Auf diesen Abend hatte ich mich im Vorfeld sehr gefreut. Weniger wegen der Bands, vielmehr wegen des sympathischen Orts. Ich war schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr im Störtebeker mit seinen unschlagbar günstigen Getränkepreisen und seinem stimmigen Ambiente und so wurd’s verdammt noch mal wieder Zeit. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn den Anfang machte eine was die Nationalitäten der Bandmitglieder betrifft bunt zusammengewürfelte Band, die aber anscheinend, wie man mir sagte, „hauptsächlich“ aus Südamerika käme. Das war ganz astreiner, superwütender HC-Punk, vorgetragen in Landessprache von einer Ein-Meter-Fuffzich-Sängerin mit unfassbar derbem Organ. Kurze, brutale Songs, dazwischen mindestens doppelt so lange monoton heruntergebetete Ansagen vom Gitarristen. Dadurch bekam das Ganze etwas ein wenig unfreiwillig Komisches, aber ansonsten war’s absolut top und eine wahre Aggressions-Explosion! Ich war verzückt und das sympathische Publikum schien meinen positiven Eindruck zu teilen. Leider weiß ich den Namen der Band nicht, da die gar nicht mit auf dem Flyer stand und ich es auch verpeilt hab, ihn in Erfahrung zu bringen. Ach ja, der Bassist hatte wohl mit ‘ner fiesen Entzündung an der Hand zu kämpfen und kroch auf dem Zahnfleisch, was ihn aber nicht davon abhielt, irgendwann mitsamt Bass ins Publikum zu springen – das ist Einsatz!

Ordentlich euphorisiert ließ ich mich anschließend auf ganzer Linie von THE ABOUT:BLANKS aus Berlin mit ihrem energiegeladenen ’77-Punkrock marke England zum fröhlichen Pogo einladen. Rotzige, geradlinige Songs, Alarmgesang , ordentlich Feuer im Arsch – wat willste mehr? Vielleicht die eine oder andere Coverversion eines Klassikers der PISTOLS oder THE CLASH, ok… aber man kann bekanntlich nicht alles haben. Der Laden war übrigens mittlerweile gerammelt voll und der Sound war von Anfang so dermaßen laut, dass mir tatsächlich so’n bischn die Ohren klingelten – gehört dazu!

CUT MY SKIN stand ich eher skeptisch gegenüber, nachdem ich ein paar Mal gehört hatte, dass Sängerin Patti, die ich noch aus früheren SCATTERGUN-Zeiten kannte, in politischen Fragen gern mal übers Ziel hinaus bzw. in die eigenen Reihen schießen soll. Hab mich auch nie mit der Band befasst, kannte höchstens ein, zwei Songs von Samplern. Doch drauf geschissen, denn was da an völlig geilem Midtempo-UK-Punkrock auf der Bühne zelebriert wurde, hat mich schnell überzeugt und positiv überrascht. Tolle Melodien und Singalongs, klasse Stimme, Sängerin mit viel „Credibility“ – die Band hatte zu 100% das richtige Gefühl für diese Mucke und wurde dementsprechend sehr gut vom Publikum angenommen. Ja, auch dieser Auftritt war geil. Drei Bands – drei absolut sehens- und hörenswerte Gigs. Und das alles im Störtebeker – großartig!