Kein Aprilscherz war’s, als man uns am 01.04. im Menschenzoo als Support für BARETTA LOVE auf die Bretter holte. Ich plaudere mal ein bisschen aus’m Nähkästchen unseres Bandbetriebs: Wenn man an so’nem Freitag erst noch arbeiten muss, sich diverser Feierabendverkehr mal wieder nach allen Regeln der Kunst staut und sich anschließend die Parkplatzsuche gefühlt stundenlang hinzieht, schafft man’s nun nicht unbedingt überpünktlich zum Veranstaltungsort. Irgendwann war man dann aber doch komplett und als das Equipment stand und wir mit dem Soundcheck dran waren, trat wieder das mysteriöse Phänomen der extrafiesen Pfeiftöne auf, die uns bereits bei unserem Gig zur Menschenzoo-Eröffnung das Leben schwer gemacht hatten. Aus irgendeinem Grund tritt es nur dort auf und scheint irgendwie mit Christians Gitarren-Tonabnehmern zusammenzuhängen. Diesmal allerdings waren wir darauf gefasst und mit viel Rumprobieren gelang es Ole und Christian irgendwie, des Problems Herr zu werden – wenn auch quasi erst nach dem eigentlichen Soundcheck, denn irgendwann war schlicht keine Zeit mehr. Wir hatten die Woche entgegen unserer Gewohnheiten gleich 2x geprobt und mit meiner anderen Krachcombo fand nach längerer Zeit auch endlich mal wieder ‘ne zünftige Probe statt, auf der ich mir nur einen Tag vorher die Kehle aus dem Leib gebrüllt hatte – so dass ich reichlich heiser war und mit Fenchelhonig gegen an kämpfte. Als hilfreich erwies sich auch der mordsgesunde frische Eintopf, mit dem die Zoo-Wärterinnen uns freundlicherweise fütterten. Nachdem unser Gig in der erfreulich gut gefüllten Spelunke begonnen hatte, wird Tontechniker Norman hier und da noch mal nachgeregelt haben, so dass der Sound weitestgehend gepasst haben sollte, wenngleich der eine oder andere sich im Anschluss meinen Gesang etwas lauter gewünscht hätte. Anstatt mich zu den anderen auf die kleine Bühne zu drängeln, sprang ich diesmal vor selbiger herum, was den Vorteil mit sich brachte, dass ich die P.A.-Boxen ein Stück weit als Monitorersatz nutzen konnte. Der Gig machte dann auch Laune, die Songs flutschten und ließen Oles lässige Soli ebenso wenig vermissen wie ’ne ordentliche Portion Rotz, was durch die nicht immer ganz harmonischen Backgrounds verstärkt wurde, haha. Die Resonanz des teilweise vollkommen neuen Publikums war gut und der eine oder andere Bandkollege hatte so viel Sabbelwasser getrunken, dass er die Gäste des Öfteren an seinem Humor teilhaben ließ. Ein überwiegend pannenfreier Gig trotz reichlichen Pfeffi-Konsums, wenngleich Stulle im Nachhinein darum bat, die Flasche nicht mehr so sehr in seine Nähe zu stellen – zumindest nicht während eines Auftritts.

BARETTA LOVE aus Berlin (aber anscheinend ursprünglich aus Magdeburg stammend…?) befanden sich gerade auf Tour und hatten schon einige Male in diesem Laden gezockt, schon zu Skorbut- und Kraken-Zeiten. Ihr Menschenzoo-Debüt war auch gleichzeitig das Live-Debüt für mich und das konnte sich hören lassen! Das Trio spielt hochmelodiösen Stoff, mal poppig, mal mit melancholischerer Note, aber immer verdammt eingängig und gern auch mal den Punk-Bereich schrittweise in Richtung Alternative/Indie-Rock verlassend. Hin und wieder erinnerten sie mich an THE GASLIGHT ANTHEM oder auch andere gern mal weniger auf Druck und fette Gitarren als mehr auf Hooks und das Unprätentiöse setzende Bands, die relativ entspannt um die Ecke biegen und einen bunten Melodienreigen mit nur halbverzerrter Klampfe vor dem Hörer ausbreiten. Dennoch gibt die Band live alles, schwitzt sich den Arsch ab und geht voll in ihrer Musik auf, die trotzdem oder gerade deswegen kräftig kickt. Weniger spannend fand’ ich das TOTE-HOSEN-Cover „1000 gute Gründe“, womit BARETTA LOVE jedoch den Überraschungseffekt auf ihrer Seite hatten. Alles in allem ein geiler Gig, der ohne aufgesetzte Attitüde o.ä. auskam und „schlicht“ durch seine ausgefeilten Songs überzeugte. Im Übrigen waren das auch sympathische, völlig unkomplizierte Jungs, so dass eigentlich alle Voraussetzungen gegeben sind, dass man zukünftig hoffentlich noch einiges von ihnen hören wird. Wer sie trotz ihrer Spielfreudigkeit und der allgemein guten Plattenkritiken noch nicht kennt, aber neugierig geworden ist, sollte sie mal hier anchecken.

Danke an BARETTA LOVE, den Menschenzoo und natürlich das Publikum für den geilen Abend sowie an Jana für die BOLANOW-BRAWL-Fotos!

Hier noch ein kleiner Livemitschnitt (danke an den Dubliner!):