn ab. Hat wohl seinen Grund, dass Platten dieser Musikrichtung oft nicht über 20 Minuten hinausgehen. INSTABIL aus der Schweiz spielten eine nicht uninteressante Mischung aus Street- und Hardcore-Punk auf deutsch mit heiserem Sänger und zwei Gitarren, deren Sound leider etwas komisch war. Kein schlechter Gig, den ich aber nicht komplett konzentriert verfolgte, da mich manch Klönschnack ablenkte. Die CITY RATS aus Israel, die quasi ihren Zweitwohnsitz auf dem Gauß haben, so oft, wie die dort spielen, waren dann von der ersten bis zur letzten Sekunde schlicht perfekt. Klasse Sound, aggressiver Hardcore-Anarcho-Chaos-Schießmichtot-Punk, der zum kollektiven Durchdrehen einlud (der Pöbel kam tatsächlich gut in Bewegung), den Altona-93-Song natürlich auch im Gepäck. Die CITY RATS arbeiten gerade an einer neuen Platte, auf die man sich ganz bestimmt freuen darf. STOOKER (nicht „Stuka“, wie ich zunächst verstand) aus Norwegen besiegelten dann den musikalischen Teil des Abends mit einem Coverset oberster Kajüte. Man begann mit einem Song der DAMNED, weiter ging’s mit den RAMONES, über Sex PISTOLS (sehr geschmackvoll gewählt: „Seventeen“), SHAM 69 (ausgelutscht: „If the Kids are United“), JOHNNY THUNDERS („Born to Lose“), THE STOOGES („Now I Wanna Be Your Dog“), DEAD BOYS („Sonic Reducer“), ANTI-NOWHERE LEAGUE („So What?!“), GG ALLIN („Bite It, You Scum“) und MOTÖRHEAD („Iron Fist“) sowie dem HC-Punk-Kracher „All Fascists Are Bastards“, den ich keiner Band zuordnen konnte. Schönes Ding, Top-Stimmung, ich bewegte mich noch bischn mehr als bei den CITY RATS, vermisste aber schmerzlich ein THE-CLASH-Cover – wat ‘ne Lücke, bitte zum nächsten Mal füllen! Das einzige, was mir unnötig erschien, war das Provozieren von „Zugabe!“-Rufen durch ständiges verfrühtes Verlassen der Bühne. So neigte sich ein Abend dem Ende, aus dem ich trotz allem das Beste gemacht hatte. Netterweise drückte uns Mitorganisator Wurzel dennoch den Freibierstempel auf. Die Atmosphäre war entspannt, die Leute gut drauf, das Angebot an Speisen und Getränken toll und zu verdammt fairen Preisen zu haben, selbst das Wetter spielte mit und es regnete erst wieder NACH STOOKER, sprich: alles spitzenmäßig. Da selbst auf der Bühne zu stehen, wär schon ‘n Traum gewesen, aber es hat nicht sollen sein…
1. Juni 2015 — 8:51
Moin aus Flensburg,
Ich denke Zappacup ist nun am 12./13.06.15 ?
2. Juni 2015 — 13:57
Moin Sabrina,
yepp. Dieser Beitrag bezieht sich auf den von 2013. Über einen zukünftigen hätte ich ja auch schlecht einen Konzertbericht schreiben können 😉 Oder wie meinen…?
Gruß
Günni