Solikonzert für G20-Gipfel-kritische Aktivitäten – da mutet es fast schon ironisch an, wenn sich der Beginn verzögert, weil ABSTURTZ mit der Bassbox im Anti-G20-Demo-bedingten Stau stehen. Also erst mal draußen platznehmen, paar Getränke schlürfen und sich von grausamer Musik der anliegenden „Dom“-Kirmes beschallen lassen. Gegen 21:30 Uhr konnte dann das Leipziger Trio von ZERO TASTE seine Geschmacklosigkeit unter Beweis stellen, das sich melodischem deutschsprachigem Punkrock verschrieben hat, der mich mit seiner hohen Stimme bisweilen an die FUCKIN‘ FACES oder, gerade auch hinsichtlich der gern mal augenzwinkernden Texte, die LOKALMATADORE erinnerte. Zu Songs über Tattoos, gesichtslose Menschen sowie kleinere und größere Katastrophen gesellte sich ein eingedeutschtes CCR-Cover (dessen Original ich nicht erkannt habe), manch Melodie entwickelte tatsächlich Ohrwurmcharakter und beim recht klaren Sound ließen sich die Refrains auch textlich gut heraushören. Die Band kokettierte mit ihrem sächsischen Akzent und lockerte den anfänglich noch etwas steifen Haufen mit viel Humor und ‘ner Buddel Pfeffi auf, die DMF-Kai in Kurzenbechern ausschenken durfte, welche wiederum im Zuge eines seiner gefürchteten Konzert-Stör-Moves schließlich über der Band ausgeschüttet wurden – in geleertem Zustand, versteht sich. Zugabe-Gejohle vom Band (!) läutete zwei letzte Songs ein, einer davon „Wir wehren uns“ der FUCKIN‘ FACES. Äußerst sympathischer Gig mit viel Spaß inne Backen im Zuge der Völkerverständigung.
- Zero
- Taste
Es folgten schon wieder PROJEKT PULVERTOASTMANN, die sowieso immer gut sind, diesmal aufgrund der angeschossenen Kniescheibe ihres Drummers jedoch mit widrigen Umständen zu kämpfen hatten. Drummer – die Achillesferse jeder Band. Der PULVERTOAST-Schlagwerker jedoch ist offenbar aus echtem Schrot und Korn und trommelte einfach mal einfüßig, verzichtete also auf die Double-Bass-Parts. Das verstand er so gut zu kaschieren, dass ich kaum einen Unterschied vernahm. Shouter Snorre wütete sich diesmal nicht durchs Publikum, das für einige Action vor der Bühne sorgte, jedoch auch für einigen Glasbruch. Evtl. sollte man die Taktik, mit Bierbuddeln in den Flossen dem Pogo zu frönen, doch noch mal überdenken? Andererseits lässt sich dadurch so herrlich mit Bier herumspritzen, ich verstehe das gut. Geiler Gig mit der üblichen Zugabe „Anders“, gelöste Stimmung und Bewegungseifer auch beim Verfasser dieser Zeilen. So’n PULVERTOAST passt eben immer in‘ hohlen Zahn.
- Projekt
- Pulvertoastmann
Nachdem der verschossen war, betrat das Quintett DEVIL’S DAY OFF die Bühne. DEVIL’S what? Nie von gehört, obwohl aus Hamburg. Irgendwo zwischen Punk’n’Roll und Schweinerock zog man angelsächsisch vom Leder, was sich in meinen Ohren oftmals recht schnell abnutzt, hier aber durch den einen oder anderen wohldosierten Hit aufgewertet wurde, durchaus Laune machte und manch Anwesendem ins Bein ging. IGGY & THE STOOGES wurden gegen Ende gecovert und die die Poser-Ecke komplett aussparende Live-Attitüde wusste ebenfalls zu gefallen.
- Devil’s
- Day Off
Bereits 1:00 Uhr dürfte es gewesen sein, als die (passend zum ausgeschenkten Pils) Dithmarscher Dorfpunks ABSTURTZ zeigten, wie viel Energie man auch zu dieser Zeit noch transportieren kann. Die einst als Kidpunk-Projekt gestartete Band um die Brüder Heiner und Hannes riss ihren hyperaktiven, vollkehligen D-Punk-Stiefel inkl. metallischen Gitarren-Leads und Mitgröl-Refrains herrlich aufgekratzt herunter, wobei ich Heiner immer wieder Respekt zollen muss, wie er seiner Klampfe einen derart vollen Sound entlockt, durchs Publikum springt und die Texte rausrotzt, als wär’s das Selbstverständlichste auffe Welt. Der Kerl erledigt quasi drei Jobs gleichzeitig und live sind ABSTURTZ mit ihrer authentischen Spielfreude sowieso immer ‘ne verlässliche Bank. Geile Sause ohne Ausfälle, anscheinend rund 120 zahlende Gäste und somit wohl für alle ein lohnenswerter Abend – am meisten Spaß allerdings dürfte der graumelierte Herr gehabt haben, der jeweils in der ersten Reihe seinem modernen Ausdruckstanz unbeirrt nachging und den Bands die Show zu stehlen drohte.
- Absturtz
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