Nachdem wir mit DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS bereits im letzten Jahr das alljährliche legendäre Gaußfest, jenes Open Air auf dem Gaußplatz mit anschließendem Fußballturnier, dem Zappa-Cup am Sonntag, eröffnen durften, gab man uns dieses Mal erneut die Gelegenheit. Da in letzter Minute noch eine Band hinzugekommen war, rutschten wir allerdings eine Position nach unten. Von MATRIX habe ich dann nicht besonders viel mitbekommen, doch was ich sah und hörte, war engagierter, harter deutschsprachiger HC-Punk, sicherlich nicht unbedingt Party-Mucke und dadurch einen etwas schweren Stand in diesem Ambiente habend, dafür aber von einer verdammt respektabel growlenden Shouterin vorgetragen. Schlecht war’s nicht, evtl. in voller Länge etwas zu fordernd, würd’ ich mir konzentriert gern noch mal angucken. Die Zeit des Umbaus vertrieb dann die Lütte von Kais Verlobter Jana, die sich mutig und als hätte sie bereits jahrelange Bühnenerfahrung hinter sich auf die Bretter begab und die bejubelte Alleinunterhalterin mimte, uns damit quasi schon die Show stahl. 😉
Wir versuchten im Anschluss, aus unseren jüngsten Erfahrungen zu lernen und nahmen uns Zeit für ’nen vernünftigen Soundcheck, besonders in Bezug auf die Monitoranlage, damit auch wirklich jeder von uns hört, was der andere da gerade wieder verbricht. Bei der großen Bassbox war ’ne Membran im Dutt und so vibrierte die ganze Bühne, wenn Stef seine Saiten anschlug und mit ein paar fiesen Rückkopplungen hatte besonders ich zu kämpfen, aber sonst war alles soweit im grünen Bereich. Solange auf dem Gaußfest die Leute noch ihren Pegel justieren, sorgt man als Band eher für die musikalische Begleitung eines Punx Picnics oder Open-Air-Sit-Ins (Sit-Outs?), zur Bühne gerichtete Augenpaare und Beifallsbekundungen zwischen den Songs vergewissern einem jedoch, dass man durchaus zur Kenntnis genommen wird. So lief dann bei Top-Wetter bis auf ein zwei Verhacker, die wir uns allerdings einfach mal nicht anmerken ließen, auch alles rund. Ok, zwischendurch hab’ ich den falschen Song angesagt, Künstlerpech… Die Höhe der Bühne verhinderte, dass man Schabernack während des Spielens mit uns treibt, die Hitze ließ unser Bühnenbier schnell verdunsten, so dass wir nüchtern blieben und unsere Zeitverzögerung durch gewissenhaften Aufbau und Soundcheck sorgte dafür, dass die aufgrund brennender S-Bahn-Gleise verspätet eintreffenden Gäste nichts verpassten.
Auf die für die verhinderten SHEEP ON A TREE eingesprungenen S.O.S. war ich besonders gespannt, denn die Band um Sängerin Cecilie treibt nun auch schon länger ihr Unwesen und sind im selben Proberaum wie wir ansässig, trotzdem ist es mir bisher nie gelungen, sie mal live zu sehen. Das änderte sich nun und nachdem der Sound anfangs etwas arg krachig war, bekam man das schnell in den Griff und ich herrlichen Punkrock zu hören, flott gespielt, geil gesungen, Songs mit Wiedererkennungspotential und ’nem sehr gelungenen ABBA-Cover von – natürlich – „S.O.S.“. Mehr davon!
Ich weiß nicht genau, was die INHALERS geraucht haben, aber deren Auftritt mit gleich zwei Shoutern pendelte irgendwo zwischen norwegischen COTZBROCKEN und kompetentem Asitum à la LOKALMATADORE oder KLAMYDIA, zumindest in meiner Erinnerung und komplett oder gar mit voller Aufmerksamkeit reingetan hab’ ich mir das nicht. Um mich herum manch entsetzte Gesichter, aber ich glaube, ich nahm die Band in Schutz und behauptete, sie unterhaltsam zu finden – was auch stimmte. Manch einer sah das genauso und schwang gut alkoholisiert das Tanzbein.
So richtig ab ging’s dann erwartungsgemäß bei ANTI-CLOCKWISE. Harter Streetpunk aus dem Land der Franzosen, Stammgäste auf dem Gaußplatz mit verdammt guten Songs im Gepäck und dank der untergehenden/untergegangenen Sonne stimmte jetzt auch die Gesamtatmosphäre. Längst wurde auch vor der Bühne richtig gefeiert und grobmotorisch gezuckt und ich genehmigte mir die letzten Bierchen, bevor ich mit dem Vorsatz, mir ANTI-CLOCKWISE beim nächsten HH-Besuch auf jeden Fall wieder (und vermutlich nüchterner) reinzuziehen, den Ort des Geschehens verließ, um am nächsten Tag halbwegs fit zu sein. Obwohl auch an jenem ein starkes Programm auf dem Gaußplatz mit Kalibern wie PROJEKT PULVERTOASTMANN und STAHLSCHWESTER geboten wurde, zog es mich schweren Herzens woanders hin, dazu ein andermal mehr.
Der Freitag auf dem Gaußplatz war jedenfalls wieder ’ne amtliche Sause, organisiert und durchgeführt von fitten und netten Leuten, wir konnten so viel trinken, wie wir wollten und haben jede Menge klasse Volk wiedergetroffen – ob vom Platz oder unter den Gästen. Danke an die Vogelfrei-Crew, Grüße an alle, die u.a. uns sehen wollten und abschließend ein Tipp: Wenn dir jemand einen Veggie-Hot-Dog mit Sauerkraut anbietet, iss ihn – schmeckt wirklich!
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