Am Freitag, dem 13.01.2012, luden die Punkrocker DOGS ON SAIL zu einem kostenlosen Unplugged-Gig in die schicke Hamburger Kiezkneipe Hasenschaukel, um mit ihrem neuen Sänger George einen Vorgeschmack aufs kommende zweite Album zu bieten. Dass das englischsprachige, melodische Midtempo-Material der DOGS mit gelegentlicher Hardcore-Kante auch ohne Stromgitarre funktioniert, bewiesen sie bereits in der Vergangenheit, so auch an jenem Tag. Die eingestreuten neuen Songs klangen vielversprechend und die Umarrangements funktionierten prima, außer vielleicht beim Hit „I Don’t No“, der mir in der stark verlangsamten Form zu kraftlos klang. Es fanden sich einige Interessierte ein, so dass es recht eng bzw. gemütlich wurde. Bewegt wurde sich auch ein bisschen, mitgesungen ebenfalls, vor allem natürlich bei den Coverversionen „New England“ von BILLY BRAGG, „Kids in America“ von KIM WILDE und der „Bro Hymn“ von PENNYWISE. Hat Spaß gemacht, wie eigentlich immer, und weckte die Neugier auf die neue Scheibe.
Diese stellte man – jetzt verstromt – am Samstag, dem 11.02.2012 im Hamburger Skorbut vor. Die Hunde riefen, der Pöbel folgte und als nach den ersten drei Songs endlich der Sound vernünftig abgemischt wurde und man Jörgs famoses Gitarrenspiel nicht nur sehen, sondern auch hören konnte, nahm die Release-Party ihren Lauf. Neues und altes Zeug, interessiert vom Publikum aufgenommen und teilweise sehr ordentlich betanzt, dargeboten vom bis auf eine kleine Ausnahme sehr souveränen neuen Sänger George, der die undankbare Aufgabe hat, in die Fußstapfen von Rampensau und Ex-Sänger Stulle zu treten und sich an ihm messen lassen zu müssen. Das bedeutet weniger Kaspereien, aber dafür eine für diese Musik prädestinierte, raue Stimme von jemanden, der zum Punkrock-Sänger geboren ist und seine Erfahrung mit einfließen lässt, so dass er souverän seinen Job meistert. Textsicher und mit dem richtigen Gespür für Betonungen etc. drückt er den alten Songs seinen Stempel auf und geht in den neuen, ich glaube etwas chorlastigeren auf, die er mit sichtlicher Freude dem Publikum um die Ohren rotzt. Dieses bedankte sich mit mal mehr, mal weniger Gefühlsregungen; etwas unverständlich war mir, weshalb sich der Platz vor der Bühne ca. zu Beginn des letzten Drittels sichtbar lichtete. Wurde die Aufmerksamkeitsspanne des verwöhnten Hamburger Publikums etwa überstrapaziert? Vielleicht war es aber auch einfach das Ambiente der engen, verrauchten Kneipe, das einige frische Luft schnappen oder sich Plätze am Tresen, der Quelle des zu fairen Preisen dargebotenen Nasses, zu sichern. Die Anzahl der Coverversionen wurde etwas zurückgeschraubt, aber bei der „Bro Hymn“ gingen wieder zahlreiche Arme hoch und wurde zum Chor angestimmt. Unterm Strich ein für meinen Geschmack sehr schöner Gig, in dessen Anschluss ich mir für einen lächerlichen Fünfer das neue D.I.Y.-Werk „Low“ mitnahm, das wie die neuen Songs live im CD-Player natürlich erst recht sofort zündet und neue, kämpferische Ohrwürmer bereithält. Lediglich die Spielzeit ist mit nicht einmal einer halben Stunden viel zu kurz, gemessen am Potential der Band. Immer wieder angenehm, wie sie ohne erzwungen wirkende Provokationen, ohne skandalträchtiges Image und ohne peinlichen Promo-Overkill oder was man sonst heutzutage gemeinhin so veranstaltet, um Aufmerksamkeit zu erregen, ihr Ding durchziehen, das den Augenmerk darauf richtet, worauf es wirklich ankommt. Einfach geilen Punkrock!
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