bolanow brawl + anti-clockwise @menschenzoo, hamburg, 20150911Einst gab es das legendäre Skorbut, das wurde irgendwann zum Kraken, welcher wiederum kürzlich an einen neuen Inhaber übergeben wurde: Dominik, Wirt der legendären „Silbersack“-Kneipe, führt die Punk-Kneipe in der Hopfenstraße im Herzen des Kiez unter dem Namen „Menschenzoo Punkrock-Spelunke“ weiter, behält das Grundkonzept weiter, aber lässt sich ein paar neue Ideen und Feinheiten einfallen. Beruhigend zu wissen, dass der Laden in gute Hände gefallen ist und mit Einsatz und Herzblut weitergeführt wird – dies galt es im Rahmen der Pre-Opening-Party am 11.09. feierlich zu begießen! „Pre-Opening“ deshalb, weil noch längst nicht alles fertig war, was man sich vorgenommen hatte. Was es schon zu sehen gab, z.B. die leicht vergrößerte Bühne und die umgebaute, sich jetzt dem Namen entsprechend hinter Gittern befindende Kicker-Ecke, wussten aber ebenso wie manch schniekes Detail zu gefallen. Als Zoo-Attraktionen eingeladen hatte man sich die Montpellier-Hamburg-Connection ANTI-CLOCKWISE und uns (BOLANOW BRAWL) sowie DJ Wasted Noise; der Einlass war bereits für 19:10 Uhr angesetzt und dementsprechend früh fanden wir uns vor Ort ein. Der Aufbau der komplett neuen Bühnentechnik nahm jedoch weit mehr Zeit für die Soundtechniker Norman und Wurzel in Anspruch als erhofft und je später der Abend, desto mehr Flüche waren aus dieser Ecke zu vernehmen. Mehr als nur provisorisch stand aber irgendwann alles und die ersten Gäste hatten sich bei freiem Eintritt bereits eingefunden, als beide Bands ihre Soundchecks durchführten. Der Bass wurde noch nicht abgenommen, drang aber trotzdem genügend durch, die Gesangsjustierung bereitete anscheinend noch etwas Probleme und wir hatten trotz neuer Technik wieder mit dem enervierenden Rückkopplungs-Fiep-Terror zu kämpfen, der auf wundersame Weise mit Christians Gitarre zusammenhängt. Chilli-con- und -sin-Carne-gestärkt bliesen wir dann zu vorgerückter Stunde vor ca. halbvoller Kulisse zum Brawl und feuerten unser komplettes Set ab. Wir hatten Laune, alles schien gut zu laufen und ich ließ es mir nicht nehmen, den Gig zwischendurch dem Anfang des Jahres leider verstorbenen Szene-Unikat „Feindhammer“ Karsten zu widmen, dessen Geburtstag der 11. September ist, was mich dann doch hin und wieder nachdenklich stimmte. Ansonsten herrschte aber ausgelassene Stimmung, Menschenzoo-Namensgeber und Disillusioned Motherfucker Kai beschränkte seine Grabsch- und Brustwarzen-Kneif-Attacken dankenswerter auf ein Minimum und da es keine Monitore gibt, höre ich auf dieser Bühne in erster Linie den Bühnensound und die P.A., deren Boxen sich links und rechts von mir befinden. Das klang für meine Ohren eigentlich alles ganz gut; umso überraschter war ich, als man uns hinterher eröffnete, dass a) das Fiepen derart stark gewesen sei, dass es sogar während des Gitarrenspiels störend wahrgenommen wurde und b) der Sound allgemein nicht der Hit gewesen, besonders mein Gesang zu leise gewesen sei. Zumindest in Bezug auf den Gesang bestätigte sich das leider auch bei ANTI-CLOCKWISE, während deren Gigs Freds Stimme nicht so recht die Soundwand durchstoßen konnte. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch, eine gute Handvoll „Zoobewohner“ ließ sich anfüttern und gab sich einem zünftigen Pogo hin. ANTI-CLOCKWISE klangen diesmal noch härter als auf dem Gaußfest für meine Ohren, statt nach hartem Streetpunk fast nach reinrassigem HC-Punk. Ein ordentliches Brett, nach dem es sich von selbst verstand, dass sie noch mal für die eine oder andere Zugabe ranmussten. Als Rausschmeißer kredenzte man das ADICTS-Cover „Viva la Revolution“, wofür eines der Mikros ins Publikum gereicht wurde und sich Teile des Mobs schließlich revolutionär auf dem Fußboden wälzten. Trotz semiguten Sounds richtig geile Scheiße, so dass niemand das Gefühl haben musste, von Affen mit Kot beworfen zu werden. Was unser Fiepen betrifft, wurden übrigens neue Hypothesen aufgestellt: Aufgrund einer besonderen Eigenart von Christians Gitarre würde diese mit den speziellen Lampen an dieser speziellen Bühne reagieren. Das klingt so abenteuerlich, dass ich meine Theorie von Voodoo und schwarzer Magie für wesentlich wahrscheinlicher halte, lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Wir werden das prüfen! Im Anschluss feuerte DJ Wasted Noise sein Hitfeuerwerk ab, wozu die Gäste die Kneipe halbleer soffen: Tatsächlich war das Holsten irgendwann alle. Ich als Astra-Trinker wasche meine Hände in Unschuld. Ein gelungener Einstand und hoffentlich nur der Startschuss für viele weitere grenzgeniale Partys im Menschenzoo mit artgerechter Trinkerhaltung!

Danke an Katharina und DJ Wasted Noise für die Schnappschüsse! Schade, dass von ANTI-CLOCKWISE keine dabei sind, aber die hätte ich auch ruhig mal selbst machen können…