Nachdem Eddie, Sänger unserer etwas verhaltensauffälligen Freunde THE NILZ, uns im letzten Herbst drei Auftrittsmöglichkeiten in Irland klargemacht hatte, versuchten wir uns zu revanchieren und eine gemeinsame Mini-Tour anzuberaumen. Das Finale im Molotow im Rahmen der Punk-Rock-Cocktail-Reihe stand recht bald, unser Abstecher nach Potsdam allerdings wurde gestrichen, da man im Archiv nur eine Woche zuvor eine fette Jubiläumsparty feierte und dort schnell einsah, einen längeren Regenerationszeitraum zu benötigen. Kein Ding, denn das teilte man uns früh genug mit und sei ihnen auch gegönnt. Für den Freitag wurden wir im VeB Lübeck fündig, der Donnerstag – Vaddertach! – gestaltete sich etwas schwieriger. Schließlich sparten wir lange Wege, indem wir in der Harburger Sauerkrautfabrik unterkamen, in Hamburgs Süden also, wo wir letztes Jahr bereits zusammen mit VIOLENT INSTINCT auf die Kacke hauen konnten. Nach vielem Hin-und-her-Geschreibe stand die ganze dreitägige Chose und nach noch mehr Geschreibe wussten wir dann auch in etwa, was wir jeweils wohin und wann mitbringen würden müssen, konkret: Wir wussten, dass wir einen Transporter mieten müssen. Dankenswerterweise erklärte sich die gute Sandy bereit, das Ding zu fahren.
Am Donnerstag holten Christian (der die irischen Gäste bei sich aufnahm und extra zwei Paletten Tuborg-Ein-Liter-Dosen besorgt hatte) und Keith THE NILZ vom Hauptbahnhof ab und führten sie zum Probebunker, wo ich mit Ole und Raoul wartete. Zusammen verstauten wir den ganzen Krempel und fuhren zur Sauerkrautfabrik, wo wir alles aufbauten, uns mit dem Soundmenschen (und er sich mit uns und unserem Equipment) vertraut machten, feste und flüssige Nahrung aufnahmen, ¾ der NILZ noch ein Nickerchen einlegten und wir irgendwann die ersten Gäste begrüßten. Unsere Hoffnung, dass aufgrund des Feiertags viele den Freitag freigenommen haben und feierwütig sowie angetrunken die SKF heimsuchen würden, erfüllte sich leider nicht – es blieb eine eher intime Runde. Die kleine, unscheinbare Bühne bescherte uns wieder einen Spitzensound, der Gig flutschte gut durch und machte Spaß. Meine nervöse Marotte, ständig das eigentlich fest genug sitzende Mikrokabel auf seinen Halt hin zu überprüfen, hatte ich mir glücklicherweise am nächsten Tag schon wieder abgewöhnt. Für die Zugabe „Fame“ verließ ich die Bühne, Platz war ja genug. Und als wir durch waren, griff ich wieder zum alkoholhaltigen Kaltgetränk und freute mich diebisch auf THE NILZ…
Gegenüber den beiden Gigs, die wir letztes Jahr gemeinsam in Irland absolviert hatten, hatte sich einiges geändert, angefangen mit der Besetzung: Chris spielt nun Bass statt Klampfe, GimpBoi wanderte dafür von den Drums an die Gitarre und Backdoor Gary ist als neuer Drummer dabei. Nach wie vor spielt man seinen typischen überdrehten Sound zwischen ’77 und HC-Punk und hat ein paar Gimmicks wie das Kerzenwachs, mit dem Eddie sich übergießt, die Masken und den Umschnalldildo am Start, dreht aber darüber hinaus nun noch weit mehr durch. GimpBoi hält es nicht lange auf der Bühne, Funktechnik sei dank kann er kabellos nicht nur durch den ganzen Saal tänzeln, sondern auch auf den Tresen klettern, sich hinter denselben begeben oder sogar raus auf die Straße rennen, um dort als maskierter Gitarrenspieler für Irritation zu sorgen. Seine an malträtierte Kreaturen gemahnenden psychopathischen Schreie, die er regelmäßig ausstößt, tragen nicht unbedingt zur breiten gesellschaftlichen Akzeptanz bei, passen zur NILZ-Show aber wie die Pyros zwischen Eddies Arschbacken, die der Sänger gegen Ende von Chris entflammen lässt – nachdem er sich zuvor vom Gimp hat reiten lassen und sich auf dem Fußboden wälzte. Mit solchem und artverwandtem Schabernack schlagen THE NILZ (die übrigens eine neue Split-LP mit EXISTENZ herausgebracht haben) noch stärker als zuvor in die S/M-Fetischkerbe, was Teile der SKF-Belegschaft etwas nervös werden ließ, jedoch niemanden ernsthaft zu triggern schien, sondern im Gegenteil für viel Amüsement sorgte. Grandiose Show, die mit der Zugabe „Good Head“ (TURBONEGRO-Cover) endete und die ich in diesem Ausmaß nicht erwartet hatte! Danke ans SKF-Team und den konspirativen Haufen, der diesem Warm-Up beiwohnte! Geld nahmen wir an diesem Abend keines an.
