Nachdem ich während der Pandemie die Plauener ‘90er-Jahre-Oi!-Punk-Veteranen LOIKAEMIE auf einem Reunion-Open-Air gesehen hatte (bereits damals zusammen mit den HARBOUR REBELS), war mir klar, dass die’s noch draufhaueben. Hinsichtlich eines neuen Albums war ich aber eher skeptisch, da ich mit der selbstbetitelten Platte aus dem Jahre 2007 nicht mehr allzu viel hatte anfangen können. Umso positiver überrascht war ich vom neuen Langdreher „Menschen“, der jetzt betourt wird. Das für Samstag, den 9. März anberaumte Konzert im Monkeys war ratzfatz ausverkauft, und ich war etwas perplex, als ich realisierte, dass es dem Zusatzgig, der auf den Freitag gelegt wurde, ähnlich erging. Per Kommentarspalte auf Facebook gelang es mir am Freitagabend aber glücklicherweise noch, kurzfristig eines der schicken Hardtickets zum Normalpreis zu ergattern.

Als einer von 350 zahlenden Gästen stellte ich mich brav an eine Einlassschlange, die man in diesem Ausmaß nun auch nicht alle Tage am Monkeys zu sehen bekommt. Als ich endlich meinen Stempel hatte, blieb aber noch Zeit für ein erstes Bierchen am Außentresen, den man für dieses Wochenende aufgebaut hatte und an dem man bereits mit subkultureller Musik beschallt wurde. Der lokale Opener HARBOUR REBELS hatte freundlicherweise gewartet, bis auch wirklich alle drin waren, um anschließend in Quartettgröße abzuliefern. Es war das erste Mal, dass ich sie seit dem Wegfall des in Punkrockrente gegangenen zweiten Gitarristen Benny zu viert sah – und muss der Band zugestehen, das ziemlich gut kompensiert zu haben. Soundlöcher o.ä. waren jedenfalls Fehlanzeige. Überhaupt war der Sound angenehm klar, sodass man Sängerin Jules deutsch- und englischsprachige Texte sehr gut verstehen konnte. Wie gewohnt sang sie sich ebenso kraftvoll wie melodisch durch die hier und da mit Offbeats abgeschmeckten Oi!-Punk-Singalongs mit Ohrwurmcharakter, und meine Favoriten „Raus aus dem Dreck“, „Die Masken sind gefallen“ und natürlich „Trunkenbold“ waren alle dabei. Sogar ‘ne Orgel kam zwischendurch zum Einsatz. Die Bude war voll und die Band wurde gebührend gefeiert. Klasse!

Bei LOIKAEMIE ging’s dann von der ersten Sekunde an richtig rund. Ich glaube, „Wenn wir alle so wären“ von der neuen Platte war die erste Nummer. Nach vorn fliegende Menschen landeten immer wieder in Basser Pauls Mikroständer, der auf die Bühne krachte. Leadgitarrist Edgar riss schon während des ersten Songs eine Saite, aber improvisierend spielte er weiter, um die gerade so schön hochgekochte Stimmung nicht abflauen zu lassen. Die altbekannten Klassiker mischte man mit den vielen Hits der aktuellen Langrille, die tatsächlich beinahe durch die Bank weg genauso gut anzukommen schienen wie die ollen Kamellen – was für die Beliebtheit des Albums spricht. „Nicht die Falschen hassen“, „Meins und nicht deins“, „Lasst uns rein“ usw. sind verdammt gute, reife und zeitgemäße Songs, die dem aktuellen Oi!-Punk zu wiedergewonnener Relevanz verhelfen. Ein wenig obskurer wurd’s mit „Uns’re Szene“ von der Split-EP mit SMEGMA, und mit am geilsten kamen die Hits vom dritten Album „III“ wie „Alles was er will“, „Rock ’n‘ Roller Johnny“, „Wir sind geil, wir sind schön…“, „Good Night White Pride“ und natürlich „Uns’re Freunde“. Letzterer wurde gegen Ende gezockt, als ich dann doch mal im Pub-Bereich eine dampfen gehen musste. Richtig feierlich wurd’s natürlich bei „Trinkfestigkeit“. Die Band hatte Sternburg-Export-Luftmatratzen aufgeblasen und warf sie nun ins Publikum, wo sie zum Crowdsurfen verwendet wurden. Ich habe nicht auf die Uhr geguckt, aber LOIKAEMIE schienen mir ziemlich lange zu zocken – und hielten dabei durchgehend die Stimmung weit oben.

Nachdem der letzte Akkord verklungen war, wollte ich mir endlich das neue Album mitnehmen, geriet dabei aber an die härteste Merchsau überhaupt: 22,- EUR fürs normale Vinyl, wovon er sich auch nicht runterhandeln ließ, und noch nicht mal mein Bier durfte ich abstellen, während ich meine letzten Kreuzer zusammenkratzte. Puh… Ich weiß, dass alles teurer geworden ist, gerade auch ein Luxusgut wie ‘ne Schallplatte, aber es hilft nix: Der Vinylpreisdeckel muss her! Bei 20 Öcken muss Schluss sein! Ampelregierung, mach dich mal nützlich! Naja, ein, zwei Absacker gönnte ich mir anschließend doch noch und sabbelte Unfug mit Freunden, bevor’s nach Hause ging. War mal wieder ‘ne richtig fette Party – danke an alle, die sie ermöglicht und dazu beigetragen haben!