Der Alternative Jugend Parchim e.V. veranstaltete am 23.07. eine Party auf seinem Gelände und unsere Kumpels von PROJEKT PULVERTOASTMANN hatten eingetütet, dass wir dabei sind. Der Hinweg führte durch gruselige MeckPomm’sche Dörfer, die mit NPD-Plakaten regelrecht zugekleistert waren und viel von Parchim bekamen wir schließlich gar nicht erst zu sehen, da wir quasi direkt am Stadtrand auf ein ehemaliges LPG-Grundstück einbogen, das der Verein mit viel Liebe zum Detail für seine Zwecke hergerichtet hat. Ein großzügiges Scheunen-Areal beherbergt Konzert-/Partysaal, Kneipe, Backstage-Räume etc. und wir fanden überraschend professionelle Verhältnisse vor: Die Bühne mitsamt Technik war bereits komplett aufgebaut, wir brauchten nur noch unser Zeug anzuschließen. Der heiße Sommertag ließ uns die meiste Zeit draußen bei Sternburg Export (endlich mal wieder) verweilen, ab und zu trieb uns das kalte Büffet in den Backstage-Bereich. Irgendwann traf dann auch der Soundmann ein, ein alter Indianer im LED-ZEPPELIN-Shirt. Dieser wusste, was er da tat und geriet lediglich etwas aus der Ruhe, als direkt die Sicherung rausflog, nachdem wir gemeinsam einen Song angestimmt hatten. Sobald bischn was umgesteckt worden war, hielt der Stromkreis aber auch unserem Sound stand und wir konnten uns wieder dem gemütlichen Teil solcher Tage widmen. Die Kassendame malte Wunschmotive auf die Handrücken, war mit meinem kackenden Einhorn aber überfordert – immerhin bekam ich den Kothaufen. Allzu viel Gelegenheit, sich künstlerisch zu betätigen, hatte sie indes leider nicht, denn dort im Niemandsland boxte nun nicht gerade der Papst in Nietenkutte. Dafür hatten wir einen Bombensound, der selbst PULVERTOAST-Snorre die zweite Gitarre vergessen ließ, meine Stimme war wieder voll da und aktuelle Ereignisse der letzten Zeit wie Amokläufe, geplante Morde und auf Cops zielende Heckenschützen boten reichlich Stoff für Ansagen. Zeit für eine Live-Premiere: „Ghettoromantik“, unsere Liebeserklärung an den Plattenbau, ertönte als Zugabe erstmals in Parchim und lief noch nicht 100%ig rund, ansonsten haben wir uns glaube ich aber lediglich bei „Victim of Socialisation“ die Blöße gegeben, indem ich den letzten Refrain ignoriert habe… Doch weitaus mehr nervte mich, dass ich geschwitzt habe wie ein Schwein und mein Handtuch vergessen hatte.
PROJEKT PULVERTOASTMANN sorgten dann aber dafür, dass ich mich weder entspannt unters Sauerstoffzelt noch in die Eistonne legen konnte, denn ihr aufpeitschender, aggressiver HC-Punk weckte einmal mehr verborgene Kraftreserven und so konnte man sich noch mal so richtig austoben. Eine Abrissbirne nach der anderen schwang von der Bühne und nahm keinerlei Rücksicht auf Leib und Leben. Insbesondere Shouter Snorres Kondition ringt mir Respekt ab. „Knüppel aus’m Sack“, „Meute“, „ACAB“ und wie sie alle heißen sind bekannte Hits des Debüt-Albums „Kein Frieden“ und ein, zwei neue Stücke waren auch darunter. Sauber hingeknüppelt und rausgerotzt, da gibbet ma gar nix dran zu kritisieren! Backstage stieg dann noch ‘ne kleine Party zusammen mit Einheimischen sowie mitgereisten Leuten von START A RIOT und ASIMATRIX, bis wir uns auch über die letzte Kiste Sterni des Hauses hermachten. Entsprechend originell dann auch die Aufteilung der Pennplätze: Fahrer Eisenkarl beanspruchte gleich den kompletten Matratzenstapel für sich, Dr. Tentakel zwängte sich ins Auto, ich blieb der Einfachheit halber gleich auf einem der Sofas und Kai legte sich aufs Trampolin im Garten (!), wodurch man ihn am nächsten Morgen auf kreative Weise wecken konnte. Die Rückfahrt verlief flott und unspektakulär und der Navi lotste uns dankenswerterweise um einen Megastau herum. Ein Hoch auf die moderne Technik!
So’nen kleinen Gig im Fascho-versuchten Hinterland für Leute zu spielen, die dort bleiben, sich redlich wehren und sich den Arsch aufreißen, um echte Alternativen zu bieten und die Underground-Punkrock/HC-Fahne hochzuhalten, ist echt noch mal was anderes, als stets den eigenen Kiez zu bedienen und uns ein besonderes Anliegen und Vergnügen. Unsere Anerkennung gebührt dem Alternative Jugend Parchim e.V., dem wir weiterhin viel Durchhaltevermögen und ein dickes Fell wünschen! Danke für die Einladung und Grüße an alle, die dabei waren!
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