Hatte ich mich bisher in Sachen Alkohol sehr zurückgehalten, änderte sich dies am zweiten Tag. Nachmittags trafen wir uns mit den NILZ zu einem ersten Umtrunk im Chaplin’s in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs, von wo aus wir mit reichlich flüssiger Wegzehrung beladen gen Lübeck aufbrachen. Zumindest teilweise, denn Ole kam aus Kiel direkt nach Lübeck und Sandy und Raoul fuhren den Transporter mit dem ganzen Gelöt darin. Diesmal war eine dritte Band im Bunde, die Neo-Crusties OPAQUE aus Hamburg. Mit ihnen hatten wir uns geeinigt, dass wir alles an Equipment stellen und sie sich am Transporter mit ‘nem kleinen Schein beteiligen, was bestens geklappt hat. Ich war bisher weder im VeB noch im Treibsand, dem größeren Laden, der sich auf demselben „Walli“ getauften Gelände befindet, gewesen und sehr positiv überrascht von diesem in Bahnhofs- und Flussnähe gelegenen, idyllischen D.I.Y./Alternativ-Projekt, das offenbar mit viel Herzblut betrieben wird. Schriftsteller Sven Kiesche war unser Mann vor Ort. Der Gute führte die begeisterten THE NILZ übers ganze Gelände und offerierte schließlich ein veganes Curry mit Reis, das qualitativ und geschmacklich über so manch andere Bandverpflegung hinausging. Der Kühlschrank hielt zudem ein reichhaltiges Bierangebot bereit, sogar inkl. Sternburg Export! Wie geil ist das denn?! Die kleine Bühne allerdings war recht dunkel, sodass man hier und da beim Aufbau zur Taschenlampe greifen musste. Als ich als Bannerbeauftragter meiner Band mich ums Aufhängen des Fetzens kümmerte, bemerkte ich meine Verwirrung, die mir den Rest des Abends manch Streich spielen sollte. Ich verlegte sofort die Packung Kabelbinder, die Flo mir freundlicherweise geliehen hatte, und fand sie auch nicht wieder, sodass ich zum Gaffa greifen musste. Das ist nun schon die zweite Packung, die ich auf dem Gewissen habe…
OPAQUE hatten Bock, als zweite Band zu spielen, also machten wir den Anfang. Auf der engen, mittig durch einen Pfeiler getrennten Bühne versuchte ich, meine Bandmitglieder aus Platzgründen ein bisschen wegzudrängeln, wusste trotzdem nicht so recht, wo ich mich hinstellen sollte, verhaspelte die erste Ansage und stolperte irgendwann von der Bühne. Scheiß drauf, dachte ich mir, erinnerte mich an eine ähnliche Situation in Galway letztes Jahr und beschloss, einfach unten zu bleiben. Den dadurch neu gewonnenen Bewegungsradius nutzte ich voll aus und war nun ganz in meinem Element. Auf die Bühne kehrte ich hin und wieder zurück, um einen Blick auf die einzige Setlist zu werfen, die wir uns zu fünft teilen mussten – weil ich es in meiner Verwirrung versäumt hatte, die eigens angefertigten Kopien zu verteilen. „On The Run“ widmete ich der anwesenden VIP Leiti, indem ich log, der Song sei über ihn. Die Show ließ mein Adrenalin hochkochen, der Sound war 1A, das Publikum vorhanden, interessiert und begeisterungsfähig. Anschließend musste ich aber erst mal raus und abtropfen, denn drinnen wie draußen war’s mehr als nur warm und entsprechend schweißtreibend die ganze Angelegenheit. Sven drohte an, uns erneut einzuladen. Nur zu!
