Was ist schlimmer als Freitag, der 13.? Montag, der 13.! So zumindest normalerweise – nicht aber, wenn man Urlaub und sich das dritte Konzert an drei Tagen reinzieht. Und schon gar nicht, wenn die Oldschool-Thrasher TOXIC HOLOCAUST und die Oldschool-Crossover-Amis MUNICIPAL WASTE im Hafenklang spielen. Leider begann man offenbar pünktlich wie die Maurer, so dass ich die ersten toxischen Holocaust-Minuten verpasste. Als ich mich ins ausverkaufte Hafenklang drängelte, waren die Amis um Joel Grind bereits am zocken und gaben, stilecht in BATHORY- und VENOM-Shirts gehüllt, ihren angeschwärzten Thrash zum Besten. Liegen mir zwar grundsätzlich eher die älteren, oberruppigen TH-Scheiben, muss man aber anerkennen, dass ihnen mit den jüngeren Veröffentlichungen recht große Würfe gelungen sind, die zu einem mittlerweile recht großen Bekanntheitsgrad und vielen guten Kritiken verholfen haben. Die Songauswahl konnte sich hören lassen, wenn auch meine persönlichen Favoriten nicht zum Zuge kamen. Egal, denn die Stimmung war prächtig, der Moshpit euphorisch und die Band schlichtweg gut. Leider verließ man nach gerade mal 35 Minuten ohne Zugabe die Bühne und manch einer, der noch später gekommen war als ich, blickte enttäuscht aus der Wäsche. Zeit also, das Publikum zu begutachten: Metaller, Punks, Hardcore-Volk und andere subkulturell Interessierte gaben sich die Klinke in die Hand – so muss ein Crossover-Publikum aussehen! Draußen vor der Tür hatte man sogar Skaterrampen aufgebaut, die sich in Dauerbetrieb befanden und manch waghalsigen Stunt provozierten. Das Wetter spielte auch optimal, ein lauer Sommerband lud zum Trinken, Quatschen und Fachsimpeln vor den Pforten ein. Noch während der Umbauphase begab ich mich ca. in die Mitte des für dieses Konzert sehr knapp bemessenen Raumes, wo der Pöbel sich unentwegt und lautstark mit „MUNICIPAL WASTE is gonna FUCK YOU UP!!!“-Sprechchören selbst anfeuerte. Ich ahnte bereits ungefährt, was auf mich zukommen würde, und behielt Recht: Mit dem ersten Akkord rasteten alle vollkommen aus, so dass ich mich besser in Sicherheit zu bringen versuchte. Das war diesmal gar nicht so einfach, denn lediglich in den letzten zwei, drei Reihen, direkt vorm Mischpult, ging’s etwas gesitteter zu, davor tobte der Krieg bzw. die reinste Party, schließlich feierte man mit MUNICIPAL WASTE berüchtigte Freunde des alkoholgeschwängerten Thrash-/Punk-Crossovers ab. Zwar war der Sound nicht mehr ganz so stark wie zuvor bei TOXIC HOLOCAUST, doch das tat der Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Die Band, die sich gerade auf Tour befindet, spielte sich in einen wahnsinnigen Rausch und gab alles – Respekt vor dieser Leistung! Ob die in der Lage sind, das wirklich jeden Abend so zu bringen? Das Publikum jedenfalls dankte es von Herzen und moshte, stagedivte, crowdsurfte in der engen Bude – Hammer! Das habe ich im Hanfeklang bisher selten so erlebt. In Erinnerung ist mir das SPERMBIRDS-Konzert vor ein paar Jahren auf einem Sonntagnachmittag geblieben, dort könnte die Stimmung ähnlich gewesen sein. Ich weiß nicht genau, wie lang MUNICIPAL WASTE spielten, aber es war auf jeden Fall amtlich und so lange, dass es sich für mich persönlich ähnlich wie auf Platte dann doch irgendwann etwas abnutzte. Mit dieser Meinung schien ich aber recht allein dazustehen, denn im Mob machten sich kaum Müdigkeitserscheinungen bemerkbar. Unterm Strich war’s ein grandioses Konzert, ein absoluter Siegeszug des Thrash und Crossovers. Wenn man richtig Action will, sollte man zurzeit bevorzugt Konzerte dieser Art aufsuchen. Eines würde ich mir aber dennoch wünschen, auch wenn ich sicherlich niemandem gönne, vor ausverkaufter Hütte abgewiesen zu werden: Die maximale Besucheranzahl etwas einzuschränken, z.B. auf die Menge, die auch tatsächlich in den Konzert“saal“ passt… Dann könnte nämlich auch jeder zahlende Gast das Geschehen nicht nur akustisch verfolgen, sondern sich auch einen Blick auf die Bühne sichern. Anschließend wurde draußen noch immer fleißig weitergeskatet und sich auf die Fresse gepackt und mit dem Hafenklang-Stempel hätte man sogar noch kostenlos den TRASH-TALK-Auftritt im Goldenen Salon darüber aufsuchen können, was ich mir dann aber ersparte und nach ‘nem Absacker und einigen Klönschnacks den Heimweg antrat. Was für eine geile Konzertsause in meinem Urlaub! Alles richtig gemacht!
Schreibe einen Kommentar