Die TERRORGRUPPE gibt’s wieder und lassen Erinnerungen an die ‘90er aufkommen, als sie zu Zeiten meines „Szene-Einstiegs“ mit wunderbar eingängigem und dabei textlich herrlich bissigem, sarkastischem Fun-Punk auf ihrem Zenit waren, ‘ne Menge Spaß machten und den Soundtrack zu manch Party lieferten. Später versuchten sie sich dann anscheinend mit kommerziellerem Gewand an der Erschließung des Mainstreams, was glaube ich in die Hose ging, jedenfalls verfolgte ich den Werdegang der Band nicht mehr weiter. Im „Übel & gefährlich“, das im Turmgebäude an der Feldstraße seit einigen Jahren verschiedenste Veranstaltungen auf mehreren Etagen bietet, war ich vorher noch nie, denn aufgrund der Größenverhältnisse sind es eher größere Dinger, die da stattfinden. Nur für die TERRORGRUPPE wäre ich auch diesmal nicht hin, aber da ein Kumpel Gästelistenplätze zugespielt bekommen hatte, gab’s nicht viel zu überlegen. In der Annahme, dass TERRORGRUPPE Headliner wären, machten wir uns zu viert, im Hinterkopf einen Opener, von dem wir noch nie gehört hatten, habend, sehr gemächlich auf den Weg, um vor Ort beim Vorglüh-Bierchen vom Blechbläser RANTANPLANs zu erfahren, dass die Berliner gerade begonnen hätten. An der Kasse dann festgestellt, dass die Bude ausverkauft war, so dass derjenige von uns, der zahlen wollte, kurzerhand den GL-Platz von demjenigen bekam, den das alles am wenigsten interessierte und der mit seiner Flamme direkt gen Lobusch weiterzog. Also zu zweit hinein, mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock (!) und durchgedrängelt. Die TERRORGRUPPE war gut in Form, spielte einige alte Hits wie „Mein Skatebord ist wichtiger als Deutschland“, „Namen vergessen“, „Sozialer Misserfolg“ etc. und wurde gebührend gefeiert. Von mir aus hätte das Ganze gern auf sagen wir mal drei Stunden ausgedehnt werden dürfen, denn gute Songs hätte man genug gehabt. Aufgrund des für mich unverständlichen Vorgruppen-Status war die Spielzeit aber natürlich begrenzt und so verabschiedete man sich mit einem Schuss aus der Konfetti-Kanone (ist das noch Punk?) und wenigen Zugaben. Das nächste Mal bitte im Hafenklang, von mir aus zwei Tage hintereinander. Danke! Nun also RANTANPLAN, die sich mittels Hamburger Arroganz auf den Headliner-Posten gemogelt hatten und auf die ich eigentlich gar keinen Bock hatte. Die ersten beiden Alben damals waren erste Sahne, genialer, eigenständiger Ska-Punk mit geilen Texten. Dann aber verließ Markus Wiebusch leider die Band und so fehlte fortan die charismatische Stimme. Das nächste Album hatte ich mir nach einem für mich enttäuschenden Konzert im Schlachthof erst gar nicht mehr angehört, das ging anscheinend alles verstärkt in Richtung Teenie-Ska-Punk und wurde für mich uninteressant. Vor ‘nem Jahr oder so hatte ich dann mal ‘n Interview mit dem Kopf der Band im Plastic Bomb gelesen, das auch nicht unbedingt dazu beitrug, dass mir die Band sympathischer wurde. Nun waren wir aber schon mal da und beschlossen, der Band ‘ne Chance zu geben – doch direkt beim ersten Song war meine Schmerzgrenze erreicht. Austauschbarer, auf Fröhlichkeit getrimmter, deutscher Ska-Punk für ein junges Hipster-Publikum, dargeboten von (vom bereits erwähnten Bläser mal abgesehen) Menschen mit seltsamen Scheitelfrisuren und ausdrucksloser Stimme. Selbst ein alter Kracher à la „Zombie-Che“ klang plötzlich mistig, wie durch den Weichspüler gedreht. Nee, wir suchten das Weite bzw. Unweite, denn die Lobusch, die ein HC-Konzert zu bieten hatte, war nicht weit. Der Fairness halber sei aber noch erwähnt, dass das Ü&G-Personal vom Kassenknecht über Tresenteam bis zum Garderobenmenschen sehr entspannt und hilfsbereit trotz voller Bude war und die Örtlichkeit allgemein einen wesentlich besseren Eindruck auf mich machte als zuvor befürchtet.