OPAQUE hatten dann einen schwereren Stand, denn ihr düsteres, runtergestimmtes, getragenes Neo-Crust-Geschrote passte stilistisch nur bedingt zu THE NILZ und uns. Auf der Bühne lag ein arschvoll Effektgeräte, der Shouter tigerte vor der Bühne auf und ab und brüllte guttural alle Anwesenden zusammen. Das hatte viel Atmosphäre und war technisch einwandfrei, verbreitete Schwermut und dystopische Aggression. Nach ungefähr der Hälfte verschlug es mich wieder vor die Tür, denn ich hatte immer noch nicht zu schwitzen aufgehört und wurde außerdem beim Popmusik-Quiz meiner Bandkollegen benötigt. Als OPAQUE die Waffen niedergelegt hatten, zogen sich THE NILZ ihre Masken über und bliesen zum Angriff.
Einige Showelemente haben ihren festen Platz im NILZ-Set und wiederholten sich dementsprechend, in mancherlei Hinsicht ist man aber durchaus variabel, was den Spannungs- und Unterhaltungseffekt erhöht. Den Plastikpimmel ließ man diesmal weg, GimpBoi war wieder überall zu finden und größter Aktivposten des Abends (z.B. wenn er nach draußen rannte und klampfend mit einer Gruppe ignoranter Punks pogte). Beim Reitspielchen verließ anscheinend eine Person entnervt den Saal, während die anderen sich entweder begeistert bewegten oder in Erstaunen erstarrten. Die Arschrakete zündete, vor allem aber bohrte sich der Sound herrlich spitz in die Ohren und verleitete mich zum Alkoholmissbrauch – und dazu, „Good Head“ diesmal zusammen mit Eddie zu schmettern. Ein weiterer Gig, nach dem ich gegenüber den NILZ nicht viel mehr als „Insane gig! Insane show!“ herausbekam. Zudem machten wir diesmal alle bischn Kasse am Merchstand und bekamen dank Doordeal ein paar nette Scheinchen überreicht, die die Tourkosten etwas abfederten. Der wahrscheinlich beste Abend des langen Wochenendes! Wir packten unsere weit mehr als sieben Sachen zurück in den Transporter und traten den Rückzug an, wobei ich in meiner Verwirrtheit ziemlich desorientiert war und mich zum Bahnhof führen lassen musste, vergessen hatte, noch ein Bahnbier einzupacken und am Cola-Automaten versagte, indem ich mir versehentlich eine ekelhafte Cola Light zog wie ein magersüchtiges Möchtegernmodel. Pfui!
Den NILZ hatten wir angedroht, Samstag sei Sauftag. Irgendwie war das bereits der Freitag in Lübeck, denn ich verspürte einen leichten Kater, als ich zu Christian aufbrach, um seine Karre vollzuladen. Für den letzten, lokalen Gig hatten wir den Transporter abgegeben und setzten auf den eigenen, ähem, „Fuhrpark“. Bei der Kommunikation mit dem Molotow-Team im Vorfeld war unklar geblieben, ob wir eine Bassbox würden mitnehmen müssen, was leider unseren Stauraum gesprengt hätte. Ein klärender Anruf durch Keith allerdings führte zur guten Nachricht, dass dies nicht nötig sei. Geilo! Das Konzept der Punk-Rock-Cocktail-Reihe wurde diesmal geändert: Statt ein bis zwei Bands im muggeligen Karatekeller gegen Mitternacht auftreten zu lassen, hatte man kurzerhand die sich gerade auf ausgedehnter Tour befindenden Texaner OBN III’S hinzugenommen und das Konzert ganz nach oben in die ungleich größere Skybar verlagert sowie den Beginn auf 21:00 Uhr vorgezogen – und den Eintrittspreis von 5,- auf 11,- EUR erhöht. „Punk Rock Cocktail Festival“ hieß das Ganze nun. Im Vorfeld hieß es, wir könnten das Schlagzeug des Headliners mitbenutzen. Doch nachdem wir backstage ein paar offenbar vom Tourleben gezeichnete, weil ziemlich zerschossen chillende Texaner begrüßt hatten, fanden wir eine komplett leere Bühne vor. Nach anfänglicher Verwirrung begleiteten wir Soundgenius (und Gitarrist der legendären EMILS) Olli in die Molotow-Katakomben, um das hauseigene Schlagzeug sowie eine Bassbox nach oben zu schleppen. Erstaunlicherweise wäre hier auch fast alles andere zu haben gewesen, wir hätten uns also gar nicht so den Arsch abschleppen zu brauchen. Zum dritten Mal auf unserer Mini-Tour war es nun an Raoul, ein komplettes Schlagzeug aufzubauen, was dieser in professioneller Gelassenheit tat. Wir anderen bauten den Rest auf und noch mal um, nachdem Olli ein paar gute Platzsparideen hatte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen; die Skybar-Bühne ist schon geil, wie eigentlich der ganze Raum. Von diesem erzählte Olli mehrmals, dass es sich ja um einen recht kleinen handele – dabei war er riesig, verglichen mit den beiden vorherigen Locations. Und je näher 21:00 Uhr rückte, desto größer wurde die Sorge, dass er für unser Unterfangen überdimensioniert ist und das Konzept des Abends nicht aufgeht. Vorher aber ging’s noch in den Park Fiction, Bier und Sonne tanken. Meine Verwirrtheit meldete sich kurzzeitig noch einmal, als ich dort Small-Town-Timo von einer spektakulären NILZ-Show erzählte – ohne zu bedenken, dass er dieser Freitag in der SKF ja selbst beigewohnt hatte… Das Band-Essen im Molotow soll übrigens vorzüglich gewesen sein, nach meinem opulenten Frühstücks-Veggiedöner in Altona bei „Ach der Deniz“ (Bester! Da mach’ ich gern mal Werbung. Esst mehr Veggie-Döner!) bekam ich allerdings nur noch Flüssignahrung herunter.
Der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. Irgendwie schien an diesem Abend der Wurm drin zu sein. Das Monkeys musste aufgrund mangelnden Publikumsinteresses das Konzert eines Seitenprojekts des GENERATORS-Sängers gar komplett absagen. Lag’s am zeitgleich stattfindenden Champions-League-Finale? Oder am endlich sommerlichen Wetter? Waren alle schon vom Freitag zu fertig? Mit meiner Befürchtung, dass die OBN III’S hier keine Sau kennt (zumindest waren sie sowohl den NILZ als auch uns vollkommen unbekannt), lag ich jedenfalls falsch, dazu später mehr. Natürlich begannen wir nicht pünktlich um 21 h, eher so gegen halb zehn, aber, hey: Es war Publikum erschienen! Das ließ die Skybar nun nicht unbedingt aus allen Nähten platzen und sah etwas versprengt aus, aber immerhin. Wir hatten mittlerweile alle ganz gut die Lampen an, irgendwann waren die Klampfen bischn out of tune, trotz längerer Stimmpause zwischendurch… Die Sonne hatte den ganzen Tag auf die Fensterfront der Skybar geknallt und die Ventilatoren auf der Bühne nützten mir nicht viel, weil ich mich auf ihr nicht lange aufhielt. Ich holte alles an Kondition raus, was noch ging, tanzte mit Kai Motherfucker in der ersten Reihe, der mich mit DISILLUSIONED-MOTHERFUCKERS-Aufklebern beklebte, die ich jedoch schnell wieder abschwitzte, und freute mich, dass meine Stimme anscheinend immer noch ganz passabel mitmachte. Wir hatten hier nichts zu verlieren und drückten das Pedal ordentlich durch. Direkt vor der Bühne war’s enorm rutschig geworden, nachdem Kai dort Bier vergossen hatte. Er stellte mir mal wieder eine Falle nach der anderen, jedoch erfolglos, denn ich war auf der Hut. Christian hatte wieder Spaß daran gefunden, absurde Gags und Blödsinn zwischen den Songs abzusondern, was mir zum Durchatmen ganz gelegen kam. Ole schwang seine Hüften wie dereinst Elvis the Pelvis und sprang zur Zugabe „Fame“ mit ins Publikum. Wir ernteten Applaus und Anerkennung. Am Ende forderte ich das Publikum auf, sich gefälligst auch THE NILZ anzuschauen und kündigte an, nach Konzertende alles kurz und klein zu saufen.
Gesagt, getan: Ohne Rücksicht auf Verluste hing ich nun am isotonischen Hopfengebräu, zunächst zwecks Wiederherstellung meiner verbrauchten Energie, dann um das Ende der dreitägigen Tour zu begießen. Zu THE NILZ waren noch ein paar Leute mehr erschienen, die Zeug(inn)en eines weiteren aufsehenerregenden Gigs wurden. Eddie ließ zwischendurch die Hosen runter und präsentierte seine Stoffvagina, die er als Schlüpfer trug, später begab er sich vor der Bühne auf alle Viere und ließ sich vom Publikum den nackten Oberkörper auspeitschen, wovon er bis in den Nackenbereich deutlich sichtbare Striemen davontrug. GimpBoi nutzte erwartungsgemäß den ganzen Saal als Bühne, kletterte auf die Barhocker vorm Tresen und folgte Kai sogar bis aufs Klo, der ihm dort erschrocken ans Bein pinkelte. THE NILZ sorgten für herrliches Chaos, für Tanz und Gejohle. Grandioses Finale, das aus Konditionsgründen diesmal allerdings ohne „Good Head“-Zugabe auskommen musste.
OBN III’S veröffentlichen seit 2010 Tonträger, haben vier Studio- und zwei Live-Alben sowie einen Sack voll Siebenzöller draußen und spielen garagigen Punkrock. Ihr müdes Herumgehänge täuschte, denn live trat die Band kräftig Arsch und drehte am Rad. Der Sänger stolzierte durchs Publikum, auch ihm war die Bühne viel zu klein. Und was soll ich sagen? Nun war die Bude fast voll. Die Fans der Band, die ich grob dem Komet-Klientel zuordnen würde, schienen nur auf sie gewartet und alles andere weitestgehend ignoriert zu haben. Ich schaute mir das Spektakel von hinten an, blieb ca. kurz nach der Hälfte aber beim Bierholen im Backstage kleben, wo ADHS-DJ Christian etliche Songs ca. 20 Sekunden lang anspielte und weitersoff. OBN III’S scheinen sich komplett auf ihren Auftritt fokussiert und vorher und nachher ihre Kräfte weitestmöglich geschont zu haben. Vielleicht steht man nur auf diese Weise längere Touren durch.
Den Abbau übernahmen wir zusammen mit den NILZ, stopften Christians Karre voll, die von der nüchternen Sandy sicher zu Keith gefahren wurde, wo wir unser Equipment ließen. Ich bedankte mich noch bei Olli für den amtlichen Sound und letztlich dann ja doch noch sehr geilen Abend und führte im Anschluss THE NILZ über den Kiez, wo wir gemeinsam die BOLANOW-BRAWL-Gage versoffen. Diese, so hatten wir im Vorfeld beschlossen, sollte nämlich komplett an die Iren gehen, die sie aber nicht annehmen wollten, also wurde alles in unsere Lieblingswährung Bier getauscht. An der gentrifizierungsbedrohten Kogge stieg eine Abschiedsparty, im Onkel Otto war leider das Staropramen alle, aber ansonsten alles beim Alten und ich quatschte alkoholisiert unsere Gäste mit ein bisschen subkultureller Hamburger Geschichte voll. Als wir den Irish Pub am Hans-Albers-Platz aufsuchten, bemerkten THE NILZ, dass nebenan im London Pub der Boxkampf einer ihrer irischen Heldinnen live übertragen wird. Also verlagerte sich unsere Gruppe kurzerhand eine Nation weiter. Ich bestellte Bier quer durch alle Sorten, wobei das Weizen irgendwie niemand anrühren wollte, sodass ich es mir reinprügelte. Anscheinend trank ich es noch tapfer aus, als der Rest schon in den Kometen weitergezogen war, zu dem ich nachkam, wo dann aber auch sehr schnell meine Erinnerung aussetzt. Als wir nach Hause kamen, war’s schon wieder hell…
Fazit: So anstrengend diese Mini-Tour zeitweise auch gewesen sein mag, sie war es wert! Natürlich hatten wir einen schweren Stand als zwei nicht allzu populäre Bands. THE NILZ sind fest in der irischen D.I.Y.-Szene verwurzelt, kennt hierzulande aber keine Sau, in meinem Irland-Bericht fürs Plastic Bomb dürften sie das erste Mal in einem deutschen Zine Erwähnung gefunden haben. Ich habe Eddie im Anschluss ein paar Fanzine-Adressen gegeben, an die er mal die Platten schicken soll. Evtl. würde sich auch ein Vertrieb für den deutschsprachigen Raum oder das europäische Festland anbieten. Wer mit so etwas Erfahrungen und daher einen Tipp hat, kann gern mal Bescheid läuten. Unsere drei Konzerte waren aber schon mal ein Anfang, auf den man aufbauen sollte. Sind auf jeden Fall klasse Leute, mit denen man was reißen kann – was wir zukünftig auch hoffentlich wieder machen werden. Bis dahin sollten wir uns aber endlich mal auf unsere Ärsche setzen und an unserem Debüt-Album arbeiten. Danke allen, die uns unterstützt haben, sowie Flo, Svenja & Co. für die Schnappschüsse unserer Gigs!
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